Beziehungsaus & Unfall
„Ich...Louis, ich kann das nicht mehr.", erwiderte ich, meine Stimme zitternd.
Der Wuschelkopf sah mich verständnislos an. „Aber Harry, wir... wir haben es doch soweit geschafft." Ich nickte stumm und beobachtete, wie Louis immer wieder seinen Mund öffnete und schloss, wie ein Fisch, ehe ich mich vom Sofa erhob. „Ich weiß, aber ich will mich nicht mehr verstecken müssen, Lou. Ich will dich nicht mehr mit anderen Frauen ausgehen sehen müssen. Es zerreißt mein Herz jedes Mal auf's Neue. Ich kann dein Management verstehen, dass sie nicht wollen, dass du dich outest. Du hast Erfolg; bist ein großer Musiker und ich bin nur ein einfacher Junge aus einem kleinen Ort im Norden Englands-" „Ich komme doch auch aus einem kleinen Ort im Norden Englands!", unterbrach mich Louis und ich sah ihm direkt in seine blauen Augen, in denen ich die Tränen erkennen konnte, die drohten auszubrechen. Mir ging es ja nicht anders.
„Das weiß ich, Lou, aber im Gegensatz zu mir hast du es zu etwas großem gebracht. Ich bin nur nach London gekommen, um Fotografie zu studieren, nichts besonderes." Während ich das erzählte, wandte ich mich langsam von Louis ab, der mir gegenüber vor dem Sofa stand, und lief in den Flur, in dem mein bereits gepackter Koffer stand. Ich kniff die Augen zusammen und wischte mir mit den Händen einmal darüber. Es tat einfach weh, Louis die ganze Zeit mit Frauen zu sehen und zu wissen, dass er mich in der Öffentlichkeit nie so ansehen würde, wie er es hinter verschlossenen Türen tat. Als würde er sich für mich schämen, auch wenn ich wusste, dass das nicht stimmte. Es würde uns beiden mehr Leid ersparen. Louis könnte sich jemanden suchen, mit dem er öffentlich zusammen sein kann und ich könnte mir jemanden suchen, mit dem ich einfach Mal ins Kino gehen kann oder spazieren, die einfachen Dinge im Leben halt. Es würde uns beide glücklicher machen, dessen war ich mir bewusst. Ich wusste, worauf ich mich eingelassen hatte, aber ich dachte tatsächlich, dass es möglich wäre. Tja, falsch gedacht Styles.
Ich hörte ein gebrochenes Schluchzen hinter meinem Rücken, presste die Lippen aufeinander und kniff meine Augen wieder zusammen. Wenn ich mich jetzt umdrehen würde, würde ich meinen Entschluss in Frage stellen und ich war mir fast zu 100% sicher, dass ich bleiben würde. Ich konnte Louis nicht leiden sehen, aber genau deshalb ging ich jetzt, damit wir beide aufhörten zu leiden. Ich drehte mich nicht nochmal um, sondern schlüpfte in meine Schuhe, nahm meine Jacke vom Garderobenhaken und zog sie über. Dann atmete ich tief ein und aus und holte den Schlüssel aus der Jackentasche. Einmal kurz wog ich ihn in der Hand, betrachtete das kleine silberne Ding, ehe ich es auf dem kleinen Tischen neben der Tür ablegte, auf dem sonst Louis Post lag, nach meinen Koffer griff und die andere Hand an den Türgriff legte. „Auf Wiedersehen, Lou.", flüsterte ich leise. Vielleicht zu leise, sodass es in dem Schluchzen des Wuschelkopfes unterging, doch konnte ich selbst nicht lauter reden, ohne ebenfalls in Tränen auszubrechen und das wollte ich so lange wie möglich vermeiden. Ich öffnete die Tür einen Spalt, schob mich und den Koffer hindurch, ehe ich sie hinter mir zuzog und mich vorsichtig daran lehnte, um die Tränen zu unterdrücken. Es ist das Beste für uns, wiederholte ich wie ein Mantra in meinem Kopf, bis ich mich auf den Weg nach unten machte und den Wohnkomplex verließ. Die Sonne ging gerade unter und tauchte London in ein warmes, goldenes Licht. Einen Augenblick blieb ich vor dem Gebäude stehen, genoss die letzten Sonnenstrahlen des Tages und beobachtete die Touristen, die sich in Gruppen durch die Gegend bewegten. Dann seufzte ich auf, griff erneut nach meinem Koffer und machte mich auf den Weg zur Tube.
***
Drei Wochen war es nun her, seit ich Louis verlassen hatte und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich ihn nicht vermisste, denn das tat ich, und zwar sehr, aber es war besser so. Liam, der mich bei sich wohnen ließ, versuchte zwar immer mich abzulenken, aber das klappte nur bedingt. Wenn ich durch die Fernsehkanäle schaltete, dann blieb ich immer bei den Promi Nachrichten hängen und hoffte etwas über Louis zu erfahren.
Das tat ich auch. Es gab viele Fotos, in denen Louis einfach nur schlimm aussah. Er war natürlich immer noch der heißeste Mann auf Erden, aber er sah einfach so unglaublich müde aus. Seine Augen waren blutrot unterlaufen, sein Haar oft glanzlos und es wirkte überhaupt nicht mehr wuschelig und weich, sondern eher strohig und stachelig. Jedes Mal, wenn ich Bilder sah, in denen Louis in einer Bar verschwand oder diese total betrunken wieder verließ, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich wusste, dass ich daran Schuld war. Dass er sich meinetwegen betrank. Liam hatte dann einfach immer den Fernseher ausgeschaltet und mich in eine Umarmung gezogen. Ich war froh so einen besten Freund wie Liam zu haben.
***
Eine weitere Woche verging, in der ich Louis über den Fernseher beobachtet hatte. Ich kam mir schon etwas wie ein Stalker vor, obwohl ich nur die Promi Nachrichten guckte, wie viele andere Menschen auch. Abends guckten Liam und ich dann immer eine Serie oder einen Film, damit ich abgelenkt war, doch heute Abend war Liam mit Freunden aus der Uni unterwegs. Es war Freitagabend und sie wollten das Wochenende in der Bar einleiten lassen. Liam hatte mich gefragt, ob ich mitkommen würde, doch ich hatte keine Lust die Wohnung nach dem anstrengenden Tag in der Uni zu verlassen. Und ja, vielleicht hatte ich auch etwas Angst, Louis in der Bar zu begegnen. Es gab zwar viele Bars hier in London, doch wie es das Schicksal wollte, war die Bar nahe der Uni Louis Lieblingsbar und das Risiko wollte ich nicht eingehen.
Es war gerade mal halb neun am Abend. Ich hatte mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen geschmissen, mit der ich mittlerweile auf dem Sofa saß und gerade eine Folge Friends guckte. Liam kannte die Serie, ihm würde es also nichts ausmachen, wenn ich ohne ihn weiter gucken würde, als mein Handy klingelte. Ich warf einen schnellen Blick auf das Display, auf dem ich Liams Namen lesen konnte, ehe ich mich wieder der Serie widmete. Er wollte bestimmt einen weiteren Versuch starten mich zu überreden, doch noch in die Bar zu kommen, aber er musste meine Entscheidung akzeptieren. Das tat er anscheinend auch, denn das Klingeln hörte auf und mein Handy ging in den Ruhemodus. Kurz darauf blinkte es jedoch auf und ich bekam eine Nachricht, wieder von Liam.
Genervt griff ich nach meinem Handy und wollte mir gerade die Nachricht durchlesen, mit dem Gedanken, dass ihm vielleicht etwas passiert war, als mein Handy erneut klingelte. Eine unbekannte Nummer. Ich runzelte die Stirn, entsperrte es jedoch nichtsdestotrotz und hielt es mir ans Ohr. "Hallo?" - "Hallo, sind Sie-", es war das Rascheln von Blättern zu hören und dann meldte sich die Stimme wieder, "Mr Harry Styles?" Mit noch immer gerunzelter Stirn nickte ich, bis mir auffiel, dass die Person das ja nicht sehen konnte und ich ein "Ja, das bin ich." in den Hörer sprach. "Gut. Sie wurden als Notfallkontakt von Louis Tomlinson angegeben, ist das richtig so?", fragte mich die Person an der anderen Leitung und bei Louis Namen wurde ich hellhörig. Louis? Notfallkontakt? "Das ist richtig.", antwortete ich. Denn ja, Louis hatte mich damals als seinen Notfallkontakt angegeben, dass er das jedoch nicht geändert hatte, überraschte mich etwas. "Wieso? Ist denn etwas passiert?" Ich setzte mich gerade hin und stellte den Teller mit der Pizza vor mich auf den Kaffetisch. "Mr Tomlinson hatte einen Autounfall. Ein Raser fuhr über eine rote Ampel und krachte frontal in das Taxi in dem sich Mr Tomlinson befand. Die Fahrer beider Wagen waren sofort am Unfallort tot."
Ich sog scharf die Luft ein. Die Fahrer waren sofort tot. Ich konnte nicht anders, als dankbar zu sein, dass Louis sich in einem Taxi befunden hatte und dadurch nicht einer der besagten Fahrer war. Auch wenn ich überhaupt nicht so denken wollte, da alle Leben wichtig waren, doch ich konnte nicht anders. Mein Herz hatte sich einfach noch nicht von dem Wuschelkopf verabschiedet. "Mr Tomlinson wurde mit schweren Verletzungen sofort zu uns ins Krankenhaus gebracht und befindet sich momentan im Notfall-Op. Wir können noch nichts genaueres über seine Überlebenschancen sagen, da der Wagen in die Seite krachte, auf der sich Mr Tomlinson befand und überall Metall- und Glasssplitter rumgeflogen sind. Laut Protokoll mussten wir Sie sofort informieren."
Ich konnte gar nicht richtig verarbeiten, was die Person am anderen Ende der Leitung versuchte mir mitzuteilen, da sich meine Gedanken regelrecht überschlugen. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen anfingen zu brennen. Mein Herz schlug immer schneller und mein Magen drehte einen Salto nach dem anderen, als die Realisation langsam einsickerte. Er könnte sterben, hier und jetzt. Ich könnte Louis verlieren. Meinen Louis. Für immer. Ich würde nie wieder durch seine Haare wuscheln können. Ich würde nie wieder in seine blauen Augen schauen können. Ich würde nie wieder seine Stimme hören können, wenn er mich mit Frühstück am Bett weckte und ich würde nie wieder seine Lippen auf meinen spüren. Fuck. Ich liebte Louis immer noch.
„Mr Styles?", drang die Stimme wieder zu mir durch. „Geht es Ihnen gut?" Ob es mir gut ging? Sie erzählte mir gerade, dass mein Freund einen Unfall hatte und sterben könnte und fragte ernsthaft ob es mir gut ginge? Ich biss mir auf die Unterlippe. „Alles bestens.", gab ich zurück und legte auf. Als der Anruf beendet war konnte ich auch die Nachricht von Liam sehen. „Vor der Bar gab es einen Unfall. Ein Mann wurde in den Krankenwagen verladen. Der Mann sah aus wie Louis. Hör auf so stur zu sein und ruf ihn an!" Diese Nachricht trieb mir schlussendlich die Tränen in die Augen. Alles würde ich tun, um genau das jetzt machen zu können. Ihn einfach anzurufen und seine Stimme zu hören, die mir versicherte, dass alles okay war, doch das war es nicht. Nichts war okay.
Ich bekam gar nicht mit, wie sich die Tür des Apartments öffnete. „Haz, ich bin wieder da!", hörte ich das Rufen von der Tür. „Du glaubst gar nicht, wie viel los war. Als hätte ganz London beschlossen heute einkaufen zu gehen.", erzählte er und betrat den großen Wohn- und Küchenbereich, in dem ich mich gerade befand. Mit von Tränen verschleierten Blick sah ich auf. „Oh mein Gott, Haz. Was ist los?" Sofort stellte er die vollen Einkaufstüten auf dem Küchentresen ab, setze sich zu mir auf die Couch und zog mich in seine Arme. Ich konnte nicht anders, als aufzuschluchzen, als ich seine Wärme spürte. „Bitte verlass mich nicht.", murmelte ich und wischte mir mit dem Handrücken über die Augen, um die Tränen zu stoppen. Vergebens. „Warum sollte ich dich verlassen?", fragte er sanft, während er uns vor und zurückwog. Ich gab ihm keine Antwort, doch ihm musste der Laptop aufgefallen sein, den ich bis vor kurzem noch auf meinem Schoß hatte. „Oh Love, du hast doch nicht schon wieder eine von diesen Fanfictions gelesen, oder?" „Du bist gestorben, Lou! Gestorben!" „Es war nur eine Geschichte. Ich bin quicklebendig.", antwortete er, zog mich näher und verteilte Küsse auf meinem Kopf.
„Ich werde dich nie verlassen, Haz.", murmelte Louis in meine Locken. „Versprochen?" Ich hob meinen Kopf und sah ihm die Augen, die voller Fürsorge und Liebe waren. „Versprochen.", sagte er und verband unsere Lippen miteinander.
Na, hat jemand mit dieser Wendung gerechnet? :)
All the love xx
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