Eine Einladung und eine Entschuldigung

Harry's Sicht:

Wir kamen eine halbe Stunde später in Simon's Büro an. Die ganze Fahrt über sagte niemand ein Wort und auch als wir das Gebäude, in dem sich das Büro befand betraten, begrüßten wir unseren Manager nur mit einem knappen Nicken.

Die Sitzung verlief ohne große Überraschungen. Simon schrie uns erstmal zusammen und dann taten wir so, als würden wir versuchen eine Lösung zu suchen, doch niemand versuchte es wirklich, mal abgesehen von Zayn, diesem Weichei. Ich konnte es noch immer nicht fassen, dass er mit Bellè ein Date gehabt hatte. Wie hatte er es wagen können, sie zu fragen? Er wusste ganz genau, dass er nicht der einzige war, der sie mochte und als letztes das Interesse an ihr gezeigt hatte. Also hatte er kein Recht garauf, sie für sich zu beanspruchen oder? Niemand hatte das! Ich war der Erste gewesen, der sich in sie verliebt hatte.

"Aber du bist auch der einzige, der so tut, als wärst du nicht mehr in sie verliebt", sagte eine Stimme in mir.

"Klappe!", fuhr ich sie an. Ich hasste meine innere Stimme. Sie tat immer so besserwisserisch und wenn ich darüber nachdachte hatte sie auch meistens recht. Normalerweise ignorierte ich sie dann, doch diesmal, kam mir dieser Satz immer und immer wieder in den Sinn. Es war unbestreitbar. Sie hatte recht, doch was sollte ich dagegen tun? Ich konnte ja nicht einfach mal so zeigen, dass ich sie so mochte. Die Jungs würden mich für komplett bescheuert halten und der Stress um Bellè würde mich wieder mehr angehen. Nein, ich konnte meine wahre Seite nicht wieder aufdecken, es war zu riskant.

Nach etwa zwei Seiten wurden wir wieder "entlassen", mit dem Abschlusssatz, dass wir uns gefälligst etwas einfallen lassen sollten, weil wir schon mehr als genug Probleme hatten.

Ich verdrehte die Augen. Simon konnte doch echt überreagieren. Waren alle Manager so oder lag es an Simon selbst? Na ja, war ja auch egal. Wir würden damit leben müssen.

Bellè's Sicht:

Von Zayn hörte ich einen Tag lang nichts. Ich hatte den Zeitungsartikel gelesen und war wirklich schockiert gewesen. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er eine Freundin hatte? Na ja, zumindest bis der Zeitungsartikel erschienen war. Wahrscheinlich hatte sie schon längst mit ihm Schluss gemacht. Mir tat diese Perrie schon leid, andererseits würde ich jetzt mehr Chancen bei Zayn haben. Ich musste ehrlich sein: Ich war in ihn verliebt, in Zayn.

Ich hatte es nicht aufhalten können. Beim Date hatte ich es verstanden. Als wir zusammen im Kino gesessen hatten war meine Hand auf seiner gelegen, natürlich "ganz aus Versehen". Er hatte meine gehalten und irgendwann hatte ich mich getraut, mich an ihn gelehnt, meinen Kopf auf seine Schulter gelegt und wäre fast eingeschlafen. Doch, ich war eindeutig in ihn verliebt. Es waren nicht mehr freundschaftliche Gefühle, es war mehr als das.

Am Tag nach dem Zeitungsartikel hörte ich dann wieder von ihm. Es war Abend und ich war gerade vom riesigen Abendessen in mein Zimmer gekommen. Ich lag gemütlich auf meinem Bett mit Kopfhörern in den Ohren und hörte verträumt Shots, einem Lied von Imagine Dragons natürlich.

Plötzlich schreckte ich auf, als ich ein Klopfen an meiner Tür und dann hastig verschwindende Schritte hörte. Ein Klopfstreich? Hörte sich so an. Aber es könnte auch Zayn sein und die Schritte kamen von Kindern, die in den Fluren fangen spielten.

Noch in Gedanken versunken schlenderte ich zur Tür und öffnete sie. Ich war mit meinem ersten Gedanken anscheinend richtig gelegen. Es stand niemand da. Ich seufzte und wollte gerade wieder die Tür schließen, als mein Blick auf etwas weißes vor meinen Füßen fiel. Ich bückte mich. Es war ein Zettel.

"Blödmann. Könnte doch zumindest seinen Müll bei sich behalten!", dachte ich, doch da fiel mir etwas auf. Das war kein einfacher Müll. Da stand etwas drauf. Ich schloss die Tür und setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett.

Mittlerweile lief ein anderes Lied, aber ich achtete nicht darauf. Der Zettel war jetzt wichtiger. Neugierig entfaltete ich ihn und stellte fest, dass er an mich adressiert war. Die Schrift war eindeutig von jemandem, dessen Handschrift nicht sonderlich schön war, der sich aber große Mühe gegeben hatte, doch eine einigermaßen leserliche Nachricht auf das Blatt zu bringen. War das vielleicht von Zayn?, schoss es mir durch den Kopf. Mein Herz raste, als ich den Brief las.

Bellè,
sei morgen um 17:30 Uhr am Brunnen vom Garten des Hotels. Ich habe eine Überraschung. Am besten du planst nichts für später am Abend, denn du wirst es nichts machen können. Bis dahin, ganz liebe Grüße
Zayn
P. S. Ich liebe dich

Eine Verabredung! Mit Zayn! Davon konnte mich nichts und niemand abhalten. Ich würde mich morgen mit Zayn treffen! Und er empfand das gleiche für mich, wie ich für ihn! Ich fühlte mich, wie im Einhornland nur war alles viel besser!
Meine Gedanken rasten, ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Alles drehte sich nur noch um Zayn und morgen Abend. Was er wohl geplant hatte? Eigentlich wollte ich mir darüber noch Gedanken machen, raten, was er wohl machen wollte, doch ich war einfach zu müde und so schlief ich, ohne mich umzuziehen oder sonst irgendwas machen mit dem Brief und einem breiten Lächeln im Gesicht ein.

Zayn's Sicht:

Schweißgebadet stand ich auf der Bühne. Mein Mikro glitt mir fast aus den Fingern, so sehr zitterten sie. Die Scheinwerfer beschienen nur noch mich, wie ich am Rand der Bühne stand und versuchte, alles zu erklären. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich mich in aller Öffentlichkeit, also mitten im Konzert, bei Perrie entschuldigen und den Fans versichern sollte, dass alles nur ein Ausrutscher war und nichts Ernstes dahinter steckte, was natürlich glatt gelogen war.

Ich hatte kurz bevor wir abgeholt wurden, um zum Konzert zu fahren, einen Zettel vor Bellès Zimmer gelegt, damit ich sie nochmal treffen konnte. Über Perrie war ich schon längst hinweg. Ich hatte sie schon länger nicht geliebt und das hatte sie gewusst. Wir waren inoffiziell getrennt gewesen, aber niemand hatte es erfahren, noch nicht mal die Jungs hatten es gewusst. Perrie hatte den Artikel als Tarnung genommen und mit mir Schluss gemacht, endgültig. Alle dachten jetzt, es wäre nur deshalb gewesen, doch eigentlich war ich schon seid Wochen wieder Single. Die Fans und die Jungs hatten natürlich gedacht, dass ich sie regelmäßig anrief oder sonst mir ihr
Kontakt hatte. Das stimmte aber nicht. Die Liebe verband uns nicht mehr. Jetzt war nur noch Bellè da. Ob sie kommen würde? Ich hoffte es. Es war eine große Chance, um ihr einen großen Gefallen zu tun.

Die Scheinwerfer und die schreienden Fans, wenn wir überhaupt noch welche hatten, holten mich zurück in die Wirklichkeit. 'Los jetzt', fuhr.ich mich selbst an, 'Da musst di jetzt durch. Von Bellè kannst du ein andermal träumen.' Ich holte tief Luft.

"Hey", fing ich an. Die Menge schrie uns kreischte, doch es klang nicht wie normalerweise. Es klang wütend und das war gar nicht gut. "Ja, also...ihr wisst wahrscheinlich, was gestern vorgefallen ist..." Oh Gott! Wie klang denn das! Ich würde das nicht hin kriegen, nicht vor so vielen Leuten. Mein ganzer Körper zitterte wie Espenlaub, aber ich musste das jetzt fertig kriegen. Ich hatte nunmal angefangen. "Und...ich will mich entschuldigen. Das war ein Versehen...nein, es war ein Fehler. Ein großer Fehler", fuhr ich fort und seufzte laut.

Glaubten sie mir? War das realistisch, was ich da sagte? Ich konnte singen, ja, aber schauspielern? Schauspielern? Nein, das war nicht mein Ding. Das war es auch nie gewesen. In der Grundschule hatte meine Klasse jedes Jahr ein kleines Schauspiel aufgeführt. Sachen wie Schneewittchen oder die sieben Geißlein. Und jedes Jahr hatte ich keine Rolle bekommen. Immer als ich mich für eine Rolle gemeldet hatte, hatte meine Lehrerin seufzend und kopfschüttelnd drangenommen. Ich hatte eine Szene vorgeführt und war dann ohne weitere Versuche, wie die anderen sie manchmal bekommen hatten, rausgeflogen. Wenn wir ein Musical gemacht hätten, hätte ich vielleicht bessere Chancen gehabt, aber schauspielern hatte ich noch nie gekonnt.

Ich konzentrierte mich wieder auf die Realität. Ich kam mir so blöd vor. Am liebsten hätte ich die ganze Wahrheit erzählt. Dass ich Bellè liebte, dass ich sie zu einem weiteren Date eingeladen hatte, dass zwischen Perrie und mir schon seit mehreren Wochen nichts mehr lief. Aber nein, ich musste sie anlügen, die vielen Menschen anlügen. Es war Horror. Horror pur. "Und ich versichere euch, das passiert nie wieder. Perrie, wenn du mich hier stehen siehst, dann glaub mir, bitte. Ich weiß, es ist vorbei, aber ich würde es so gerne noch einmal versuchen. Es war ein Fehler und ich werde ihn nie wieder begehen", schloss ich und nach einer gefühlten Ewigkeit noch: "Ich schwöre bei meinem Leben."

Während ich das sagte, wusste ich ganz genau: Perrie wusste die Wahrheit und es würde mir keine zweite Chance geben, genauso wenig wie ich sie wollte.

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