Larry - Angel (2)
Harry P.o.V
Liam begleitete mich wie jeden Tag zur Schule. Ich war 17 Jahre alt und in zwei Tage hatte ich Geburtstag. Automatisch wurde ich traurig wenn ich an den Tag dachte.
Im Gegenteil zu anderen Menschen mochte ich meinen Geburtstag nicht. Meine beiden Freunde, Liam und Zayn, fanden das schon immer komisch, genauso wie meine Mutter, aber ich konnte es nicht mal mir selbst erklären.
Es war eifach so, dass ich seit meinem 6. Geburtstag immer deprimiert wurde wenn ich daran dachte.
Meine Mutter meinte, dass ich an diesem meine Fröhlichkeit verloren hätte. Anscheinend musste etwas passiert sein, aber ich konnte mich einfach nicht erinnern. Da war ein lästige Blockade. Das einzige, was ich wusste, war, dass etwas fehlte. Ich hatte etwas verloren, was ich vermisste und das war nicht nur meine Fröhlichkeit.
Klar konnte ich mit meinen Freunden lachen, aber eben nicht so wie früher. Auf Bildern grinste ich immer und da waren diese Grübchen gut zu sehen. Jetzt war es nie ein Grübchenlächeln. Einzig und allein diese Bilder zeigten, dass ich zu so einem Lächeln fähig bin, bzw. war. Ich besaß sie noch. Das konnte man sehen.
Am Anfang hatte meine Mum Angst, dass ich depressiv werden könnte, aber Liam war immer für mich da. Ich fühlte mich nicht unwohl oder fehl am Platz oder nicht akzeptiert. Mir fehlte einfach etwas. Etwas wichtiges. Entscheidendes... Vielleicht wäre ein Psychologe gut.
"Harry?" fragte mich Liam. "Hmm..." antwortete ich. "Zayn und ich haben eine Theorie...Bezüglich deiner ... Depri...Traurigen Stimmung an deinem Geburtstag." sagte Liam, "Wir denken, dass du vielleicht deine Große Liebe suchst." "Darüber habe ich auch schon gedacht, aber bei dem Thema ist immer diese große Blockade. Ich kann mich da nicht fragen, was ich genau suche..." versuchte ich es ihm zu beschreiben.
"Vielleicht wäre ein Psychiater doch gut..." versuchte Liam mich zu überzeugen...
"Ja vielleicht, aber wie kann der mir helfen mich an etwas zu erinnern, was in meiner Kindheit passiert sein muss?" fragte ich meinen besten Freund.
"Hast du eigentlich noch Sachen von damals? Vor deinem 6. Geburtstag?" stellte Liam eine Gegenfrage.
"Ich weiß nicht genau... Ich denke im Keller müssten ein paar Kisten stehen. Vielleicht ist meine Mutter da." sagte ich.
"Hast du sie eigentlich jemals gefragt, ob sich etwas verändert hat, seit deinem 6. Geburtstag, außer, dass du traurig wirst..." fragte mich Liam interessiert.
"Weiß nicht so genau. Vielleicht. Könnte sein. Möglicherweise... Ich glaube sie konnte mir darauf keine Antwort geben..." Ich versuchte stark nachzudenken, aber wenn ich sie je gefragt hatte, dann musste das lange her sein.
"Wie wäre es, wenn wir diese Kisten mal durchwühlen. Vielleicht hilft das ja..." schlug Liam vor. Ich nickte unsicher. War das eine Gute Idee? Am Ende hatte ich ein schreckliches Erlebnis verdrängt und wollte nicht, dass das ans Licht kommt. Allerdings würde ich ansonsten auch nie erfahren, was damals passiert war...
Also gingen Liam und ich nach der Schule zu mir nach Hause. Meine Mutter war schon zu Hause, sodass wir sie gleich nach den Kindersachen fragen konnten.
Zum Glück hatte sie die Sachen mitgenommen, als wir bei Papa ausgezogen waren. Wäre echt schade gewesen wenn nicht. Ich hatte aber nicht die leiseste Ahnung, was sich darin befinden könnte...
Liam schnappte sich die erste Kiste und kramte in der Kiste herum. Es waren Kleidungstücke. An manche erinnerte ich mich von Bildern, aber manch anderes konnte ich nicht zuordnen. Es rief aber auch keine Erinnerung hervor. Wahrscheinlich war diese Aktion einfach nur Zeit Verschwendung.
Liam aber wühlte weiter. Er zog einen alten Teddy hervor. Kurz zuckte ich zusammen. Mein bester Freund wollte ihn weglegen, aber ich erinnerte mich an etwas. "Warte... Kann ich ihn mal haben..." bat ich Liam.
Er nickte und reichte mir den Teddy.
Schwach sah ich einen Schatten in der Ecke auf einem Stuhl sitzen. Er war nicht bedrohlich, sondern ich empfand viel mehr Freude, als dass es Angst wäre. Ich konnte mir sicher sein, dass es nicht meine Mutter war. Die Person war auch kleiner als mein Vater. Sie war mir trotzdem wichtig, aber die Blockade in meinem Kopf hinderte mich daran weiter darauf einzugehen.
Das schien also doch zu klappen. "Von wann ist der Teddy?" fragte ich meine Mutter.
"Den hast du seit deiner Geburt." erklärte sie mir.
Das half nicht wirklich das Ereignis einzuordnen. Meine Geburt konnte es nicht gewesen sein. Daran könnte ich mich sicher nicht mit 17 erinnern.
Meine Mutter durchforstete eine andere Kiste und reichte mir nach und nach Kuscheltiere, die mir aber nicht viel sagten, bis sie mir einen Teddy mit T-Shirt gab.
Auf dem T-Shirt stand: "H A R R Y". Da war etwas in meinen Erinnerungen... Ich kam nicht dran... Genervt versuchte ich diese verdammte Blockade zu umgehen und sah vermutlich sehr komisch dabei aus... Frustriert wollte ich aufgeben, als plötzlich die Erinnerung da war. Einfach so...
Ich empfand große Freude, aber auch sehr große Trauer. Sie bedrückte mein Herz und zog mich runter. Dieser Teddy war nicht für mich. Ich schenkte ihn jemanden, aber es war wieder nur ein undeutlicher Schatten. Ein wenig deutlicher...
Dann war die Erinnerung wieder weg. Mehr sah ich nicht...
"Woher... Wem ... Wo ... Wann hab ich den bekommen?" fragte ich verwirrt. Ich war gerade sehr traurig und ich wusste nicht woher das kam. Was war in der kurzen Zeit passiert?
"Den hast du dir zu Weihnachten gewünscht als du 5 warst. Für deinen imaginären Freund. Erinnerst du dich? Mit 6 hast du ihn nicht mehr beachtet, deshalb hab ich ihn weggeräumt." berichtete meine Mutter, etwas überrumpelt von meiner Frage.
"Imaginärer Freund?" fragte ich weiter. Ich runzelte die Stirn. Warum sollte ich einer nicht existierenden Person ein Plüschtier schenken? Aber etwas an dieser aussage war bedeutend.
"Ich hab seinen Namen vergessen, aber den hattest du bist du 6 warst. Er war immer da. Nie hast du vergessen dass er da war. Du hast ihm ein Bild gemalt für seinen Geburtstag... Warte das müsste auch hier sein." Sie kramte in einer der Kisten und zog ein Blatt Papier aus einer grünen Mappe.
"Hier..."
Vorsichtig und behutsam nahm ich das Bild entgegen. DAS war es was meine Blockade hob.
Ein Bild eines kleinen Jungen mit einem ca. 17 jährigem. Sie halten Händchen und stehen vor einem Haus.
Der kleine Junge hat dunkelbraune Locken, die in alle Richtungen abstehen. Über ihm steht in Kinderschrift: "H A W W Y".
Der andere Junge hat einen hellbraunen Wuschelkopf. Über ihm steht "Booooo"
Ich verspürte Unsicherheit und große Aufregung, als ich dem Jungen namens Boo dieses Bild reichte. Er fing sofort an zu lächeln. Aber was für ein Lächeln. Von einem Ohr zum anderen. Er sah so glücklich aus, dass ich gleich dieses entzückende Lächeln erwiderte.
Das war kein imaginärer Freund. Das war Boo mein Schutzengel. Dem ich versprochen hatte ihn nie zu vergessen. Ich hatte dieses Versprechen gebrochen... Tränen traten mir in die Augen. Ich machte, aber keinen Hell daraus. Mir war egal, ob Liam oder meine Mutter das sahen.
Ich fing an so zu weinen, wie ich normalerweise nur an einem Tag im Jahr weine. An meinem Geburtstag! Dem Tag an dem Boo verschwand. Und ich hatte ihn am nächsten Tag vergessen. Es tut mir leid Boo...rief ich leise in Gedanken. Ich schluchzte und merkte, dass ich wirklich etwas seit so langer Zeit vermisste. Ich vermisste Boo. Meinen Boo. Meinen Engel.
Arme schlossen sich um mich und ich wusste, dass es die meiner Mutter und Liam waren, die sich seit langem so rührend um mich kümmerten.
"Harry... Schatz... Sag was los ist... Wieso weinst du plötzlich.. Was ist los... Bitte." hörte ich meine Mutter sagen, aber mir entwich nur ein: "Boo." Wieder heulte ich los und es war, als würde er noch einmal sagen, dass er gehen müsste. Ich erinnerte mich plötzlich daran, dass er die ersten 6 Jahre immer bei mir war. Immer immer immer. Mich nie im Stich gelassen hatte. So wie Liam, nur noch viel viel mehr... Ich wollte ihn zurück. Ich wünschte ihn mir so sehnlich zurück. Wieso konnte ich nicht die Zeit zurück drehen.
"Er fehlt mir so." schniefte ich, als ich mich nach einer halben Ewigkeit wieder gefangen hatte.
"Wer?" fragte Liam verwirrt.
"Boo. Mein Schutzengel..." schluchzte ich nochmal auf und wurde sofort von Liam in seine starken Arme gezogen.
"Er war nur für mich sichtbar. Aber ich erinnere mich plötzlich an jede Einzelheit von ihm. Allerdings ist das schon so lange her. Seit 11 Jahren vermisse ihn jetzt." wieder schluchzte ich los und musste daran denken, wie auch Boo geweint hatte, als er mir ein Tag vor meinem Geburtstag gesagt hatte, dass er gehen muss. Für immer!" Mein Heulen wurde lauter und kräftiger.
Liam versuchte mich zu beruhigen, aber irgendwie half alles nicht. Also bat meine Mutter, dass er mir nach oben in mein Bett helfen sollte. Was er natürlich auch tat.
Allerdings ging er dann nachhause, nachdem er gefragt hatte, ob er noch was für mich machen könnte. Ich lag einfach eingerollt unter der Bettdecke und wimmerte leise vor mich hin.
Es gab auch immer eine kurze Zeit zwischendurch, wo die Tränen versiegt waren und ich einfach nur still da lag, aber sie fingen dann immer wieder an zu fließen.
Wenn ich daran dachte, dass Boo meine Hand nahm oder mir einen Kuss ins Haar drückte... oder einfach nur da war... Ich weinte so ungefähr die ganze Nacht durch.
Am nächsten Morgen war ich einfach nur total kaputt, so dass meine Mutter mich eine Stunde länger schlafen ließ und mich für die ersten paar Stunden von der Schule befreite.
Wenigstens ging ich zur 3. Stunde in die Schule. Das war die beste Möglichkeit mich abzulenken. Ich konnte ja nicht für immer Boo nachtrauern... Es fühlte sich an, wie als hätte Boo mit mir Schluss gemacht. Das einzige Nervige an dieser Kindersprache war, dass ich vergessen hatte, wie Boo wirklich hieß. Er hat bestimmt einen anderen Namen. Das war sicher nur sein Spitzname. Vielleicht hatte er den von mir bekommen.
Fast hätte ich wieder los geweint, aber ich hielt mich zurück.
Ich erreichte die Schule in der Pause und ging sofort zu Liam, Zayn und meinem Stammplatz.
Als mein bester Freund mich sah schloss er mich in seine Arme. Vielleicht waren meine Augen immer noch ein wenig rot geschwollen oder ich sah einfach unendlich traurig aus.
Liam schien Zayn auch eingeweiht zu haben, denn er schloss sich der Umarmung an. Irgendwann musste ich mich leider lösen, weil ich sonst wieder angefangen hätte zu weinen.
Schnell wischte ich mit meinem Ärmel über meine Augen. "Wie gehts dir?" fragte Liam selbst wenn diese Frage so unglaublich sinnlos war. Er konnte doch sehen wie es mir ging...Beschissen.. Das würde sich die nächsten Tage auch nicht ändern. Vielleicht nie. Ich wollte nie wieder vergessen an Boo zu denken.
Mein großer blauäugiger Engel.
"Er fehlt mir so." antwortete ich.
"Also geht es dir wie vorher, nur mit dem Unterschied, dass du weißt was dir fehlt?" fragte Zayn. Ich nickte und schlang die Arme um meinen eigenen Körper.
Früher konnte ich in jedem Moment nach Boos Hand greifen, aber jetzt nicht. Es brachte auch nicht mir vorzustellen, dass er da wäre, denn ich war 6. Ich erinnerte mich nicht mehr an sehr viel. Er war überall da gewesen... Kein Wunder, dass ich keine Erinnerungen mehr zur Zeit vor meinen 6 Jahre hatte.
Ich war wirklich ein glückliches Kind damals. Wie hätte ich nicht glücklich sein können mit einem fast immer grinsenden Boo neben mir. Wir hatten wirklich viel Spaß zusammen.
Ich seufzte und folgte meinen Freunden in die Schule.
Der Unterrichtsstoff schien an mir vorbeizufliegen. Ich war unaufmerksam und schaute mehr nach draußen in die Baumkronen der Schulbäume.
Am liebsten würde ich mich in meinem Bett einrollen, aber das brachte mir nichts. Das würde ich die nächste Wochen wenn nicht Monate, jeden Tag machen wollen.
Um den Schmerz zu beschreiben, den ich fühlte müsste man sich die grausamsten Sachen vorstellen können. Es tat so sehr weh. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, dass Liebeskummer so sehr wehtun können, aber es war ja eine Form des Liebeskummers.
Schließlich schmerzte ja das Herz am meisten beim Liebeskummer. Mein Herz war so schwer... Viellicht schlug es ja schon gar nicht mehr und ich war tot.
Andererseits spürte ich wie Liam und Zayn mich von Stunde zu Stunde begleiteten.
Ich war nicht wirklich ansprechbar. Ein paar Menschen aus meiner Klasse sahen, dass es mir nicht gut ging, aber wenn jemand vorschlug ich solle nach Hause fahren, lehnte ich ab. Was sollte ich zu Hause? Weinen? Noch mehr leiden, weil ich mehr Zeit zum nachdenken fand?
Ein was musste man dem Lehrer der letzten Stunde lassen... Er achtete darauf, dass jeder mitarbeitete. Deshalb musste ich gezwungener Maßen wieder Aufmerksam lauschen.
Es fiel mir schwerer als sonst, aber ich bekam wenigstens was mit und wurde nicht von meinem Herz erdrückt.
Und dann konnte ich endlich nach Hause. Morgen war mein Geburtstag und ich fühlte mich wie an dem Todestag einer vertrauten Person. Wie als wäre Boo gestorben. Wieder begann ich zu weinen. Liam legte mir einen Arm um die Schulter und versuchte mich zu trösten.
Keine Chance... Ich weinte immer weiter.
Zu Hause angekommen übergab er mich überfordert meiner Mutter. Die schaute ihn dankbar an, dass er überhaupt da war. Möglicherweise wäre es dann schlimmer.
Meine Mutter machte mir erst einen Beruhigungstee und dann einen Kakao. Damit setzte ich mich ins Wohnzimmer und legte ein DVD ein, die aus einer der Kindheitskisten geholt hatte.
Cap und Capper. Den Film hatte ich vorher noch nie gesehen, aber ich kannte die Geschichte im Groben. Als die Stelle mit dem Versprechen kam, erinnerte ich mich, dass Boo mir davon erzählt hatte. Ich war dabei zwar eingeschlafen, aber ich erinnerte mich an das Versprechen...
"Wir werden doch immer Freunde bleiben...nicht wahr Cap?" "Ja für immer..."
So wie die beiden ihre Freundschaft nicht vergessen hatten, vergaß ich Boo nie. Selbst wenn ich durch diese verdammte Blockade nicht an die Erinnerungen kam, vergaß ich Boo nicht. Er war ja wieder vollständig in meinen Gedanken. Ich war nicht schuld an der Blockade.
Wie schön es doch wäre, wenn es einfach nur ein Streit zwischen uns wäre und wir uns wiedersehen würden...Aber nein, es war nicht so. er war ein Engel, der jetzt vermutlich bei einer anderen Person war und ihr gutes bringen würde, so wie er mir gutes brachte.
Am nächsten Morgen war es natürlich schwer für mich, aufzustehen. Die ganze Nacht musste ich wieder geweint haben.
Heute war mein Geburtstag. Was wenn ich etwas vergaß... Wobei Boo hatte ich in der Nacht vergessen, aber jetzt war er immer noch da. Aber heute vor 11 Jahren war er gegangen.
Nicht wieder los weinen...
Schnell stand ich auf und zog mich an. Dann ging ich in die Küche, wo mich ein Geburtstagstisch erwartete. Selbst wenn ich Geburtstage nicht mochte, bereiteten meine Eltern immer wieder etwas vor.
Auf dem Tisch stand vor meinem Teller das Bild, welches ich Boo zu seinem Geburtstag gemalt hatte. Als Erinnerung an Boo. Er sollte sozusagen dadurch da sein.
Nach dem Geschenke auspacken, machte ich mich fertig und wartete vor dem Haus auf Liam. Wir gingen schweigend zur Schule, wie jeden 1. Februar des Jahres. Dieses Mal war es für mich wie ein stilles Gedenken an Boo. Ich wünschte er wäre da.
Wir würden uns auf dem Sofa zusammen kuscheln und einen Film schauen, Kakao oder Tee trinken. Reden...
Das Leben wäre so schön.
Selbst wenn sich das kindisch anhört für manche ist es für mich ein Traum... Mein Traum!
Wir erreichten die Schule und sahen Zayn schon von weitem. Typisch Kumpelhaft begrüßten Zayn und Liam sich durch einen Handschlag. Mich umarmte Zayn. Ich hatte es nicht so mit diesem Handschlag und so. Ich mochte es anscheinend eher nicht so kumpelhaft sondern freundschaftlich.
Zusammen betraten wir das Schulgebäude und gelangten relativ zügig in den Unterrichtsraum.
Ich setzte mich auf meinen Stammplatz am Fenster, Liam wie immer neben mir und daneben Zayn. Liam kannte ich einfach schon länger und weil Zayn neben Liam saß, war er auch automatisch mit mir befreundet und so entwickelte sich unsere Freundschaft.
Mein Blick schweifte durch den Klassenraum und dann nach draußen. Es war kurz vor Stundenbeginn. Auf dem Schulhof rannten Schüler so schnell ins Schulgebäude. Vermutlich hatten sie verschlafen...
Da ertönte das Klingeln.
Der Schulhof war leer... Unser Lehrer betrat den Raum und begann mit dem Unterricht. Gleich nach der Begrüßung schaute ich wieder nach draußen. Zuerst beobachtete ich den Wind durch die Bäume wehen, aber dann fuhr ein Auto vor.
Ein weiterer Schüler stieg aus. Er tat mir jetzt schon leid, weil er zum Direktor musste. Ihm wurden dann eine Menge Schularbeiten aufgeladen. Einmal musste ich das erleben. Seit dem holte Liam mich immer ab.
Der Schüler hastete zum Gebäude und strich sich noch mal durch sein braunes verwuscheltes Haar, bevor er eintrat.
Dann war auf dem Schulhof wieder Ruhe... Eine leichte Brise stieg auf und bewegte die Blätter. Ich wäre gerne dort draußen. Es sah friedlich aus, aber andererseits auch einsam. Das wollte ich nicht. Alles was ich wollte war Boo... Wenn er doch nur da wäre...
Seufzend wandte ich mich dem Unterrichtsstoff zu, aber so richtig verstand ich es nicht. Liam musste mir das demnächst alles erklären. Er tat mir jetzt schon leid. Wenigstens für ihn sollte ich mal aufpassen, aber ich war besonders heute unkonzentriert.
"Harry hat Geburtstag." hörte ich Niall aus der mittleren Reihe rufen. Er erinnerte sowohl den Lehrer als auch mich daran. Ich wollte nicht das sie jetzt ein Lied anstimmten, aber sie taten es trotzdem. Wie ich das hasste. Ich war mal wieder kurz vor dem weinen. Das war kein Tag zum Feiern. Ich wollte nicht immer und immer wieder daran erinnert werden, dass Boo vor 11 Jahren hatte gehen müssen.
Ich wusste Niall meinte es gut. Normalerweise mochten Menschen ihren Geburtstag ja. ich aber nicht, aber das wusste er nicht. Er war immer so gut drauf, dass er negative Energie absorbierte. Wie zum Beispiel meine heutige Aura. Ich war besonders traurig, aber sowas konnte er einfach überstrahlen. Das war eine erstaunliche Eigenschaft.
Zumindest begannen alle zu singen und am liebsten wäre ich weggelaufen, aber Liam sah mich mitleidig an, weshalb ich versuchte den Drang zu unterdrücken, aufzuspringen und abzuhauen.
Der Lehrer schüttelte mir die Hand und mir wurde zu meinen 17 Jahren gratuliert... Na danke. Jetzt waren es wirklich 11 Jahre.
Als er sich gerade wieder der Tafel zuwenden wollte, klopfte es energisch an der Tür und der Schulleiter trat ein, gefolgt von einem Schüler.
Er hatte verwuschelte Haare, also war er vielleicht sogar der, der zu spät kam. Armer Kerl... Wobei... vermutlich war er neu an der Schule. Da durfte er sich das sicher beim ersten Mal erlauben...Allerdings... Ich kannte ihn irgendwo her. Also vielleicht doch nicht so neu.
" Ich bringe ihnen einen neuen Schüler." sagte der Schulleiter. Also doch neu.
"Dann stell dich doch mal vor." schlug unser Lehrer vor.
"Ich heiße Louis Tomlinson und bin 18 Jahre alt." hörte ich ihn sagen. Louis... Bei mir klingelte es im Ohr. Mein Gehirn versuchte sich an etwas zu erinnern. Warte mal unterdrückte Erinnerungen... Louis... Louis-Boo...BOoo. Konnte das sein?
Die Stimme. Hell und höher als erwartet.
Augen? Blau!
Haare? Verwuschelt.
Boo? Konnte das sein oder war das Zufall. Ich versuchte mich genau zu erinnern. Alles deutete darauf hin, dass er genauso aussah.
Meine Augen wurden wässrig. Ich durfte jetzt nicht weinen. Nein!
Louis' Blick fiel auf mich und sein Lächeln wurde freundlich, offen, warm... Sehnsüchtig?
Louis P.o.V.
Ich stand in diesem Klassenzimmer und war mir sicher, dass hier Harry war. Hundert prozentig sicher. Ich spürte seine Anwesenheit nicht nur, sondern ich war in seiner Klasse angemeldet.
Mein Blick schweifte über die verschiedenen Köpfe... In der vorletzten Reihe am Fenster saß ein großer Junge mit dunkelbraunen Locken, welcher fast schon Tränen in den Augen hatte. Konnte es sein, dass er mich nicht vergessen hatte, so wie ich ihn nicht vergessen hatte.
War es möglich, dass ich nicht erst erklären musste, warum ich ihn kannte, sondern dass wir uns beide erinnerten. Ich war auch den Tränen nahe.
Dieser Junge hatte so eine natürliche Ähnlichkeit mit seinem jüngeren ich, sah aber gleichzeitig so unglaublich anders aus. Erwachsener und vor allem wunderschön.
Vor zwei Tagen erst hatte ich erfahren, dass Harry und ich uns näher standen als normal.
Deswegen war ich hier. Es war nicht normal, dass ich 11 Jahre lang nur an ihn dachte und daran zerbrach. Das bemerkte der Schutzengel-Rat. Ganz schön spät habe ich das Gefühl. Ich hoffe wirklich für Harry, dass er nicht das selbe wie ich durchmachen musste...
Ich habe all diese Jahre nur an ihn gedacht. Ich dachte wirklich ich seh ihn nie wieder... Aber hier steh ich... In seinem Klassenzimmer. Ich erkenne ihn. Selbst von weitem würde ich ihn immer erkennen.
Das liegt an dem Band der Seelenverwandten. Ich hatte davon gehört, aber ich dachte nicht, dass ich mein Seelenverwandten in meinem Schützling finden würde. Ich hatte nie darüber nachgedacht. Harry war ein Baby...ein kleines Kind. Jetzt war er so groß...und Erwachsen.
Ich durfte mich neben einen blonden Jungen in die 2. Reihe setzten. Eigentlich wäre ich jetzt viel lieber ganz nah bei meinem Schützling.
Ich warf Harry einen letzten Blick zu, sah dass er versuchte nicht zu weinen und konzentrierte mich auf den Unterricht. Wie lange ich schon keinen mehr hatte. Es war komisch neben so vielen Jugendlichen zu sein, wenn man sein komplettes Leben quasi an der Seite von Kleinkindern verbracht hatte.
Die Pause kam schneller als ich dachte, aber das lag daran, dass ich auf den Unterricht konzentriert war, aber kaum klingelte es, schaute ich zu Harry. Dieser schaute nach draußen.
Ich stand auf und ging nach hinten zu seinem Platz. Gleich würde ich mit ihm reden. Ich war so aufgeregt. Ein Junge saß neben ihm mit braunen Haaren. Gerade legte er Harry eine Hand auf die Schulter. Das brachte diesen dazu vom Fenster wegzuschauen und er entdeckte mich.
Ich hob meine Hand und sagte lächelnd: "Happy Birthday Harry." Er riss seine Augen auf und kniff sie dann wieder zusammen. Tränen liefen seine Wangen herab. Harry schluchzte. Ich wollte über den Tisch und ihn in meine Arme ziehen, aber der braunhaarige Junge umarmte ihn schon.
"Hab ich was falsches gesagt?" fragte ich. Vielleicht hatte ich mich getäuscht und Harry hatte mich doch vergessen oder er war mir böse. Was ist wenn er mich hasste? Ich musste damals gehen. ich konnte nicht anders. Das war eine Regel.
"Harry hasst seinen Geburtstag." erklärte der Junge.
Verwundert schaute ich Harry an. So kannte ich Harry nicht. Er liebte seinen Geburtstag. Was hatte ich alles verpasst?
"Früher hast du ihn doch geliebt." flüsterte ich leise.
Das brachte Harry dazu aufzuschauen. Er atmete tief durch und sagte dann: "Sag mir wenn ich mir, dass ich mich nicht täusche Boo!"
Man könnte meinen Gesichtsausdruck schon fast als schockiert bezeichnen, aber mit so einer Stimme hätte ich nie gerechnet. Nicht das es hässlich wäre. Nein, sie jagte mir warme schauer über den Rücken und erwärmte mein Herz. So eine kräftige tiefe Stimme war so neu für mich, nachdem ich immer noch die Erinnerungen von Harry mit quietschender Stimme im Kopf hatte.
"Du... T-täuscht dich ... nicht." stotterte ich. Ich konnte vor Aufregung nicht richtig sprechen.
"Boo?" fragte Harry und seine Augen begannen zu leuchten, wie damals eigentlich immer.
"Ja Hawwy." antwortete ich, wie ich früher oft geantwortet hatte.
So schnell Harry konnte stand er auf und sprang über den Tisch. Überrascht bemerkte ich, wie groß er war. Größer als ich.
Er schloss mich in seine Arme. Ich umschlang mit meinen Armen seine Taille. Seine langen Arme legte er um meinen Rücken und zog mich fest an sich.
"Lass ich nie wieder allein. OK?" bat mich mein Schützling.
"Nie wieder. Ich bleibe für immer bei dir." versprach ich ihm.
Wir sagten beide nicht mehr und nicht weniger. Wir genossen einfach in den Armen des jeweils anderen zu sein.
Dann allerdings räusperte sich Liam. "Es ist in einer Minute Unterricht." berichtete er uns und deutete auf den Lehrer, der den Raum gerade betrat.
Seufzend löste ich mich von Harry.
"Wir reden in der Mittagspause, ok?" versprach ich ihm und er nickte hastig.
Der Unterricht zog sich meiner Meinung nach total in die Länge. Ich wollte unbedingt wissen warum Harry seinen Geburtstag nicht mehr mochte. Ich wollte wieder seine Stimme hören... Ihn anschauen und ganz doll festhalten.
Ich wollte das machen, was ich ganze 11 Jahre lang nicht machen konnte.
Doch endlich klingelte es zur Mittagspause. Harry und der andere Junge kamen sofort mit an meinen Tisch.
"Ähm... Geht ihr in die Kantine?" fragte ich Harry. Er nickte: "Ja, kommst du mit." Da war wieder seine wunderschön tiefe Stimme und wieder jagte sie mir einen Schauer über den Rücken.
So kam es, dass ich Harry und dem anderem Jungen zur Kantine folgte.
Wir kauften uns unser Essen und setzten uns an einen einzelnen Tisch.
"Wenn... du Boo bist... erkennst du ihn dann?" fragte mich Harry und deutete auf seinen Freund.
Ich betrachtete diesen braunhaarigen, hochgewachsenen und vor allem muskulösen Jungen von oben bis unten.
Wer könnte das bitte sein? Ein enger Freund von Harry, den ich eigentlich aus seiner Kindheit kennen sollte... Warte... NEIN oder? Das war doch nicht der kleine Liam?
"Omg Liam... du bist ja echt gewachsen... ich hätte dich nicht wieder erkannt, wenn ich nicht gewusst hätte, dass du das bist..." meinte ich erstaunt und bemerkte an Harrys Lächeln, dass ich richtig lag.
"Es ist komisch, wenn du mich als Kind kennst und ich dich nicht." stellte Liam fest. Ich nickte und meinte: "Ja kann ich mir vorstellen. Ich kenn dich, weil du und Harry einfach sehr viel zusammen gemacht habt. Schon bevor ihr 6 wart. Dann war ich ja nicht mehr da." erklärte ich traurig.
"All die Jahre habe ich mich gefragt, warum mir so viele Erinnerungen an die Kindheit fehlen..." hörte ich Harry murmeln.
"Apropos wieso magst du deinen Geburtstag nicht? Früher hast du ihn geliebt. Du hast dich dann immer richtig gefreut. Was habe ich verpasst?" fragte ich interessiert und begann nebenbei zu essen. Das war neu für mich. Normalerweise musste ich ja nichts zu mir nehmen.
"Du bist verschwunden. Das ist passiert... Jedes Jahr um meinen Geburtstag herum wurde ich traurig. Ich wusste bis vor kurzen noch nicht mal, was mir fehlte." erklärte Harry.
"Du warst traurig?" fragte ich bestürzt. Das war genau das Gegenteil von dem was ich gehofft hatte.
"Oh ja quasi die gesamte Zeit." warf Liam ein.
"Ich weiß erst seit 2 Tagen, warum ich traurig war. Ich hab mit Liam Erinnerungen hervor gegraben." erklärte Harry mir.
"Und es hat geklappt? Eigentlich sollte das ja nicht normal seien, aber deswegen bin ich ja hier. Weil unsere Schutzengel-Schützling Beziehung nicht so war wie sie sein sollte und ich dich nicht vergessen habe, wie es die Regel vorschreibt..."
"Bleibst du wirklich für immer bei mir?" fragte mich Harry leise. Fast so als hätte er Angst es laut zu fragen.
"Solange du mich bei dir haben willst." versprach ich ihm.
"Immer." kam es von Harry wie aus der Pistole geschossen. Mein Lächeln wurde breiter. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als für immer an Harrys Seite zu bleiben. Ich dankte dem Schicksal, dass Harry und ich Seelenverwandt waren und ich ihn wieder sehen durfte.
Nach dem Essen zeigten die beiden mir die Schule und ich lernte Zayn kennen. Harry wich mir nicht von der Seite und war so nah an mir, als hätte er Angst, dass ich gehen würde. Mich störte es natürlich nicht, dass er so nah war. Eher im Gegenteil... Am liebsten hätte ich seine Hand genommen... Aber ich wusste noch nicht, was Harry darüber dachte und ob ich für ihn nicht doch nur ein Bruder oder Freund war. Das wäre so schmerzhaft zu wissen, dass wir zwar Seelenverwandt waren, aber er nicht das selbe für mich empfand.
Denn ich war mir sicher, dass ich Harry mehr als nur verfallen war. Ich war verliebt. Als kleines Kind war er mein Schützling, aber jetzt war er in meinem Alter und er war immer noch er. Ich konnte nicht anders als ihn zu lieben.
Bevor wir den nächsten Klassenraum betraten, fragte Harry: " Wo wohnst du?"
Darauf wusste ich nichts zu antworten... Ich meine früher wohnte ich ja bei meinen Schützlingen, aber jetzt war ich real... Ein Mensch...
"Ich...weiß nicht...ehrlich gesagt darüber habe ich nicht nachgedacht..." teilte ich Harry mit.
"Du weißt nicht wo du wohnst? Willst du bei mir wohnen?" fragte er und lächelte mich hoffnungsvoll an.
Selbst wenn er nicht so hoffnungsvoll geschaut hätte, hätte ich ja gesagt. Ich konnte nicht nein sagen. Wie käme ich auf die Idee? Ich hatte die Möglichkeit bei meinem Seelenverwandten zu wohnen. Mehr konnte man doch gar nicht wollen.
"Wenn's dich nicht stört sehr gerne."
"Du würdest nie stören Boo. Ich bin froh dich wieder zu haben." meinte mein Schützling.
"Aww ich bin auch froh dich wiederzuhaben..." sagte ich und nahm ihn in den Arm. "Hab dich lieb." wisperte Harry in mein Haar.
Es war immer noch leicht komisch, dass er so viel größer als ich war, aber ich fand es nicht schlimm. Eher im Gegenteil. Ich fand es toll und dieses Mal war ich derjenige, der sich sicher fühlte...In den Arm genommen von meinem Seelenverwandten...
"Ich dich auch." nuschelte ich in sein T-Shirt.
Viel zu schnell lösten wir uns und mussten in unsere Klasse gehen. Der Unterricht ging gleich los. Ich saß neben Niall, einem aufgedrehten Blondkopf. Er wirkte wirklich sehr sympathisch.
Ich saß zwar in der zweiten Reihe, aber mein Blick huschte immer wieder nach hinten zu Harry, der glücklich zu mir schaute. Da war er wieder... Der Fröhliche Harry, den ich kannte...
Die letzten Stunden vergingen relativ schnell. Zum Glück!
Endlich konnte ich zu Harry und Liam zurückkehren.
Das erste was Harry und ich taten war uns umarmen. Am liebsten würde ich ihn nie loslassen, nachdem ich ihn endlich wiederhatte und vielleicht wusste Harry das.
Vor der Schule verabschiedeten wir uns von Zayn, der in die entgegengesetzte Richtung musste.
Liam begleitete Harry und mich nach Hause.
„Lou erzähl mal... Wie waren Harry und ich so als Kind?" fragte Liam mich. „Also ... ihr habt euch öfters zum Spielen getroffen, selbst außerhalb des Kindergartens. Dort habt ihr dann auf Liams Straßenteppich gespielt mit so kleinen Autos oder bei Harry mit Lego Duplo gebaut. Dabei habt ihr immer Spaß gehabt. Ich erinnere mich an das eine Mal, wo ihr bei Harry Zuhause verstecken gespielt habt und Liam total verwirrt war, wenn Harry nachdem er dich gefunden hatte, noch nach mir gesucht hat." berichtete ich. Harry lachte und Liam schmunzelte nur.
Wir hielten vor einem Haus, das ganz anders aussah, als das, welches ich von früher kannte.
„Seid ihr umgezogen?" fragte ich verwirrt.
Harry nickte: „Meine Mutter hat sich von meinem Vater getrennt und dann sind wir ausgezogen. Wir wohnen jetzt nicht mehr so nah bei Liam."
Ich fragte mich insgeheim, was sich noch alles verändert hatte. Ich wollte nicht, dass sich alles veränderte. Es hatte zumindest den Anschein, dass Harry nur durch meinen Verlust trauriger wurde. Vielleicht oder besser gesagt hoffentlich waren wir uns nicht fremd.
Mein Seelenverwandter verabschiedete sich derweil schon mal von Liam und ich tat es auch. „War schön dich wiederzusehen. Bis morgen..." sagte ich und dann ging Liam alleine weiter.
Harry holte einen Schlüssel hervor und schloss auf. „Mum?" rief Harry ins Haus...
„Ich bin in der Küche mein Schatz." kam es als Antwort zurück.
„Ich habe jemanden mitgebracht." rief Harry ihr entgegen, während er sich die Schuhe auszog. Ich folgte seinem Beispiel.
„Liam?" fragte Anne. Ich erkannte ihre Stimme wieder. Es war wie als wäre ich zu Hause angekommen. Ihre Stimme war für mich wie Zuhause, denn wo sie wohnte, wohnte auch mein Seelenverwandter.
„Nein. Du wirst es nicht glauben wer da ist..." meinte Harry und ich musste grinsen, denn dieser Hinweis brachte doch gar nichts.
„Wer denn?" fragte Anne weiter.
Harry nahm meine Hand und zog mich mit in die Küche.
„Darf ich dir Louis vorstellen, er ist mein Schutzengel." Stellte mich Harry seiner Mutter vor.
Sie sah noch genauso aus, wie vor 11 Jahren, bis auf ein paar Sorgenfalten.
„Dein Schutzengel? Bist du wirklich Harrys Boo? Wie kann das sein?" fragte sie skeptisch.
Ich konnte sie verstehen...Ich fände das auch komisch, wenn mein Sohn ankommen würde und einen Jungen in seinem Alter als seinen Schutzengel vorstellen würde.
„Ja Mum ... Ich meine Anne, darf ich dich überhaupt Anne nennen... oder Ma'am..." wieso stotterte ich auf einmal. Ich war anscheinend aufgeregter mit Harrys Mum zu reden, als ich gedacht hätte. Es kam mir so vor, als würde ich meine eigene Mutter treffen oder einfach die Mutter meines festen Freundes...
„Louis, wenn du Boo bist, dann kannst du mich Anne nennen, aber erklär mir vorher ein paar Sachen... Wieso musstest du gehen? Warum bist du wieder da? Wieso heute? Warum Schutzengel?"
Das waren viele Fragen. Ich musste lachen und unterbrach sie: „Ich werde es euch von Anfang an erklären.
Also Schutzengel werden für 6 Jahre einem Kind zugeteilt und gehen dann zum nächsten. Ich war Harrys. An seinem 6. Geburtstag musste ich gehen, selbst wenn ich das nicht wollte... und glaub mir das wollte ich wirklich nicht.
Normalerweise vergisst mich mein Schützling und ich vergesse ihn, aber ich konnte Harry nicht vergessen. Die gesamten 11 Jahre. Ich weiß nicht wie das bei Harry war, aber sagen wir so... ich bin daran zerbrochen. Irgendwann hat der Schutzengel-Rat das bemerkt... allerdings erst nach 11 Jahren.
Sie entschieden mich zurückzuschicken, denn die Beziehung zwischen Harry und mir ist nicht normal... Wir sind Seelenverwandt." erklärte ich Anne, aber vor allem auch Harry.
„Seelenverwandt?" fragte Harry erstaunt. Es klang nicht abwertend, aber doch ein wenig überrascht.
„Ja und das hätte ich eigentlich schon vom ersten Augenblick an wissen müssen. Frag mich nicht wieso ich nie auch nur darüber nachgedacht habe. Die Zeichen waren doch eigentlich eindeutig. Seelenverwandte sind sehr selten. Ein Engel hat nicht immer so viel Glück."
„Seelenverwandte..." wisperte Harry ehrfürchtig.
„Also warst du wirklich kein imaginärer Freund von Harry? Das ist unglaublich... Natürlich darfst du mich Anne nennen!" sagte Anne.
„Danke. Das bedeutet mir sehr viel. Ich wollte fragen, ob ich für eine Weile hier wohnen kann, denn als ich zurück auf die Erde kam, habe ich nicht darüber nachgedacht, wo ich wohnen werde." bat ich Harrys Mum.
„Natürlich mein Lieber. Du bist hier immer willkommen, solange Harry damit einverstanden ist."
„Auf jeden Fall. Bitte Bitte! Ich habe Boo gerade erst wieder..." rief mein Schützling aufgeregt.
„Dann steht dem nichts im Weg. Ihr könnte ein Bettzeug aus dem Schrank in meinem Schlafzimmer nehmen und beziehen. Ich mach für heute Abend Lasagne. Wenn ihr Lust habt könnt ihr helfen." Meinte Anne.
Ich nickte und wurde dann von Harry davongezogen.
Er führte mich im ganzen Haus herum und dann bezogen wir mein Bett.
Das Ganze endete damit, dass wir auf Harrys Bett lagen und über alles möglich sprachen. Harry erzählte mir, was ich alles verpasst hatte und dabei starrten wir gemeinsam die Zimmerdecke an.
Irgendwann drehte ich ihm meinen Kopf zu.
„Ich habe dich vermisst." Betonte ich ein weiteres Mal.
„Ich dich auch Boo." Erwiderte Harry und öffnete seine Arme.
Ich kroch näher und legte meinen Kopf auf seinen Oberarm.
Es fühlte sich schön an, dass nach all dieser Zeit mit den kleinen Kindern, ich jetzt der Kleine war, den Harry in die Arme nahm.
Ich fand es angenehm an Harrys Brust gepresst dazu liegen und seinem schnellen Herzschlag zu lauschen.
Endlich war ich wieder bei ihm und immer noch konnte ich es nicht glauben. Er war so groß geworden.
Er hielt mich in seinen starken Armen und ich konnte mir im Moment nicht schöneres vorstellen.
Ich schlang meine Arme um seinen Brustkorb, um so möglicherweise noch etwas näher an ihn ran zu rutschen.
Mir war ganz warm und ich fühlte mich wohl. Nebenbei gemerkt duftete Harry göttlich. Es war noch genauso wie früher. Es hatte sich nichts geändert. Dieser Duft war Zuhause, denn es war Harry.
„Ich habe dich ganz doll lieb Harry." Nuschelte ich in Harrys Shirt.
„Ich dich auch Lou. So sehr..." erwiderte er.
Wieder schwiegen wir eine Weile und ich könnte so schön in Harrys Armen einschlafen. Mein erster Schlaf nach ich weiß nicht wie vielen Jahren.
„Schläfst du?" fragte Harry mich plötzlich sanft.
„Fast..." antwortete ich gähnend.
„Was bedeutet Seelenverwandte sein für uns?" fragte Harry mich vorsichtig.
Sofort war ich wach. Ja genau... Was bedeutete das für uns? Für mich stand fest, dass Seelenverwandtschaft die große Liebe bedeutete... Die einzig wahre Liebe. Ich fragte mich, was es für Harry war... Harry war für mich der eine. Er war es seit ich ihn kannte.
„Was denkst du? Was ist Seelenverwandtschaft für dich?" fragte ich also, gespannt, was Harry antworten würde.
Er zog mich noch näher an sich und schwieg. Ich ließ ihm Zeit darüber nachzudenken. Dabei schlief ich wieder fast ein. Es war einfach so wohlig warm in Harrys Armen.
„Für mich? Für mich ist Seelenverwandtschaft so was wie ... das geprägt sein in Twillight... Ich denke es ist eine Situationssache... Man ist das, was der andere braucht... Ein Beschützer, ein Bruder, ein Freund..." versuchte Harry zu erklären.
„Ja." War das einzige was ich erwidern konnte. Es war so... Ich war ein Schutzengel... Ein Beschützer... Sein Spielkamerad... Was war ich jetzt?
„Denkst du auch so?" fragte Harry.
„Ja, aber was ... sind wir jetzt?... Ich meine du brauchst vermutlich keinen Schutzengel, sondern eher ich... Ich weiß nicht, wie du fühlst, aber das ist eindeutig nicht brüderlich für mich..." erklärte ich ihm.
„Für mich auch nicht... Weißt du, als ich diese Blockade vor 2 Tagen noch hatte, bin ich mit Liam nach Hause gegangen. Ich weiß noch, dass er von einer seiner und Zayns Theorien gesprochen hat' Ich würde etwas vermissen... Meine große Liebe...' Ich habe zu Liam gesagt, dass ich es nicht weiß, weil ich bei dem Thema diese Blockade habe.... Es ist doch so, dass ich dich vermisst habe Lou... Das heißt, dass du... dass du meine große Liebe bist. Oder!" fragte Harry unsicher.
Ich hob meinen Kopf, sodass ich zu ihm einigermaßen aufsehen konnte. Er sah sehr verunsichert aus. Vielleicht hatte er Angst, dass ich ihm widerspreche.
„Ja das denke ich auch. Nein ich bin mir sogar sicher. Du bist meine große Liebe Harry." Erklärte ich ihm.
„Louis... Willst du mein festen Freund sein." fragte Harry und ich konnte sogar von meiner Position aus das riesige Lächeln sehen, welches auf seinem Gesicht lag.
„Ja Harry. Mit dem größten Vergnügen." Erwiderte ich.
Wenn möglich wurde sein Lächeln noch größer und auch ich verspürte eine unendliche Freude, dass mein größter Wunsch wahrgeworden ist.
Harrys Griff löste sich ein wenig, sodass er mir in die Augen sehen konnte und diese strahlten noch mehr als das Lächeln alleine schon.
Sein Blick fiel auf meine Lippen und auch ich schaute auf seine.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals vor Aufregung.
Sein Gesicht näherte sich dem meinen. Auch ich kam ihm entgegen.
Es war nur noch eine kleine Lücke zwischen uns und ich konnte seinen warmen Atem auf meinen Lippen spüren. Wenn überhaupt möglich schlug mein Herz noch schneller.
Seine Hand wanderte zu meiner Wange und ruhte dort.
Dann war es endlich so weit. Unsere Lippen trafen aufeinander. In meinem Bauch brach ein Feuerwerk aus Schmetterlingen aus und Blitze zuckten durch meinen Körper, setzten meinen Körper unter Strom.
Vorsichtig bewegte Harry seine Lippen und ich ahmte seine Bewegungen nach. Das war mein erster Kuss... bemerkte ich. Es war aber keines Weges schlimm. Im Gegenteil, es war perfekt.
Unsere synchron aufeinander bewegenden Lippen... die Nähe zu Harry... sein Duft, der mich umgab ... die Blitze ... die Schmetterlinge und all diese Gefühle.
Unsere Lippen passten so perfekt aufeinander. Es war einfach Harry...
Ich konnte nur wohlig seufzen. Eine meiner Hände löste sich von seinem Rücken und wanderte zu seinem Haar. Ich vergrub meine Hand in seinen dunkelbraunen Locken. Als ich an einer von ihnen zog, hörte ich Harry in den Kuss stöhnen.
Das brachte mich zum Grinsen.
Allerdings löste Harry seine Lippen von meinen und sie wanderten stattdessen meinen Hals entlang. Dort fand er eine Stelle, an der ich besonders empfindlich war und begann dort liebvolle zu saugen.
Das würde einen Knutschfleck geben... Umso besser...
Irgendwann kehrten Harrys Lippen zurück zu meinen zurück. Wieder seufzte ich wohlig auf.
Wieder bewegten wir sie synchron aufeinander. Es war so wundervoll. Ich spürte, wie Harrys eine Hand auf meiner Hüfte, unter mein T-Shirt fuhr. Die Berührung seiner Finger mit meiner Haut sendete weitere Blitze durch mich hindurch. Ich umschlang seine Beine mit den meinen.
Nach einer Weile lösten wir uns wegen Luftmangel voneinander und atmeten beide erst mal tief durch.
„Ich liebe dich Harry." sagte ich.
„Ich liebe dich auch Louis." erwiderte mein fester Freund!
Schnell schenkte ich ihm einen kurzen Kuss, ehe ich meinen Kopf an seiner Brust vergrub. Am liebsten würde ich jetzt so für immer bleiben, aber mein Magen begann zu knurren. Schockiert schaute ich ihn an. Er hatte noch nie geknurrt. Ich war ja auch nicht gezwungen zu essen.
„Wollen wir mal schauen wie weit das Essen ist und meiner Mutter ein wenig unter die Arme greifen?" fragte Harry. Ich nickte grinsend und löste mich von ihm.
Er reichte mir seine Hand und ich legte meine in seine. Sie war so viel größer und umschloss mich. Es fühlte sich gut an. Es war das komplette Gegenteil zu der Kinderhand, die ich vor 11 Jahren hielt.
Wir erreichten die Küche und fanden dort Anne vor. Sie stellte gerade die Lasagne in den Ofen. Schnell halfen wir ihr aufzudecken.
Nach dem Essen machte Harry uns beiden einen Kakao und wir legten uns auf die Couch. Harry lehnte seinen Kopf auf die Armlehne und gab mir ein Zeichen es mir bequem zu machen.
Ich ließ mich auf ihn fallen und kuschelte mich an seine Brust. Harry schlang seine Arme um mich.
Leider mussten wir uns zum Kakao trinken aufsetzen, aber trotzdem lag ich in Harrys Armen. Es machte mir wirklich nichts aus, dass unsere Rollen gewechselt hatten. Harry war jetzt derjenige, der mich beschützte bzw. beschützend festhielt.
Nebenbei schauten wir noch Cap und Capper. Ich erinnerte mich noch daran ihm die Geschichte vor vielen Jahren erzählt zu haben.
„Wir bleiben für immer Freunde, nicht wahr?" fragte der Welpe den Fuchs.
„Wir sind mehr als Freunde..." flüsterte Harry mir ins Ohr. Ich wandte mich vom Film ab und richte meine Aufmerksamkeit auf ihn.
„Ja und das ist gut so." murmelte ich leise. Ich schaute Harry tief in die Augen. Er erwiderte den Blick. Ich fragte mich, ob er sich in meinen Augen verlieren konnte, so wie ich es gerade in seinen tat. Wer würde bitte nicht gerne in dieses wunderschöne facettenreiche grün eintauchen?
„Ich möchte für immer an deiner Seite sein und dich nie wieder verlassen!" wisperte ich, während ich ihm immer näherkam.
„Das möchte ich auch. In ein paar Jahren, wenn wir so weit sind möchte ich dich heiraten und mit dir eine Familie gründen. Ich möchte für immer neben dir einschlafen und dort auch wieder aufwachen. Nie wieder etwas als deine Lippen kosten.", hörte ich ihn noch sagen, als auch schon unsere Lippen aufeinandertrafen. Ja das wäre ein großer Traum. Für immer Harry...
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Voilà Angel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Es kommt bald mehr:)
XxEnmanen
(7206 Wörter)
Insgesamt hat Angel .... 12 685 Wörter.
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