internalized homophobia | larry
„Nein! Das meine ich doch gar nicht, Liam, ich war einfach zu abgelenkt oder so." Ich seufzte, wechselte mein Handy in die andere Hand und griff nach einer Packung Windeln aus dem Regal vor mir. Mit gerunzelter Stirn las ich mir durch was hinten drauf stand.
„Das kann ich mir nicht vorstellen, Harry. Was soll dich denn von ihr ablenken, wenn sie fast nackt vor dir liegt? Ich meine, sie ist wirklich heiß. Jeder Typ wäre sofort..."
„Warte, Liam, eine Sekunde, ich muss die richtigen Windeln finden", unterbrach ich ihn, klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr und griff mit der anderen Hand nach einer lilafarbenen Verpackung. Welche hatte Mum nochmal gewollt?
„Ich meine ja nur", tönte es aus dem Handy. „Das muss dir nicht peinlich sein, kann ja jedem mal passieren, aber-"
„Liam! Ich hab dich nicht angerufen, damit wir das hier ausdiskutieren. Das wäre mir schon ein bisschen unangenehm. Schließlich muss nicht der ganze Drogeriemarkt darüber Bescheid wissen. Ich hab dich nur angerufen, damit du dich nicht aufregst, weil Niall alles von meinem Sexualleben weiß und du nicht. Wobei er das, nebenbei bemerkt, auch nur weiß, weil er ein kleiner kranker Stalker ist, der seine Nase nicht in seinen Angelegenheiten lassen kann. Aber glaub mir, gerade ist mein größtes Problem rauszufinden welche Windeln die richtigen sind. Um mein anderes Problem kümmern wir uns bitte später, okay?"
„Ja okay, sorry. Aber du kommst später noch vorbei, oder? Wie jeden Freitag? Dann können wir das mit Niall zusammen ausdiskutieren und dich auch ein bisschen...abzulenken."
„Ich weiß gar nicht ob ich überhaupt mein Sexleben mit euch ausdiskutieren möchte", gab ich zurück, legte eine Packung wieder ins Regal, griff nach einer orangefarbenen und seufzte. Wieso musste es auch so viele verschiedene Windeln geben? War der Zweck nicht immer der gleiche? Und warum waren die lilanen soviel teurer? Ich nahm mein Handy wieder in die Hand, weil es mir zwischen Ohr und Schulter zu gefährlich wurde, hielt es aber nicht an mein Ohr, sondern einfach kurz neben den Windeln in der Hand. Liam konnte auch eine Minute warten bis ich die Richtigen gefunden hatte.
„Kann man dir irgendwie helfen?", fragte da plötzlich eine amüsierte Stimme links von mir und ich fuhr herum.
Ich seufzte und musterte den Jungen vor mir. Er war etwas kleiner als ich, hatte wirklich auffallend blaue Augen und ein nettes Grinsen auf den Lippen, auch wenn er sich gerade wohl ein bisschen über mich lustig machte.
„Wenn du dich mit Windeln auskennst, ja. Louis, richtig?"
Das war keine ernstgemeinte Frage. Ich wusste, dass er Louis war.
Er war der Star der Theater AG. Er hatte fast jedes Jahr die Hauptrolle und ich musste zugeben, die Aufführung letztes Jahr hatte ich sogar gesehen und er war wirklich gut.
Er nickte. „Ja. Und du bist Harry, oder?"
Ich nickte auch. Dass er auch wusste wer ich war verwunderte mich ebenso wenig. Liam, Niall und ich...naja wie konnte man das sagen, ohne arrogant zu klingen? Wir waren die Clique, wenn man so will. Die Beliebten. Man kannte uns.
Liam war der Starquarterback, Niall für seine Partys berühmt, weil seine Eltern stinkreich, aber nie da waren und ich...naja...einerseits waren wir drei schon unser ganzes Leben lang beste Freunde gewesen, deshalb war ich dabei und andererseits...fanden wohl ziemlich viele Mädchen, dass ich gut aussah. Und manchmal, wenn ich selbstbewusste Tage hatte, dann sah ich das auch. Ich wurde also quasi als der „Ladiesman" der Gruppe gesehen (auch wenn das eigentlich ziemlich mi her Bullshit war).
„Tja, Harry, dann hast du wohl ziemlich Glück, dass ich sechs jüngere Geschwister habe."
Ich sah ihn überrascht an. „Sechs?"
Er nickte nur. „Was für Windeln brauchst du denn?"
Das war ein sehr komischer Satz. Kurz musste ich grinsen, zum Glück kannte ich den Kontext.
„Ähm. Ich weiß nicht genau. Meine Mum hat mich nur geschickt, um irgendwelche zu kaufen. Da müssten doch alle gehen, oder? Ich weiß es echt nicht, ich bin am Verzweifeln."
Louis grinste. „Wie alt ist das Kind denn?"
„Ähm. Sie ist so...sieben Monate, soweit ich weiß."
„Soweit du weißt? Kennt man nicht normalerweise das Alter von..." Er runzelte die Stirn. „Du hast aber keine Tochter, oder?"
Ich riss die Augen auf. „Himmel, nein! Ich bin nicht mal achtzehn!"
„Okay, gut. Aber kennt man nicht das Alter von...deiner Schwester, nehme ich an?"
„Ähm...sie...sie ist meine Cousine. Und äh...wohnt jetzt bei uns, weil...äh meine Tante und ihr Mann hatten..." Ich holte tief Luft. „Einen Autounfall. Und meine Mutter ist ihre Patin, deshalb hab ich jetzt sowas wie ne zweite Schwester."
„Oh Gott, Harry, das tut mir total Leid." Er sah ernsthaft bestürzt aus. „Sorry, dass ich gefragt habe."
Ich lächelte. „Hast du ja nicht wirklich, ich hab es dir von mir aus erzählt. Und ist schon gut. Ich äh...ich komm klar."
„Nein wirklich. Tut mir Leid. Mein Beileid." Er kam einen Schritt näher und legte mir seine Hand auf die Schulter. Sie strahlte Wärme aus. Ich lächelte nur.
Für ein paar Sekunden standen wir einfach so da, dann schienen wir beide zu realisieren, wo wir hier gerade waren und dass wir uns nicht kannten.
Er nahm die Hand von meiner Schulter und biss sich auf die Unterlippe.
„Ähm. Ja. Also...etwa ein halbes Jahr alt..." Er ging zwei Schritte nach links und streckte sich, um an die höheren Regalreihen zu kommen, sodass sein Shirt ein Stück hochrutschte und ein Stück seiner Haut preisgab. Und irgendwie...irgendwie fand ich das heiß.
Und das verwirrte mich.
Also zwang ich mich wegzusehen und stellte die Windeln, die ich noch in der Hand hatte wieder ins Regal.
„Ähm, Harry, ich komm nicht..." Etwas beschämt sah er zu mir und ich verstand.
„Klar, Moment." Amüsiert lächelnd stellte ich mich hinter ihn und streckte den Arm aus. So groß war das Regal jetzt echt nicht.
„Die weiße da." Bildete ich mir das ein, oder war seine Stimme ein bisschen leiser als vorher?
„Alles klar." Ich griff nach der unscheinbaren, weißen Packung Windeln, die er meinte und spürte seinen Rücken an meiner Brust. Für den Bruchteil einer Sekunde schloss ich die Augen. Dann nahm ich die Packung Windeln und entfernte mich wieder von Louis. Er nickte.
„Äh, ja die müssten gehen. Die sind nicht besonders teuer, aber genauso gut. Sind so Geruchsteile, die machen den Gestank erträglicher."
„Danke." Ich lächelte ihn an.
„Keine Ursache." Er lächelte zurück.
Und da fiel es mir auf.
Ich fand ihn attraktiv. Also...wirklich attraktiv. Viel attraktiver als die paar Mädchen mit denen ich was gehabt hatte.
Louis fand ich wirklich richtig...heiß. Und niedlich. Und irgendwie...irgendwie wollte ich mit ihm ins Kino gehen. Oder in einen Park. Und ihn kennenlernen.
So krass hatte ich das bei den Mädchen noch nie gehabt. Bei keinem von ihnen.
„Also...ich muss dann auch mal." Louis lächelte nochmal umwerfend. „Ähm...falls du irgendwie Hilfe brauchst mit deiner Cousine...oder so...also wie gesagt ich kenn mich damit ziemlich gut aus. Schreib mir einfach. Ich äh...ich folg dir auf Insta."
Er wirkte irgendwie aus dem Konzept gebracht. Nicht mehr so entspannt wie vorher. Das brachte mich zum Lächeln. Er wandte sich zum Gehen.
„Warte!", rief ich.
„Ja?" Er drehte sich fragend um.
„Du äh...du kannst mir auch einfach deine Nummer geben."
Kurz sah er mich an, dann lächelte er wieder vorsichtig. „Ja. Das geht auch."
Mein Blick fiel auf mein Handy und da fiel mir auf, dass ich Liam komplett vergessen hatte. Aber als ich es schnell anmachte sah ich, dass er aufgelegt hatte.
Darum konnte ich mich später kümmern.
„Hier." Ich reichte Louis mein Handy und er speicherte mit einem Lächeln seine Nummer ein.
„Louis?", rief in diesem Moment eine Stimme und er seufzte.
„Komme schon, Mum." Damit lächelte er mir ein letztes Mal zu, drehte sich um und verschwand.
Und ich stand da. Mit einer Packung Windeln in der einen Hand, mein Handy mit Louis' Kontakt in der anderen Hand und ziemlich großem Zweifel an meiner Sexualität in meinem Kopf.
_____
"Was war denn da los? Wieso hast du mich plötzlich ignoriert?" Liam runzelte die Stirn und ich seufzte nur und schob mich an ihm vorbei in sein Haus.
„Mir hat jemand geholfen die richtigen Windeln zu finden."
Liam grinste. „Wow. Dieser Satz aus deinem Mund klingt..." Er lachte. „Fast so als hättest du ein Kind."
„Oh, Gott sei Dank tu ich das nicht. Jedenfalls wollte ich sofort zurückrufen, aber du meintest ja ich soll es dir einfach erklären wenn ich da bin. Ist Niall eigentlich schon da?"
„Natürlich!", tönte es aus dem Wohnzimmer und ich grinste und begab mich zu meinem blonden Kumpel, der auf Liams Couch saß und dabei war Liams neue PlayStation einzurichten. Beziehungsweise vermutlich das zu verbessern, was Liam aus Versehen falsch eingestellt hatte.
„Gibt's was Neues, Nialler?" Ich ließ mich neben ihn sinken und er sah nur grinsend zu mir hoch.
„Abgesehen von deiner erektilen Dysfunktion, nichts."
Ich schlug ihm nur gegen den Hinterkopf. Natürlich namhafte er auch noch das Fachwort gegoogelt haben. Er lachte.
„Wollt ihr was trinken?", fragte Liam, der gerade das Wohnzimmer betrat und während ich den Kopf schüttelte, nickte Niall.
„Eine Cola, bitte."
„Kommt sofort, Eure Hoheit." Und damit war Liam wieder verschwunden. Ich sah Niall von der Seite aus an.
Er legte den Controller zur Seite, drehte sich zu mir und sah mich fragend an. Ich runzelte die Stirn.
„Ja, komm Harold, hau raus, ich sehe doch das da was ist, was dich beschäftigt."
Ich holte tief Luft und seufzte dann. „Du...äh...du stehst auf Mädchen, oder?"
Niall runzelte die Stirn und verzog amüsiert den Mund. Aber er schien zu sehen, dass es mir ernst war also nickte er bloß. „Ja. Warum?"
„Und...nur auf Mädchen?"
„Ja, Harry. Newsflash. Ich bin straight. Können meine drei Exfreundinnen dir auch gerne bestätigen."
Ich verzog das Gesicht. „Nein, danke."
„Warum fragst du?"
Ich schluckte. „Keine Ahnung, weil ich..."
„Zweifelst du an deiner Sexualität?"
„Ääh." Ein bisschen aus der Fassung gebracht schluckte ich. Ich liebte zwar Nialls direkte Art, aber gerade war ich leicht überfordert.
„Also ja." Er grinste.
„Vielleicht?"
Niall lächelte nur und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wenn du reden willst, ich bin da."
„Danke."
Er nickte nur und griff wieder nach dem Controller. „Und jetzt muss ich rausfinden wie man die hier wieder auf Englisch stellt, weil Liam, keine Ahnung wie er das geschafft hat, die Einstellungen auf Spanisch hat."
„Da, Idioma heißt Sprache", sagte ich und Niall schüttelte nur den Kopf. „Du und dein Talent für Sprachen."
Ich grinste nur.
Da kam Liam wieder rein und stellte die Cola vor Niall auf den Tisch. „So und jetzt reden wir über dein Sexleben, Harry."
Ich jaulte nur auf und vergrub mein Gesicht im Kissen neben mir.
Dann sah ich hoch und lächelte meine besten Freunde an. „Danke, dass ihr mich ablenkt. Ich will nicht auf diese Beerdigung."
Und Liam und Niall rückten nur gleichzeitig direkt neben mich und schlossen mich in ihre Arme.
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„Wer ist das?", fragte Liam mich und ich sah von meinem Handy und dem weirden Meme das Niall mir geschickt hatte auf und blickte zu ihm. „Wen meinst du?"
„Der da." Liam nickte zu einem Typen, der sich ein bisschen umsah und sich dann von unserem Kurs entfernt an die Wand lehnte und die Augen schloss. Er trug eine Lederjacke und schwarze Jeans, hatte Kopfhörer in den Ohren, sein Rucksack hing nur an einer Schulter und seine schwarzen Haare fielen ihm perfekt in die Stirn. Er sah aus wie ein Model aus einer Parfumwerbung.
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ein Neuer, schätze ich." Ein Neuer, der gut aussah. Wirklich gut.
Wow, ich war definitiv nicht so straight wie ich jahrelang gedacht hatte.
Und einerseits verwirrte es mich, aber...andererseits...ich fand es gar nicht so schlimm. Es war schließlich nichts Schlimmes nicht straight zu sein. Meine Mum hatte mein ganzes Leben schon bei Gemma und mir immer nur gefragt ob wir jemanden kennengelernt hatten und wie er oder sie denn hieße. Sie war nie von Heterosexualität ausgegangen, außerdem war eine meiner Tanten auch mit einer Frau verlobt. Es war einfach schon immer normal gewesen, deshalb...ich weiß auch nicht, es störte mich jetzt nicht wirklich, dass ich Jungs gar nicht mal so unansprechend fand.
„Hm", machte Liam nur, da kam unsere Lehrerin. Sie schloss den Raum auf, nickte dem Neuen zu, der ihr ein leichtes Lächeln schenkte und machte dann eine Handbewegung, der der ganze Kurs in den Raum folgte.
Liam und ich ließen uns auf unsere Plätze sinken und beobachteten wie alle anderen, wie der Junge neben dem Pult stehen blieb, sich die Kopfhörer aus den Ohren zog und mit seinem Handy in seinen Rucksack warf.
Er sprach ganz kurz mit der Lehrerin, dann wandte sie sich an den Kurs.
„So, Guten Morgen, meine Lieben, wie ihr bestimmt schon erraten habt, haben wir einen neuen Mitschüler in unserem Kurs. Möchtest du dich vorstellen?" Sie sah ihn fragend an. Er nickte kurz.
„Ähm", ergriff er dann das Wort. „Mein Name ist Zayn. Ich bin achtzehn und...wer mehr wissen will kann einfach nachfragen." Ein lässiges Lächeln, dann setzte er sich auf einen freien Platz in der ersten Reihe.
„Hm. Der wird Niall gefallen, er kann ihn bestimmt in Bierpong besiegen", wisperte ich Liam zu.
Der grinste. „Kann sein." Er warf noch einen Blick auf den Neuen, der gerade seine Jacke ausgezogen hatte und runzelte die Stirn. „Sind das Tattoos?"
Überrascht nickte ich. „Ich glaube schon. Mit achtzehn? Krass."
Liam nickte. Dann beschaffte unsere Lehrerin sich unsere Aufmerksamkeit.
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Verzweifelt lief ich mit Eva auf dem Arm durch unsere Wohnung und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Aber es half nicht. Sie schrie weiter.
Meine Schwester war heute wieder zurück nach London gefahren und meine Mutter arbeitete zum ersten Mal seit der Beerdigung vor zwei Wochen wieder. Sie hatte eine Spätschicht. Also war ich alleine mit meiner Cousine. Und heillos überfordert.
Ich strich ihr über den Rücken, wiegte sie hin und her und begann eine Melodie zu summen. Kurz verstummte sie, aber anscheinend nur, um Luft zu holen, denn das Geschrei ging von vorne los.
Ich atmete tief durch, griff in meine Hosentasche und fischte mein Handy heraus. Dann suchte ich seinen Kontakt und zögerte nicht lange. Ich rief ihn an und hielt das Handy an mein Ohr.
Nach nur zweimal Tuten ging er auch schon ran.
„Hallo?", ertönte Louis' helle Stimme und ich atmete auf.
„Hi, hier ist Harry, ich würde gerne dein Angebot mit der Hilfe annehmen, ich bin komplett überfordert."
Kurz war Louis still.
„Wo wohnst du?", fragte er dann. „Ich komme vorbei."
„Oh Gott sei Dank." Ich nannte ihm meine Adresse und er legte auf.
Und nur zehn Minuten später klingelte es dann an der Tür. Ich lief hin und öffnete und Louis kam mir mit einem breiten Lächeln entgegen.
„Hey."
„Hi. Danke, du rettest mir echt das Leben."
Er lächelte nur. „Übertreib mal nicht. Ich hab ja noch gar nichts gemacht."
„Allein, dass du hier bist reicht. Guck...sie schreit gar nicht mehr." Ich strich über Evas Hinterkopf.
Louis legte nur amüsiert den Kopf schief und musterte mich mit einem Lächeln.
Ich lächelte zurück. Dann trat ich zur Seite und machte eine einladenden Handbewegung.
Louis kam rein, schlüpfte aus seinen Vans und zog seine Sweatshirtjacke aus.
„Oh, äh, die kannst du da hinhängen." Ich deutete auf den Jackenhaken und hängte seine Jacke auf.
Ich lächelte ihn wieder nur an, denn er sah einfach umwerfend aus. Und er lächelte zurück. Einige Sekunden lang sahen wir uns wieder nur an, bis Eva in meinen Armen wieder anfing zu schreien und mich aus meiner Trance riss. Ich jammerte leise.
„Hilf mir. Ich kenne mich mit Kindern wirklich gar nicht aus."
Louis lächelte mich nur nett an und kam zu mir.
„Darf ich?"
Ich nickte und gab Eva vorsichtig an ihn ab. Er nahm sie gekonnt auf den Arm, stützte ihren Kopf und wiegte sie hin und her.
„Hallo, Kleine", sagte er und sofort hatte sich ein Lächeln auf sein Gesicht gelegt. „Was möchtest du?"
Er strich langsam über ihren Rücken und fing genauso wie ich vorher an leise zu summen. Aber bei ihm brachte es irgendwie mehr als bei mir, denn Eva wurde leise. Und zwar länger als nur eine Sekunde.
„Harry, wann hast du sie zum letzten Mal gefüttert?"
Ich seufzte. „So vor 'ner halben Stunde? Aber sie wollte nicht so viel."
Louis seufzte. „Ist sie inzwischen denn schon ans Fläschchen gewöhnt? Ich meine das ist ja immer schwer, aber wenn es erzwungen und von jetzt auf gleich ist ist es natürlich ein ganz anderes Level."
Ich schluckte und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau. Es ist alles in der Küche. Soll ich mal eine Flasche vorbereiten?"
Louis nickte, aber bevor ich in der Küche verschwinden konnte zog er noch kurz das Babytuch von meiner Schulter und wischte neben Evas Mund herum. Ich musste kurz dabei zusehen und lächeln.
Louis war wirklich süß.
Wie zur Hölle war mir vorher noch nicht aufgefallen, dass ich nicht straight war? Es war doch wirklich offensichtlich so wie ich Louis hinterher thirstete, obwohl ich ihn nicht mal wirklich kannte.
„Du äh...kannst dich gerne ins Wohnzimmer setzen wenn du willst", meinte ich und zeigte auf den Raum gegenüber der Küche, in die ich jetzt verschwand.
Einige Minuten später ging ich ins Wohnzimmer und blieb im Türrahmen stehen. Kurz musterte ich Louis, der mit einem seligen Lächeln auf dem Sofa saß und leise mit Eva sprach, die er auf seinem Schoß hatte.
„Und dann ist der kleine Prinz unter den Sternen eingeschlafen und hat von seiner großen Liebe geträumt. Und beim Schlafen sah er fast genauso süß aus wie du." Er tippte leicht gegen Evas Nase, die ein leises Glucksen von sich gab. Ich konnte nicht anders als breit zu lächeln.
„Das Fläschchen kühlt gerade ab", teilte ich Louis mit und er schreckte hoch.
„Oh. Sehr gut." Er lächelte. „Willst du sie wieder nehmen?"
Ich schüttelte den Kopf. „Gleich, vielleicht. Zum Füttern. Aber äh...gerade kann sie ruhig erstmal bei dir bleiben. Sie scheint zufrieden zu sein."
Louis grinste. „Den Effekt hab ich auf Babys, sei nicht neidisch."
„Keine Sorge, bin ich nicht. Ich will nur, dass Eva mich mag. Das reicht mir."
„Oh, also Eva heißt sie. Ich wollte gerade nachfragen." Er sah auf sie herab und kitzelte sie leicht am Bauch. Sie gluckste wieder. „Sie ist echt süß."
Ich nickte traurig und setzte mich neben ihn. „Ja."
Er sah mich mitleidig an und lächelte vorsichtig. „Hier, nimm du sie mal, ich geh die Flasche holen."
Ich nahm meine Cousine auf den Arm und Louis stand auf, verschwand kurz in der Küche und kam wieder. Ich beobachtete ihn dabei wie er die Flasche gegen sein Handgelenk hielt und dann zufrieden nickte. Ich runzelte die Stirn.
„Die Temperatur ist gut so", erklärte er und ich nickte anerkennend.
„Ich glaube du musst öfter vorbeikommen", grinste ich und Louis grinste zurück.
„Weißt du was, da hab ich gar nicht mal was dagegen." Er setzte sich wieder neben mich, was einerseits gut war, weil er mein breites Lächeln nicht sah und andererseits nicht gut, denn ich wurde nervös.
„Hier." Er gab mir die Flasche und ich sah ihn ganz kurz an. Er lächelte nur auffordernd. Dann sah ich runter auf Eva und legte sie so in meinen Arm, dass ich ihr entspannt die Flasche geben konnte.
Und dann war Eva entspannt am Trinken, auf ihrem kleinen Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus und ich musste mich zusammenreißen nicht verzückt „Aw" zu sagen.
„Danke Louis", meinte ich und sah von meiner Cousine zurück zu dem Jungen neben mir.
Louis lächelte nur. „Keine Ursache."
Ich sah wieder zu dem kleinen Mädchen in meinem Arm und pustete eine Strähne aus ihrem Gesicht weg. Sie hatte für ihr Alter schon extrem lange Haare. Ihre Fingerchen krallten sich in meine um die Flasche und ich seufzte leise.
Ich wollte sie einfach nur beschützen.
„Nein, wirklich, danke", sagte ich nochmal und Louis setzte sich nur entspannter hin, sodass sein Arm hinter mir auf der Sofalehne lag und er sich ebenfalls über Eva beugte. Sein Kinn lag fast auf meiner Schulter.
„Hab ich gerne gemacht."
Lächelnd sahen wir uns an. Ich musterte seinen leichten Bart, seine verwuschelten Haare und seine Augen, Himmel, diese Augen. Er war so schön.
Erst als mir auffiel wie offensichtlich ich starrte zuckte ich aus meiner Trance und räusperte mich.
Louis schien ebenso abwesend gewesen zu sein, setzte sich wieder gerade hin und rückte zurecht.
Ich ließ meinen Blick jetzt starr auf Eva und sah dabei zu wie sie mit geschlossenen Augen das Fläschchen leer trank.
Sie war wirklich süß. Und jetzt schon wie eine Schwester für mich.
Etwa eine halbe Stunde später standen Louis und ich neben ihrem Kinderbett und beobachteten wie Eva gleichmäßig atmete und entspannt schlief.
„Komm", flüsterte ich leise, griff nach Louis' Handgelenk und zog ihn aus dem Raum.
Auf dem Flur lächelte ich ihn ehrlich an. „Vielen vielen Dank, dass du gekommen bist. Ernsthaft, ich weiß nicht was ich ohne dich jetzt gemacht hätte."
Louis lächelte nur zurück. „Wie gesagt, kein Problem, ich komme gerne vorbei. Einen besseren Babyflüsterer findest du nicht."
„Eingebildet bist du auch gar nicht, oder?"
Er grinste nur.
„Wirklich danke."
„Gern geschehen, Harry."
Kurz standen wir einfach etwas awkward da, weil ich nicht wusste, was genau wir tun sollten, ob er gehen sollte, ob er gehen wollte...aber dann seufzte ich einfach leise.
Ich holte tief Luft. „Willst du noch ein bisschen hierbleiben?", fragte ich dann mit klopfendem Herzen. „Ich äh...bin ziemlich alleine, wenn meine Mum Spätschicht hat und...äh...also ich...genieße...äh..."
„Klar", unterbrach Louis das Gestammele am Ende meines Satzes und lächelte dieses unglaublich sonnige Louis-Lächeln, von dem ich jetzt schon kaum genug kriegen konnte.
„Cool." Ich lächelte und starrte ihn wieder etwas zu lange an. „Dann äh...wollen wir in mein Zimmer? Oder sollen wir uns vorher noch irgendwelche Snacks holen? Ich...äh..." Ich betete nur, dass meine Nervosität nicht ganz so offensichtlich war, aber bei Louis' amüsierten Schmunzeln löste sich meine Hoffnung diesbezüglich in Luft auf.
Er zuckte mit den Schultern. „Du bist der Gastgeber, du entscheidest." Aber sein Grinsen war so breit, dass klar war, er genoss es einfach ein wenig, wie hilflos ich anscheinend gerade war.
Ich schüttelte den Kopf. „Du kleines Biest", meinte ich nur und er lachte glucksend und wich aus als ich versuchte ihn in die Seite zu piksen.
„Lass uns einen Tee machen und dann guck ich mir gerne dein Zimmer an." Er lächelte und ich presste nur die Lippen aufeinander. Aber mein Lächeln sah er trotzdem.
Wir begaben uns in die Küche und ich öffnete den Teeschrank und drehte mich zu Louis um.
„Was willst du für einen?"
Er starrte nur mit offenem Mund an mir vorbei. Ich runzelte die Stirn. „Nicht dein Ernst", meinte er dann. „Ihr habt einen Teeschrank? Ich bin im Paradies."
Ich sah ihn belustigt an. „Was?"
„Nein, ernsthaft." Er sah mich begeistert an und kam einen Schritt näher. „Ich liebe Tee, bin in meiner Familie aber der Einzige. Das heißt wir haben immer nur so drei verschiedene Packungen stehen und die sind alle von mir. Aber das hier...wow."
Ich lächelte nur und holte eine Tasse. „Dann such dir mal was aus."
Er verbrachte bestimmt fünf Minuten damit einfach nur verschiedene Tees miteinander zu vergleichen, sich die Inhaltsstoffe durchzulesen und sich dann endlich für einen zu entscheiden.
Ich sah ihm dabei nur mit zwei Tassen mit kochendem Wasser zu und musste lächeln. Was ein Freak.
Was ein wahnsinnig süßer, niedlicher, heißer Freak.
Als er sich zu mir umdrehte und mir den Teebeutel präsentierte grinste ich nur und hielt ihm die Tassen hin. Er ließ in jede einen Beutel plumpsen und nahm dann eine Tasse entgegen. Ich griff noch nach Milch und dann machten wir uns auf den Weg in mein Zimmer. Es lag gegenüber von Evas und das war vermutlich gut, denn wenn sie nachts mal schrie war ich vor meiner Mum bei ihr. Und Mum brauchte dieses Schlaf nach ihren Spätschichten. Dafür hatte sie ja den ganzen Tag über Zeit für Eva.
Und wenn ich mal etwas müder in der Schule war...dann war das nicht weiter schlimm. Verpasste ich halt mal eine Formel, ist ja nicht so, dass ich in Mathe so viel verstehen würde, dass es überhaupt einen Unterschied machte.
Louis sah sich in meinem Zimmer um. Es war relativ klein, aber dafür nicht sehr voll, weil meine Mum und ich seit Gemma ausgezogen war sehr viel, wie zum Beispiel unsere Kleidung, in ihrem alten Zimmer lagerten.
In meinem Zimmer stand also nur ein großes Bett, ein Schreibtisch, eine Kommode und daran angelehnt eine Gitarre. Das war es.
Gut, gegenüber von meinem Bett war noch ein Fernseher befestigt und dazu hatte ich aber noch ein paar Fotos an der Wand hängen und eine Menge Lichterketten im Raum verteilt, die ich jetzt auch anschaltete. Aber mehr gab es nicht.
Louis lächelte nur. „Gemütlich."
Ich lächelte zurück.
„Soll ich Musik anmachen?" Ich deutete zur Bluetooth Box auf der Kommode und Louis nickte.
„Aber nicht zu laut, wir wollen ja nicht, dass Eva aufwacht."
„Wow, also so viel weiß ich über Babys dann doch", grinste ich und Louis verzog nur niedlich seine Nase und drehte sich weg, damit ich sein Lächeln nicht sah. Aber ich sah es trotzdem.
Ich machte leise Musik an, wir machten es uns auf meinem Bett bequem und dann begannen wir einfach zu reden.
Stundenlang. Über alles mögliche.
Ich erfuhr eine Menge Dinge über ihn. Dass sein Zweitname William war, er mit den sechs Geschwistern wirklich nicht übertrieben hatte (ich würde mir die Namen niemals alle merken können), er Ketchup und Mayo auf Pommes immer vermischte (ih) und dass er Selbstzweifel wegen seiner Größe hatte, diese aber mit seiner Liebe zum Schauspielen wieder ziemlich gut kompensierte.
Und er erfuhr eine Menge Dinge über mich. Dinge, die ich meinen engsten Freunden teilweise nicht mal erzählen würde. Aber irgendwie war es mit Louis anders. Intimer.
Ich fühlte mich als würde ich schweben. Und als wir uns irgendwann noch entschieden einen Film anzusehen und wir irgendwie kuschelnd endeten hatte ich nichts dagegen.
Louis so nah an mir zu spüren war schön.
Außerdem schien er immer müder zu werden, sein Kopf sackte immer mehr auf meine Brust.
„Kann ich nicht einfach hier schlafen?", fragte er als der Abspann lief, gegen mein linkes Schlüsselbein brummend. „Ich hab keine Kraft mehr nach Hause zu fahren und du bist gemütlich."
„Äh...natürlich", flüsterte ich leise und legte mich dann auch etwas gemütlicher hin. Louis kuschelte sich im Halbschlaf nur noch näher an mich und drückte seine Nase in meine Halsgrube.
Und ich biss mir glücklich auf die Unterlippe und konnte nicht anders als breit zu lächeln.
In mir kribbelte alles.
Wenn Louis dafür sorgte, dass ich mich so fühlte...Himmel, dann war mir scheißegal ob ich straight, schwul, bi oder irgendetwas anderes war.
Ich mochte Louis. Sehr.
So viel stand fest.
_____
„Jetzt fehlt nur noch Niall", meinte ich, ließ mich mit meinem Tablett an einem freien Tisch nieder und Liam setzte sich mir gegenüber.
„Guck mal, da kommt er schon." Er nickte zum Eingang der Cafeteria, wo Niall tatsächlich gerade reinkam, gefolgt von Zayn, der über irgendetwas zu lachen schien, was Niall gesagt hatte.
Zayn war in letzter Zeit in gewisser Weise ein Teil unserer Gruppe geworden. Er war ganz cool, sorgte durch seine trockenen Kommentare für die witzigsten Momente und verstand sich extrem gut mit Niall, fast schon wie Liam und ich vorausgesagt hatten (auch wenn sie noch nicht miteinander Bierpong gespielt hatten, ich konnte also noch nicht sagen, ob Zayn Niall wirklich besiegen konnte).
Aber er verbrachte auch relativ viel Zeit noch alleine, weil er anscheinend manchmal einfach Zeit für sich brauchte und in den Pausen war er fast immer im Kunstraum anzufinden, mit Mr. Rob war er inzwischen fast schon besser befreundet als mit uns.
Zayn hatte also irgendwie etwas Mysteriöses an sich. Aber das machte ihn nur noch cooler irgendwie (und auch heißer. Ich stand zwar wirklich auf Louis, aber ich musste zugeben, dass Zayn echt gut aussah...ich stand wirklich einfach auf Typen und nicht nur auf Louis. Wie ich das so lange nicht gemerkt hatte war mir schleierhaft).
Zayn und Niall kamen bei uns an und setzten sich dazu. Sie hatten aber beide statt eines Tabletts eine Tüte von McDonald's dabei.
Ich lachte leicht. „Geil. Und wir haben diesen...Gnocci...auflauf?", meinte ich und versuchte auszumachen worum genau es sich bei diesem Essen handelte.
Niall grinste nur. „Tja. Hat halt Vorteile wenn Zayn einen mal eben auf dem Motorrad überall hin mitnehmen kann."
„Du fährst Motorrad?", wandte Liam sich überrascht an Zayn und dieser nickte. „Ja. Kannst ja auch mal mitkommen. Du musst nur schneller sein als Niall..."
„Und das wird schwer", beendete Niall Zayns Satz, grinste und breitete sein Fast Food vor sich auf dem Tisch aus. Ich musste grinsen. Niall war doch echt so ein Spinner.
„Ihr habt mitgekriegt, dass ich am Wochenende eine Party schmeiße?", fragte der dann und stopfte sich Pommes in den Mund.
Ich nickte. „Ja, Louis hat mir davon erzählt. Er wollte mit ein paar aus der Theatergruppe kommen."
Niall nickte. „Ja, ich hab Cassie eingeladen und gesagt der Rest kann auch kommen."
„Cassie?" Interessiert sah ich Niall an, aber der verdrehte nur die Augen.
Liam grinste und wandte sich zu mir. „Dann können wir auch endlich rausfinden ob er Niall wirklich schlagen kann", raunte er mir zu und ich runzelte kurz die Stirn bis mir einfiel, dass er Zayn meinte. Ich grinste und nickte.
„Also kommst du mit deinem Loverboy?", fragte Niall mich dann und ich verdrehte die Augen.
„Loverboy?", fragte Liam nach und ein Lächeln zierte seine Lippen. Zayn blickte mich auch nur interessiert an.
„Okay, er ist nicht mein Loverboy", revidierte ich Nialls Aussage und pickste eins der Gnocci auf. „Wir verstehen uns halt nur sehr gut."
„Du und Louis?", fragte Zayn. Ich nickte. „Ja. Wir sind Freunde."
„Kann ich verstehen, er ist echt cool." Zayn lächelte.
„Kennt ihr euch?"
„Ja, Mr. Rob und ich machen einen Großteil des Bühnenbilds für ihre neue Theaterproduktion. Das heißt ich muss manchmal zu den Proben kommen, um mir einen besseren Einblick zu verschaffen. Und Louis und ich verstehen uns ganz gut."
Ich nickte. „Cool."
Ein kurzer Anflug von Eifersucht war da, aber dann besann ich mich. Es war doch gut wenn Louis sich, falls wir zusammenkommen würden (was ich mittlerweile wirklich hoffte...ich war auf dem besten Weg mich Hals über Kopf in ihn zu verlieben) gut mit meinen Freunden verstand.
Seit zwei Wochen kannten Louis und ich uns jetzt. Wir schreiben fast jeden Tag, schickten uns Memes hin und her und morgen wollten wir uns mal treffen. Und zwar nicht damit er mir mit Eva helfen konnte, sondern einfach, um uns zu sehen.
Damit er mich noch besser um den Finger wickeln konnte.
„Du bist ja echt der neue Kunstkönig hier an der Schule", meinte Liam zu Zayn und schmunzelte. Zayn grinste nur.
Und dann fing Niall mit irgendeinem neuen Thema an.
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„Hey." Ich lächelte Louis breit an und er lächelte zurück.
„Hi." Er kam rein, strich Eva, die ich auf dem Arm hatte über den Kopf und umarmte mich dann kurz. Ich hielt die Luft an und mein Herz machte einen Satz.
Louis löste so viel in mir aus.
„Und?", fragte er. „Was hast du geplant für heute?"
Ich sah ihn nur verwirrt an. „Wie jetzt - geplant?"
Er grinste und rollte mit den Augen. „Was hast du Lust zu machen?"
„Worauf hast du denn Lust?", stellte ich die Gegenfrage.
„Also so Lust hätte ich auf einen Trampolinpark, aber da wir da kein sieben Monate altes Kind mitnehmen können würde ich vorschlagen einfach in den Park zu gehen, das Wetter ist toll."
„Bin dabei", sagte ich sofort, tief in seine Augen starrend. Ich wäre bei allem dabei, was er vorschlagen würde.
„Okay. Dann Schuhe an und los." Sein Lächeln würde mich noch umbringen.
„Könntest du dann den Kinderwagen holen?", fragte ich und Louis nickte nur und ich erklärte ihm wo der stand. Dann griff ich nach meinen Schuhen, ging ins Wohnzimmer, um Eva kurz aufs Sofa zu legen und zog dann meine Schuhe an.
Dann zog ich meine Cousine fürs Rausgehen an und ging zurück zu Louis, der jetzt mit dem Kinderwagen im Hausflur stand. Ich legte Eva hinein und lächelte.
„Ich hol noch eben ein paar Snacks", sagte ich dann, verschwand in der Küche und stellte kurz darauf Mums Picknickkorb mit Essen unten in den Kinderwagen.
„Okay, wir können los." Ich lächelte Louis zu und er nickte.
Wir machten uns auf den Weg zum Park und Louis begann mir von ihrem Stück zu erzählen und wie anstrengend Mr. Miller, der Lehrer, der die AG leitete, sein konnte, wenn er keinen Kaffee hatte.
Ich hing einfach nur an seinen Lippen und saugte jedes Wort, das er sagte auf. Seine Stimme war wie eine Melodie von der ich nie genug kriegen konnte.
„Kann ich mal schieben?", fragte Louis und ich überließ ihm wortlos den Wagen. Er lächelte nur und ich sah ihm kurz dabei zu, wie er beim Schieben versuchte Eva zum Lachen zu bringen und musste meinen Blick dann abwenden, weil so viele Gefühle doch nicht gesund sein konnten.
Ich genoss das Zwitschern der Vögel, das Schreien von spielenden Kindern, das Rauschen des Baches an dem wir entlangliefen und das Glucksen von Eva, das man immer wieder hörte wenn Louis es schaffte sie zum Lachen zu bringen.
An einer Stelle an der es relativ schattig war, der Bach plätscherte und nicht ganz so viele Leute waren blieb Louis stehen.
„Wollen wir uns hier hinsetzen?"
Ich nickte nur und nahm dann die Picknickdecke vom Kinderwagen, um sie auszubreiten.
Louis wollte Eva schon aus dem Kinderwagen heben hielt aber inne.
„Sie ist eingeschlafen", flüsterte er und ich stellte mich neben ihn und lächelte nur.
„Sie ist so süß."
„Das ist sie."
Also ließen wir Eva im Kinderwagen neben unserer Decke und setzten uns hin.
Ich weiß nicht wie wir auf das Thema kamen, aber ich begann Louis von einer schlechten Matheklausur zu erzählen und irgendwie fand er eine Stelle so lustig, dass ihm das Wasser was er gerade getrunken hatte aus der Nase wieder rauskam.
Schnell reichte ich ihm ein Taschentuch und nachdem er sich beruhigt hatte jammerte er nur, weil seine Nase jetzt wehtat.
Ich grinste nur. Er war einfach nur niedlich.
Eine halbe Stunde später lagen wir einfach nur nebeneinander und genossen die Entspannung um uns herum. Es war ruhig, es wehte eine angenehme Brise und Louis Tomlinson lag neben mir. Was will man mehr?
Die Frage beantwortete sich aber in der nächsten Sekunde, denn Louis griff vorsichtig nach meiner Hand.
Sofort erhöhte sich mein Puls und mein Atem ging unregelmäßiger. Das. Das wollte man mehr. Ich zumindest.
Genauso vorsichtig wie er lehnte ich meine Hand in die Berührung rein und fuhr mit meinen Fingerspitzen über seine Handfläche. Dann verschränkten sich unsere Hände, wie von selbst und ich konnte nicht anders als breit zu lächeln. Meine Augen waren immer noch geschlossen aber in meinem Inneren sah es gar nicht mehr so ruhig aus.
Himmel, ich hielt gerade Louis' Hand. Mein Herz war am Ausrasten.
_____
Wir gingen tatsächlich zusammen zu Nialls Party. Also...was heißt zusammen, er war jetzt nicht mein Date oder so. Wir gingen zusammen hin. Im Sinne von...ich kam vorher zu ihm und dann würden wir gemeinsam zu Niall gehen, Louis wohnte ganz in der Nähe von ihm.
Ich war etwas nervös, weil ich seine Familie noch nicht kannte (gut, er kannte meine auch nicht, aber das lag nur daran, dass Mum so viel arbeitete und Gemma nicht mehr hier wohnte. Außerdem kannte er Eva).
Ich schüttelte meine Muskeln kurz aus, dann drückte ich auf die Klingel. Man hörte ein Surren im Inneren des Hauses und dann verschiedene Stimmen und viele Schritte. Die Tür wurde aufgerissen und ich blickte drei verschiedenen Mädchen und Louis ins Gesicht.
„Äh...hi?", sagte ich etwas überrumpelt, aber mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Hi", ergriff eins der Mädchen das Wort. „Du bist Harry, oder? Wir haben schon sehr viel von dir gehört, freut uns dich kennenzulernen, wir wussten, dass Louis dich nicht zu lange vor uns verstecken kann. Wie gehts dir?"
Überfordert warf ich einen Blick zu Louis, der nur peinlich berührt die Augen schloss.
„Ganz gut, hi", sagte ich also einfach. Freut mich auch euch kennenzulernen."
„Ja, aber das bessere Kennenlernen müssen wir leider leider auf später verschieben", ergriff Louis jetzt das Wort, zwängte sich an seinen Schwestern vorbei und stand dann neben mir. „Wir müssen nämlich los", meinte er, rief noch einmal „Tschühüs" und schloss die Tür von außen. Dann atmete er tief durch und sah mich an. Er schien zu realisieren wie nah er vor mir stand und trat einen Schritt zurück.
„Hi Harry", meinte er fast schon schüchtern und räusperte sich.
Ich grinste. „Hi", meinte ich leise, kam näher, drückte ihn kurz an mich und dann einen Kuss auf seine Wange. „Lass uns losgehen."
Er starrte mich nur kurz überfordert an, dann nickte er und wir machten uns auf den Weg. Es waren nur etwa zehn Minuten zu laufen und nach fünf griff Louis nach meiner Hand.
Diesmal selbstbewusster als vorher. Ich lächelte nur stumm vor mich hin. Scheiße, einfach nur seine Hand zu halten machte mich schon so glücklich.
Als wir bei Niall ankamen klingelte ich, ohne seine Hand loszulassen und kurz darauf riss irgendwer schon die Tür auf. Es war ein Mädchen aus der Stufe unter mir. Interessiert musterte sie Louis' und meine verschränkte Hand. Ich achtete da nicht drauf.
Sie hatte sich vermutlich gerade in der Nähe der Tür aufgehalten, sonst hätte sie niemals die Klingel gehört. Der Bass der Musik wummerte bestimmt die ganze Straße lang.
Zum Glück war das Anwesen von Nialls Eltern riesig und somit gab es nicht wirklich Nachbarn, die sich gestört fühlen könnten.
Louis und ich begaben uns ins Haus und ich zog ihn hinter mir her in die Küche, da ich wusste, da würden wir den Gastgeber treffen.
Und ich hatte Recht.
„Harry", rief Niall erfreut und es war nicht schwer zu erkennen, dass er schon einiges an Alkohol gehabt hatte. Niall war so geübt den Gastgeber zu spielen, dass er nicht mal mehr aufpassen musste. Vor jeder Party schloss er alle Dinge, die irgendwie kaputt gehen könnten im ersten Stock ein, da hoch durfte nämlich während der Partys sowieso keiner.
Und am nächsten Tag halfen ihm Liam und ich immer beim Aufräumen, was eigentlich nur daraus bestand Tausende von leeren Flaschen und Bechern aufzusammeln, die wegzubringen und den weißen Teppich im Wohnzimmer umzudrehen (beziehungsweise für jede zweite Party neu zu kaufen).
„Hey." Ich lachte und fing meinen besten Freund auf, der seinen Arm um mich legte und grinste.
Dass ich dafür Louis' Hand loslassen musste bedauerte ich zwar, aber ich könnte sie ja gleich einfach wieder nehmen. Langsam gewann ich um Louis mehr Selbstvertrauen.
„Wie geht's dir?" Niall lächelte breit und ich musste grinsen.
„Sehr gut, mein Lieber und ich glaube du hattest ein bisschen viel."
„Unsinn. Ich bin Ire, zu viel gibt's bei mir gar nicht, das weißt du doch. Ich bin topfit. Guck." Er stellte sich auf ein Bein und sah mich herausfordernd an, schwankte allerdings ziemlich. Trotzdem hatte er Recht. Zu viel gab es bei ihm irgendwie nicht. Egal wie viel er trank, er konnte sich immer an alles erinnern, hatte noch nie gekotzt und konnte irgendwie immer um entscheidenden Moment innerhalb von zwei Minuten ausnüchtern.
Deshalb musste man sich um ihn nie Sorgen machen.
„Wie ich sehe hast du ein Date dabei." Niall sah an mir vorbei zu Louis und streckte die Hand aus. „Ich weiß, wir kennen uns aber nur mal so zum Spaß, hallo. Louis, richtig?"
Louis blickte amüsiert zu mir und ich zuckte nur grinsend mit den Schulter. Er ergriff Nialls Hand.
„Hi. Ja, ich bin Louis."
„Freut mich, freut mich. Fühl dich wie zu Hause, sag mal hast du Cassie schon gesehen?"
Louis runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
„Ach egal, ich find sie schon. Holt euch was zu trinken, mischt euch unter die Leute, ich bin dann mal weg." Und damit war er weg.
Louis sah mich nur amüsiert an und ich grinste mit einem Mundwinkel. „So ist er halt. Wollen wir was trinken?"
Louis nickte. Wir machten uns beiden einen Gin Tonic und stießen dann an. Beim ersten Schluck sah ich ihm tief in die Augen und sein Blau brachte mich mächtig aus dem Konzept.
Louis leckte sich übrig gebliebene Flüssigkeit von den Lippen und ich konnte nur kurz wie hypnotisiert dadrauf starren.
Er grinste und griff dann nach meinem Handgelenk und zog mich aus der Küche. Wie liefen nebeneinander (eng nebeneinander, sodass sich unsere Schultern durchgehend berührten) ins Wohnzimmer, wo sich auch die Tanzfläche und die meisten Leute befanden.
Ich entdeckte einige bekannte Gesichter, aber Niall hatte auch schon wieder eine Menge Leute eingeladen, die ich noch nie gesehen hatte. Keine Ahnung woher er die alle kannte. Vielleicht wurden sie auch von irgendwem mitgebracht.
Liam stand mit Zayn in der offenen Terrassentür und die beiden schienen tief in ihr Gespräch vertieft zu sein.
Erst wollte ich zu ihnen, aber als ich Louis' Blick auf die Tanzfläche sah grinste ich nur, griff nach seinem Becher, um ihn mit meinem wegzustellen und zog ihn mit mir zwischen die sich zur Musik bewegenden Menschen.
Erst schaute er mich überrumpelt an, dann lächelte er nur und wir begannen einfach ebenfalls wild zu tanzen.
Und ich hatte noch nie so viel Spaß beim Tanzen gehabt wie jetzt hier mit Louis.
Nach gefühlt hundert Songs ließen wir uns mit unseren Bechern geschafft auf Nialls Sofa fallen und grinsten uns an.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie Niall Liam und Zayn jetzt durch die Terassentür zum Pool drängte und Cassie an seiner Hand sanft hinter sich herzog. Er war heute also wohl erfolgreich.
„Das war...anstrengend", meinte Louis, zog damit wieder meine Aufmerksamkeit auf sich und atmete tief ein.
Ich nickte nur. „Aber es hat unglaublich Spaß gemacht."
„Oh ja. Wiederholungsbedarf."
Wir lächelten nur, atmeten beide erschöpft und ich hob meinen Becher an die Lippen.
„Warte", meinte Louis und setzte sich auf. „Bruderschaftstrinken."
Ich sah ihn kurz an und nickte dann. „Okay."
Wir setzten uns besser hin und verhakten dann unsere Arme. Ich sah kurz zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her. Seine Haare klebten vor Schweiß vom Tanzen an seiner Stirn, aber er sah dadurch nur noch süßer aus.
Und seine Lippen luden wirklich zum Küssen ein.
„Okay", hauchte er, ich schluckte und nickte und dann tranken wir mit verhakten Armen unsere Gläser aus.
„Du weißt schon...", begann er langsam und sah mich an. Unsere Arme hatten wir immer noch ineinander verhakt. „Dass man sich danach normalerweise küsst?"
Ich wollte ihn küssen. Ja, ich wollte ihn wirklich küssen, aber in diesem Moment wurde ich einfach nur unsagbar nervös und mein Verstand setzte aus.
„Ja. Schon komisch eigentlich, oder? Es heißt Bruderschaftstrinken, aber man küsst sich. Inzest ist ja irgendwie nich so sexy, oder?"
Louis sah mich nur kurz an. Und dann brach er in schallendes Gelächter aus. Und obwohl mir das irgendwie peinlich sein sollte, er sah so lachend einfach zu gut aus. Ich konnte mich nicht halten, wurde angesteckt und lachte mit.
Einige Minuten lachten wir einfach nur zusammen und ich fühlte mich so gut.
Besser als je zuvor in meinem Leben. Zumindest fühlte es sich in dem Moment so an.
„Lass uns schwimmen gehen", meinte ich dann, als wir uns beide beruhigt hatten und Louis nickte sofort.
„Bin dabei."
Wir standen auf und begaben uns durch die Terrassentür nach draußen. Der Pool war hell in blau und grün beleuchtet und hier waren fast noch mehr Menschen als drinnen.
Louis zog sich sein Shirt über den Kopf und ich konnte nicht anders als ihn kurz zu mustern. Er war so unglaublich hübsch. Gutaussehend, attraktiv, heiß.
Ich wollte ihn einfach nur berühren. Aber nicht nur seinen Körper. Auch seine Seele. Louis war so ein toller Mensch und er kannte mich jetzt, nach zwei Wochen, schon besser als andere Leute, die ich seit Jahren kannte.
Apropos andere Leute. Ich sah Zayn und Niall an der Tischtennisplatte stehen. Sie spielten tatsächlich Bierpong gegeneinander. Neben Niall stand Cassie und jedes Mal wenn er traf, musste Zayn nicht nur trinken, Cassie zog ihn auch in einen langen Kuss.
Der Ire hatte heute also wirklich vollen Erfolg.
Auf Zayns Seite standen nur eine Menge Jungs, die ihn anfeuerten, weil es anscheinend echt aussah als sei er in der Lage Niall zu besiegen. Und Niall war der unangefochtene Meister im Bierpong.
Suchend hielt ich kurz Ausschau nach Liam und entdeckte ihn kurz darauf auch.
Er stand in der Ecke im Pool und hatte ein Mädchen...Kate, soweit ich das erkennen konnte, eine von den Cheerleadern, die auf Liam standen (ja, davon gab es eine Menge...er war schließlich der Starquarterback), eng umschlungen und war dabei mit ihr rumzumachen. Das sah tatsächlich fast schon eklig aus wie die sich gegenseitig die Zunge in den Hals steckten.
Liam hatte also wohl auch Erfolg gehabt.
„Kommst du jetzt, oder nicht?", fragte Louis in dem Moment und sofort war Liam vergessen. Ich zog mir in einer flüssigen Bewegung das Shirt über den Kopf, ließ es neben Louis' auf den Boden fallen und merkte seinen Blick auf meinem Oberkörper.
Ich grinste und als er sah, dass ich ihn beim Starren erwischt hatte, biss er sich erst ertappt auf die Unterlippe, dann griff er plötzlich an und warf mich ins Wasser.
Lachend und prustend fühlte ich nur Louis' Arme um meinen Oberkörper und alles war wunderschön.
Wir rangelten miteinander, tauchten auf, sahen uns lachend an, starteten eine Wasserschlacht und irgendwann hatte ich ihn huckepack und er schmiegte sich von hinten an mich.
Ja, dieser Tag war wunderschön. Dieser Abend war wunderschön.
Und ich war unwiderruflich in Louis verliebt.
Und glücklich.
Unglaublich glücklich.
_____
Als ich aufwachte lag ein Lächeln auf meinen Lippen. Und das würde mir den ganzen Tag nicht mehr weggenommen werden, das wusste ich.
Irgendwann nachts hatte ich Louis nach Hause gebracht, mich von einer ewig langen Umarmung von ihm verabschiedet und dann wieder zu Niall gelaufen. Ich glaube ich war in meinem ganzen Leben noch nicht so glücklich gewesen. Dabei hatten wir uns noch nicht mal geküsst.
Aber das wollte ich. Unbedingt.
Denn alles war jetzt ganz klar vor mir.
Ich war schwul. Oder was auch immer, zumindest fand ich Typen deutlich attraktiver als Mädchen. Und ich war in Louis verliebt.
Ich lag neben Niall im Bett, der mal wieder die ganze Decke an sich gerissen hatte.
Grinsend stand ich auf, das auf den Iren herab, der gemütlich auf sein Kissen sabberte und machte mich auf den Weg runter in die Küche.
Vor der Küchentür sammelte ich schon mal ein paar Flaschen auf, die herumstanden und stellte sie auf den Tisch. Dann nahm ich mir ein Glas, befüllte es mit Wasser und trank es in großen Schlucken.
Nein, wirklich. Heute würde nichts und niemand mehr meine gute Laune trüben können.
Nachdem ich was getrunken hatte ging ich wieder in Nialls Zimmer, rüttelte ihn wach und beobachtete, wie er fast aus dem Bett fiel. Niall war der orientierungsloseste Mensch den ich kannte und manchmal schaffte er es sich im Schlaf so sehr zu drehen, dass er falsch rum in seinem Bett lag. Heute hatte er immerhin nur irgendwie das Gleuchgewicht verloren.
„Ugh", stöhnte er. „Morgen Harry. Boah bin ich müde."
Ich grinste nur. „Wo ist denn eigentlich Liam?", fragte ich ihn dann. „Der ist doch sonst auch immer da und jetzt konnte ich sein Schnarchen nicht mal im Wohnzimmer hören."
„Moment, lass mich erstmal kurz aufwachen." Niall setzte sich auf und rieb sich die Augen. Dann gähnte er. „Liam, fragte du?"
Ich nickte.
„Ich glaube, der ist mit Kate nach Hause gegangen. Aber Zayn müsste hier noch irgendwo pennen, der war zu müde nach Hause zu gehen."
„Liam ist mit Kate nach Hause?" Das klang gar nicht unbedingt nach ihm. Ja, er hatte mal...Mädchen am Start, aber er war eigentlich immer dageblieben, oder wenigstens zum Aufräumen wiedergekommen. Und jetzt war es schon halb zwei (weshalb ich Niall auch aufgeweckt hatte, sonst hätte ich ihn noch weiterschlafen lassen).
„Ja." Niall zuckte mit den Schultern. Er gähnte nochmal. „Lass uns was frühstücken gehen."
Ich nickte und Niall schälte sich aus dem Bett. Er trug nur Boxershorts und ein auf links gedrehtes T-Shirt, aber ich war auch nicht unbedingt besser angezogen.
Wir verließen Nialls Zimmer und aus dem Gästezimmer gegenüber vernahm man tatsächlich irgendein Poltern. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und ein verschlafener Zayn stand uns gegenüber.
„Hey." Er lächelte müde. „Hab ich da was von Frühstück gehört? Klingt gut, bin dabei."
Ich grinste nur und zu dritt machten wir uns dann auf den Weg in die Küche.
Nach einem Katerfrühstück (zumindest für Zayn. Wie gesagt Niall kannte sowas wie einen Kater gar nicht und ich hatte gestern nicht so viel getrunken) begannen wir dann auch alle Flaschen und Becher einzusammeln und erstaunlicherweise hatte dieses Mal keiner auf den Teppich gekleckert. Wir waren also schneller fertig, vor allem weil Zayn unglaublich viele Flaschen auf einmal tragen konnte (er kellnerte wohl irgendwo und konnte das deswegen so gut, aber beeindruckt war ich trotzdem).
Er verabschiedete sich dann aber schon von uns, weil er noch irgendeine Familiensache hatte. Ungefähr die Hälfte der Flaschen nahm er mit, um auf dem Weg bei einem Glascontainer vorbeizufahren.
Niall und ich stellten die Becher in die Spülmaschine (Niall war ziemlich auf Umwelt bedacht und nutzte immer nur Hartplastikbecher statt diesen Einmaldingern) und ließen uns dann auf die Couch fallen.
„Echt merkwürdig, dass Liam nicht wenigstens zum Aufräumen gekommen ist", meinte ich nachdenklich.
Niall nickte. „Aber vielleicht konnte er sich ja einfach nicht von Kate trennen." Anzüglich grinste er und ich verdrehte nur die Augen und dachte stattdessen an gestern.
Der Gedanke an Louis und mich ließ wieder ein unglaublich warmes Gefühl in mir aufsteigen und ich konnte nicht anders als breit zu lächeln. Was Niall natürlich sah.
„Und was grinst du so?"
„Ach, Nialler", sagte ich nur. „Ich bin glücklich."
Niall lächelte. „Das freut mich zu hören, darf ich auch wissen, warum?"
Kurz zögerte ich.
Dann atmete ich tief durch. „Weil ich was über mich selbst erkannt habe", meinte ich dann und lächelte vorsichtig. Niall sah mich nur interessiert an.
„Niall...", begann ich. „Ich glaube ich..." Ich holte nochmal tief Luft und schloss die Augen. „Ich glaube ich bin schwul."
Ich machte die Augen wieder auf und sah zu meinem blonden Kumpel. Er lächelte nur.
„Cool."
Ich lächelte erleichtert. Ich meine ich hatte gewusst, dass Niall der Letzte wäre, der damit ein Problem haben würde, aber es war trotzdem schön es bestätigt zu sehen.
„Bock auf Videospiele?", fragte er dann und ich nickte nur begeistert. Niall schaltete die Konsole und den Fernseher an.
Liam fehlte zwar, aber es war einer meiner Lieblingsnachmittage. Mein (einer) bester Freund, Videospiele, Snacks und Entspannung.
Auch wenn ich Louis vermisste. Aber mit dem war alles auf dem richtigen Weg. Also...war ich echt einfach nur glücklich.
____
„Wo ist Liam denn schon wieder?", fragte ich verwirrt, weil er vor einer Sekunde noch neben mir und Niall zur Cafeteria gelaufen war.
Niall seufzte und deutete mit dem Daumen über seine Schulter. „Wo bloß?"
Ich drehte mich um und rollte mit den Augen. Seit Nialls Party vor vier Tagen hing Liam nur noch an Kates Lippen. Wortwörtlich.
„Na egal, lass uns schon mal was zu essen holen. Er wird uns ja wohl finden."
Niall nickte und wir setzten unseren Weg einfach fort. Und ich erzählte weiter davon wie die Kindergartensuche was Eva anging lief.
Im Eingang der Cafeteria stieß ich aber in meinen Monolog vertieft prompt mit jemandem zusammen.
Und natürlich - es war Louis.
„Hey." Er lächelte breit und sofort tauchten in meinem Bauch Schmetterlinge auf.
Ernsthaft wie konnte ich denn so lange gebraucht haben, um zu verstehen, dass ich schwul war?
„Ich muss zur Probe, wir sehen uns, ja?" Louis gab mir sein Sonnenscheinlächeln und ich nickte nur wie paralysiert. Niall musterte das Ganze belustigt und suchte uns einen Tisch.
Wir holten uns was zu essen und als wir von der Schlange zurückkamen sah Niall mich plötzlich von der Seite an. „Hast du es Liam eigentlich schon gesagt?"
Ich wusste sofort was er meinte. Ich schüttelte den Kopf während wir uns mit den Tabletts hinsetzten.
„Nein, ich hab's Liam noch nicht gesagt", meinte ich.
„Was gesagt?" War ja klar, dass er das jetzt ausgerechnet gehört haben musste. Ich drehte mich zu Liam um, der sich mit Kate an der Hand zu uns an den Tisch fallen ließ.
„Ach, nur, dass ich uns Tickets für die Aufführung der Theater AG gekauft habe", log ich, denn irgendwie hatte ich gerade ein komisches Gefühl bei Liam. „Die letztes Jahr hat mir echt gefallen, du musst aber nicht mitkommen, wenn du nicht willst. Ich frag einfach jemand anderes."
„Ist Theater nicht voll schwul?"
„Ähh...", meinte Niall, absolut verwirrt, was ich verstehen konnte, denn das klang so absolut nicht nach Liam. „schwul ist kein Schimpfwort Liam""
„Was? Äh, ja ich weiß." Liam winkte ab. „Aber frag mal lieber jemand anderen. Hab nicht so Lust."
Und damit drehte er wieder Kates Kinn zu sich und begann sie zu verschlingen. Ich verdrehte die Augen.
Niall schnaubte und beugte sich zu meinem Ohr.
„Ich sag dir, das hält doch keine drei Tage."
Ich nickte zustimmend.
Irgendwas war anders mit Liam.
Und es gefiel mir nicht.
____
Es hielt inzwischen zwei Wochen.
Also das mit Liam und Kate. Und es war wirklich nervig, denn die Beiden waren nur mit Rummachen beschäftigt. Den ganzen Schultag lang. Man konnte gar nicht mehr richtig mit Liam reden.
Das nervte mich unglaublich an, ich hatte fast das Gefühl mein bester Freund (neben Niall natürlich) glitt mir immer mehr aus den Fingern. Liam hatte sich irgendwie verändert. Von jetzt auf gleich.
Aber ich verdrängte das gerade einfach. Liam sollte mich nicht in meinem Glück stören. Denn ich traf mich regelmäßig mit Louis und fühlte mich einfach nur wundervoll. Wirklich, ich war auf Wolke sieben.
Wir hatten uns zwar immer noch nicht geküsst und ich war leicht unsicher was das zwischen uns war, aber allein soviel Zeit mit ihm zu verbringen machte mich unnormal glücklich.
„Ich glaube ich weiß ganz genau, an wen du gerade denkst", meinte Niall grinsend als wir mal wieder zusammen aßen (und Liam und Kate sich gegenseitig aßen).
„Achja?", Ich sah ihn grinsend an.
„Ja. An Louis."
Ich grinste noch breiter. „Wie kommst du drauf?"
„Ich glaube du stehst auf ihn."
„Und das glaubst du, weil...?"
Niall grinste. „Ihr verbringt ganz schön viel Zeit zusammen", meinte er und bedachte mich mit einem prüfenden Blick.
„Äh ja? Ich mag ihn." Ich zuckte mit den Schultern, wich Nialls Blick dann aber lächelnd aus. Ich musste es ihm nicht sagen, er wusste es eh schon. Er konnte mich lesen wie ein offenes Buch.
Liam, der das Gespräch anscheinend gerade mit halbem Ohr verfolgt hatte zog die Augenbrauen hoch.
„Wie, bist du jetzt schwul, oder was?", fragte er und es klang fast schon abwertend.
Verwirrt runzelte ich die Stirn und sah Liam an. Was zur Hölle war bitte mit ihm los in letzter Zeit?
Bevor ich allerdings irgendwas antworten konnte wurde Liam von Kate abgelenkt, die sein Gesicht zu sich zog und ihn leidenschaftlich küsste.
Ich blickte nur zu Niall, aber der hob die Schultern und pikste ein paar Nudeln auf, die er sich in den Mund schob. Anscheinend wusste er auch nicht was gerade mit Liam los war. Vielleicht war es ja einfach die Pubertät. Denn dieser Liam hier, das war nicht der Liam, den ich schon mein ganzes Leben lang kannte.
_____
Liams „Zustand" hatte sich auch nach dem Wochenende nicht verbessert. Er war immer noch genauso komisch und nur zusammengewachsen mit Kate zu finden. Auch wenn es mir langsam so vorkam als hätte sie keine Lust mehr die ganze Zeit nur von ihm abgeschleckt zu werden. Ich bildete mir ein zu merken, wie sie immer wieder versuchte mit ihm zu reden, er sie aber immer einfach küsste.
Niall erzählte gerade irgendwas was ihm auf seinem Wochenendtrip mit seinem Cousin erlebt hatte (mit dem erlebte Niall echt immer die weirdesten Dinge) und sogar Liam schien zuzuhören. Obwohl Kate neben ihm saß.
Zayn war nicht da, er wollte sich was geiles zu Essen holen und ich bekam nur die Hälfte von Nialls Geschichte mit, weil ich zwischendurch mit Louis auf der anderen Seite der Cafeteria Blickkontakt hatte und dadurch abgelenkt wurde.
Irgendwann als Niall seine Erzählung beendete (irgendwie endeten die meistens im Krankenhaus, ich sollte mir einprägen niemals Nialls Cousin auf eine „Abkürzung" zu folgen) tauchte Zayn in der Cafeteria auf.
„Hey Jungs." Er kam mit seinem typischen, lässigen Halbgrinsen mit dem er immer rumlief auf uns zu. „Und Kate." Er grinste. Dann warf er jeweils eine McDonald's Tüte vor mich, Niall und Liam. „Hab euch was Anständiges zu essen mitgebracht." Er warf Kate einen Blick zu. „Sorry, ich wusste nicht, dass du auch hier bist. Aber Liam gibt dir bestimmt was ab." Er lächelte und Kate nickte nur, ebenfalls lächelnd. Irgendwie fand ich sie nett. Obwohl Liam und sie so nervig zusammen waren.
„Nice, Mann, danke! Heute gibt es echt wieder das schlimmste Essen!" Niall schob seinen Teller versalzene Lindensuppe sofort zur Seite und machte sich über das Fast Food her.
„Anständig ist auch relativ", schnaubte Liam und Zayn runzelte in seine Richtung die Stirn. Aber sein Grinsen blieb. Er ließ sich von Liams komischer Art in letzter Zeit nicht aus der Ruhe bringen.
„Kannst das nächste Mal auch einfach mitkommen. Gegenüber von Mc's ist ein vegetarischer, gesunder Laden, ist halt nur schweineteuer. Das musst du dann selbst bezahlen."
Weil Liam nichts sagte und ihn nur ansah blickte Zayn kurz zu uns, aber Niall und ich zuckte nur mit den Schultern. Er wandte sich wieder zu Liam. „Willst du denn das nächste Mal mitkommen?"
Liam starrte Zayn nur an. „Äh...nein!", meinte er dann lauter als nötig, eine tiefe Falte auf der Stirn.
„Okay, chill, war ja nur 'ne Frage." Zayn lächelte belustigt, stieß Liam beschwichtigend mit der Schulter an und klaute ihm dann Pommes.
Während er kaute sah Liam ihn nur an und sagte nichts. Dann schüttelte er den Kopf, blinzelte und drehte sich zu Kate.
„Äh, Liam wollen wir am Wochenende...", begann die jetzt, aber Liam unterbrach sie indem er seine Lippen auf ihre legte.
Niall, Zayn und ich verdrehten synchron die Augen.
Find Minuten später waren Liam und Kate verschwunden, die beiden hatten jetzt noch Unterricht, während Zayn, Niall und ich gerade rausgefunden hatten, dass unser ewig langer Nachmittagsunterricht heute ausfiel.
„Okay, dann kann ich wenigstens doch noch duschen, bevor wir heute Abend bowlen gehen." Niall lächelte. „Ihr kommt doch, oder?"
Ich schüttelte bedauernd (aber eigentlich nur halb bedauernd) den Kopf.
„Nein, ich kann nicht, ich treff mich heute Abend mit Louis, er will seinen Text durchgehen. Fürs neue Stück."
Niall grinste. „Wart ihr nicht letztens erst im Kino...und danach irgendwann Schwimmen...und dann nochmal Schwimmen ...und dann Essen...und dann habt ihr zusammen auf Eva aufgepasst?"
Ich nickte. „Ja. Und heute gehen wir seinen Text durch."
„Mhm." Niall nickte nur und zog die Augenbrauen nach oben (so ganz nach dem Motto verarschen kann ich mich alleine). Ich lachte und sah weg.
Zayn grinste. Ich hatte mich zwar noch nicht offiziell bei ihm geoutet, aber er hatte Louis und mich wenn immer er uns zusammen gesehen hatte mit diesem wissenden Blick bedacht (selbst bevor ich es gewusst hatte), er wusste Bescheid.
„Text durchgehen..." Niall malte mit seinen Fingern Anführungszeichen in die Luft und grinste anzüglich.
Ich schüttelte nur den Kopf, stand auf und drehte mich zum Gehen.
„Hauptsache du denkst an Verhütung", rief Niall mir hinterher.
„Halt die Klappe." Aber lachen musste ich trotzdem.
_____
Mit einem Lächeln auf den Lippen drückte ich auf Louis' Klingel. Wie beim letzten Mal schon ertönten mehrere Stimmen und mir wurde auch wieder von mehreren Leuten die Tür geöffnet.
„Hallo Harry", zwitscherte eine von Louis' Schwestern, Fizzy, soweit ich wusste (Louis hatte mir letztens mal relativ viele Fotos gezeigt, als ich meinte, dass ich mir das nie alles merken könnte) und lächelte.
Ich nickte. „Hi."
„Komm rein."
Ich kam rein und wurde sofort von den drei Mädchen umzingelt. Die Älteste, Lottie, schien nicht dabei zu sein.
„Ich bin Fizzy", stellte Fizzy sich jetzt vor und ich nickte nur. „Ja, ich weiß, Louis hat mir viel von euch erzählt." Ich grinste und drehte mich zu den Zwillingen. „Wer ist Phoebe, wer ist Daisy?"
„Phoebe", sagte eine und hob die Hand.
„Daisy", meinte dann die andere und hob ebenfalls die Hand.
Ich grinste. „Freut mich euch offiziell kennenzulernen. Ich bin Harry", sagte ich, obwohl sie das offensichtlich schon wussten.
„Wissen wir", grinste Daisy jetzt auch und dann wurde ich in die Küche geschoben.
„Louis ist duschen, er meinte zwar er wäre fertig bis du da bist, aber wir kennen ja unseren Bruder", erklärte Phoebe und Daisy nickte nur.
„Möchtest du was trinken?", fragte Fizzy und nahm ein Glas aus dem Schrank.
„Ähm", meinte ich, etwas überfordert von den drei Mädchen und nickte dann. „Ja äh, Wasser klingt gut."
Fizzy füllte das Glas mit Wasser auf und richte mir es. Als ich ein paar Schlucke getrunken hatte und mich von den Mädchen seltsam beobachtet fühlte, ich trank schließlich nur, ertönten laute Schritte auf der Treppe und dann Louis' Stimme.
„Leute, bitte sagt mir, ihr habt Harry noch nicht vergrault", rief er und kurz darauf erschien er in der Küchentür.
Und er sah so gut aus. Er trug Jeans und ein Tank Top, rubbelte durch seine nassen Haare und schenkte mir sein Louis-Lächeln als er aufsah und mich erblickte.
„Oh gut, du bist noch da", meinte er, blickte etwas unbehaglich zu seinen Schwestern und kam auf mich zu.
Er umarmte mich nicht zur Begrüßung, sondern griff nur nach meiner Hand und zog mich aus der Küche. „Wir sind oben, wehe jemand von euch nervt!"
Ich grinste mit einem Mundwinkel und ließ mich bereitwillig von ihm die Treppe hoch und in sein Zimmer leiten.
Interessiert sah ich mich um. Es war sie durchschnittlich groß und gemütlich eingerichtet. Als ich sah, dass er ebenfalls ziemlich viele Lichterketten verteilt hatte musste ich lächeln. Ich stellte mein halb ausgetrunkenes Glas auf seinen Schreibtisch und drehte mich zu ihm um.
„Na, dann zeig mal dein Textheft her."
Louis verzog kurz belustigt das Gesicht, dann grinste er.
„Warum?", fragte er schelmisch.
Ich runzelte die Stirn. „Um Text zu lernen...",meinte ich und Louis lachte leise.
„Harry, ich kann meinen Text perfekt."
„Was, aber du meintest doch-"
„Du bist nicht hier, um mit mir Text zu lernen", grinste Louis und ich biss mir nur auf die Unterlippe.
„Warum denn dann?", fragte ich, auch wenn ich das gar nicht wissen musste. Hauptsache ich war hier. Mit ihm.
„Du bist hier, um das hier zu tun", meinte er, kam näher und legte seine Arme in meinen Nacken.
Von jetzt auf gleich war mein Puls auf hundertachtzig. Überfordert und schwer atmend starrte ich nur in seine Augen und musste mich zusammenreißen nicht vor Nervosität in Ohnmacht zu fallen.
Louis zog meinen Kopf ein Stück näher zu sich und berührte meine Nase sanft mit seiner. Meine Blick wanderte erst zu seinen Lippen, dann schlossen sich meine Augen und ich genoss einfach nur seine Nähe.
Und dann legte er sanft seine Lippen auf meine.
Und in mir explodierte alles.
Scheiße, die Gefühle in mir fuhren Achterbahn, ich wusste nicht mehr wo oben und unten war und ließ mich einfach fallen.
Louis zu küssen war...alles. Es war wunderschön, befreiend, süß, sauer, salzig und vor allem...absolut richtig.
Ein Kuss hatte sich noch nie so gut angefühlt. Ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper und zog ihn enger an meinen Körper. Er reagierte darauf einfach nur, indem er den Kuss vertiefte und eine von seinen Händen in meinen Locken vergrub.
Eine gefühlte Ewigkeit standen wir einfach nur so da und küssten uns leidenschaftlich.
Scheiße, ich war so sehr in diesen Jungen verliebt.
Als wir uns irgendwann voneinander lösten ließ ich meine Augen geschlossen und drückte meine Nase gegen seine Wange. Ich konnte sein Lächeln spüren und atmete tief seinen Geruch ein.
„Hey", meinte er leise und brachte mich dazu meine Augen doch zu öffnen. Fast schon ängstlich sah ich in sein hypnotisierendes Blau. Was wenn er nicht das Gleiche empfand? Ich meine, ja ich wusste wie er mich gerade geküsst hatte, aber vielleicht wollte er ja keine Beziehung oder-
Louis unterbrach meine Sorgen mit den nächsten Worten, die er sprach.
„Harry", flüsterte er. „Können wir zusammen sein?"
Er sah fast schon ängstlich aus, während sich bei mir Erleichterung und Glück ausbreitete.
Ich küsste ihn einfach. Dann nickte ich. Und dann küsste ich ihn wieder. Und lächelte ihn breit an.
„Du weißt gar nicht wie unbeschreiblich glücklich, du mich gerade machst." Ich strahlte über das ganze Gesicht und Louis fing nur an genau so breit zu lächeln.
Er drückte mich auf sein Bett, setzte sich auf meinen Schoß und legte glücklich seine Lippen wieder auf meine.
_____
„Was ernsthaft?" Niall sah mich begeistert an und fiel mir dann um den Hals. Ich umarmte ihn nur zurück und kriegte das Grinsen nicht aus meinem Gesicht.
„Was wird denn hier gefeiert?", fragte Zayn, der gerade das Schulgebäude verließ und zu uns stieß.
Niall sah mich fragend an und ich nickte nur grinsend.
„Harry ist mit Louis zusammen", meinte er und Zayn sah überrascht zu mir.
„Echt? Mann, das freut mich! Echt, Glückwunsch." Er hielt mir die Hand zum Einschlagen hin und ich lächelt nur und schlug ein.
„Danke."
Niall stieß mir in die Seite und als ich seinem Blick folgte sah ich auch Liam auf uns zukommen. Mal ohne Kate.
„Oh, hast du dein Spielzeug heute zu Hause gelassen?", fragte Niall leicht verurteilend und Liam verzog nur das Gesicht.
„Kate hat keinen Bock mehr auf mich."
Zayn zog die Augenbrauen hoch, lachte dann leicht und schüttelte den Kopf, bevor er sein Handy aus der Hosentasche zog.
Liam seufzte und sah mich an. Dann runzelte er die Stirn. „Und was grinst du so?" Es klang gar nicht mal so angreifend wie in den letzten Tagen. Eher wirklich interessiert. Und für einen kurzen Moment sah ich den Liam, den ich kannte.
Ich stieß langsam Luft aus. Es wurde Zeit, dass ich mal mit ihm redete. Und zwar nicht nur über mich.
„Liam, du kommst jetzt mit zu mir. Wir müssen uns mal unterhalten."
Er sah mich verwirrt an, Niall lächelte nickend und Zayn beobachtete nur.
„Na los, komm." Ich griff nach Liams Arm und zog ihn hinter mir her zur Bushaltestelle.
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„Also?" Nachdem wir zusammen zu mir gefahren waren, kurz mit meiner Mutter geredet hatten und ich einmal bei Eva vorbeigeschaut hatte saß Liam auf dem Sessel im Wohnzimmer und sah mich fragend an. „Worüber wolltest du mit mir reden?"
Ich atmete tief durch. „Ich hab dir was zu sagen."
Liam lachte. „Ja, das hab ich mir gedacht." Er grinste „Sonst wär ich wohl nicht hier."
Ich seufzte. „Also ich...ich hab mich verliebt", sagte ich dann. „Und ich bin in einer Beziehung."
„Oh." Überrascht sah Liam mich an. „Wer ist es? Kenn ich sie?"
Ich schloss kurz die Augen. „Siehst du...da liegt der Irrtum." Nochmal holte ich tief Luft. „Ich bin mit einem Jungen zusammen. Louis, aus der Theatergruppe, mit dem ich so viel Zeit verbracht habe."
Kurz sah Liam mich einfach nur an. Die Räder in seinem Kopf schienen zu rattern.
Dann blinzelte er dreimal und sprang plötzlich aus dem Sessel auf.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Er sah mich ungläubig und fast schon abwertend an. Ich runzelte die Stirn.
„Ähm...doch."
„Du...du bist jetzt schwul...plötzlich?"
„Was meinst du damit? Ich..." Durcheinander trat ich einen Schritt zurück, weil ich fast das Gefühl hatte Liam würde mir gleich an die Gurgel gehen.
Er stöhnte auf. „War ja klar. In der heutigen Gesellschaft kann niemand mehr einfach nur straight sein. Jeder muss sich irgendwie besonders fühlen und denken, er ist nicht wie die anderen." Er setzte sich wieder in den Sessel und schüttelte den Kopf.
„Liam, was laberst du da für eine Scheiße?"
„Na ja, selbst heterosexuelle Menschen nennen sich jetzt bisexuell, einfach nur um sich besonders zu fühlen, mein Gott, so ein Bullshit."
„Liam! Hör auf! Das ist Unsinn, bisexuelle Menschen sind bisexuell. Und nur weil manche Leute, die wirklich nur aufs eigene Geschlecht stehen sich zuerst in ihrer Verwirrung bisexuell nennen, nimmt das noch lange nicht die Gültigkeit aus der Bisexualität. Seit wann bist du eigentlich biphob? Beziehungsweise homophob? Was hab ich verpasst, so kenne ich dich nicht."
„Echt, Harry...jetzt bist du sowas?"
Ich schnaubte nur. „Sowas?"
„Nein, Mann, ernsthaft", meinte Liam. „Das ist doch voll eklig, oder? Ich meine ein Typ und noch ein Typ? Ich verstehe einfach nicht, wie du-"
"Liam, was ist los mit dir? Daran ist nichts Ekliges!", unterbrach ich ihn sofort. Ich verstand ihn nicht. Was war nur los mit ihm? Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer Reaktion. Zumindest nicht von dem Liam, den ich eigentlich kannte. Der den ich seit einigen Wochen kannte...zu dem passte das. Und von dem hatte ich gestochen die Schnauze voll.
„Aber ich meine...es ist doch irgendwie nicht normal. Auch so biologisch gesehen...Tiere sind ja auch nicht schwul...und in der Bibel stand doch auch nur was von-"
„In der Bibel? Himmelherrgott, Liam, komm mir jetzt nicht mit Religion an! Ist das dein Scheißernst? Das Religiöseste was du je getan hast war Weihnachten zu feiern! Und du hast Bio abgewählt. Außerdem gibt es schwule Tiere! Also mach lieber mal deine Recherche, bevor du einfach so Sachen behauptest!" Langsam wurde ich echt sauer. Wieso verstand er das denn nicht? Es war nichts falsch daran das gleiche Geschlecht zu lieben!
„Ja, okay, schlechtes Beispiel...aber ausgerechnet du? Du warst doch noch nie so! Du warst bei uns doch schon immer der Ladiesman...komm schon Harry, das bis doch nicht du!" Er klang fast schon verzweifelt.
„Mann, Liam, du bist so ein toleranter Mensch, was ist in letzter Zeit mit dir los, WARUM ist das so schlimm für dich?", fuhr ich ihn an. Meine Stimme war inzwischen wirklich laut und ich kochte vor Wut.
Er starrte nur zurück, mit einer tiefen Falte zwischen den Augenbrauen und ich konnte sehen wie er seinen Kiefer anspannte. Und dann atmete er langsam aus und sein Blick senkte sich zum Boden. Er verknotete seine Hände und in dem Moment traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag.
Meine Wut war sofort verpufft.
„Scheiße", sagte ich leise und ging vor dem Sessel in die Knie, um ihm anschauen zu können. Er sah zu mir hoch und ich erkannte Angst und so unglaublich viel Unsicherheit in seinem Blick. „Wer ist es?", fragte ich.
„Was meinst du?", fragte er zurück, aber seine Stimme zitterte und ich wusste, dass er wusste, dass er mich jetzt nicht anlügen konnte. Ich sah ihn nur mitfühlend an und legte meine Hand auf sein Knie.
Er schluckte. Und sah zur Seite.
„Ich..." Er brach ab.
„Zayn." Er atmete zitternd durch und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Verzweifelt sah er mich an. „Harry, ich versteh es einfach nicht. Ich hab noch nie was für einen Jungen empfunden. Ich hatte immer nur was für Mädchen übrig, ich meine...als Sophia sich von mir getrennt hat ging es mir richtig scheiße und alles, aber jetzt..." Er stockte. „Ich...Himmel, jetzt kommt Zayn einfach so dahermarschiert und ich...ich kann an nichts anderes mehr denken, als an ihn. An seine wunderschöne Stimme, an sein göttliches Aussehen, an seine Augen! Das macht mich so fertig. Er muss mich nur anlächeln und ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren. Wenn er mich berührt, egal ob aus Versehen oder nicht, dann kribbelt sofort alles und wenn er nur in meine Richtung lächelt bin ich mega glücklich und...ich...scheiße Mann! So heftige Gefühle hatte ich noch nie." Er fuhr sich durch die kurzen Haare.
„Und das verunsichert mich extrem. Ich dachte immer ich komme super mit Homosexualität klar, aber das ist dann irgendwie doch nochmal was anderes, wenn es um einen selbst geht. Ich weiß nicht, was ich denken soll, wie ich mich verhalten soll, was ich fühlen soll und dann kommst du einfach daher und du wirkst so stark und selbstbewusst und so einverstanden damit, dass du dich halt plötzlich einfach in Louis verliebt hast. Du gehst so einfach damit um, es macht dir nichts aus. Keine Zweifel, du kommst so gut damit zurecht und ich...ich bin ein Haufen Durcheinander. Gott, kannst du dir vorstellen wie neidisch ich auf dieses Selbstvertrauen bin?"
„Liam." Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wieso hast du denn nichts gesagt?"
Er sog verzweifelt seine Unterlippe ein. „Wenn...wenn ich selbst nicht mal damit klar komme, wer denn dann? Und außerdem...keine Ahnung, du und Niall hatten irgendwie plötzlich Geheimnisse ohne mich und..." Er seufzte.
„Ja, das...das tut mir auch Leid. Aber das war nicht mit Absicht. Zwischendurch warst du ja dann auch immer mit Kate beschäftigt und..." Jetzt seufzte ich. „Niall würde mich für sowas nie verurteilen. Du zwar normalerweise auch nicht, wir sagen uns schließlich immer alles ohne Angst vor der Reaktion haben zu müssen, aber in letzter Zeit...warst du irgendwie so...anders. Ich meine...jetzt weiß ich ja auch warum."
Liam sah auf den Boden und begann dann leise zu schluchzen. Ich griff nach seiner Hand. Er umklammerte sie sofort.
„Es tut mir so Leid, Harry", schniefte er. „Die Reaktion gerade...ich weiß, dass das nicht okay war. Aber ich bin einfach so verzweifelt und ich hab das Gefühl ich kenne mich selber nicht mehr und als du darüber geredet hast...sind diese ganzen Sätze, die ich mir selber an den Kopf werfe irgendwie rausgekommen. Es tut mir Leid."
„Hey, ist schon okay..." Ich zog ihn an mich und strich sanft über seinen Rücken. Liam heulte in mein Shirt.
„Ich weiß, dass meine eigene Verwirrung keine Homophobie rechtfertigt, aber...es ist gerade einfach alles explodiert irgendwie."
„Shhh, schon okay." Ich drückte Liam an mich. „Ich bin einfach froh, dass ich meinen Liam wiederhabe. Ich meine es ist ja okay, dass man sich verändert, aber nicht wenn man zum Arschloch wird." Ich grinste.
Liam löste sein Gesicht aus meinem Shirt, um mich anzusehen. Seine Tränen glitzerten auf seinen Wangen, aber er musste lachen.
Eine Weile schwiegen wir und Liam wischte sich die Tränen ab.
„Ich...ich freue mich für dich und Louis", meinte er dann lächelnd. „Wirklich. Du...du wirkst sehr glücklich."
Ich lächelte. „Das bin ich auch."
Er lächelte nochmal und sah dann langsam auf seine Finger.
Ich ließ mich endgültig auf den Boden sinken und setzte mich in einen Schneidersitz.
„Und was machen wir jetzt mit dir und Zayn?"
_____
„Nein, Harry. Bitte nicht." Liam hielt mich am Arm zurück und biss sich unsicher auf die Unterlippe.
„Was denn? Wir haben das doch fünf Jahre lang besprochen." Ich blickte ihn verwirrt an und er seufzte.
„Okay."
Wir steuerten den Tisch zu an dem Niall saß (und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit in ein paar Minuten auch Zayn).
„Oh hey." Der Ire blickte von seinem mal wieder nicht so lecker aussehenden Essen hoch und lächelte. Dann bemerkte er Liams unglaublich nervösen Gesichtsausdruck. „Was ist los?"
Ich wollte gerade ansetzen Liam Mut zuzureden, da hörte ich die Stimme, die mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.
„Harry?"
„Hey Baby." Glücklich fuhr ich herum und drückte Louis einen Kuss auf den Mund.
„Ihr seid schon bei Baby?", fragte Niall anerkennend. „Krass."
„Oh, wir sind schon bei viel mehr als das", meinte Louis grinsend und umarmte mich von der Seite. Ich grinste nur ebenfalls.
Niall verzog das Gesicht. „Das musste ich jetzt nicht wissen." Er sah zu Liam. „Also...was ist los? Ich sehe doch, dass du mir irgendwas zu sagen hast."
Liam sah hilfesuchend zu mir und nach einem kurzen telepathischen Gespräch seufzte ich. Okay. Dann würde ich es halt sagen.
Ich sah zu Niall. „Liam steht auf Zayn", erklärte ich knapp. „Deshalb war er in den letzten Wochen so komisch drauf, ich hab mit ihm geredet, wir haben uns darauf geeinigt, dass er Zayn einfach fragt ob er mit ihm ausgeht. Aber jetzt scheint er vor Angst paralysiert zu sein. Obwohl Zayn noch gar nicht hier ist."
„Oh." Niall sah überrascht zu Liam. Dann runzelte er die Stirn. „Wow. Das erklärt so einiges."
Liam nickte nur. „Es tut mir Leid, wie ich drauf war." Er schluckte. „Aber das Ganze ist relativ schwer für mich."
Niall nickte nur. „Klar, alles...alles gut."
„Ich hab mich auch für heute Nachmittag schon mit Kate verabredet, um die ganze Sache aufzuklären, sie ist glaub ich ziemlich durcheinander...und es tut mir auch Leid, ich meine ich hab sie einfach ausgenutzt." Liam verbarg sein Gesicht in seinen Händen. „Ich bin so ein schlechter, Mensch."
„Ich weiß zwar nicht worum es geht, aber du bist kein schlechter Mensch, Li, dass kann ich dir versichern." Zayn ließ sich neben Niall an den Tisch fallen und Liam schreckte hoch und starrte ihn überfordert an.
Ich hatte sein Kommen auch nicht bemerkt.
Wir schienen ihn alle ziemlich offensichtlich anzustarren, denn er zog nur verwirrt eine Augenbraue hoch, sein Halbgrinsen blieb. „Ist irgendwas?"
„Wir äh...wir müssen mal eben...weg." Ich grinste schief, griff nach Nialls Arm und Louis' Hand und zog die beiden vom Tisch weg.
Liam warf mir einen verzweifelten Blick zu, aber ich gab ihm nur mit meinen Augen zu verstehen, dass er da jetzt alleine durch musste.
„Mann, ich wollte zuhören!", meinte Niall beleidigt und schmollte. Ich lachte.
„Wir werden schon mitkriegen wie es gelaufen ist. Und währenddessen kannst du ja über Louis und mich fangirlen, ich weiß ganz genau, das machst du wenn wir nicht zuschauen."
Niall grinste nur und Louis lachte. „Dann lass uns ihm auch was geben, worüber er fangirlen kann", meinte er münzend drückte seine Lippen auf meine. Dann verabschiedete er sich aber auch schon wieder, weil Cassie auf ihn wartete, sie hatten in dieser Mittagspause noch eine Probe.
Und dann sahen Niall und ich gespannt Liam und Zayn zu. Die sich ziemlich normal zu unterhalten schienen, jedenfalls konnte man von nichts auf irgendeinen Ausgang des Gesprächs schließen. Es schien eher als hätte Liam vom Thema abgelenkt und sie würden über was ganz anderes reden.
Niall seufzte. „Er hat sich bestimmt nicht getraut."
Ich nickte nur. „Sieht so aus."
Liam erhob sich, Zayn blieb sitzen und sie nickten sich nochmal zu, bevor Liam aufstand und auf uns zukam und Zayn grinsend kopfschüttelnd begann sein Essen zu essen und seinen Blick auf sein Handy lenkte.
Wir sahen Liam nur fragend an. Er hatte einen unergründlichen Blick drauf und als er dann vor uns stehen blieb hatte er die Stirn gerunzelt.
„Du hast es ihm nicht gesagt, oder?", fragte Niall und Liam sah zu uns hoch.
„Wir haben Freitag ein Date."
Ich brauchte kurz eine Sekunde, um zu verstehen was er gesagt hatte.
„Was? Ernsthaft?", freute ich mich dann und als Liam nickte und sich langsam ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete fiel ich ihm um den Hals.
„Siehst du?", flüsterte ich in sein Ohr. „Alles wird gut, wenn du einfach auf dein Herz hörst."
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Drei Wochen später war Louis' Aufführung. Liam, Zayn, Niall und ich saßen in der ersten Reihe und ich konnte während des ganzen Stücks nicht fassen wie gut mein Freund schauspielern konnte.
Zum Glück war die Liebesgeschichte im Stück zwischen ihm und Cassie und weil ich wusste, dass Louis auf Typen stand war ich nur zur Hälfte eifersüchtig.
Nach der Aufführung und nach der After Show Party waren wir alle zusammen noch zu Niall gefahren und jetzt lagen wir alle auf dem Sofa und genossen das Glück, das in der Luft lag.
Liam und Zayn saßen zusammen auf einem Sessel und küssten sich immer wieder (sie waren ziemlich schnell zusammengekommen und meine Güte, ich hatte Liam noch nie so glücklich gesehen), Louis und ich lagen aneinander gekuschelt auf dem Sofa und er genoss wie ich ihm über den Rücken strich und Niall lag neben uns und schaffte es irgendwie sich nicht überflüssig zu fühlen.
Keine Ahnung wie er das machte, aber er war echt der Meister im thirdwheelen. Und falls es irgendwann mal zu schlimm wurde verdrehte er nur die Augen und schrieb mit irgendeiner Freundin aus Irland.
Ich griff nach meinem Wasserglas, das auf dem Tisch stand, weil wir alle nach der After Show Party erstmal ausnüchtern mussten.
„Schon krass wie schnell sich alles verändern kann", meinte Niall jetzt und wir alle sahen zu ihm. „Vor ein paar Wochen saßen wir noch zu dritt rum, haben uns über Harrys erektile Dysfunktion unterhalten und FIFA gespielt. Und jetzt..." Niall grinste.
Ich verschluckte mich an dem Schluck Wasser, den ich trank.
Louis sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir. „Erektile Dysfunktion?" Er grinste und zuckte mit den Schultern. „Nun...das Problem hast du ja offensichtlich nicht mehr."
Jetzt war es Niall, der sich verschluckte.
Ich lachte nur.
Und küsste meinen Freund.
Scheiße, ich war so glücklich.
Und als ich einen Blick zu Liam warf musste ich noch breiter lächeln.
Denn er war es auch.
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in diesem one shot wurde harrys „findung" zu seiner sexualität sehr leicht dargestellt und ich weiß, dass es für die meisten bei weitem nicht so einfach ist.
aber einerseits wollte ich zeigen, dass es eben manchmal so einfach sein kann. harry hatte einen sehr leichten weg: durch seine gefühle für louis verbindet er nur positives mit der ganzen sache und dadurch, dass louis ja auch das gleiche empfindet bleiben ihm die negativen „erlebnisse", die ja viele leute machen (also im sinne von sich in den besten freund zu verlieben, der aber leider straight ist etc.) erspart. außerdem ist harry in einem von anfang an sehr „unterstützenden" umfeld aufgewachsen und struggelt deshalb mit dingen wie einem outing nicht so sehr wie andere.
andererseits sollte in dieser geschichte der fokus auf liam und seinen problemen mit seiner sexualität liegen: die vorwürfe, die er sich selber macht, plötzliches anzweifeln, dass homosexualität normal ist, weil er denkt, dass er nicht mehr derselbe ist, die andere ansicht sobald es um ihn selber geht und so weiter.
ich hoffe es wurde dadurch nicht zu unrealistisch oder so.
und jetzt aber mal:
hallo meine lieben leser/innen (vermutlich könnte ich auch nur leserinnen schreiben, aber wer weiß, vielleicht gibt es ja doch den ein oder anderen jungen hier...)
wie geht es euch?
Ich war die letzten zwei wochen an der nordsee und hatte sehr schlechtes internet, aber zum glück kann man ja auch offline schreiben, also hier der neue one shot.
(und falls jemand eine ziam seite der geschichte will...das ließe sich einrichten...einfach bescheid sagen)
ich wünsche euch noch einen schönen tag und hoffe die von euch die noch ferien haben, genießen die bis zum letzten moment, ich muss jetzt am mittwoch nämlich leider wieder in die schule und hab absolut gar keine lust (der gedanke an meine deutschlehrerin stresst mich jetzt schon). aber immerhin, es ist mein letztes jahr und ich sehe es jetzt einfach so: jeder tag, der vergeht ist ein tag näher am ende.
bis zum nächsten one shot (dauert bestimmt nicht mehr lange, an ideen mangelt es absolut nicht, ich habe genau 100 entwürfe haha)
💕
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