Der Untergang von Dekus Welt begann an einem dunklen, regnerischen Tag.
Nichts war zu hören, bis auf die klaren Regentropfen, die sich mit den Tränen der Anwesenden mischten. Keiner wagte es, ein Wort zu sprechen.
Deku war sich nicht sicher, was sie hätten tun sollen, aber dass sogar Kaminari und Sero verstummt waren, stach ihm nur noch mehr in's Herz. Bakugou hatte seine wilde Frisur weggelassen, und auch wenn sonst jeder über seinen Braver-Junge-Seitenscheitel lachen würde, so war es an diesem Tag niemandem dazu zumute.
Es schien Deku, als würde jeder Tropfen lauter als der letzte sein, und das Dröhnen in seinen Ohren wurde immer unerträglicher. Seine Augen brannten und die Welt verschwamm.
Ein lauter Donnerschlag durchbrach das ewige Rauschen, dann erhob sich eine Stimme.
"Wir haben uns heute hier versammelt für das Begräbnis von Ochako Uraraka."
"Izuku?"
Inko Midoriya erhielt keine Antwort. Nachdem sie nun schon mehrmals angeklopft hatte, drückte sie mit leicht zitternden Fingern die Türklinke herunter und betrat das Zimmer ihres Sohnes.
Dieser saß auf seinem Bett, Gewichte in der Hand, so nach vorne gelehnt, dass seine Haare seine Augen verdeckten.
Es war dunkel im Zimmer. Inko musste einiges an Mut zusammennehmen, um weiter hinein zu gehen, da die Schatten sogar die Figuren und Poster des sonst strahlenden All Might melancholisch aussehen ließen. Und das leise Gemurmel Dekus ließ ihr Schauer über den Rücken laufen.
"Wie geht es dir?", sprach sie ihn schließlich an, während sie ihm sein Essen hinstellte. Keine Antwort. Die Stille schien die Luft zum Brennen zu bringen. Würde ihr Sohn nicht ihre Hilfe brauchen, hätte Inko schon zehnmal den Raum verlassen.
"Ich weiß, du vermisst Ochako." Bei der Erwähnung ihres Namens geriet Deku aus dem Rhythmus seines Trainings. Sein Murmeln beschleunigte sich.
"Ich vermisse sie natürlich auch", fügte sie schnell hinzu. "Aber meinst du nicht, sie wäre traurig, dich so zu sehen?"
Erst passierte nichts, dann stoppte er plötzlich, seine Arme zu bewegen, und legte die Gewichte beiseite. Darauf kippte er schlaff nach hinten.
Das Herz seiner Mutter setzte für einen Moment aus, als sie sein verweintes Gesicht und die stark geröteten Augen sah. Sie schluckte leicht und verwünschte sich dafür, immer so schwach zu sein.
"Iss etwas, es wird dir gut tun." Mit diesen Worten ging sie hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Draußen setzte sie sich und biss sich auf die Lippe. Nach einem Moment der Ruhe holte sie ihr Handy raus und gab All Mights Nummer ein, in der Hoffnung, dass er vielleicht etwas für Deku tun könnte.
Kurz bevor sie anrufen konnte, krachte es. Inko fuhr von ihrem Stuhl auf und stürzte in das Zimmer ihres Sohnes, wo das Geräusch hergekommen zu sein schien.
Als sie die Tür aufriss, sah sie die Gewichte halb im Fußboden versenkt, Izuku hinter ihnen stehend, mit dem Blick starr darauf gerichtet.
"Izuku, was-" begann sie, da lief dieser plötzlich auf sie zu und starrte sie mit Augen voller Unglauben an. Er packte ihre Schultern.
Inko hatte es die Sprache verschlagen, und so bemerkte sie auch recht spät, dass sie sich plötzlich viel leichter fühlte, fast schwerelos. Dann löste sie sich vom Boden.
Ein Schrei der Frust und Trauer war alles, was Deku von sich gab, bevor er aus dem Haus rannte.
Die helle Mittagssonne blendete ihn, während er die Straße hinunterlief. Kein Ziel war in seinem Kopf festgelegt, er wollte weg, nur weg.
Weg von seinen Freunden, weg von seiner Familie, weg von seinen Lehrern, weg von dem Gefühl der Einsamkeit und weg von der Schuld, Ochako nicht gerettet zu haben.
Höllenfeuer schien in seinen Augen zu brennen, als sich zum wiederholten Male Tränen bildeten. Ein Teil von ihm wollte seine gesamte Frust an irgendetwas auslassen, irgendjemand, egal wer oder was, einfach etwas, was er schlagen und treten konnte, bis all seine Gefühle ihn verließen und er einfach nur leer sein konnte.
In einer dunklen Gasse hielt er zwischen den Mülltonnen an und hockte sich hin. Ihr Gesicht verfolgte ihn. Es war schon qualvoll genug, überall ihr unbeirrtes, fröhliches Lächeln zu sehen. Und jetzt das.
Deku starrte auf seine Hände. Die pinken Fingerpads von Ochako schienen zurückzustarren. Wie hatte er sie bekommen? Und was sollte er den anderen sagen, wenn er wieder in die Schule ging?
Er grub seine Finger in seine Haare und biss die Zähne aufeinander, während er langsam in seiner Verzweiflung versank.
Es war ein schöner, sonniger Tag.
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