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Hyemi
Ein entkräftetes Seufzen entkam meinen Lippen, gefolgt von einem genervten Augenverdrehen. Wie ein Koalabär hatte Taehyung meinen Körper umschlungen, sodass ich kaum die Möglichkeit hatte, mich zu bewegen. Einzig und allein das Omlett konnte ich noch in der Pfanne wenden.
"Dein Essen wird kalt" erinnerte ich den Hellhaarigen an sein auf dem Tisch ruhendes Essen, welches bereits seit 5 Minuten auf dem Tisch verweilte. Grinsend ignorierte er meinen tadelnden Ton bloß und begann wieder zu sprechen.
,,Ich esse erst, wenn du mir erzählst, was du und Jungkook heute machen."
Erneut entkam mir ein Seufzen.
Natürlich hatte ich Taehyung davon erzählt, dass Jungkook und ich uns heute treffen würden. Bereut hatte ich es natürlich ebenfalls sofort, da Kim Taehyung keine Person war, die leicht aufgab, wenn sie etwas wissen wollte.
"Dann verhungerst du heute eben", antwortete ich und hiefte mein eigenes Omlett auf den neben der Pfanne liegenden Teller. Schnell schaltete ich den Herd aus und säuberte mit einem Spültuch die Mamorplatte und den Herd. Nur schwerfällig konnte ich mich in Richtung der gläsernen Esstisches begeben, schaffte es nur mühsam voran zu kommen, da der zwei Monate Ältere mich einfach nicht loslassen wollte. Ich liebte Taehyung zwar über alles, aber benahm er sich manchmal einfach wie ein Kind. Und auch mir riss irgenwann der Geduldsfaden, wie er bei Müttern manchmal riss.
"Taehyung-ah! Jetzt lass mich los und iss!"
Weit hatte Taehyung seine Augen aufgerissen und betrachtete mich mit einem erschrockenen Blick. Sogar sein Mund stand weit offen.
"Mianhaeyo", entschuldigend senkte er seinen Blick und ließ nach über einer halben Stunde endlich wieder von mir ab. Doch konnte ich seinen traurigen Blick deutlich sehen und einfach nicht ertragen. Also entschied ich mich dazu, ihm doch alles zu erzählen, als eine Art Entschädigung- doch erst sollten wir essen.
Schweigend verzehrten wir also unser Omlett, während die Stille die Wohnung füllte. Normalerweise machte mir dies nichts aus, da ich die Stille liebte. Eine seltsame Tatsache, wenn man bedachte, dass ich mit Kim Taehyung befreundet war. Allerdings war die Stille heute erdrückend, was jedoch nicht daran lag, dass ich Taehyung gerade angefahren hatte.
Seit letzter Woche dachte ich in stillen Momenten immer an den Zwischenfall im Cafe. Manchmal wachte ich deshalb sogar mitten in der Nacht auf.
Mein Blick fiel hinaus aus dem riesigen Panoramafenster, welches eine atemberaubende Sicht auf Daegu bot. Natürlich gab es in Daegu viele Hochhäuser, doch war das, in welchem Taehyung und ich mit unseren Eltern lebten, eines der höchsten hier. Vorallem Abends und in der Nacht war diese Aussicht unbezahlbar und dies lag nur an einer Sache: Die vielen bunten Lichter die hinter dem schwarzen Hintergrund noch viel heller strahlten und eine Stadt wie einen Sternenhimmel erleuchten ließ.
"Ich weiß noch nicht, was Jungkook und ich heute unternehmen werden. Er hatte mir nur gesagt, wo wir uns treffen", informierte ich Taehyung nachdem dieser sein Omlett vollständig aufgegessen hatte und er mir aufmerksam zuhörte. Kaum merklich glänzten seine Augen vor Freude, da er seinen Willen im Endeffekt doch bekommen hatte. Augenblicklich erhob er sich und räumte seinen Teller in die Spüle, um dann in mein Zimmer zu verschwinden. Nach mehreren Minuten kam er mit einem meiner vielen Kleider in der Hand zurück.
"Du solltest das anziehen", riet Taehyung mir grinsend und zupfte kurz an dem Rock des Kleides.
"Meinst du?", fragte ich kritisch und betrachtete das hellblaue Kleid mit Spaghettiträgern, welches mit kleinen Rosen verziert war. Durch ein Nicken signalisierte Taehyung mir seine Antwort. "In dem Kleid siehst du am schönsten aus", fügte er noch hinzu und lächelte mich verträumt an, ehe er meinen leeren Teller ebenfalls in die Spüle räumte.
"Gumawo~" Flüchtig küsste ich seine Wange und verschwand in meinem Zimmer, um mich für den heutigen Tag fertig zu machen. Taehyungs grinsendes Gesicht entging mir natürlich nicht- es war immerhin eine Wohltat für die Seele.
(...)
Langsam zerfloss das kühle Gemisch aus Sahne und Erdbeeren in meinem Mund und ließ eine angenehme Kälte in diesem zurück. Mehr als dankbar sah ich Jungkook an, der ebenfalls einen weiteren Schluck seines zuvor gekauften Erdbeermilchshakes trank. Erschöpft wischte er sich die Schweißperlen von seiner Stirn.
"Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es noch so warm werden würde", erklärte er schnäubend und sah missbilligend an sich herab. Er hatte es wirklich nicht gewusst, dass zeigte sein Pullover ganz deutlich.
"Wenn du möchtest, können wir eben in ein Geschäft gehen, damit du dir ein T-shirt kaufen kannst. Sonst kollabierst du noch", schlug ich vor, da ich ihm deutlich ansah, wie sehr ihm die Hitze zu schaffen machte. Und dies war mehr als verständlich. Es waren heute immerhin 28 Grad Celsius in Daegus Straßen.
Sofort hellte sich Jungkooks Gesicht auf, ehe er mich mit sich in den nächst besten Laden zog, welcher ausschließlich für Jungen gedacht war. Brav wartete ich vorne am Eingang auf Jungkook, während dieser geradewegs in Richtung der weißen T-Shirts ging und seine Größe heraussuchte. Kurze Zeit später zierte ein erleichtertes Lächeln seine Lippen und ein weißes T-shirt seinen Oberkörper.
"Das ist gleich viel besser." Grinsend betrachtete ich ihn und trank einen weiteren Schluck meines Erdbeermilchshakes.
"Sollen wir dann weiter?", fragte ich, was Jungkook nun wieder weitaus motivierter bejahte. Gemeinsam machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem eigentlichen Ziel nämlich dem Apsan Park. Schnell erreichten wir die Seilbahn und warteten in der Warteschlange auf eine freie Gondel. Wir schienen definitiv nicht die einzigen gewesen zu sein, die auf die glorreiche Idee gekommen waren, in den Apsan Park zu fahren.
"Hast du Angst?"
Wortlos wandte ich Jungkook meinen verunsicherten Blick zu, als wir die wackelige Gondel betreten hatten. Natürlich waren Gondeln etwas wackelig. Geheuer war es mir denoch nicht. Ängstlich presste ich meine Lippen aufeinander und setzte mich neben Jungkook auf den Sitz, der gleich daraufhin ein leises quitschen von sich gab. Ich spürte Jungkooks grinsenden Blick auf mir, doch konnte ich nicht anders, als hinauf zum Berg zu sehen. Wir würden sicherlich nicht abstürzen, oder?
Obwohl die Gondel aus robustem Stahl gebaut wurde, hatte ich denoch kein Gefühl der Sicherheit. Vorallem als ich den Höhenunterschied zwischen unserer Gondel und dem Berg sah. Mein Körper begann am ganzen Leib zu zittern. Doch hörte er mit einem Mal zu zittern auf, als ich eine warme Hand auf meinen zusammengefalteten Händen spürte. Augenblicklich schnellte mein Blick zu Jungkook, dessen Gesichtszüge sanft geworden waren. Sanft umgriff er meine Hand und drückte diese ganz leicht.
"Kein Sorge, ich bin bei dir Hyemi-ah", sprach er ruhig. Langsam breitete sich die Sicherheit auch in meinem Körper aus, denn Jungkooks Zuversicht spiegelte sich so klar in seinen Augen wieder, dass ich sie förmlich übernahm. Immernoch leicht verunsichert lächelte ich ihn an und umgriff nun auch seine Hand etwas fester.
Wenn Jungkook so zuversichtlich war, konnte schließlich nichts schief gehen- oder?
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