🎄 23 🎄

Kaum zu glauben. Morgen ist Weihnachten. Kommt euch das auch so unwirklich vor? Das hier ist vorerst mein Lieblingskapitel. Ich hoffe, ihr mögt es. Ich widme es Emilyax3.

„Nicht, dass du später noch Ärger bekommst, weil du jetzt doch mit uns losgezogen bist", stichelte Marten amüsiert, während er neben Carlos durch den Schnee stapfte. Vor einiger Zeit hatten sie sich zu dritt auf den Weg gemacht, einen Baum zu schlagen, waren bisher jedoch nicht fündig geworden. Die meisten Bäume waren einfach zu groß und so liefen sie immer tiefer in den Wald hinein. Für ihr Vorhaben hatten sie eine Axt und eine Säge aus dem kleinen Verschlag entwendet, in dem sich das Werkzeug zum Hacken des Kaminholzes befand.

„Arschloch."

Carlos schüttelte ungläubig lächelnd den Kopf und ließ seinen Blick durch den dichten, zugeschneiten Wald schweifen. Er hatte keinerlei Zeitgefühl, wusste nicht, wie weit sie bereits gelaufen waren und sah sich kurz um, um sich zu orientieren. In weiter Ferne konnte er das Dach des Chalets zwischen den Bäumen erkennen. Vor allem Carlos hatte nach seinem jüngsten Erlebnis mit Willow große Lust, sich ein zweites Mal in so kurzer Zeit im Wald zu verirren.

„Was denn? Sie hat dich voll bei den Eiern", kommentierte Marten schulterzuckend.

„Wenn da was dran wäre, wäre ich jetzt wohl kaum hier", schoss Carlos überlegen zurück.

„Da musst du ihm Recht geben", warf John ein, der neben ihnen herlief.

„Ehrlich, Bro. Meinen größten Respekt, dass du das alles aushältst, ohne wahnsinnig zu werden. Ich meine, nervt dich das nicht?", sagte Marten anerkennend an Carlos gewandt. Der runzelte verständnislos die Stirn.

„Was meinst du?", hakte er nach.

„Na, dieser ganze Stress, den Willow immer macht. Du weißt, ich mag sie, aber als Freundin würde sie mir richtig auf den Zeiger gehen", antwortete Marten.

„Deswegen hast du dir wahrscheinlich auch ein Mädchen wie Nika ausgesucht", stichelte John. Marten drehte ihm den Kopf zu und zog die Stirn kraus. „Wie meinst du das?"

„Anders als Willow lässt sie dir schon ziemlich viel durchgehen", antwortete John ernst.

„Das denkst du bloß, weil ich nicht so häufig darüber spreche, wenn wir Stress haben", offenbarte Marten. John seufzte, denn er wusste, dass sein Cousin dazu neigte, schwerwiegende Probleme tatsächlich eher mit sich selbst auszumachen.

„Ich habe immer das Gefühl, dass sie sich dir weitestgehend unterordnet", stellte Carlos fest und deutete mit der Säge in seiner Hand auf eine kleine Tannengruppe rechts von ihnen. „Was ist mit einer von denen?"

„Kommt immer ganz auf die Situation an. Klar gebe ich in unserer Beziehung die Richtung an, aber mittlerweile macht sie mir manchmal schon ganz schön freche Ansagen", schmunzelte Marten, dann blieb er neben Carlos stehen und betrachtete die Bäume.

„Klar gibst du die Richtung an. Bist ja auch der Macher", zog John die Aussage seines Cousins ins Lächerliche.

„Bin ich auch", erwiderte Marten unbeirrt, dann zeigte er mit der Axt auf eine der kleiner gewachsenen Tannen. „Wenn, dann die. Die ist gerade gewachsen, nicht all zu groß und der Stamm ist nicht so dick."

„Dafür ging dir der Arsch damals aber ganz schön auf Grundeis, dass sie dich verlässt, so beschränkt, wie du dich verhalten hast", stichelte Carlos an Marten gewandt. Der seufzte, wurde plötzlich ernst.

„Zurecht, oder? Ich bin mir bewusst, dass ich mir oft zu viel rausnehme. Ich verdiene es also, dass sie mir nicht mehr alles kommentarlos durchgehen lässt. Am Anfang hat sie sich viel zu viel gefallen lassen, das hat sich inzwischen geändert. Und sie ist auch der einzige Mensch, dem ich zugestehe, mir in meine Sachen reinzureden", räumte er ein. John grinste.

„Und ihm wirfst du vor, dass Willow ihn bei den Eiern hat", kommentierte er belustigt und schüttelte mit dem Kopf. Marten baute sich neben dem Tannenbaum auf und warf ihm einen mahnenden Blick zu.

„Das heißt nicht, dass ich Nika das so offen sage. Sie muss nicht wissen, wie groß ihr Einfluss auf mich eigentlich ist, sonst nutzt sie das in den verrücktesten Situationen gegen mich. Ihr wisst selbst, wie hinterhältig Frauen bei sowas sein können. Damit muss man vorsichtig sein", grinste er.

„Wem sagst du das, Diggi? Meine Freundin hat das mittlerweile perfektioniert", seufzte John betont leidend.

„Es ist, als würden sie jede Kleinigkeit, die wir sagen, aufsaugen wie ein Schwamm, nur, um sie uns bei der nächstbesten Gelegenheit an den Kopf werfen zu können", warf Carlos ein und ging in die Knie, um den Baum abzusägen, während Marten und John die Spitze festhielten.

„Sonst das Gehirn eines Goldfisches, aber plötzlich das Gedächtnis eines Elenfanten", schmunzelte Marten. „Geht das oder soll ich mit der Axt nachhelfen?"

Carlos schüttelte den Kopf.

„Nee, das passt", antwortete er und sägte kräftig am Stamm herum. „Ja, unglaublich, woran sie sich plötzlich erinnern..."

„Du kannst vor drei Jahren mal auf der Straße einer hinterhergeguckt haben – das weiß sie heute immer noch ganz genau; mit Datum und Uhrzeit – und vermutlich auch, was du an dem Tag anhattest und gegessen hast", lachte John amüsiert.

„Du traust dich, in Cassies Anwesenheit anderen Frauen hinterherzugucken?", hakte Carlos grinsend nach, hörte kurz auf zu sägen und schaute zu John auf.

„Wir führen nicht so eine Beziehung, in der der andere keinen anderen angucken darf", verteidigte sich John. Marten lachte auf.

„Das sagst du wirklich, ohne dich zu schämen, Digga? Du drehst doch schon ab, wenn sie dem Kassierer beim McDonalds mit einem zu netten Lächeln das Wechselgeld abnimmt und zu höflich danke sagt", kommentierte er grinsend.

„Wieso macht sie das überhaupt?", fragte er kopfschüttelnd. „Erst gestern beim Essen schon wieder... Der Typ bringt ihr den Kaiserschmarrn und sie strahlt ihn an, als hätte er ihr gerade ein Pony zu Weihnachten geschenkt."

„Wenn das einer verstehen sollte, dann du. Du isst mindestens genauso gern wie sie", feixte Carlos und setzte die Säge wieder an. Marten lachte.

„Wenn er sie weiter so angeguckt hätte, hätte ich ihm sein Gesicht gebrochen", sagte John kühl.

„Früher hättest du das vermutlich auch gemacht", kommentierte Marten trocken und zog ein bisschen am Baum herum, um zu sehen, ob der Stamm bereits durchgesägt war.

„Wer ist eigentlich bei euch eifersüchtiger? Willow oder du?", fragte John neugierig und sah wieder zu Carlos. Der zuckte mit den Schultern.

„Weiß nicht. Glaube, bei uns ist das ziemlich ausgeglichen. Wir hassen es beide, wenn sich jemand für den anderen interessiert", antwortete der, bevor er den Stamm endgültig in zweiteilte. Marten und John lachten und zogen den Baum zur Seite, während Carlos sich wieder aufrichtete.

„Bei uns ist es definitiv Nika...", sinnierte Marten, reichte John die Axt und lud den Baum auf seine Schulter. „Obwohl... wahrscheinlich könnte sie mich mit drei Frauen gleichzeitig im Bett erwischen und das gäbe weniger Stress, als wenn ich die Spülmaschine mal wieder nicht richtig eingeräumt habe."

Die Jungs lachten.

„Cassie stresst mich damit auch ab und zu. Aber noch mehr hasst sie, wenn ich die dreckige Wäsche kommentarlos vor die Maschine werfe. Manchmal sagt sie, ich würde sie behandeln wie meine Angestellte, nicht wie meine Freundin", erzählte John, während sie sich auf den Rückweg machten.

„Willow nörgelt immer, wenn ich die Barthaare nach dem Rasieren nicht wegmache", erzählte Carlos.

„Das gibt sich. Cassie hat das mittlerweile auch aufgegeben", kommentierte John, als sie nebeneinander in Richtung Chalet zurückliefen.

„Auch die Diskussion mit der die Klobrille?", hakte Carlos hoffnungsvoll nach. John seufzte schwer und klopfte ihm ermutigend auf die Schulter.

„Da mussten wir alle durch, Diggi. Tut mir leid."

Carlos zog die Augenbraue hoch.

„Und wer hat sich durchgesetzt?"

„Was denkst du wohl?", beantwortete John seine Frage mit einer Gegenfrage.

„Also ich setz mich nicht hin", ließ Marten die beiden wissen, ohne sie anzusehen. „Da kann sie lange warten."

„Hab ich das falsch in Erinnerung oder hast du nicht vorhin noch auf Gleichberechtigungsbeauftragten in Beziehungen gemacht?", hakte Carlos schmunzelnd nach.

„Wir sind doch gleichberechtigt... Ich nur ein bisschen mehr als sie", lachte Marten. John schüttelte grinsend den Kopf.

„Und wer hat bei euch die Hosen an?", wollte Carlos von John wissen. Der zuckte mit den Schultern.

„Wir beide, würde ich sagen. Hält sich die Waage. Außer im Haushalt. Da macht sie mehr als ich, aber das ist ja normal... Ich bin schließlich auch fast nie zuhause."

„Ihr habt also eine ganz klassische Rollenverteilung", schmunzelte Carlos und warf John einen amüsierten Seitenblick zu.

„Wenn ich da bin, helfe ich ihr auch. Staubsaugen zum Beispiel ist mein Part. Und Spinnweben wegmachen."

„Pass auf, dass du dich nicht übernimmst", kommentierte Marten grinsend und ließ seinen Blick durch den Wald schweifen.

„Ist ja gut, Marten. Wir haben verstanden, dass du zuhause nur auf der Couch sitzt und dich bedienen lässt...", konterte John bissig und grinste.

„Das stimmt so nicht. Ich kümmere mich um alles, was so anfällt, womit sie sich nicht auskennt. Reparaturen, die Autos, Technikkram und sowas. Außerdem gehe ich immer einkaufen"

„Na, wer hat jetzt wen bei den Eiern?", grinste Carlos überlegen.

„Wieso das denn?", lachte Marten kopfschüttelnd.

„Du erledigst das alles für sie, weil sie sich dummstellt und keine Lust hat, sich selbst damit zu beschäftigen. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass eine toughe Frau wie Nika keinen Schrank allein zusammenschrauben könnte. Zwei Umzüge hat sie ohne dich organisiert, einen davon, während du gesessen hast. Wenn sie muss, kann sie das auch allein. Aber es ist bequemer, wenn der blöde Marten ihr das abnimmt und sie sich entspannt zurücklehnen kann", fasste Carlos belustigt zusammen. Lediglich der Baum auf seiner Schulter hinderte Marten daran, gleichgültig zu zucken.

„Dann hat sie mich eben bei den Eiern. Mich stört das nicht. Ich weiß, dass sie innerlich stark ist, aber sie genießt es, sich bei mir fallenlassen und Schwäche zeigen zu können. Ich mache dasselbe bei ihr, auf eine andere Art. Wir ergänzen uns gut und sind füreinander da, auch, wenn es für Außenstehende vielleicht anders wirkt."

„Aaaaw", machte John betont berührt.

„Ihr zwei seid richtig süß", grinste Carlos

„Meine Freundin weiß jedenfalls, dass sie gar nicht erst versuchen braucht, mir reinzureden, wenn ich mit den Jungs rausgehen und Spaß haben will", feixte Marten überlegen. Carlos schüttelte schmunzelnd den Kopf.

„Natürlich geht Willow mir mit dieser Art manchmal auf die Eier, aber genauso eine Frau brauche ich auch; eine, die nicht mit allem einverstanden ist, was ich mache. Du hast selbst gesagt, dass du es gut findest, dass Nika dir nicht alles durchgehen lässt..."

„Weil ich finde, dass genau das den Reiz unserer Beziehung ausmacht. Oberflächlich gibt sie mir das Gefühl, dass ich die Zügel in der Hand habe, erstens, weil sie weiß, dass mir das gefällt, und zweitens, weil sie genau das braucht. Aber hinter der Fassade widersetzt sie sich mir. Wir haben Reibungspunkte, die uns für den anderen nur reizvoller machen."

„Meinst du, Willow reißt dir jetzt die Eier ab, wenn wir mit dem Baum zurückkommen?", stichelte John. Carlos schüttelte den Kopf.

„Ich sag ihr einfach, ihr hättet den gefällt und ich hätte nur danebengestanden..."

„Feigling", lachte Marten.

„Als ob ich das wirklich tun würde", stellte Carlos richtig. „Wahrscheinlich werde ich es knapp überleben."

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Es hat mir jedenfalls echt Spaß gemacht, es zu schreiben. Oh man, ich will gar nicht glauben, dass jetzt schon so bald Weihnachten ist. Das ging alles so schnell. Kommt euch das auch so vor? Jedenfalls möchte ich euch an der Stelle mal für die vielen Kommentare, Votes und stillen Reads danken für meinen Kalender, erst recht, weil er echt harmonisch daherkommt und weniger actionreich ist als meine normalen Geschichten :) 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top