Not her day

Nun, dass hatte die Stimmung gedrückt.

Jamies Augen brannten, und sie fühlte sich müde und abgeschlagen, als sie die Küche wieder betrat, um die Lasagne aus dem Ofen zu holen. Heiß schlug ihr die feuchte Luft entgegen und verbrannte gefühlt ihre Nasenhaare.

„Ah, verdammt!", fluchte sie.

„Ausdruck!", kam es von ihrer Mutter vom Sofa herübergeschallt. Sie hatte ihre Nase in Jamies Buch gesteckt. „Ich kann echt nicht verstehen, was dich an diesen Büchern so fasziniert... oh, verdammt, was hat der Hund denn vor!"

Jamie lachte.

„Ausdruck!", wiederholte sie die Worte ihrer Mutter von zuvor. Diese streckte Jamie die Zunge entgegen und verschwand dann mit ihren blonden Haaren, die sie Jamie vererbt hatte, wieder hinter dem Bücherwand.

„Manchmal frage ich mich echt, wer von uns beiden die Erwachsene ist", murmelte Jamie schmunzelnd und stellte die Lasagne auf den Tisch. „Essen ist fertig!"

Ihre Mutter hievte sich vom Sofa, das Buch noch immer in der Hand, und kam zum Esstisch, wo sie sich abgelenkt hinsetzte. Jamie legte eine Hand aufs Buch und sah über den Rand ihre Mutter an.

„Ja, ich leihe es dir, aber jetzt essen wir."

Sie blinzelte perplex und legte das Buch dann zur Seite.

„Ja. Danke. Entschuldige...", lächelte sie und drückte Jamies Hand, beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Danke fürs Kochen, du kümmerst dich gut um mich."

Jamie schob sich eine Gabel in den Mund und zuckte die Schultern. Dann zog sie die Nase kraus.

„Freu dich nicht zu früh, du hast noch nicht probiert..."

Ihre Lasagne schmeckte irgendwie fad und geschmacklos. Zumindest empfand sie es so. Ihrer Mutter schien es zu schmecken. Dann bekam sie plötzlich große Augen und verschluckte sich beinahe an ihrem vollen Mund.

„Du musst zur Arbeit!"

Jamie riss den Kopf herum und starrte auf die Uhr über dem Ofen. „Ich muss zur Arbeit!", wiederholte sie wenig geistreich und schmiss geradezu den Stuhl um beim Aufstehen. „Verdammt! Ich muss heute ja arbeiten!"

Sie war den ganzen Tag so damit beschäftigt gewesen, nicht nachzudenken, dass sie... nun ja, nicht nachgedacht hatte. Und ihre Tagesplanung komplett vergessen hatte. Was beinhaltete, dass sie sich dämlicherweise verabredet hatte.

„Kannst du für mich bitte Lindsey anrufen und ihr von mir absagen?", schrie Jamie aus ihrem Zimmer und schälte sich aus ihrer gemütlichen Shorts in eine Figur betonende Jeans von Gap mit einem passenden, ähnlich engem weißen Shirt mit Gap-Schriftzug. Ihre nassen Haare konnte sie nur schnell in einen Dutt fassen.

Innerhalb einer guten Minute hatte sie alle Sachen zusammen gesammelt und rannte bereits Richtung Tür.

„Krieg ich dein Auto?", schrie sie auf einem Bein hüpfend Richtung Küche und zwängte sich mit der einen Hand in ihre viel zu enge High-Waist-Arbeitshose, während sie mit der anderen versuchte, ihre Chucks anzuziehen. In einem schlecht geworfenen Bogen flog ihr ein Schlüsselbund entgegen. Eigentlich hätten die scharfkantigen Schlüssel direkt in ihrem Gesicht landen und üble Kratzer hinterlassen müssen, doch Jamie fing ihn überraschend behänd auf.

„Gut gefangen!", atmete ihre Mutter auf.

Jamie nickte ihr dankbar zu und spurtete dann aus der Tür Richtung Auto. Noch während der Fahrt versuchte sie an den roten Ampeln ihre Schuhe zuzuschnüren. Natürlich verpasste sie dabei, dass die Ampel von Rot auf Grün gewechselt hatte und hinter ihr begann das Hupkonzert. An jedem anderen Tag hätte sie wahrscheinlich in entschuldigender Geste die Hand gehoben, sich in ihrem Sitz klein gemacht und wäre schnell weitergefahren.

Doch dieser Tag war nicht wie jeder andere Tag.

Dieser Tag hatte bereits beschissen angefangen und war seitdem nur noch stark nachgelassen. Dementsprechend war also ihre Laune.

Ihr peinlich berührtes Erwachen am Morgen, die kuschelbedürftige durchgeknallte Ratte an ihrem Hals, schöne aufgewärmte Erinnerungen an ihren Vater samt ihrer weiteren psychischen Probleme und nun die Tatsache, dass sie doch noch zur Arbeit fahren musste, obwohl sie sich schon auf einen freien Tag eingestellt hatte, beeinflussten maßgeblich ihre Stimmung. Einen Tag Arbeit, den sie nur verdrängt hatte, weil Billy sie so verdammt durcheinander gebracht hatte. Ganz eindeutig alles seine Schuld.

Und hatte sie schon erwähnt, dass es war kein guter Tag war?

Also hupte sie zurück und kurbelte das Fenster runter, um dem sie nun überholenden Fahrer des blauen Autos mal so richtig die Meinung zu geigen. „Okay Freundchen, nur weil du dir einen verfickten Camaro mit deinem beschissenen Fahrstil als Penisverlängerung gekauft hast, heißt das noch lange nicht, dass ich mich von dir hier -"

Das Fenster des blauen Camaro wurde runtergekurbelt und ein braunhaariges Mädchen erschien auf der Beifahrerseite des Autos und schaute verwirrt aus dem Wagen.

Heather.

Jamies Gehirn tat sein Bestes, um die einzelnen Puzzlestücke zusammenzusetzen. Als sie soweit war, war es bereits zu spät, einfach schnell aufs Gaspedal zu treten und sich zu verstecken.

Ein dunkelblonder Lockenkopf hatte sich über die Beifahrerseite gelehnt, rechte Hand auf dem nackten Oberschenkel des Mädchens abgestützt und schaute über die tiefsitzende Pilotenbrille in Jamies alten Ford. Als er sie erkannte, schwang sein Blick von zornig zu amüsiert. Er nickte ihr zu.

„Keine Vergrößerung notwendig, Schätzchen", rief Billy ihr zwischen den Autos zu und kaute dabei sein Kaugummi so großspurig, dass er Jamie an ein Heu fressendes Pferd erinnerte. Dann zwinkerte er ihr zu und schoss mit aufheulendem Motor jaulend an ihr vorbei, während das entzückte Lachen von Heather noch den donnernden Motor übertraf.

„Yeah, Cowboy", murmelte Jamie und wollte ihrerseits ebenfalls losfahren - Ihr starb natürlich direkt erst einmal der Motor ab.

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„Ey, Mädchen! Ich bezahl dich nicht fürs Rumstehen. Ran an die Arbeit", raunzte Chad sie an und klatschte seine Hände vor Jamies Augen zusammen, um sie aus ihren Gedanken zu reißen.

Chad „Chopstick" Mickens, ihr Vorgesetzter bei Gap, der seinen Spitznamen seinem spargeltarzanähnlichem Aussehen verdankte, grinste Jamie schadenfroh über seine mit Fettflecken beschmierte Hornbrille an. Seine gegelten Haare hatten den gleichen undefinierbaren matschigen Braunton und passten zu seiner beigefarbenen Hose und dem weißen Hemd. Er war keine fünf Jahre älter als Jamie, bildete sich jedoch wegen seiner 10 Dollar mehr im Monat ein, in ihrem kleinen Laden das Sagen zu haben und alle herumscheuchen zu können, wie es ihm gerade in den Sinn kam.

Jamie unterdrückte ihre aufkommenden Widerworte. Sie hatte ihre Wut unter Kontrolle, ja wirklich.

„Mach mich auf den Weg", murmelte sie und war bereits dabei, an ihm vorbei in den Laden zu gehen, als er sie noch einmal aufhielt.

„Wie war das?", fragte er. Sie biss die Zähne so sehr zusammen, dass sie es beim Einatmen in ihrem Nacken knacken hörte.

„Ich mache mich auf den Weg, Boss!", wiederholte sie und sah, wie er sich an der Bezeichnung labte. Es war ekelhaft.

„Gut", freute er sich und zeigte dann Richtung Männerabteil.

„Du musst für die nächsten 4 Stunden im Männerabteil arbeiten", teilte er ihr mit und wollte wieder in seinem kleinen Büro verschwinden und wahrscheinlich weiter die Zeitung lesen. Jamie warf einen Blick auf die Uhr und lief ihm dann hinterher. Es war halb acht.

„Aber ich habe in 30 Minuten Schluss!", beschwerte sie sich. Alles, was sie gerade noch auf den Beinen hielt, war der doppelte Espresso, den sie sich in ihrer Pause reingekippt hatte, zusammen mit einer Apfeltasche und einem kleinen Cheeseburger von McDonald's. Nach den letzten 7 ½ Stunden, in denen sie Teenagern, die sich „neu erfinden" wollten, in den Umkleiden hinterhergeräumt und zerpflückte Kleiderstapel wieder zurechtgeräumt hatte, war sie einfach nur noch ausgelaugt. Sie hatte Hunger, war müde und ihre Beine taten ihr weh. Außerdem kribbelte das Pflaster an ihrem Hals unangenehm, und sie konnte es nicht erwarten, ein Bad zu nehmen.

Chad zuckte seine knochigen Schultern. "Rosie ist nicht zur Arbeit erschienen. Du übernimmst ihre Schicht."

Jamie öffnete den Mund, um zu protestieren, worauf Chad allem Anschein nach nur gewartet hatte. Er nutzte die Gelegenheit und plusterte sich auf.

"Aber, aber Miss McNeill. Sie wollen doch wohl nicht Ihren gut bezahlten Job gefährden und sich der Möglichkeit entziehen, ihre verpassten Arbeitsstunden der letzten Tage nachzuarbeiten", schnalzte er mit der Zunge. "Wenn Ihnen die Arbeit zu anspruchsvoll ist, bin ich sicher, Sie finden noch einfachere Arbeit, die Sie ausführen können. Bei McDonald's an der Kasse zum Beispiel."

Ihr Kiefer verspannte sich, ihr Nacken knirschte erneut.

"Oder wie Ihre Mutter an der Tankstelle!" setzte er einen drauf. Nun knackten auch ihre Fingerknöchel, welche unter der Anspannung weiß hervortraten. Sie war nie ein aggressiver Mensch gewesen, weshalb sie ihre alles in ein rotes Licht tauchende Wut doch überraschte. Chad schien es gar nicht mitzubekommen, wie nahe er dran war, von Jamie in den Schwitzkasten genommen zu werden.

"Du hast einen wartenden Kunden!" wies Chad sie an, nahm sie an ihren Schultern und drehte sie in die entgegengesetzte Richtung.

Zu seinem Glück gab es nur einen Menschen, dem sie aktuell noch lieber die Haare ausreißen wollte als ihm wegen seiner ungefragten Berührung, und dieser zog gerade eine Jeans aus dem Stapel. Jamie wollte protestieren und drehte sich zurück zu Chad, doch dieser hatte sich bereits aus dem Staub gemacht. Sie schloss den Mund wieder und schnaubte. Weichei.

"Meinst du, dass ist die richtige Größe?", raunte ihr Billy von hinten zu und grinste zufrieden von einem Ohr zum anderen, als sich Jamie wutentbrannt zu ihm umdrehte.

"Bademädchen", begrüßte er sie zunickend.

"Schmalzlocke", gab sie genau so trocken zurück und erntete dafür ein amüsiertes Funkeln.

"Ich bin so schlecht im Größeneinschätzen, kann gut sein, dass ich in der Umkleide die ein oder andere Hilfe gebrauchen könnte beim Um- oder Ausziehen. Das ist dein Arbeitsbereich, oder?" grinste er schmutzig und sah Jamie herausfordernd an.

"So enge Jeans wie du sie trägst, Billy, gibt es bei uns gar nicht. Da musst du ins Kinderabteil", säuselte sie genauso hämisch zurück und blinzelte unschuldig.

Billy musterte sie amüsiert. "Ach, da sind deine Klamotten her!"

Touché. Ihre Arbeitsuniform konnte tatsächlich mit seinem Kleidungsstil mithalten. Sie seufzte erschöpft und kratzte sich am juckenden Pflaster.

"Was ist da passiert?", fragte er und klang dabei ehrlich neugierig. War das sein Ernst?

Jamie musterte ihn misstrauisch.

"Mich hat da so ein wildes Tier angefallen", grummelte sie verstimmt und funkelte ihn an.

Überrascht stellte Jamie fest, dass Billy tatsächlich ahnungslos schien, als er ihr riet, die Wunde erstmal an der Luft heilen zu lassen. Sie würde schneller heilen und die Haut nicht so sehr austrocknen und jucken.

"Klingt, als sprächest du aus Erfahrung", nuschelte Jamie und beobachtete ihren Gegenüber genauer. Hatte sie ihre Fähigkeiten verloren? Sie konnte beim besten Willen nicht erkennen, dass er sich daran erinnerte, dass er ihr einen Knutschfleck verpasst hatte. Das einzige, was sie sah, war sein plötzliches Anspannen der Schultern, wobei sein Gesicht vollkommen ausdruckslos blieb. Minimal bildete sich zwischen seinen Augenbrauen eine Falte, als er sie näher zusammenzog. Eine Mimik, die aufgrund schmerzhafter Erinnerungen entstand. Eine Mimik, die man unter normalen Umständen nicht gesehen hätte, so breit grinste er überheblich auf sie hinab, die Zähne perlweiß, die Haare perfekt gestylt, das gefährliche Funkeln in den Augen.

Ja, er hatte eine wirklich gute Maske geschaffen. Eine Maske, die verwirren und ablenken sollte. Eine Maske, die verführte und stichelte. Eine Maske, die den Schmerz verbarg.

Vollkommen ferngesteuert sah sie, wie ihre Hand an seine Stirn wanderte und sie mit dem Daumen sanft die Sorgenfalte glattstrich, als könne sie damit auch den Schmerz vertreiben.

Er schaute verwirrt auf ihre Hand, nahm ihre Finger zwischen seine und legte sie auf seine Brust. Eine wirre Haarsträhne fiel ihm vor die Augen, als er sich vorbeugte und ihr tief in die Augen sah.

"Die Letzte, die mich so angesehen hat, lag zehn Minuten später auf der Rückbank meines Camero!" flüsterte er und biss sich auf die Unterlippe.

"Zu doof, ich muss noch vier Stunden arbeiten." Jamie seufzte schwer und wehleidig, wobei ihre Stimme mit Sarkasmus durchsetzt war, und sie ihre Hand von seiner Brust wegzog. Was tat sie hier? Flirtete sie mit ihm? Billy zuckte mit den Schultern.

"Gut, dass ich immer Reserve dabei habe."

Wie aufs Stichwort erschien Heather an seiner Seite und sah Jamie verwundert an. "Oh, du arbeitest hier?"

Jamie blinzelte und brauchte einen Herzschlag, um sich wieder zu sortieren. Heather hatte ihr eigentlich nichts getan. Im Gegenteil, sie war sogar nett gewesen. Dennoch bekam sie eine Gänsehaut, als sie sie nun sah, und spürte zugleich, wie ihr Blut zu kochen begann. Sie räusperte sich.

"Ja, ich verbringe eindeutig zu viel Zeit hier in der Mall", brabbelte Jamie drauflos. Ihr erhöhter Puls half nicht dabei, dass sie sich lässig geben konnte. Auch half es nicht, dass sie sich ertappt fühlte. So wie Billy seinen Arm um Heathers Schultern geworfen hatte, war es eindeutig, dass etwas zwischen den beiden lief.

Und so sehr wie ihr Pflaster gerade juckte und brannte, so sehr erinnerte sie sich daran, dass der Beweis ihrer beider Zusammentreffen gestern Abend ebenso sehr vorhanden war. Also tat Jamie das einzige, zu dem sie in diesem Moment im Stande war. Sie brabbelte nervös weiter.

"Danke übrigens für letzte Nacht. War nett, dass du dich um mich kümmern wolltest. Ich stand wohl etwas neben mir", haspelte sie weiter und merkte dann, dass ihre Worte an beide gerichtet unterschiedlich verstanden werden konnten. Nun lief sie auch noch rot an. Großartig.

"Ich hatte wohl einfach zu wenig geschlafen...", plapperte sie weiter und grub ihr Loch tiefer und tiefer. Das bisschen, was sie geschlafen hatte, war in Billys Armen gewesen. Die andere Hälfte hatte sie mit Grübeln zugebracht. Und nun stand er ihr hier mit seiner Freundin gegenüber, und Jamie verfluchte, dass sie sich nicht ein Erdloch herbeiwünschen konnte, in dem sie einfach verschwand. Wo waren die schwarzen Löcher aus Science-Fiction-Filmen, wenn man sie brauchte?

Jamies nervöses Gebrabbel und offensichtliches Unwohlsein schien Heather unangenehm zu sein. Billy hingegen amüsierte sich prächtig, sah zwischen ihr und Heather hin und her und gab Heather dann einen Kuss auf die Schläfe, als sie Jamie freundlich entgegenlächelte.

"Ach, einen schlechten Tag haben wir ja alle mal. Schön zu sehen, dass es dir wieder gut geht", unterbrach sie ihr immer schlimmer werdendes Gehaspel und sah dann hoch zu Billy.

"Wir können weiter, ich habe alles, was ich brauche!" ließ sie ihn dann wissen und winkte Jamie noch einmal zu.

"Schönen Tag noch."

Dann drehten die zwei sich um, Heather legte ihren Arm um Billys Mitte, und Jamie hätte ihren glühenden Kopf am liebsten unter den Wasserspender gesteckt, um sich vor der Welt zu verstecken. Kurz bevor sie den Laden verließen, drehte Billy sich noch einmal um, taxierte Jamie und zwinkerte ihr zu. Dann lachte er über ihren schockierten Gesichtsausdruck, und die zwei waren verschwunden.

Erschöpft ließ Jamie sich gegen die nächstbeste Anrichte sinken und atmete tief durch. Irgendwie hatte Billy sie zu dem Mädchen gemacht, mit dem er seine Freundin betrog. Die Art Mädchen, die Jamie mehr hasste als alles andere für einen Typen, den sie eigentlich auch nicht ausstehen konnte. Trotzdem klopfte ihr Herz noch immer, und ihre Knie waren weich.

Japp. Es war eindeutig nicht ihr Tag.

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