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Harry

»Ich hatte ganz vergessen, wie Eistee schmeckt.« Ich nahm irgendwie überwältigt einen weiteren Schluck von dem süßen Getränk. Der Eistee war kalt genug, dass das Glas zwischen meinen Fingern beschlug. »Es gab hier keinen Eistee mehr seit...- wie lange nicht mehr?« Ich sah Niall und Liam Hilfe suchend an und stellte das Glas zurück vor mir auf den Tisch.

»Bestimmt nicht mehr seit der achten Klasse. Vielleicht ist es noch länger her.«, überlegte Liam und ich nickte zustimmend.

Louis stocherte in seinem Curry herum. »Und du hast zuhause niemals Eistee getrunken?«, fragte er mich skeptisch. »Also außerschulisch?« Ich schüttelte den Kopf.

»Ha!«, er grinste schief – das schiefe Grinsen, das ich so sehr an ihm liebte. »Also ich habe mir Eistee ziemlich versaut. Alkohol kann einem eine Menge Dinge für immer ruinieren, glaubt mir.«

»Hast du eine Liste?«, Liam grinste mit vollem Mund.

Louis schüttelte den Kopf. »Nö. Aber wenn ich eine hätte, hätte sie Aufsatzlänge.«

»Na mal sehen, wann die Liste lang genug ist, dass Alkohol dir endlich Alkohol ruiniert.« Niall schob sich eine Gabel Reis in den Mund und setzte sofort sein Eisteeglas an die Lippen.

»Trinkst du nicht, Niall?«, fragte Louis mit gehobenen Augenbrauen. »Oder spielst du einfach nur die Moralapostel?«

»Er trinkt.«, beantwortete ich die Frage – wofür ich einen strafenden Blick von meinem besten Freund kassierte.

»Ab und zu!«, ergänzte Niall mit Verteidigung in der Stimme. Er sah Louis herausfordernd an. »Ich übertreibe es nur nicht.«

Louis verdrehte wortlos die Augen, ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Auch wenn das nicht gerade praktisch war beim Essen. Louis rückte wie selbstverständlich mit seinem Stuhl näher an meinen, damit ich es bequemer hatte.

»Trinkst du, Zayn?«, meldete Liam sich wieder zu Wort.

Zayn, der bisher still vor sich hin gegessen hatte, sah jetzt auf. Er und Louis hatten als einzige ein Glas Wasser vor sich stehen. Zayn sah Liam nur flüchtig an. »Ja, Liam. Aber nur Portwein. Denn, Liam, der Rest schmeckt nicht.«

Louis sah mich mit einem Zwinkern an. Mit dem stumm mit seinen Lippen geformten ›Name‹ wies er mich auf Zayns Eigenart hin. Ich nickte sanft. Dann hob ich kurz den Kopf von Louis' Schulter, um mehr von dem Eistee zu trinken. Langsam wurde mir das Getränk zu süß und ich stellte es sofort wieder zurück. Als könnte Louis meine Gedanken lesen, bat er mir sein Wasserglas an. Dankbar nahm ich es ihm ab.

»Es ist witzig, Zayn«, begann Niall jetzt, während sein Blick sich nicht zwischen Zayn und seinem Teller entscheiden zu können schien, »ich habe noch nie jemanden getroffen, der so sehr seine eigene Ästhetik trifft wie du deine Künstler-Ästhetik triffst. Du trinkst nur Wein, hast als Kind quasi zwischen einigen der größten Werke der berühmtesten Maler überhaupt gespielt und dann noch die französische Aussprache von manchen Wörtern. Wenn du morgen auch noch ein Barett trägst, verkleide ich mich als Kleeblatt!« Als würde das seine Worte untermalen, schob er sich eine gewaltige Portion seines Currys in den Mund.

»Ich würde dich gerne als Kleeblatt sehen, Ni.«, eröffnete ich ihm. Ich kassierte den nächsten dunklen Blick meines besten Freundes.

»Es tut mir leid, Harry, aber ich besitze kein Barett.« Zayn sah mich an und zuckte die Schultern. »Und außerdem braucht man sowieso Locken, um gut mit einem Barett auszusehen.«

Mit gerunzelter Stirn ließ ich mir diese These durch den Kopf gehen; und befand sie als falsch. Louis beispielsweise würde in einem Barett so gut aussehen wie in allem anderen auch. Und er hatte garantiert keine Locken – ich liebte seine weichen, perfekten Haare. Er benutzte ein teuer aussehendes Shampoo, das nach Meerjungfrauenglitzer und Sonnenschein an einem Tropenstrand roch. Ich hatte es ein paar mal benutzt, aber mit meiner Haarstruktur vertrug es sich überhaupt nicht. Aber vielleicht war es auch gut, dass dieser Geruch allein zu Louis gehörte.

Ich setzte mich wieder gerade auf, um besser weiter essen zu können. Ich war froh, dass morgen keine Schule war. Ich konnte die nächsten Ferien nicht mehr abwarten. Zwar ging es mir nicht um die Osterferien – es war schließlich Ostern, da würden Louis und ich nicht zusammen hierbleiben. Aber wenn endlich Osterferien waren, dann dauerte es nicht mehr lange, bis wir gemeinsam nach London fuhren.

Den Rest des Abendessens hielt ich mich aus den Gesprächen heraus, weil ich versuchte, im Kopf auszurechnen, wie viele Tage es noch bis London waren. Als dann alle Teller leer waren, meldete ich mich freiwillig, unser Geschirr wegzubringen. Louis, der sich mit Liam unterhielt, ging wie alle anderen schon vor. Ich stapelte behutsam die Teller und das Besteck zusammen und brachte sie zur Geschirrrückgabe. Ich ging ein zweites Mal zum Tisch, um jetzt auch die Gläser ineinander zu stapeln. Ich war überrascht, an der Geschirrrückgabe diesmal Zayn zu sehen, der mir entgegensah.

»Hey Zayn«, lächelte ich ihm zu, »hast du etwas vergessen? Die anderen sind schon hoch.« Ich stellte die Gläser ab und blieb vor ihm stehen, weil auch er keinen Anschein machte, sich wegbewegen zu wollen.

»Nein, Harry. Nichts vergessen.« Er musterte mein Gesicht, als gäbe es darin etwas sehr Außergewöhnliches zu sehen. Ich fühlte mich automatisch ein wenig unwohl, beschloss aber, es mir nicht anmerken zu lassen. Trotzdem sah ich kurz zur weit entfernten Tür des Speisesaals, in der Louis lehnte und alleine auf mich wartete. Als er merkte, dass ich zu ihm sah, lächelte er. Ich lächelte zurück und sah wieder Zayn an.

»Ich wollte dich nur etwas fragen, Harry.«, fuhr Zayn fort. Er schien ganz und gar nicht in Eile. Ich nickte, damit er weitersprach. »Wenn du jetzt nichts zu tun hast, Harry, wollte ich wissen, ob du mir vielleicht mal das Cricketfeld zeigen willst. Ich wollte dort schon die ganze Zeit mal hin.«

Ich runzelte skeptisch die Stirn. Ich hätte schwören können, dass Liam Zayn schon das gesamte Gelände gezeigt hatte. Selbst wenn nicht, woher kam das spezifische Interesse am Cricketfeld? Ich versuchte mir Zayn Cricket spielend vorzustellen – und ehrlich, die Vorstellung war mehr als abwegig.

Ich schüttelte den Kopf. »Leider nein, Zayn. Wir wollen nachher alle Forrest Gump gucken. Das schaffen wir vorher nicht mehr. Und es ist nur einmal in der Woche Samstag. Guck doch mit, Filmabende sind wirklich schön.«

Dieses Mal war es Zayn, der die Stirn runzelte. Es war ungewohnt, seine sonst so glatte Haut in Falten zu sehen. »Wer guckt noch mit?«, fragte er dann nach kurzer Überlegungszeit.

»Niall, Liam, Louis. Alle.« Zayn war mir wirklich ein Rätsel. Vielleicht war das so ein amerikanisches Ding. Ich war noch nie in Amerika gewesen, möglicherweise wären mir da alle Menschen unerklärlich.

»Ich denke, ich will nicht, Harry. Trotzdem danke.« Es wirkte, als würde er an mir vorbei sehen, als er das sagte. Als würde er zu Louis sehen. »Wir sehen uns dann später. Oder morgen. Schlaf gut, Harry.« Damit ließ er mich stehen. Verwundert sah ich ihm nach, wie er Louis an der Tür passierte.

Ich beschloss, mir nicht weiter über Zayn den Kopf zu zerbrechen und kehrte zurück zu Louis.

»Hi«, ich lächelte und küsste seinen Mundwinkel.

»Was wollte Zayn?«, fragte Louis mit halbem Interesse, während wir uns wieder auf den Weg in die Eingangshalle machten.

Ich zuckte mit den Schultern. »Unwichtig. Wir gehen nochmal hoch, oder?«

Louis nickte. Wir betraten die Stufen der Treppe. »Es ist noch eine Viertelstunde bis der Film startet. Ungefähr. Und Liam und Niall wollten uns gute Plätze besorgen. Also können wir ruhig- warte!«

Ich blieb überrascht stehen. »Was?«

»Wir wollten uns doch noch das Newton-Buch für Astro ausleihen! Mr. Deighton hat gesagt, es müsste heute zurückgegeben werden.«

»Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es jetzt noch mal in die Bibliothek. Sonst ist es morgen wieder weg.« Ich sah Louis fragend an, um auf sein Einverständnis zu warten. Er nickte entschlossen und schon kehrten wir wieder um, um die Treppe wieder hinunterzulaufen.

Wir mussten in Astronomie zu nächster Woche ein Projekt inklusive Vortrag vorbereiten. Louis und ich waren – auf Nachfrage hin – Projektpartner.

»Glaubst du, Mr. Deighton ist noch da?«, fragte Louis mich im Laufschritt. »Er könnte uns sicher eine Menge Suchzeit ersparen.«

Ich überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. Der junge Bibliothekar unserer Schule sorgte zwar dafür, dass die Bibliothek fast die ganze Nacht lang zugänglich war – auch wenn wir irgendwann sowieso Nachtruhe hatten – aber er selbst verließ sie häufig schon gegen 18 Uhr.

Meine Vermutung bestätigte sich, als wir die Bibliothek betraten und der große, vollgestellte Schreibtisch nicht besetzt war, und das kleine Wendeschild ›Unbeaufsichtigtes Betreten auf eigene Gefahr! Für Schüler wird nicht gehaftet‹ verkündete. Ich wusste, dass auf der anderen Seite ›Keine Angst, Mr. Deighton gibt auf euch Acht.‹ stand.

Louis lief voraus zu den zwei Regalen, die bis zur Decke hin mit Astronomiebüchern gefüllt waren.

»Gut«, sagte er, als wir gemeinsam davor zum Stehen kamen. »Wer es als erstes findet, hat gewonnen.«

Mir entfloh ein schwaches Lachen. »Das kann ja eine Weile dauern. Na gut. Wetten, ich gewinne?«

Louis grinste herausfordernd. »Wetten nicht?« Er hielt mir seine Hand hin und ich schlug ein. Dann drehte ich mich zu einem der Regale um und begann von unten, meinen Blick über die Buchrücken wandern zu lassen.

Nach vielleicht fünf Minuten verkündete Louis: »Hab es!«
Triumphierend hielt er das über die Zeit etwas abgegriffene Buch in die Höhe. »Gewonnen!«

Ich war erleichtert, dass wir es gefunden hatten. Wir konnten uns Aufschub nicht viel länger leisten. »Und was ist dein Gewinn? Worum haben wir gewettet? Einen Kuss?«

Mit unschuldigem Lächeln schüttelte er den Kopf. Er legte das Buch auf einem der Lerntische ab. Tonlos formten seine Lippen das Wort ›Blowjob‹; ich war mir zwar ziemlich sicher, dass wir die einzigen in der Bibliothek waren, aber Louis schien da auf Nummer Sicher gehen zu wollen.

»Hey!« Empört sah ich ihn an – auch wenn ich dem Vorschlag am liebsten sofort nachkommen würde. »Meine Küsse sind dir also nicht mehr genug? Wie wäre es, wenn-« Ich beschloss selbst, den Satz nicht zu beenden. Stattdessen überbrückte ich den knappen Abstand weniger Meter zwischen uns und küsste ihn mit allem, was ich hatte.

Ich spürte seine Überraschung in der Art, wie Louis erst zu langsam erwiderte, der Rhythmus meiner Lippen viel bestimmter. Seine Hand fand mit geschlossenen Augen meine Taille und doch wusste ich, dass ich den Kuss kontrollierte. Es erklang ein schmatzendes Geräusch, als ich mich von Louis' Lippen trennte.

»Hey!«, sagte Louis nach einigen Sekunden etwas atemlos; im gleichen Tonfall wie ich vor einer halben Minute. »Was war das?«

Ich lächelte stolz. »Meine Küsse sind dir nicht mehr genug.«, sagte ich knapp.

Louis lachte schwach und nahm meine Handgelenke zwischen unseren Körpern in seine Hände. »Deine Küsse sind mir genug.«, hauchte er gegen meine Lippen. »Ich weiß nur, dass du mehr kannst.«

Und schon lagen seine Lippen wieder auf meinen, dieses Mal küsste er mich. Eine sprudelnde Wärme durchfloss meinen gesamten Körper, ich vergaß die Notwendigkeit von Luft. Ich spürte Louis' Zunge gegen meine, Louis' Hüfte gegen meine. Die geschlossenen Augen ließen jeden Kontakt zwischen uns intensiver werden, meine Lippen prickelten unter der Bewegung von seinen.

Es störte mich nicht, als ich plötzlich wenig sanft eines der hohen Bücherregale im Rücken spürte. Einige Gedankenbruchstücke versuchten mir klarzumachen, dass wir hier in der Bibliothek waren. Theoretisch könnte jeder die Geräusche hören, denen ich im Moment keinen Funken Aufmerksamkeit schenkte.

Louis' Lippen waren heiß und feucht, wie von weit entfernt nahm ich wahr, wie meine Knie wackeliger wurden. Als Louis begann, warm und herausfordernd an meinem Kiefer zu saugen, war es verlockend, meine Beine einfach um seine Hüfte zu schlingen und ihm das mit dem Stehen zu überlassen. Er würde mich gegen das Regal pressen, er würde so viel von mir spüren wie ich von ihm. Ich könnte ihn küssen und so nah an mich halten, dass Körpergrenzen verschmelzen würden.

Aber ich blieb mit den Füßen auf dem Boden stehen, erforschte den Geruch und Geschmack von Louis' goldener Haut. Mir wurde bewusst, wie Louis schneller wurde; seine Lippen, sein Atem, seine Finger. Sie kämpften ungeduldig mit dem Stoff meines dünnen Sweatshirts, dem Bund meiner Hose.

»Louis« Ich hatte meine Stimme nicht gehört, aber er sah mich mit brennend blauen Augen, nur Zentimeter von meinen eigenen entfernt, an. »Forrest Gump«, versuchte ich ihm zu verklickern. Meine Stimme klang, als hätte ich schreckliche Halsschmerzen.

Louis schien sich dazu zwingen zu müssen, den Kopf zu schütteln. »Verdammt, Harry. Vergiss den Film. Du kannst ihn sowieso von vorn bis hinten mitsprechen.« Ich war beeindruckt von Louis' Fähigkeit, so plausible, verständliche Sätze zu bilden. Ich küsste ihn, und fühlte, wie mein Körper langsam zu einer tickenden Zeitbombe wurde.

»So sind die anderen wenigstens beschäftigt.«, versuchte Louis weiter zu erklären, nachdem ich von seinen Lippen abgelassen hatte. Er hatte ein halbes Grinsen auf seinem Gesicht.

»Was ist, wenn sie nach uns suchen?«, fragte ich mit hörbarem Zweifel in der brüchigen Stimme. Zum ersten Mal wurde mir plötzlich bewusst, wie eng es in meiner Hose geworden war. Ich schloss kurz die Augen, unfähig mich noch viel länger auf dieses Gespräch zu konzentrieren.

»Niemand wird nach uns suchen, Harry.« Ich öffnete meine Augen wieder. Louis zog mein Shirt bis auf Höhe meiner Rippen hoch. Ich klammerte mich schnell an seinen Hals. »Sie sind froh, wenn sie mehr Platz ohne uns haben.«

»Lou« Ich war mir ziemlich sicher, dass die zweite Silbe seines Namens irgendwo in meinem Hals verloren gegangen war. »Wir sind in der Bibliothek.« Ich musste nicht aussprechen, dass jede Sekunde jemand reinkommen könnte. Zwar war die Bibliothek so groß wie der Sternsaal, aber das hieß gar nichts. Die dicken Teppiche konnten unmöglich allen Schall schlucken.

»Dann musst du eben schön leise sein. Und jetzt, Harry, halt endlich deinen hübschen Mund.« Dieses Mal ließ er mir nicht die Zeit zu antworten. Und ich versuchte nicht, ihn wieder von mir zu drücken. Ich zog ihn am Hals näher zu mir, und spürte gleichzeitig, wie er mein Shirt noch höher schob. Doch ich war schneller; zog ihm den eigenen Pullover in einer einzigen, flüssigen Bewegung über den Kopf. Doch ich hatte kaum Zeit meinen Triumph zu bestaunen, als Louis' Hand plötzlich über den gespannten Stoff meiner Jeans strich – mir entfloh ein komplett ungesteuertes Stöhnen, Louis' Pullover glitt mir aus den Fingern und fiel auf den Boden.

»Gott, Harry, das meinte ich nicht mit leise.«, murmelte er vorwurfsvoll. Seine Stimme klang im Gegensatz zu meinem Stöhnen wie ein leises Flüstern. Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden. Wenigstens hörte ich auch ihm jetzt an, dass sein Körper andere Prioritäten hatte als seine Stimme.

Ich küsste seinen Hals, vergrub meine Finger in seinen Haaren, schob mein Bein zwischen seine. Er saugte an der dünnen Haut meiner Schlüsselbeine, kreiste seine Hüfte auf meinem Bein, massierte meinen Schritt. Ich versuchte, all meine verbliebene Kontrolle darauf zu konzentrieren, meine Lippen aufeinander zu pressen.

Endlich begann Louis, meine Hose zu öffnen. Dabei schienen seine Finger grob und ungeschickt zu sein, sie streiften mich so oft, dass ich mich mit einer Hand an ein Regalbrett hinter mir krallte, um meinen Mund geschlossen zu halten.

Als Louis Knopf und Reißverschluss endlich gemeistert hatte, zog er gleichzeitig Hose und Boxershorts bis tief auf meine Hüftknochen hinunter. Ich musste mich nicht ansehen, um zu wissen, was Louis dort unten sehen konnte.

Ich öffnete die Augen, als Louis mit seinem Daumen über meine Unterlippe strich. Er erwiderte meinen Blick, als wären meine Augen das einzig reale in dieser Welt. Zwei seiner Finger glitten in meinen Mund, tasteten die Innenwand einer meiner Wangen aus. Speichel tropfte auf meine Lippe, als er sie mir wieder entzog. Ich merkte es kaum. Er sah mich noch immer an, während er jetzt mit seiner Zunge einmal komplett über seine Handinnenfläche fuhr.

Ich hatte keine Zeit einen Gedanken zu formen, als er schon mit seiner Hand in meine Hose fuhr. Gleichzeitig schlossen sich seine feuchten Finger um meine Erektion, und seine Lippen fanden wieder meine. Ich wusste, dass unsere Augen sich gleichzeitig schlossen.

Louis' Hand bewegte sich langsam, sie ließ keinen Zentimeter aus. Ich versuchte, den Kuss zu erwidern, aber es schien mir sinnvoller, meine Lippen weiter aufeinander zu pressen. Ich hörte Louis' Atem laut, spürte ihn auf der sensiblen, von ihm verfärbten Haut.

Als er ein wenig seiner Aufmerksamkeit meinem Kiefer widmete, nutzte ich die Chance und bündelte all meine Willenskraft, um der Überwältigung meines Körpers zu widerstehen. Mit bestimmten Bewegungen schaffte ich es, auch seine Hose zu öffnen, allen verbliebenen Stoff um seinen Schritt nach unten aus dem Weg zu schieben.

Wärme und Erregung hatten längst dafür gesorgt, dass ich meine Hand nicht mehr befeuchten musste, bevor ich sie jetzt um Louis schloss. Ich spürte ein Zittern durch seinen Körper gehen, als ich versuchte, meine Bewegungen an seine anzupassen. Schnell hatten wir dasselbe Tempo, ich spürte wie sich ein weiteres Stöhnen tief in meiner Kehle sammelte. Ich biss mir hart auf die Lippe, während ich Louis' stetiges, leises Keuchen hörte.

In meinen Lenden pulsierte es schwer, ich presste meinen Unterkörper so gut es ging gegen das Regal hinter mir. Nur wenige Sekunden später spürte ich, wie ich meinen Nacken ebenfalls so weit es mir das Regal erlaubte, zurückwarf, und sich meine Wirbelsäule Louis entgegen wölbte.

Der Rhythmus unserer Hände wurde stetig schneller, Louis' Finger wechselten ab und zu ihre festen Plätze, erzeugten federleichte, reizende Bewegungen. Mit seiner freien Hand stützte Louis sich ebenfalls am Regal hinter mir, unsere Gesichter kaum durch Luft getrennt. Ich küsste ihn; hart und rücksichtslos. Er erwiderte; hitzig und unordentlich.

Die ersten Ankündigungen an die heiß erhoffte Erlösung schienen uns gleichzeitig zu erreichen. Auch wenn ich wollte, dass das hier niemals aufhörte, bog ich meinen Körper gehorsam in die Richtungen, die die Wellen der unwiderstehlichen Erregung von meinen Lenden aus vorgaben. Ich spürte Louis zucken, seine Lippen verloren immer wieder die Tätigkeit des Küssens, nur um sie kurz danach wieder aufzunehmen.

Der gemeinsame Rhythmus verschnellerte sich immer weiter, bis ich das Gefühl hatte, dass mein Handgelenk schmerzte. Unser Stöhnen wurde gedämpft im Mund des Anderen, manchmal perfekt zur gleichen Zeit. Unsere Hände streiften einander zwischen unseren Körpern in der synchronen Bewegung, meine Hüfte hatte ihren ganz eigenen Rhythmus aufgenommen, über den ich komplett keine Kontrolle hatte, um sich den Bewegungen von Louis' Hand anzupassen; alles zu intensivieren.

Ich wollte Louis warnen, wollte ihm ein Zeichen geben, als ich wusste, dass ich mein Ende gefunden hatte. Aber alles, was meinen Mund verließ, war ein nun wieder viel zu lautes Stöhnen, als ich meinen Kopf erneut nach hinten warf und Louis' Lippen verlor. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich jeden Teil meines Körpers, jeder Muskel spannte sich an. Im nächsten spürte ich keinen einzigen mehr, die Explosion in meinem Inneren vorüber.

Mein Körper war schwach gegen das Regal in meinem Rücken, meine Augen schlossen sich, während ich trotzdem weiter meine Hand um Louis herum so schnell wie es mir möglich war bewegte. Es dauerte nicht lange, bis ich meine Augen in der Sekunde öffnete, in der Louis' Schultern sich urplötzlich in einer für den menschlichen Körper zu extrem erscheinenden Bewegung nach hinten strafften. Sein Orgasmus ließ meine Hand Teil davon werden; ihn so zu sehen und gleichzeitig zu spüren war fast so, als hätte ich meinen eigenen kurz wiederbelebt.

Erst jetzt, mit meiner eigenen Hand klebrig und dreckig, realisierte ich, wie ich selbst aussah. Während mein Brustkorb sich noch unter dem schweren Atem bewegte, stellte ich zufrieden fest, dass mein Körper offenbar alles abgefangen hatte, das vom Sperma – Louis' und meinem – auf den Büchern hätte landen können.

Ich lachte ungläubig, als ich realisierte, was Louis und ich gerade hier getan hatten.
Das Geräusch kam so unerwartet, dass wir beide erschrocken aufsahen. Ein wenig Kraft kehrte in mich zurück.

Louis lehnte seine Stirn gegen meine, ich schloss die Augen, während ich meine Hose gezwungenermaßen über dem Chaos darunter wieder wie vorher auf normaler Höhe verschloss. Ich tat das gleiche bei Louis, als ich bei mir fertig war.

»Und ich dachte«, sagte ich leise, nachdem ich mich schwach geräuspert hatte, »du hättest Blowjob gesagt.«

Ich öffnete meine Augen zu einem schiefen Grinsen von Louis. »Und ich dachte«, er drückte einen kurzen Kuss auf meine Nase, »ich hätte leise gesagt.«

Ich zuckte mit den Schultern. Jetzt war ich zu glücklich, um mich zu schämen.

Wir standen eine perfekte Weile gegen das Regal gelehnt, schwiegen in die Stille der Bibliothek. Bis mir etwas einfiel.

»Oh Gott, Louis, wie sollen wir nur ungesehen in unser Zimmer kommen?« Ich warf einen Blick auf mein Shirt, dunkle Flecken, die niemals übersehen werden könnten. Louis' Oberkörper war noch nackt, aber ich wusste, dass er so gerne duschen wollte wie ich.

Louis grinste wieder, er stieß sich leicht von mir und dem Regal ab und griff nach dem Buch, das er auf dem Tisch abgelegt hatte. Unser eigentlicher Grund, in die Bibliothek zu kommen.

Er leckte sich die Zähne, wischte seine Hände an meinem Shirt ab und zog sich seinen Pulli über. »Rennen!«, grinste er breit.

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