9b

Vorsichtig näherte ich mich der kleinen Hütte und dem Steg bei jenem See, wo ich vor einigen Monaten Thomas umgebracht hatte - ein seltsames Gefühl, wenn man bedachte, dass ich ihn wahrscheinlich gleich wieder sehen würde, wenn der anonyme Anrufer sein Wort hielt. Ich ließ meinen Rucksack ins Gras fallen, aber die waffe behielt ich in meinem Hosenbund. Bis jetzt war ich wohl allein hier, obwohl ich eigentlich recht pünktlich war.
„Agnes."
Nur dieses 1 Wort, mein Name, dann wieder stille. Ich keuchte erschrocken auf, mein Puls war auf 180. ich sah mich panisch um, konnte aber nirgends eine Person erkennen - da war nur der See vor mir, die Hütte hinter mir und rund um uns herum nur die Natur, grünes üppiges Gewächs. Ich machte ein paar Schritte auf dem Steg, beugte mich über die begrenzungsseile, um in das trübe Wasser schauen zu können, alles war ruhig. Ich ging am Steg auf und ab, unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. Anscheinend wollte er mich noch etwas warten lassen, er wollte mich mürbe machen. Und mit jeder Minute, wo ich hier am Steg unruhig auf und ab lief, gelang ihm das umso besser. Immer wieder blickte ich mich um, doch da war niemand - vielleicht hatte ich mir die Stimme ja auch wieder nur eingebildet. Fakt war hier war niemand, ich hatte schon alles grob mit den Augen abgesucht. Ich spielte schon mit dem Gedanken wieder zu gehen, aber traute es mich dann doch nicht. Schließlich wurde es mir zu bunt und ich schrie seinen Namen, ich rief ihn zu mir.
„Agnes, suchst du mich?"
Oh Gott, hier spielte wirklich jemand ein ganz böses Spiel mit mir und trieb es jetzt auf die Spitze. Ich zog die Pistole aus meiner Hose und brachte mich in schussposition - immer mit der Vermutung, dass sich jetzt gleich jemand zeigen würde.
„Wer auch immer du bist, komm raus."
Immer noch nichts zu sehen, nichts regte sich, ich konnte nicht mal ausmachen aus welcher Richtung die Stimmen kamen, gefühlt von überall her. Vielleicht war da auch wirklich nichts und ich verlor tatsächlich langsam den Verstand. Oder versteckte sich die Person irgendwo im dickhicht? Ich musste einfach wissen mit wem ich es hier zu tun hatte.
„Wer bist du?"
Meine Augen flogen über die Lichtung - immer drauf aus den Feind möglichst schnell auszumachen. Doch da war keine Regung in all dem Grün, nur der Wind und die Sonne spielten ein täuschendes Spiel.
„Ich bin's, dein Mann."
Langsam hatte ich diese Psycho-Farce echt satt. Mittlerweile war ich hinter die Hütte gestürmt, in der festen Überzeugung dort jemand zu finden, natürlich lag ich wieder falsch.
„So ein Quatsch."
Also falls dieser Typ hier wirklich echt war und nicht nur in meiner Fantasie existierte, hatte er es echt bald geschafft mich wahnsinnig zu machen.
„Was soll die waffe? Du hast mich doch schon umgebracht."
Das durfte einfach alles nicht wahr sein. Ich sah keinen - aber hörte stimmen, die mich quälten.
„Du bist immer noch so schön."
Langsam wurde mir klar, dass ich dieses Spiel nicht gewinnen konnte. Das hier war jetzt „friss Vogel oder stirb." mein Kopf zuckte nervös hin und her als ich seitlich in den Wald neben der Hütte spähte. Doch da war nichts als Dunkelheit und Gestrüpp - ein blättermeer soweit das Auge reichte. Langsam trat ich wie durch einen Instinkt hinter der Hütte hervor. Ich verlangsamte meine Schritte als ich plötzlich eine ganz in schwarz gekleidete Person am Steg stehen sah, mit dem Rücken zu mir.

Wer glaubt ihr steht da am Steg?

Dieses Kapitel gehört von der Gesamtszene her noch zum vorigen. Ich habe mich entschieden diese Handlung in mehrere Kapitel zu verpacken damit ich sie näher beschreiben kann. Daher gibts immer die unterbuchstaben zu der kapitelzahl

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

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