🎄 19 🎄
Meine Lieben, während ich Titanic schaue und mich darüber aufrege, dass diese undankbare Rose sich allein auf diese Tür legt, und Jack, der alles riskiert hat, um sie zu retten, im kalten Wasser erfrieren lässt (well, that's true love...), veröffentliche Türchen Nr. 19. Kaum zu glauben, dass wir schon soweit sind. Ich widme es xsopse.
Willow war so aufgeregt, dass sie zunächst gar nicht wahrnahm, dass der Wagen sich nicht mehr um die eigene Achse drehte, sondern frontal in einem Schneehaufen am Straßenrand steckengeblieben war.
„Bist du okay?"
Carlos' Stimme ließ sie zu ihm herumfahren. Er saß auf dem Fahrersitz, hatte das Lenkrad noch immer fest umklammert und sah ihr besorgt ins Gesicht.
„Ich... ich denke schon", stammelte sie und sah an sich herab. Bis auf einen Schreck schien ihr nichts passiert zu sein. Auch der Wagen schien äußerlich unversehrt, bis auf die Tatsache, dass er nahezu bis zur Motorhaube im Schnee steckte.
„Und du?", fragte sie ängstlich.
„Ja, alles okay", antwortete er mit fester Stimme, dann atmete er tief durch und sah zur Frontscheibe hinaus. Er seufzte schwer. „Sieht aus, als hätten wir Glück gehabt", stellte er fest, bevor er versuchte, den Motor zu starten. Er stotterte kurz, doch nichts passierte. Er probierte es nochmal, dann gab er es auf und versuchte, die Autotür zu öffnen. „Ich guck mir das mal an."
Willow suchte unterdessen nach ihrem Handy, konnte es jedoch nicht finden. Also folgte sie Carlos ins Freie. Sofort versackten ihre Füße im hohen Pulverschnee. Verärgert schnaubte sie, denn dem nicht genug, wurde sie augenblicklich von einer eisigen Kälte eingehüllt, während wilde Schneeflocken um ihren Kopf herumtanzten. Fröstelnd schnappte sie sich ihren Mantel vom Rücksitz, ehe sie sich Carlos zuwandte, der neben dem Wagen kniete und den Schaden zu inspizieren schien.
„Wenn er anspringen würde, würden wir den da schon irgendwie alleine rauskriegen", kommentierte er, als sie neben ihm stehenblieb. „Aber so, wie es aussieht, müssen wir einen Abschleppdienst rufen."
„Ich kann mein Handy nicht finden", seufzte sie frustriert. Als er sich wieder erhob, sah er auf sie herab. Obwohl er derjenige von ihnen war, der keine Jacke trug, zitterte Willow am ganzen Leib. Er sagte nichts, zog sie stattdessen in seine Arme. Die Angst in ihren Augen bedrückte ihn. Er wollte nicht, dass sie sich wohlmöglich an die schlimmste Zeit ihres Lebens zurückerinnert fühlte.
„Ich bin okay", versicherte sie, als er sie an sich drückte.
„Es ist wirklich alles okay. Wir haben Glück gehabt", sagte er und drückte ihr einen Kuss auf den Haarschopf, bevor er wieder ins Auto stieg und nach seinem Smartphone fischte. Im Gegensatz zu dem von Willow lag seines noch immer in der Mittelkonsole. Als er sah, dass er – wie Willow eben – keinen Empfang hatte, lehnte er seufzend den Kopf gegen die Kopfstütze.
„Kein Netz?", hakte Willow nach, die sich wieder auf die andere Seite gesetzt hatte. Carlos schüttelte den Kopf. „Wo ist denn deins?"
Sie begann, den Fußraum abzusuchen, konnte es jedoch nicht finden. Er schaltete unterdessen das kleine Leselicht ein, um ihr die Suche zu erleichtern. „Ah, da ist es", sagte sie erleichtert, als sie es im Seitenfach entdeckte. Es musste hineingerutscht sein, als der Wagen sich gedreht und sie sich am Türgriff festgeklammert hatte. Zu ihrer Enttäuschung hatte auch sie keinen Empfang.
„Und jetzt?", fragte sie unsicher.
„Weiß nicht...", antwortete Carlos und tippte auf dem Navigationssystem herum, um sich die Strecke zum Ziel detaillierter anzeigen zu lassen. „Es sind bloß ein paar Kilometer von hier bis zur Hütte. Wenn wir dort ankommen, können wir mit den anderen zurückkommen oder von dort aus einen Abschleppdienst anrufen", überlegte er laut.
„Wie viel sind ein paar?", hakte sie skeptisch nach.
„2,4", offenbarte er ihr. Willow biss sich auf die Zunge.
„Hier verlaufen wir uns sicher", kommentierte sie nüchtern.
„Quatsch. Guck mal, eigentlich geht's fast nur geradeaus. Nur hier müssen wir abbiegen, dann dort und dann sind wir schon fast da", erklärte er zuversichtlich, während er die Anzeige im Display vergrößerte. Sie zog skeptisch die Augenbraue hoch.
„Wirklich geheuer ist mir das nicht. Ich meine, schau dich um, es ist inzwischen stockdunkel."
„Du kannst natürlich auch hier übernachten, wenn du meinst, dass das schlauer ist", konterte er überlegen. Sie erkannte, dass er Recht hatte. Vermutlich würden sie hier draußen eher erfrieren, als dass jemand vorbeikam, der ihnen helfen konnte. Ihnen blieb praktisch keine andere Wahl.
„Okay, du hast Recht. Und vielleicht kriegen wir ja vorher auch wieder Netz und können die anderen anrufen, damit uns jemand abholt", räumte sie ein. Er lächelte.
„So gefällst du mir schon besser. Also komm..."
Er zog den Zündschlüssel aus dem Schloss, schnappte sich das Smartphone und die Jacke vom Rücksitz, dann stiegen sie aus. Willow wickelte sich grimmig den Schal um den Hals und zog sich die Mütze tief ins Gesicht, während der kühle Wind ihre Locken durcheinanderwirbelte. Carlos, der inzwischen Jacke und Handschuhe angezogen hatte, griff nach ihrer Hand, dann setzten sie sich in Bewegung. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie langsam die Straße entlangstapften. Lediglich der aufgehende Mond spendete ein wenig Licht, Laternen gab es keine.
„Ist doch eigentlich ganz schön, so ein Spaziergang im Schnee", brach er irgendwann das Schweigen und entlockte Willow ein Lächeln.
„Ich kann mir gerade Schöneres vorstellen, aber wenigstens haben wir dann gleich was zu erzählen, wenn wir bei den anderen ankommen."
„So ein Weihnachten erlebst du jedenfalls nicht jedes Jahr", erwiderte er.
„Stimmt. Aber gruselig finde ich es schon", gestand sie.
„Hier brauchst du ganz sicher keine Angst zu haben. Außer diesem Reh verirrt sich hierher keine Menschenseele...", versicherte er trocken. Sie grinste.
„Außer John vielleicht..."
„Wenn der gewusst hätte, wie abgeschieden das liegt, hätte er sich das zweimal überlegt", sagte er überzeugt.
„Ist vielleicht aber auch mal ganz schön; back to the roots", gab sie zurück.
„Das ist die richtige Einstellung. So schnell kommen wir jedenfalls nicht mehr runter..."
„Eben. Hat also auch sein Gutes. Quasi wie Social Media Cleanse."
"Was?", fragte Carlos verständnislos.
"Naja, wenn man sich eine Auszeit davon gönnt, eben", erklärte sie knapp.
„Achso...", sagte er und zog sein Handy aus der Tasche. Das aufleuchtende Display erhellte die Dunkelheit. „Und?", fragte sie hoffnungsvoll. Er schüttelte den Kopf und zerstörte jäh ihre gerade aufgekeimte Hoffnung auf Handyempfang. „Nichts. Du?"
Auch sie schaute nach, aber sie hätte gelogen, hätte sie nicht dasselbe gesagt wie er.
„Was meinst du, wie weit wir schon gegangen sind?", fragte sie und drehte sich nochmal nach ihrem Auto um, konnte es jedoch in der Dunkelheit schon nicht mehr sehen.
„Nicht weit. Dreihundert Meter vielleicht."
„Und wo müssen wir abbiegen?"
Er grinste.
„Siehst du hier irgendwo eine Möglichkeit zum Abbiegen?"
Sie schüttelte kapitulierend den Kopf.
„Nee."
„Siehst du... Vom Auto aus waren es etwa eineinhalb Kilometer bis zur Einmündung. Ein bisschen müssen wir also noch."
Ich hoffe, ihr mögt mich jetzt wieder, nach den letzten fiesen zwei Cuts :) So schlimm war es ja nun doch nicht, oder? Verzeiht ihr mir? Ich küsse jedenfalls eure Herzen und wünsche euch ein paar schöne letzte Tage bis Weihnachten.
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