hockey | larry

„Wirklich, Harry." Liam klopfte mir auf die Schulter. „Finde ich wirklich cool von dir, dass du das machst."

Niall nickte und stellte sich auf meine andere Seite. „Find ich auch. Du bist schließlich auch der einzige von uns der noch einigermaßen gut ist."

Ich sah nach rechts zu Liam, nach links zu Niall und dann nach vorne auf das Blatt wo unter vielen anderen mein Name in Nialls krakeliger Handschrift stand.

„Ich freu mich richtig", meinte ich dann. „Ich stand schon lange nicht mehr bei einem wirklichen Spiel auf dem Eis. Mit echten Gegnern und so weiter."

„Und es ist für einen guten Zweck." Liam lächelte.

Ich hatte mich bei einem Benefizspiel des lokalen Hockeyvereins angemeldet. Es ging darum Geld für ein Heim zu sammeln, das wegen eines Sturms große Schäden zugetragen hatte und ich hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr richtig gespielt. Ab und zu mal mit ein paar Kumpels, aber nichts richtiges.

In der High School war ich sogar im Team gewesen bis...beim Gedanken daran lief ein Schauer über meinen Rücken.

„Okay." Ich klatschte in die Hände. „Gehen wir das feiern?"

„Ähm..." Liam sah auf seine Uhr. „Liebend gerne, aber später...ich muss jetzt nämlich zum Sender, mein Nachmittagsprogramm geht gleich los. Und was ich vergessen habe zu sagen..." Er sah mich an. „Hättest du Lust mitzukommen? Ich soll einen der an dem Spiel teilnimmt interviewen und ich dachte, du könntest doch auch mitkommen und zwei Fragen beantworten."

Ich runzelte die Stirn. Liam arbeitete als Radiomoderator bei einem sehr bekannten Sender und er schien mich gerade wirklich zu fragen ob er mich interviewen könnte? Seinen besten Freund?

Er schien mir wohl die Verwunderung anzusehen. „Es sind wirklich nur so zwei Fragen. Und wie gesagt ich soll diesen anderen Typen interviewen, aber du kannst halt auch gerne mitkommen. Ist doch bestimmt spannend zwei verschiedene Perspektiven zu hören. Bitte, bitte, bitte?" Er sah mich mit seinem Hundeblick an, dem wirklich niemand auf dieser Welt widerstehen konnte. „Und dann können wir danach zu dir gehen und uns Tiefkühlpizza machen und Bier kaltstellen."

Ich seufzte und lächelte. „Okay."

„Yesss, perfekt. Nigel, du kommst doch bestimmt auch noch mit zum Sender, oder? Julia ist vor mir daa...", versuchte Liam auch noch Niall dazu zu kriegen mitzukommen (Er stand nämlich extrem auf Liams Kollegin Julia, die meistens vor Liam auf Sendung war).

Niall grinste. „Bin dabei."

Und so betraten wir wenig später den Sender und noch später das Studio (also Liam und ich, Niall blieb draußen und verwickelte Julia in ein Gespräch, die gerade das Studio verlassen hatte). Es lief gerade Werbung und Liam und ich setzten uns hin.

„So...meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer, hier sind wir wieder, ich begrüße euch", begann er dann geübt. „Julia hat eben schon kurz ein gewisses Thema angesprochen, und zwar das Benefizspiel fürs Kinderheim St. James. Ein guter Freund von mir nimmt tatsächlich daran teil und nach dem nächsten Lied wird er, sowie ein anderer Spieler uns ein paar Fragen beantworten. Falls ihr welche habt schickt sie uns jetzt unter 126-444-032. Ich bin Liam Payne und das ist die neue Single von 5 Seconds Of Summer." Er schob an ein paar Reglern und das Licht das einem bedeutete, dass man live übertragen wurde ging aus.

Er drehte sich zur Scheibe um und nickte jemandem zu, daraufhin öffnete sich die Tür und jemand wurde reingeschoben. Ich bemerkte allerdings, dass mein Schuh auf war und tauchte unter dem Tisch ab, um die Schleife neu zu binden.

Die andere Person wurde anscheinend gerade neben Liam soweit in die Technik eingewiesen (beziehungsweise ihm wurde ein Kopfhörer gegeben und er wurde vor ein Mikrophon gesetzt). Das Lied von 5 sos war sehr schnell zu Ende, denn als ich auch noch meinen andere Schuh zugebunden hatte und wieder von unter dem Tisch auftauchte zählte Liam mit seiner Hand von 5 runter und schob wieder an ein paar Reglern.

„So, hier sitzen wir jetzt also mit Harry Styles meinem Kumpel und...willst du dich selber vorstellen?"

Das letzte war an den anderen Gast gerichtet. Ich blickte ihn an und plötzlich rauschte es in meine Ohren.

Scheiße. Er? Niemals hätte ich gedacht ihn wiederzusehen. Ich musste gegen...gegen ihn spielen? Mir wurde schlecht.

„Ja, gerne, Liam", ergriff er jetzt das Wort und sah zu mir. „Mein Name ist Louis Tomlinson und ihr alle könnt euch nicht vorstellen wie ich mich freue hier zu sitzen. Vor allem gegenüber von dir, Harry Styles." Sein Blick wurde herausfordernd und ich konnte immer noch nur starren. „Denn, Liam, erlaube mir eine kleine Geschichte zu erzählen, Harry und ich kennen uns aus der High School Zeit."

„Oh wirklich?", fragte Liam überrascht und musterte Louis nachdenklich. Er war ja mit mir auf der High School gewesen. Er müsste Louis dementsprechend auch kennen.

„Ja. Erinnerst du dich noch an mich, Harry?" Sein Grinsen brachte mich noch um. Wie könnte ich denn bitte nicht?

Er wandte sich wieder an Liam. „Wir haben schon einmal gegeneinander gespielt. Es war vor ungefähr sieben Jahren, das wichtigste Spiel der Saison und auch mein letztes Spiel auf der High School."

„Ach." Liams Gehirn schien zu rattern.

„Ja. Es war ein super Spiel. Ein wirklich sehr toughes Match und am Ende stand es 4 zu 4. Es war mega knapp und hieß alles oder nichts, dann hat Harry einen Freistoß bekommen. Er hätte alles für sein Team rausholen können, es hieß er gegen mich, weil ich Torwart war. Er hatte alles in der Hand, ich hab gesehen mit was für einem Selbstbewusstsein er an die Sache rangegangen ist...aber leider leider..." Bedauerlich blickte er zu mir. Ich starrte nur zurück. „Hab ich gehalten", sprach Louis weiter. „Und nicht nur das. Ich habe gehalten und dabei den Puck so heftig zurückgeschleudert, dass er gegen Harrys Helm geflogen ist und er nach hinten aufs Eis gefallen ist." Er lachte und Liam warf mir nur einen schnellen Blick zu. Jetzt erinnerte er sich.

„Das klingt ja ganz schön...hart", meinte Liam und versuchte mit Louis zu scherzen.

„Ja, es war so lustig. Und wir haben gewonnen. Das beste letzte Spiel jemals." Louis grinste breit und ich glaubte jede Sekunde kotzen zu müssen.

„Das war der schlimmste Moment in meinem Leben", kam es jetzt aus meinem Mund, ohne dass ich es zurückhalten konnte. Es war als würde ich die ganze Szene noch mal miterleben. Wie ich auf dem Eis lag, unfähig mich irgendwie zu bewegen. Wie Louis lachte. Wie mich tausende von Leuten beobachteten. Wie Louis lachte. Wie mein Kopf wehtat. Wie Louis lachte.

Weder Louis noch Liam gingen auf das von mir Gesagte ein. Vielleicht hatte man es auch gar nicht gehört, weil ich zu leise gewesen war.

Die beiden lenkten nur das Gespräch auf ein anderes Thema (beziehungsweise auf die Gegenwart) und Louis begann Fragen zu beantworten. Auch mir stellte Liam die ein oder andere, aber ich antwortete eher abgelenkt.

„Damit sind wir dann auch am Ende angekommen. Danke Louis und Harry, dass ihr hier wart und unsere Fragen beantwortet habt. Wir freuen uns auf das Spiel."

Louis lachte. „Oh ja. Ich kann es kaum erwarten Harry wieder vor allem Leuten so zu demütigen." Sein Tonfall zeigte zwar, dass das ein Scherz sein sollte, aber sein Satz ging bei mir durch Mark und Bein.

Es ging nicht. Ich konnte nicht gegen ihn spielen.

„Na, da wollen wir ja mal sehen, vielleicht ist es dieses Mal ja auch anders herum, wer weiß", verteidigte Liam mich, so gut es in seinem Job als neutraler Moderator gerade möglich war und dann spielte er ein Lied.

Und kurz darauf war Louis Tomlinson wieder verschwunden. Und ich lag auf dem Sofa vor dem Studio und bedankte mich bei der Praktikantin für den Kaffee.

Ich konnte nicht spielen. Nicht gegen ihn.

_____

„Wie meinst du das, du spielst nicht?" Niall warf hinter uns die Haustür zu und sah mich fassungslos an. Liam ebenfalls.

Ich ließ mich auf das Sofa fallen und seufzte. „Na eben...dass ich nicht spiele. Nicht gegen Louis Tomlinson. Das geht nicht."

„Wie jetzt?" Nialls Augen verengten sich. „Ja, er war ein unglaubliches Arschloch, das wissen wir. Er hat dir dein letztes Spiel versaut und dich gedemütigt. Aber das ist sieben Jahre her. Und deine Chance es ihm heimzuzahlen."

Liam nickte nur. „Ich verstehe auch nicht was in dich gefahren ist, Harry. Du hast dich so gefreut wieder auf dem Eis zu stehen. Und jetzt kommt Mr. Ich-hab-dich-vor-sieben-Jahren-blamiert daher und du schmeißt hin?"

Verwirrt und verständnislos sahen die beiden mich an.

„Jungs, das war keine Untertreibung, was ich eben gesagt habe", erklärte ich. „Das da auf dem Eis vor sieben Jahren war der schlimmste Moment meines Lebens. Ich kann nicht."

„Aber-"

„Nichts aber! Was wenn es wieder passiert?"

„Harry, es wird nicht wieder passieren!"

„Das weißt du doch gar nicht!"

„Harry! Das ist total unwahrscheinlich."

„Trotzdem. Was wenn es wieder passiert?"

Liam seufzte nur. „Mein Gott, ich wusste ja, dass es schlimm war, aber dass es dich so traumatisiert hat..." Er schüttelte langsam den Kopf. „Und wenn es wieder passiert...so what? Dann passiert es halt nochmal."

„Nur das jetzt noch das Fernsehen dabei zuguckt", fügte Niall leise hinzu, weshalb er von Liam nur mit einem Das-hilft-jetzt-nicht-Blick bedacht wurde.

Ich seufzte nur. „Nein, Jungs." Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich kann nicht nochmal durch diese..." Ich sah auf meine Finger. „Diese Hölle gehen."

Niall musterte mich aufmerksam, während Liam sich durch die Haare fuhr.

Dann kam der Blonde näher und setzte sich auf den Couchtisch vor mir.

„Harry...", fing er langsam an und Liam schien zu verstehen, dass Niall eine Idee hatte, was mit mir los war. Er setzte sich neben ihn.

„Kann es sein, dass...dass es nicht nur um die Demütigung geht? Dass das damals nicht nur das Peinlichste für dich war und du dich aufgeregt hast, weil es das letzte Spiel war und so, sondern dass dir das Ganze ernsthaft aus einem bestimmten Grund extrem wehgetan hat?"

Ich hob ganz kurz den Blick und sah in Nialls blaue Augen. Verdammt, wieso kannte der Ire mich so gut? Er konnte mich lesen wie ein offenes Buch.

Ich seufzte. Dann nickte ich langsam. Jetzt war es wohl soweit meinen besten Freunden die Wahrheit zu sagen. „Vielleicht...vielleicht hab ich euch damals etwas nicht erzählt."

Niall und Liam sagten nichts, sondern sahen mich nur an und Niall legte mir ermunternd eine Hand aufs Knie. Ich seufzte wieder. „Vielleicht war ich möglicherweise nicht wegen der Situation so beschämt und am Ende. Sondern, weil es Louis war. Louis, der mich verletzt hat. Louis, der gewonnen hat. Louis, der mich ausgelacht hat. Das war das Schlimmste."

„Was willst du damit sagen?", fragte Liam vorsichtig.

Ich hob den Kopf und sah die beiden an. Ich seufzte. „Etwa fünf Monate vor dem Spiel hab ich in einer Eisdiele einen Jungen kennengelernt. Er war wundervoll. Gutaussehend, witzig, charmant und genau mein Typ. Wir haben uns sofort super verstanden. Wir haben Nummern ausgetauscht, sind auf Dates gegangen, haben stundenlang telefoniert...Und etwa drei Wochen später sind wir dann zusammengekommen."

„Okay, ist nicht cool, dass du uns einen Freund verschwiegen hast, aber was hat das mit der Situation zu tun?", fragte Liam und Niall verdrehte nur die Augen.

„Lass ihn weiterreden."

Ich seufzte. „Jedenfalls...wir waren echt glücklich. Er war mein erster richtiger ernster Freund und nach zwei drei Monaten habe ich ihn wirklich geliebt. Ernsthaft geliebt. Wir hatten ähnliche Interessen, er hat auch Hockey gespielt und wir konnten uns gefühlt jahrelang unterhalten. Außerdem war in seinen Armen einzuschlafen das beste Gefühl jemals. Er hat mir so viel bedeutet. Er hat mich so glücklich gemacht. Ich wollte es der ganzen Welt erzählen, ihn öffentlich küssen...ich wollte mich einfach outen und offiziell mit ihm zusammen sein. Aber...aber er hatte Angst. Er hatte Angst, weil Homosexualität nunmal im Sport irgendwie immer noch schwierig ist. Vor allem bei so ‚männlichem' Sport wie Fußball oder halt Eishockey. Er wollte es lieber niemandem erzählen. Und ich wollte ihn zu nichts drängen, weil ich ihn liebe. Aber es war schwierig. Vor allem euch wollte ich es damals unbedingt erzählen. Die einzige, die was davon wusste war meine Mutter, weil ich vor ihr eh nichts verstecken kann. Aber dann...dann mussten wir auch noch beim letzten Spiel der Saison, beim letzten Spiel, das wir auf der High School spielen würden gegeneinander spielen."

„Ich hoffe mittlerweile hast auch du kapiert, dass er von Louis spricht", raunte Niall Liam zu und Liam verdrehte nur die Augen und nickte.

Ich seufzte. „Ein paar Tage vor dem Spiel hat er dann irgendwie...ich weiß auch nicht. Er war plötzlich so abweisend. Und dann sollten wir aufs Eis und kurz vorher ist er zu mir gekommen und..." Ich schluckte. „...und hat mit mir Schluss gemacht. Er hat mir nicht mal einen plausiblen Grund gegeben. Er meinte nur, das mit uns hätte keinen Sinn mehr. Und dann hat er mich da alleine auf der Toilette stehen gelassen, ohne dass ich irgendwas erwidern konnte. Und dann mussten wir spielen." Ich verknotete meine Finger und schluckte die Tränen herunter.

Ich würde nicht mehr wegen Louis weinen!

„Ich konnte mich null konzentrieren, aber irgendwie hab ich es wohl hingekriegt einigermaßen passabel zu spielen. Aber dann am Ende als...und dann hat er den Puck..." Jetzt stiegen beim Gedanken doch Tränen in meine Augen. „und...ich lag auf dem Eis, in der peinlichsten Situation jemals und hab gesehen wie Louis von seinen Teamkameraden in den Himmel gelobt wurde und sich über mich lustig gemacht hat. Wie er mich ausgelacht hat." Ich sah zu meinen besten Freunden hoch.

„Jungs, an dem Tag wurde ich nicht nur vor einer riesigen Menge an Menschen gedemütigt...mir wurde das Herz aus der Brust gerissen und darauf rumgetrampelt."

Eine Weile sagten die Beiden nichts.

„Aber...", begann Niall dann. „Also erstmal...es tut mir unglaublich Leid. Warum hast du uns denn nichts gesagt? Wir wären für dich da gewesen, wir hätten dich unterstützen können. Auch wenn er sich nicht outen wollte, wir sind deine besten Freunde."

Ich nickte nur. „Ich weiß. Aber irgendwie...ich wollte es niemandem erzählen, wenn er nicht zu hundert Prozent damit einverstanden gewesen wäre...und danach konnte ich sowieso nicht darüber reden."

„Deshalb ging es dir nach der High School so schlecht...es lag gar nicht daran, dass du noch keine Pläne hattest und dich perspektivlos, ziellos gefühlt hast." Liam musterte mich eindringlich. „Es war wegen Louis."

Ich nickte langsam.

„Aber Harry...nichts für ungut", begann Niall. „Das ist sieben Jahre her. Wieso..."

„Ich kann das nicht nochmal durchmachen", meinte ich sofort, aber Liams und Nialls Augen weiteten sich vor Erkenntnis.

„Du bist noch nicht über ihn hinweg!", riefen sie gleichzeitig und ich wich nur ihren Blicken aus.

„Deshalb hast du auch nie wirklich erste Beziehungen! Die ganzen Typen mit denen ich verzweifelt versuche dich zu verkuppeln...das liegt nicht daran, dass du sie nicht magst, du bist noch nicht über Louis hinweg!" Fassungslos starrte Liam mich an.

Ich schluckte nochmal.

„Aber Harry." Niall beugte sich nach vorne und sah mich fassungslos an. „Sieben Jahre!"

„Niall...er war meine erste große Liebe! Und ich weiß wir waren erst 18, aber...when you know you know. Weißt du?"

„Willst du damit sagen, dass..." Niall sah mich nur ungläubig an. Ich nickte langsam.

„Du bezeichnest ihn aber jetzt nicht wirklich als Liebe deines Lebens, oder?" Liams Augen fielen bald heraus wenn er sie noch weiter aufriss.

„Mann, Liam. Ich weiß doch, wie dumm das klingt und wie krank naiv das alles von mir ist. Aber ich kann nach zehn Jahren einfach immer noch nicht mit Louis abschließen, weil ich ihn verdammt nochmal so sehr liebe. Ich...ich wünschte ich würde endlich jemanden kennenlernen, der mich absolut umhaut, mir zeigt, dass Louis nicht der Eine ist, aber...das wird nicht passieren. Jungs, egal wie dumm das klingt, aber ich weiß, wie sich Liebe anfühlt. Weil ich sie mit 18 gefunden habe. Und ich...ich vermisse ihn, verdammt nochmal."

Jetzt lief mir die erste Träne über die Wange Scheiße.

Wütend wischte ich sie weg. Niall und Liam wechselten vom Couchtisch neben mich auf die Couch und umarmten mich von beiden Seiten.

„Und ich hab echt keine Lust mehr. Ich will nicht mehr wegen ihm weinen. Ich dachte damit hätte ich letztes Jahr endlich abgeschlossen."

Nialls Umarmung wurde nur noch fester und Liam strich mir über den Rücken.

„Und als ich ihn heute gesehen habe..." Ich schluckte. „Einerseits dachte ich ich muss mich übergeben, weil er plötzlich da saß und so real war und weil er mir so wehgetan hat, aber andererseits...scheiße, er sah so gut aus. Ich wollte nichts lieber als ihn einfach in meine Arme zu ziehen und nie wieder loslassen. Es hat sich angefühlt als ob ich von innen brenne. Ich...fuck, Jungs, ich...ich weiß nicht, wie ich jemals über ihn hinweg kommen soll. Gibt es nicht diesen Spruch ‚etwas das für sieben Jahre hält hält für immer'? Hm. Mein Liebeskummer hält jetzt schon seit sieben Jahren. Was soll ich denn machen?"

Eine Weile sagten meine besten Freunde nichts. Dann löste Niall sich von mir und drehte sich so, dass er mich ansehen konnte.

„Vielleicht", begann er und wischte meine Tränen weg. Dann nahm er meine Hände in seine. „Vielleicht ist das jetzt genau das was du tun musst. Dieses Spiel. Dich deinen Ängsten stellen. Harry, du brauchst Closure. Und wenn dieses Spiel vorbei ist und die gleiche Situation nicht nochmal eingetreten, weil sind wir mal ehrlich, wie unwahrscheinlich ist das denn, dann kannst du vielleicht endlich wirklich mit ihm abschließen."

Ich sah ihn skeptisch an, aber bevor ich den Kopf schütteln konnte schaltete sich auch Liam dazu. „Ich denke auch, Harry", sagte er. „Das könnte wirklich...das ist eine gute Chance. Das könnte die Lösung sein. Und selbst wenn nicht, dann hast du dich endlich deinen Ängsten gestellt. Das musst du sowieso mal machen, du kleiner Angsthase."

„Nein, Leute, echt ich-"

Liam unterbrach mit mit einem Geräusch und schüttelte dann den Kopf. „Entweder du machst dieses Spiel und stellst dich damit der Angst vor der Situation und Louis, oder du stellst dich einer anderen Angst. Und kommst mit mir Fallschirmspringen."

„Was? Liam, du weißt, dass ich die krasseste Höhenangst jemals habe!"

„Tja. Dann musst du wohl gegen Louis spielen."

Ich sah ihn nur entsetzt an. Und Niall grinste.

Ich seufzte und verbarg mein Gesicht hinter meinen Händen. Aber das Grinsen meiner besten Freunde konnte ich trotzdem erahnen.

„Wir haben ihn", meinte Niall nur und Liam nickte.

_____

Und einige Tage später stand ich dann auf dem Eis. Gegenüber von meinem Exfreund.

Mein Herz schlug bis zum Hals, die gesamte Eishalle war gefüllt und neben Liam und Julia, die das Ganze fürs Radio festhielten war auch noch der lokale Fernsehsender vor Ort.

Niall saß in der ersten Reihe und gab mir nur die ganze Zeit Daumen hoch und Anfeuerungsrufe.

Louis stand im Tor. Wie sollte es auch anders sein? Und klar, von seinem Gesicht war wegen des Helms nicht viel zu sehen und auch der Rest von ihm war ziemlich eingepackt, aber er schaffte es trotzdem wundervoll auszusehen.

Ich schluckte. Einer meiner Teamkollegen schlug mir nochmal auf die Schulter und dann ging das Spiel los.

Ich versuchte einfach alles auszublenden, bis auf die Tatsache, dass es hier um einen guten Zweck ging.

Und vor allem versuchte ich auszublenden, dass das Louis da vor mir auf dem Eis war.

Aber erstaunlicherweise schaffte ich es sogar einigermaßen. Immer wenn es um ein Tor ging, gab ich den Puck ab, sodass ich Louis nicht mal ansehen musste.

Das Spiel lief gut. Nur leider für beide Mannschaften.

Immer wenn wir Punkte machten, zogen die anderen hinterher und wenn sie führten, holten wir auf. Es war frustrierend.

Nialls Gesichtsausdrücke bestanden auch nur aus „Oh Mist", „Ja, sehr gut" und „Oh, dieses Popcron schmeckt gut, ich sollte mir neues holen".

Und dann in der letzten Minute stand es tatsächlich Unentschieden. Genau wie vor sieben Jahren.

Und es kam wie es kommen musste. Ich wurde gefoult. Und bekam einen Penalty, einen Freistoß. Gegen Louis. Genau wie vor sieben Jahren.

Ich blickte nur erst zu Liam, dann zu Niall, die beide aussahen als könnten sie nicht glauben was gerade geschah. Ich schluckte. Meine größten Alpträume wurden war. Es würde alles ganz genauso ablaufen.

Und dann gab es den Pfiff. Und alles ging extrem schnell. Aber mir kam es vor wie in Zeitlupe.

Die Mannschaften sahen gebannt dabei zu, wie ich mich mit dem Puck aufs Tor zubewegte. Louis' Augen waren komplett aufs Spielgeschehen konzentriert, ich versuchte mich genauso zu konzentrieren.

Und dann schoss ich ab. Der Puck bewegte sich auf Louis zu, Louis schlug mit einem gekonnten Stoß so dagegen, dass der Puck abplatte. Und zurück zu mir flog.

Das war es. Mein größter Alptraum war wahr geworden. Ich durchlebte den schlimmsten Moment meines Lebens nochmal.

Der Puck prallte gegen meinen Helm, ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten aufs Eis.

Den Aufprall bekam ich gar nicht richtig mit. Ich sah nur Louis, wie er sich den Helm vom Kopf zog und seine Teamkollegen zu ihm fuhren.

Mir wurde schlecht.

Es war alles ganz genau wie damals.

Nur mit einem Unterschied.

Louis schüttelte den Kopf.

Er ließ sich nicht feiern, schüttelte die Hände seiner Kollegen ab, fuhr zu mir, ließ sich aufs Eis fallen, sah mich an und nahm sich den Mundschutz aus dem Mund.

„Harry?", hörte ich seine Stimme zu mir durchdringen, nachdem er sich den Mundschutz aus dem Mund genommen hatte. „Harry?" Er öffnete meinen Helm, zog ihn mir vom Kopf und sah mich nur prüfend an. „Alles okay bei dir?"

Ich konnte nur vorsichtig nicken, seine blauen Augen bohrten sich in meine Seele.

„Sicher?", fragte Louis besorgt und ich hob meine Hand zum Mund und nahm meinen Mundschutz raus.

„Ja, Louis ich bin okay." Meine Stimme war kratzig. Ich schluckte. „Lass dich ruhig von deinen Teammates feiern."

Louis sah mich kurz stumm an, dann verzog sich sein Mund zu einem Lächeln und er schüttelte den Kopf. Er hielt mir eine Hand hin und als ich sie nicht nahm, weil er mich zu sehr verwirrte, griff er einfach nach meinen Händen und zog mich wieder ins Stehen. „Nein, Harry", meinte er dann, kam näher und legte seine Hände in meinen Nacken. Ich sah ihn nur überfordert an.

„Ich mache nicht den gleichen Fehler nochmal", sagte er, zog mich zu sich runter und küsste mich.

Auf dem Eis. Vor einem riesigen Publikum.

Nach sieben Jahren.

Und als ich kapierte was hier gerade passierte konnte ich nichts anderes tun als ihn einfach nur zurück zu küssen.

Es war nicht unbedingt der bequemste Kuss, denn wir trugen immer noch unsere komplette Eishockeyuniform, und darin gab es nicht so viele Möglichkeiten für Körperkontakt, vor allem weil Louis noch seine ganze Torwartschutzkleinung anhatte, also grenzte es eher an einem Wunder, dass wir es überhaupt schafften uns zu küssen, aber wir schafften es.

Und es fühlte sich unglaublich an.

Nach all den Jahren fühlte ich mich wieder ganz. Ich war plötzlich, von einem Schlag auf den anderen wieder so glücklich wie schon ewig nicht mehr. Weil die ganze Zeit dieses gebrochene Herz auf mir gelastet hatte und jetzt nur mit diesem einen Kuss hatte Louis es wieder geflickt.

Und ich würde ihn nie wieder gehen lassen.

Scheiße, Ich liebte diesen Mann. Über alles.

Uns war egal, dass das Spiel noch nicht vorbei war. Uns war egal, dass es sieben Jahre später war.

Niemand würde uns je wieder trennen können.

Und Liam und Niall hatten Recht gehabt. Ich hatte mich meinen Ängsten gestellt. Und das beste Geschenk bekommen, das ich jemals hätte bekommen können.


______
dieser oneshot wurde durch eine folge von full house inspiriert (es gab etwa dieses gespräch im radio und joey meinte danach auch nur so: ‚nein, ich kann nicht gegen ihn spielen' und mein von fanfiction ruiniertes gehirn war nur so: ‚uuh das könnte jetzt auch so eine situation sein, dass die beiden früher zusammen waren'), ich hoffe es hat euch gefallen :)

💕

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top