Christmas Time #1
Kurzgeschichte mit One Direction
Der Tag begann damit, dass ich von meinem Handy aus dem Bett geklingelt wurde. Am anderen Ende der Leitung war Liam, der von einer Begrüßung absah und auch nicht bereit schien, sich für die unhöfliche Weckaktion zu entschuldigen.
„Niall, bist du jetzt endlich wach genug, um einen Anruf anzunehmen?!", bekam ich zu hören, nachdem ich nur durch einiges Glück mit meinen halb geschlossenen Augen den grünen Button auf meinem Telefon gefunden hatte, um den Anruf meines besten Freundes anzunehmen.
„Wo brennt's denn?" Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, und versuchte, mich auf Liams Antwort zu konzentrieren.
„Wir haben in einer Stunde einen Termin, und ich rate dir, dich schnell fertig zu machen, denn ich hole dich in einer halben Stunde ab, und erwarte, dass du fertig bist." Ich warf einen Blick auf meinen Wecker, und stellte fest, dass es tatsächlich bereits zehn Uhr war. So spät war ich lange nicht mehr aufgestanden, aber gestern Abend hatte ich eine wirklich gute Idee für einen Song gehabt, und konnte einfach nicht aufhören, weiter daran herum zu feilen.
„Danke für's Wecken, ich bin dann fertig." Damit legte ich auf und schwang meine Beine über den Bettrand.
Als Liam an der Tür klingelte schob ich mir gerade noch den Rest meines Toasts in den Mund, war ansonsten aber fertig.
„Zum Essen hast du Zeit, aber dein T-Shirt richtig anzuziehen ist dir nicht möglich, hm?", grinste mein Bandkollege, als ich ihm die Tür öffnete.
„Hallo lieber Liam, ich wünsche dir einen guten Morgen, und es ist auch sehr schön, dich zu sehen", murrte ich, während ich mein Shirt über den Kopf zog und es richtig herum drehte. In der Eile war mir nicht aufgefallen, dass ich es falsch herum angezogen hatte.
Der Brünette lachte nur. Nachdem ich mein Oberteil ordnungsgemäß trug und eine Jacke darüber gezogen hatte, verließen wir das Haus, in welchem mein Apartment seinen Platz hatte, und stiegen in Liams Auto.
„Was war denn heute noch gleich?" Völlig verplant rief ich den Kalender in meinem Handy auf, ließ dieses aber wieder sinken, weil mein Freund sich zu einer Antwort bequemte.
„Diese Weihnachtsmann-Sache", sagte er. „Was hast du denn gestern Abend noch gemacht, dass du heute so müde bist? Sonst ist nur Zayn morgens so verpennt." Er wackelte mit den Augenbrauen, als würde er etwas andeuten wollen.
„Ich war gestern mit niemandem verabredet, falls du das meinst. Habe mal wieder Zeit mit meiner Gitarre verbracht, und irgendwie wurde es sehr spät." Ich lehnte meinen Kopf gegen die kalte Autoscheibe und schloss die Augen.
„Oh Niall." Ich wusste genau, dass Liam mal wieder seinen mitleidenden Blick aufgesetzt hatte, ohne hinschauen zu müssen. Er hatte wirklich Glück mit Sophia, und ich würde Weihnachten, wie jedes Jahr, ohne Freundin feiern. Das tat ihm sehr leid, aber er konnte es auch nicht wirklich ändern, als Star war es nun einmal nicht so einfach, jemanden kennenzulernen, der nicht auf die Berühmtheit oder das Geld achtete, sondern auf den Charakter.
Den Rest der Fahrt versuchte ich, noch ein wenig Schlaf nachzuholen, und Liam blieb ebenfalls stumm, während er seinen Wagen durch den dichten Londoner Verkehr lenkte.
„Wir sind da." Liams Stimme holte mich aus dem leichten Schlaf, und ich öffnete meine Augen. „Die wollen uns echt komplett verwandeln, oder?", wollte ich wissen, als ich das Haus unserer Stylistin Lou Teasdale erblickte.
„Na klar - glaubst du etwa, wir würden so in die Fußgängerzone der Innenstadt gelassen werden? Niemals!" Er deutete auf unsere Gesichter.
„Fußgängerzone?!" Entsetzt sah ich ihn an. „Davon hat mir niemand etwas gesagt! Ich dachte, wir verteilen Geschenke an kleine Kinder!"
„Tun wir ja auch. In der Innenstadt. Kommst du jetzt?" Er stieg aus dem Auto, und ich tat es ihm gleich.
„Es ist so kalt draußen!", begann ich zu jammern.
„Wir kriegen Mäntel", gab Liam zurück.
„Aber wir müssen uns da die Beine in den Bauch stehen!"
„Ich bin mir sicher, dass wir in der Straße auch auf- und abgehen dürfen."
„Diese Masken sind verdammt unangenehm, wenn man sie länger tragen muss!"
„Kannst du jetzt vielleicht mal aufhören zu jammern?" Mein Bandkollege verdrehte die Augen und drückte die Türklingel.
„Ich bin müde", sagte ich leise. Er schien es trotzdem gehört zu haben, warf mir aber nur noch einen warnenden Blick zu, und begrüßte Harry, der die Tür öffnete, und Lux, die Tochter unserer Stylistin, auf dem Arm hielt.
„Niall ist heute mit dem falschen Fuß aufgestanden", informierte Liam Harry, als stünde ich nicht direkt neben ihnen.
„Und Niall hat keinen Bock, stundenlang mit Masken im Gesicht in der Kälte rumzustehen." Ich drängte mich an ihnen vorbei ins Haus, wo mir eine angenehme Hitzewelle entgegenschlug, und meine Laune sich augenblicklich besserte, denn ich roch Kekse.
Tom kam aus dem Wohnzimmer, und ich nahm ihn sofort in Beschlag.
„Hast du Plätzchen gebacken? Habt ihr zufällig noch etwas für einen armen, verhungernden Iren übrig?" Lous Mann lachte und ging sofort in Richtung Küche.
„Na klar, aber du wirst dich vor Lux verteidigen müssen, dass du ihre selbst verzierten Kekse aufgegessen hast."
„Habt ihr auch unverziertes Gebäck?" Einer Diskussion mit Lux war ich in meinem jetzigen Zustand wirklich nicht gewachsen.
„Bestimmt." Er kramte in einer Schublade herum, und förderte tatsächlich eine Keksschachtel mit unverzierten Plätzchen zutage. „Die sind von den letzten Tagen, aber ich glaube nicht, dass dir das viel ausmacht." Da hatte er Recht.
„Die nehme ich, danke." Das Toast heute morgen war definitiv nicht genug gewesen, und ich liebte Weihnachtsgebäck.
Nur kurze Zeit später, die ich mit dem Essen der Kekse verbrachte, waren wir endlich komplett, als Zayn, unsere Schlafmütze, auftauchte.
Gemeinsam gingen wir ins obere Stockwerk, wo Lou ein Zimmer zum Atelier umfunktioniert hatte, und uns nicht zum ersten Mal stylen würde. Der erste Glückliche war Louis - um die Sache nicht zu kompliziert machen zu müssen, hatte Lou Masken besorgt, an denen ein Bart und die schlohweißen Haare bereits befestigt waren. So musste sie nicht umständlich alle Gesichter bearbeiten, sondern lediglich die Masken anpassen.
„Liam, magst du mir mal die Haarklemme reichen?" Der inzwischen ebenfalls verkleidete Brünette reichte Lou die Klemme, damit sie Harrys lange Haare am Hinterkopf fixieren konnte. Diese sollten schließlich unter den weißen Kunsthaaren nicht zu erkennen sein.
Nachdem auch unser Jüngster fertig verkleidet war, und wir uns in unseren roten Mänteln im riesigem Spiegel unserer Stylistin lachend betrachtet hatten, wurden wir von ihr aus dem Haus gescheucht.
„Wo kriegen wir denn jetzt die Geschenke her, die wir verteilen sollen?", fragte ich Liam, der die Augen verdrehte und sein Auto aufschloss.
„Du bist heute wirklich verplant, Niall! Wir fahren jetzt zum Harrods", antwortete er mir. „Wo sollten wir die denn sonst kaufen?"
„Keine Ahnung", gab ich zu. „Aber was passiert denn, wenn wir im Harrods erkannt werden?" Liam sah so verzweifelt aus, dass ich beschloss, darüber nachzudenken, was ich gerade gesagt habe. „Oh, wir können ja gar nicht erkannt werden, wegen der Masken", beantwortete ich die Frage selbst.
„Hast du dein Gehirn heute in deiner Wohnung vergessen?" Mein Bandkollege startete seinen Wagen.
„Nein, aber ich bin müde", gab ich als Erklärung zurück.
Liam seufzte nur und folgte Harrys Auto die Straße hinunter. Beim Harrods angekommen warteten bereits einige Bodyguards in Alltagskleidung auf uns, die uns unauffällig folgen würden, um einschreiten zu können, falls doch etwas passierte.
Wir teilten die zu besorgenden Geschenke unter uns auf, um schneller fertig zu werden. Außerdem war es eventuell ein wenig auffällig, wenn fünf als Weihnachtsmänner verkleidete junge Erwachsene gemeinsam ein Kaufhaus stürmten.
„Okay, wir treffen uns dann wieder hier, ja?" Louis sah in die Runde, und wir nickten.
„Ich denke, wir werden ungefähr zur selben Zeit fertig werden", fügte Zayn an.
Wir trennten uns am Eingang, und ich machte mich auf den Weg, um die mir aufgetragenen Süßigkeiten zu besorgen. Tatsächlich fand ich alles recht schnell, und freute mich insgeheim, dass ich nicht angesprochen wurde. Als ich dann jedoch wieder zum Ausgang gehen wollte, wurde ich von einem kleinen Jungen aufgehalten, der an meinem Mantel zerrte.
„Machst du Fotos?", wollte er wissen, und ich hatte für einen kurzen Moment Angst, dass ich trotz Maske erkannt wurde, dann jedoch fiel mir auf, dass ich nun wirklich nicht wie Niall Horan aussah, und dass mich kleine Jungs normalerweise nicht nach Fotos fragten.
„Natürlich", kam es mir über die Lippen, und ich kniete mich neben ihn, während seine Mutter uns knipste. Der Junge grinste über beide Ohren und hüpfte an der Hand seiner Mutter davon.
Automatisch breitete sich auch auf meinem Gesicht ein Lächeln aus. Vielleicht würde das doch nicht so schrecklich werden.
Nachdem auch der letzte von uns aus dem großen Kaufhaus getreten war (Harry hatte sich verspätet, weil er sogar extra auf die Suche nach Kindern gegangen war, um ihnen bereits jetzt Geschenke in die Hände zu drücken, was wir alle nicht so richtig verstanden), fuhren wir in die Innenstadt, und bekamen Straßen zugeteilt, die wir abgehen mussten.
So richtig erkannte ich den Zweck der Sache nicht, schließlich brachte es keine Publicity, weil wir unkenntlich verkleidet waren, und auch sonst sah ich keinen tieferen Sinn darin, die Straßen abzugehen, und kleinen Kindern Geschenke in die Hand zu drücken. Außerdem würde ich mir dabei den Arsch abfrieren und sicher keinen Imbiss für zwischendurch bekommen.
Das Bild des lächelnden Jungen aus dem Harrods hatte sich irgendwie in meinem Gehirn verflüchtigt, und stattdessen wieder den Unannehmlichkeiten dieser Freizeitbeschäftigung Platz gemacht.
Warum gab es eigentlich Leute, die das freiwillig taten? Und warum mussten wir es tun, wenn es vielleicht andere gab, die das gern wollten? Darauf musste ich unbedingt unser Management nach dieser Aktion ansprechen.
„Niall, kommst du jetzt endlich mal raus aus dem Auto?" Liam schien bereits hochgradig genervt von mir, weshalb ich mich beeilte, auszusteigen, als ich bemerkte, dass wir schon lange angekommen waren, und mir in Gedanken vermerkte, ihn am heutigen Tag nicht noch einmal zu verärgern, und mich zusammenzureißen.
„Bin schon da." Ich nahm einen Jutesack aus dem Kofferraum von Liams Auto, den wir bereits beim Harrods mit den gekauften Geschenken gefüllt hatten. So war es einfach praktischer, diese zu transportieren, und außerdem stellten sich doch alle Kinder vor, wie Santa Claus nachts mit einem Jutesack auf dem Rücken durch den Kamin kam, und die Socken mit Geschenken daraus füllte.
„Bereit, durch die Gegend zu streifen?" Gut gelaunt kam Louis zu uns und legte mir freundschaftlich einen Arm um die Schulter.
„Ehm, ja?" An meiner gespielten Begeisterung sollte ich vielleicht wirklich mal arbeiten.
„Das wird cool Niall, mach nicht so ein Gesicht", lachte Harry. Ja, definitiv musste ich daran arbeiten.
„Am besten gehen wir jetzt mal los, sonst schlägt Niall noch Zayn darin, miesepetrig zu sein, das wäre eine Verschiebung der Weltordnung", witzelte Louis. Zayn grummelte, und ich tat es ihm gleich. Warum nur hatten sie so gute Laune?
Wir verteilten uns ein wenig auf der ersten Straße, denn ganz trennen wollten und durften wir uns nicht. Vor allem die Sicherheitsleute hätten wohl etwas dagegen gehabt.
Liam war der erste von uns, der von einem schüchternen Kind angesprochen wurde, und er machte seine Sache großartig, so weit ich das aus der Entfernung erkennen konnte. Ich achtete so sehr darauf, was Liam tat, dass ich nicht mitbekam, wie ich selbst angesprochen wurde, und daraufhin so erschrak, dass ich einen Schritt nach hinten ging, und fast in einen Mann mit Anzug hinein stolperte, der mich daraufhin zur Schnecke machte.
„Können Sie denn nicht aufpassen? Sie haben wohl Tomaten auf den Augen! Oder können Sie durch die Maske nichts sehen?!"
Abwehrend hob ich meine Hände.
„Entschuldigen Sie, Sir, ich habe nicht aufgepasst, aber die Fähigkeit des Sehens wurde mir nicht genommen."
„Das bezweifle ich." Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging er weiter. Was für ein unhöflicher Typ. Das Kind, welches der Grund dafür war, dass ich mich erschreckt hatte, konnte ich nicht mehr sehen, und eigentlich war ich ganz froh darüber. So musste ich mich nicht damit auseinandersetzen, dass ich vielleicht seine Träume vom Weihnachtsmann zerstört hatte. Das klang vielleicht fies, aber das überließ ich dann doch lieber den Eltern. Kleine Kinder fand ich süß, solange sie nicht heulten. Und ich war mir sicher, dass dieses Kind geheult hätte. Durch Theo, mein Patenkind, wusste ich, dass junge Kinder oft ohne erkennbaren Grund weinten, aber das tat mir immer in der Seele weh. Kinder waren so unschuldig, und sollten meiner Meinung nach keinen Grund zum Weinen haben.
Knappe zehn Minuten später - es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, und meine Füße wurden langsam kalt - wurde ein kleines Mädchen von einer älteren, meiner Vermutung nach ihrer Schwester, auf mich zu geschoben.
„Na komm schon, Santa Claus beißt nicht", redete die ältere auf ihre vermeintliche jüngere Schwester ein. Etwas unsicher ging ich einen Schritt auf sie zu und hockte mich hin.
„Wie heißt du denn?"
„Amalia", antwortete die Kleine leise, sodass ich mich anstrengen musste, sie überhaupt zu verstehen.
„Das ist ein schöner Name. Und was wünschst du dir vom Weihnachtsmann, Amalia?", machte ich weiter.
„Buntstifte, weil ich male doch so gern", sagte sie fast noch leiser als ihren Namen. Ich kramte kurz im Jutebeutel, um herauszufinden, ob jemand von uns Buntstifte eingekauft hatte, und ich ihr ihren Wunsch erfüllen konnte. Das wollte ich wirklich gern, weshalb ich, ziemlich unprofessionell, den gesamten Beutel durchsuchte, bis ich endlich eine Stiftpackung in der Hand hielt, und diese der kleinen Amalia überreichte.
„Frohe Weihnachten! Aber du darfst das niemandem weitersagen, in Ordnung?" Ein breites Grinsen breitete sich auf Amalias Gesicht aus, und ich erinnerte mich wieder an den kleinen Jungen aus dem Harrods Kaufhaus, der ebenso glücklich gewesen war.
„Mach ich nicht, Santa Claus", versprach sie, und wandte sich ihrer Schwester zu, um ihr sofort begeistert die neuen Buntstifte zu präsentieren. Ich musste ebenfalls lächeln unter meiner Maske, weil ich mich so freute, dieses kleine Mädchen mit so etwas einfachem wie Buntstiften glücklich gemacht zu haben. Ich hörte nur noch halb, wie die ältere vor sich hin murmelte: „Ich könnte schwören, dass das die Stimme von Niall Horan war."
Ich wünsche euch einen wunderschönen ersten Advent! Das ist die erste Weihnachtsgeschichte und ich habe sie vor Jahren für den Adventskalender einer Freundin auf einer anderen Seite geschrieben.
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