NIAM | In dir schlummert ein Schwan [1]


Niall

Schon von Weitem konnte ich James und seine Kumpels sehen, als ich das Schulgebäude betrat und bekam weiche Knie.

So schnell und unauffällig es eben ging, huschte ich zu meinem Spind.

Als ich ihn öffnete, flatterte ein Zettel daraus zu Boden und ich nahm ihn stirnrunzelnd auf.

Doch ehe ich ihn lesen konnte, wurde ich herumgerissen von zwei Starken Händen.

Ich sah in dass fies grinsende Gesicht von James.

Oh nein bitte nicht.

"Na Horan? Wo warst du denn letzte Woche? Wir haben dich vermisst.", fragte er mich und zog die Augenbrauen hoch.

Eingeschüchtert zog ich die Schultern ein und versuchte ihm ja nicht in die Augen zu blicken, man wusste nie so genau, was ihn provozierte.

Als ich nicht antwortete, packte er mich an den Schultern und rüttelte an mir.

"Verdammt ich rede mit dir! Antworte wenn ich dich was frage.", fuhr er mich an.

Ich wollte schreien, ihn anbrüllen er solle aufhören, aber die Angst war stärker und schnürte mir die Kehle zu.

Ich war einfach feige. Schwach und willenlos.

James war zwar knapp einen Kopf kleiner als ich, aber sein Mundwerk war seine schlimmste Waffe.

Damit machte er jeden klein, der ihm nicht passte.

Ich war einer davon.

Warum?

Ich war gross, hatte lange braune Haare die mir ins Gesicht hingen, eine Zahnspange und dazu noch einen ziemlich starken irischen Akzent.

Meine Kleider waren völlig ausser Mode, aber was konnte ich denn dafür, dass wir nicht so viel Geld hatten.

Und bis James in mein Leben getreten ist, war es mir auch egal, dass meine Hose und meine Shirts, um meinen Körper herum schlabberten, weil ich so viel abgenommen hatte (was immer noch nicht genug war, ich war immer noch zu fett).

Eine Backpfeife riss mich aus meinen Gedanken und brachte mich auf den harten Boden der Tatsachen zurück.

James stand immer noch vor mir, und starrte mich wütend an, meine Wange brannte von dem Schlag, aber ich traute mich nicht die Hand drauf zu legen.

"Willst du mich etwa provozieren huh?", zischte James und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

"I-ich n-nein..-", stotterte ich und in diesem Moment retrete mich die Schulglocke, die zur ersten Stunde leutete.

James liess mit einem Ruck von mir ab und schenkte mir noch einen abwertenden Blick.

"Wir sind noch nicht fertig."

Damit verschwand er in der Schülermenge und liess mich zurück.

Erleichtert, aber auch mit meiner Laune auf dem Tiefpunkt, nahm ich meine Bücher aus dem Spind und ging in die erste Stunde.

Mitten in der Stunde fiel mir der Zettel aus dem Spind wieder ein und ich kramte ihn unauffällig aus meiner Tasche.

Ich faltete ihn auf und las die

hangeschriebenen Zeilen.

In dir schlummert ein Schwan, er wartet nur darauf herauszukommen.

Lass dich nicht runterkriegen.

Es gibt Menschen die dich lieben.

Xx

Völlig perplex starrte ich den Zettel, der wahrscheinlich aus einem Schulnotitzbuch rausgerissen wurde, an und versuchte zu begreifen, warum mir jemand so etwas schreiben würde.

Den ganzen Tag zerbrach ich mir den Kopf darüber, bis ich aus dem Schulgebäude lief, als ich aus hatte.

Da stand James mit ein paar von seinen Freunden und plötzlich hatte ich ganz andere Probleme.

"Horan! Wir waren noch nicht fertig.", ertönte sofort seine Stimme und ich zuckte automatisch zusammen.

Einige Schüler blieben stehen und andere sahen rüber.

Ich wusste genau was jetzt kam.

Er würde mich wieder vor allen Leuten fertig machen.

Plötzlich stand er vor mir und man sah ihm an, das er wütend war.

Ich hatte ihm doch gar nichts getan.

"Wolltest du uns nicht noch verraten wo du letzte Woche warst hm?", fragte er gemein grisend und ich zog erneut den Kopf ein.

Die Angst stieg mir bis zum Hals und klemmte mir die Wörter ab, die ich ihm nur zu gerne an den Kopf geschmissen hätte.

Ich wollte ihm nicht sagen wo ich war.

Das ging ihn nichts an.

Ich war letzte Woche 'krank' weil ich mich nicht mehr in die Schule traute.

James hatte mich so schlimm zugerichtet, dass ich kaum mehr laufen konnte und damit meine Mutter nichts merkte, machte ich einfach auf krank.

Und das konnte ich James ja schlecht sagen.

"Sag mal bist du Taub?", fuhr er fort, als ich stumm blieb.

Er wollte mir gerade eine reinhauen und ich schützte bereits verängstigt meinen Kopf mit meinen Händen, als plötzlich eine Stimme agressiv die Luft durchschnitt.

"Lass ihn in ruhe und verpiss dich. Aber plötzlich."

Ich blinzelte erschrocken durch meine Finger und versuchte meinen Retter ausfindig zu machen.

James war nirgends mehr zu sehen und langsam nahm ich die Hände vom Gesicht.

"Hey alles ok bei dir?", fragte mich dann die selbe Stimme und ich drehte meinen Kopf zu der Person, der die Stimme gehörte.

Es war Liam, er war 19 also zwei Jahre älter als ich und ging in die 10b.

Vor ihm und seinen Freunden hatte jeder Respekt, da sie die Ältesten waren und auch recht stark waren.

Sie mobbten jedoch niemanden.

Eigentlich mochte sie jeder, aber man hatte halt doch Respekt vor ihnen.

Liam hatte besorgt eine Hand auf meinen Rücken gelegt und versuchte Augenkontakt aufzubauen.

"D-danke..", nuschelte ich verlegen und Liam schenkte mir sein sanftes Lächeln, das er mir schon öfters mal beim Vorbeilaufen gegeben hatte.

"Woah Liam, seit wann bist du so agressiv?", fragte Josh, einer seiner besten Freunde, der mit Zayn angelaufen kam.

"Aber echt ey..was glaubt dieser Wicht eigentlich..", regte Liam sich auf und fuchtelte mit den Händen.

Mittlerweile hatte ich mich wieder beruhigt und stand nun ein wenig verlegen und scheu neben den Dreien.

"Hi.", meinte Zayn zu mir und ich sah ihn erschrocken an.

Ich hätte nie gedacht, dass er mich mich ansprechen würde.

"Hi..", murmelte ich unsicher zurück, was aber eher nach einer Frage tönte.

"Macht der das öfters?", wandte sich nun auch Josh an mich und ich zögerte kurz, ehe ich langsam nickte.

Die Menschentraube um uns herum löste sich immer mehr auf und ich war wirklich froh darüber.

"Wenn ers wieder tut, sags mir. Ich werde mich um ihn kümmern, ok?", meinte Liam zu mir und ich nickte.

"J-ja, danke.."

Das hätte ich nie von Liam erwartet.

Er war immerhin einer der Coolen und Grossen und ich war einfach nur klein und hässlich.

Warum sollte er mir Beachtung schenken und auch noch helfen?

Zu Hause angekommen, ging ich direkt in mein Zimmer und liess mich aufs Bett fallen.

Jedoch, lange Ruhe hatte ich nicht, denn gerade als ich bereits am schlummern war, meldete sich mein Handy.

Ich hob es von der Matrazze, neben mir hoch und entsperrte den Bildschirm.

1 neue Nachricht.

Verwirrt öffnete ich die Nachricht.

Wer würde mir schon schreiben?

Noch verwirrter war ich aber, als ich sah, dass die Nummer unterdrückt war.

Lächle, das steht dir am besten. :)

Ohne es zu wollen musste ich tatsächlich lächeln.

Aber wer war das?

Sofort kam mir der Zettel in den Sinn und ich kramte ihn aus meiner Hosentasche.

Und von wem war der?

War beides von der selben Person?

Wollte mich da jemand verarschen?

Oder meinte die Person das ernst?

Wer bist du?, schrieb ich neugierig zurück und legte mich wieder zurück ins weiche Kissen.

Gleih darauf kam eine Antwort.

Eine herzlose Person. Weil ich mein Herz schon lange an dich verloren habe.

Als ich die Zeilen lese, bleibt mir fast das Herz stehen.

Ich las die SMS immer und immer wieder durch, doch sie veränderte sich nicht.

Da stand immer noch, dass jemand sein Herz an mich verloren hatte.

Aber wer? Und vorallem-wie hat er das denn geschaft? Ich meine - an mich? Sein Herz verlieren?

Nie im Leben.

Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte, weshalb ich einfach nichts mehr schrieb.

Doch die Gedanken in meinem Kopf wurden immer mehr und machten mir Kopfschmerzen.

Am nächsten Morgen riss mich die Klingel aus meinem Schlaf und ich zog mir stöhnend das Kissen über den Kopf.

Ich versuchte weiter zu schlafen und höhrte wie meine Mutter unten die Tür öffnete.

Es wurde geredet und kurz darauf hörte ich wie jemand die Treppenstufen hochkam.

Dann klopfte es an meiner Zimmertür.

"Niall?", hörte ich die Stimme meiner Mutter.

Ich drehte mich brummelnd im Bett zu ihr um, wobei ich fast aus dem Bett falle.

"Hmm?", nuschle ich ins Kissen und versuche meine Augen ans helle Tageslicht zu gewöhnen.

"Da ist jemand für dich. Er stellte sich als Liam vor.", informierte mich meine Mutter und mit einem Schlag war ich hellwach.

"WAS? Was will er von mir?", kreischte ich schrill, sprang aus dem Bett und rannte zu meinem Kleiderschrank.

Mom sah mir belustigt dabei zu.

"Er meinte er wolle dich abholen. Anscheinend wart ihr verabredet?", meinte sie und es tönte eher wie eine Frage.

"Verabredet?", quietschte ich, während ich mir den Pulli über den Kopf zog.

"Das hat der junge Mann zumindest gesagt..", schmunzelte Mom und ich rannte rüber ins Badezimmer.

Ich kämmte kurz meine Haare und strich sie mir dann glatt zur Seite und wusch mir noch schnell das Gesicht.

Dann eilte ich die Treppe runter und stürmte zur Tür.

Ich kam schlitternd zum Stehen und riss die Tür auf.

Doch da stand niemand.

Hä?

Verwirrt sah ich mich um.

Aber weit und breit kein Liam zu sehen.

"Niall? Liam ist hier.", hörte ich Mom rufen von drinnen und sofort schloss ich die Tür wieder.

Kaum drehte ich mich um, sah ich wie Liam im Türrahmen unserer Küche lehnte und Mom stand schmunzelnd daneben.

Liam grinste breit.

Wie peinlich, ich hatte ihn voll übersehen und war einfach an ihm vorbeigerannt.

Schlagartig wurde ich knallrot und sah zu Boden.

"Guten Morgen Niall.", begrüsste Liam mich dann und ich sah ihn an.

"Morgen...L-liam.", murmelte ich verlegen und biss auf meiner Unterlippe herum.

"Bist du bereit? Können wir gehen?", fragte er mich dann und sah mich mit einem Lächeln an.

"Eh wohin.. wir-", stammelte ich verwirrt, doch er unterbrach mich.

"Sag jetzt nicht du hast unsere Verabredung vergessen.", meinte Liam und sah mich mit so einem komischen Blick an.

Ich wusste echt nicht worauf er hinaus wollte.

"Eeh..", machte ich nur geistesreich und Liam seufzte lächelnd.

"Naja ist ja nicht schlimm. Wir können ja jetzt gehen.", meinte er dann und kam auf mich zu.

Er hakte sich bei mir ein und zog mich zur Haustür.

Liam blieb im Flur stehen und sah mich auffordernd an.

Ziemlich perplex zog ich mir meine Schuhe und eine Jacke an.

Liam stand neben mir und sah mir dabei aufmerksam zu.

"Bis später mein Schatz.", rief Mom von der Küche aus und natürlich lief ich sofort hochrot an.

Warum musste sie mich ausgerechnet jetzt Schatz nennen?

Es war mir unfassbar peinlich und ich beeilte mich aus dem Haus zu kommen.

Ich rief nur noch ein "Bis später!" und drückte mich an Liam vorbei aus dem Haus.

Kaum war ich draussen und Liam die Tür hinter uns geschlossen hatte, drehte ich mich zu ihm um und sah zu ihm hoch, da er ein Stück grösser war als ich.

"Was wird das Liam?", fragte ich ihn direkt und ich fragte mich woher ich diesen Mut eigentlich nahm.

Er grinste mich schelmisch an.

"Ich will dich entführen.", meinte er schlicht und ich sah ihn ungläubig an.

Ich zog eine Augenbraue hoch.

"Ja genau und jetzt die Wahrheit?"

Er grinste kurz und und hob langsam seine Hand und brachte sie auf die Höhe von meinem Gesicht.

Es sah so aus, als ob er über meine Wange streichen wollte.

Doch bevor sie meine Wange berührte, liess er sie wieder sinken und lächelte mich an.

"Ich will dich kennenlernen."

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[✏️Words: 1995]

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All the love
tommoHS xx

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