☃️ 13 ☃️

Das 13. Türchen widme ich Sabrxnaaax.

Nika zog den Reißverschluss des Koffers zu und hob ihn vom Bett. Da das eigentliche Geschenk für Marten viel zu groß war, um es mitzunehmen, hatte sie eine kleine symbolische Geste eingepackt, die sie ihm stellvertretend überreichen würde. Zur Sicherheit hatte sie das kleine Päckchen unter den restlichen Klamotten versteckt, damit er es nicht auf den ersten Blick sah, sollte er den Koffer noch einmal öffnen, um noch etwas hineinzutun oder herauszunehmen.

Sie hatte das Gepäckstück gerade an den Platz zurückgerollt, als sie das Kratzen des Schlüssels im Schloss der Wohnungstür hörte. Ihr Blick huschte zur Uhr an ihrem Handgelenk. Marten hatte Wort gehalten. Er hatte noch eine große Runde mit Chopper gehen wollen, bevor sie morgen früh abreisten und ihn zu Martens Eltern brachten.

Schnell löschte sie das Licht im Schlafzimmer und trat in den Flur. Ihr Freund hatte gerade seine Camouflage-Winterjacke wieder an die Garderobe gehängt und seine Sneakers ausgezogen. Nika wollte ihn gerade mit einem Kuss begrüßen, als ihr sein angespannter Gesichtsausdruck auffiel. Seine vorhin noch so gute Stimmung schien umgeschlagen zu sein.

„Was ist passiert?", fragte sie automatisch und sah ihm aufmerksam ins Gesicht.

„Nichts, alles okay", versuchte er, sie abzuwimmeln und drückte ihr wie zur Bestätigung einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Chopper verschwand unterdessen in der Küche.

„Stress im Laden?", hakte sie vorsichtig nach, in der Hoffnung, ihm dennoch einen kleinen Hinweis für seinen Stimmungsumschwung zu entlocken.

„Ja", erwiderte er knapp, drückte sich an ihr vorbei und verschwand im Bad. Sie sah ihm ratlos hinterher, als er die Tür hinter sich zuwarf.

„Na super", murmelte sie, bevor sie nach Chopper sah, der vor seinem nahezu leeren Wassernapf saß und den Rest herausschlabberte. Kurzerhand füllte sie den Napf auf, bevor sie sich ins Wohnzimmer verzog und den Fernseher anschaltete. Es dauerte eine ganze Weile, bis Marten wieder aus dem Bad kam, doch statt sich zu ihr zu gesellen, verschwand er zunächst im Schlafzimmer. Nika, die gelangweilt durch die Kanäle schaltete, seufzte lautlos. Es war offensichtlich, dass irgendetwas vorgefallen war. Sie hoffte, dass er sich bis morgen früh wieder abgeregt hatte, denn sie hatte wenig Lust, mit ihm in Urlaub zu fahren, wenn seine Laune derart im Keller war, dass er nicht einmal mit ihr sprechen wollte.

„Weißt du, wo meine Boots sind?"

Überrascht drehte sie Marten den Kopf zu, als er schließlich doch im Türrahmen auftauchte.

„Du hast doch gesagt, dass du die nicht brauchst", erinnerte sie ihn an seine eigene Aussage und runzelte die Stirn.

„Weiß ich. Hab's mir anders überlegt."

„Stehen im Schuhregal ganz hinten. Hab ich wieder in den Karton geräumt, weil du sie nie angezogen hast."

Als er sich wieder verkrümelte, drehte sie ihren Kopf wieder dem Fernseher zu und zappte weiter, bis sie schließlich bei einer alten Folge Vampire Diaries hängenblieb. Lautes Gepolter aus dem Flur ließ sie aufhorchen. Skeptisch zog sie die Augenbrauen hoch, denn es klang, als würde er gerade die gesamte Einrichtung auseinandernehmen. „Kann ich dir helfen?"

„Nee."

Nika schloss die Augen und atmete tief durch. Er machte sie beinah wahnsinnig mit seiner Art. Noch während sie versuchte, ruhig zu bleiben, schien ihr Freund wüst Dinge hin- und herzuräumen und fluchte dabei genervt vor sich hin. Kurz dachte sie darüber nach, zu ihm zu gehen, entschied sich jedoch dagegen, um nicht ins Kreuzfeuer zu geraten. Dennoch hätte sie gern gewusst, was vorgefallen war, worüber er sich derart aufregte. Statt ihn jedoch ein zweites Mal darauf anzusprechen, zwang sie sich dazu, sich die Folge Vampire Diaries anzuschauen, während er durch die Wohnung tobte.

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Marten endlich zu ihr ins Wohnzimmer kam. Wortlos setzte er sich zu ihr, tippte auf seinem Smartphone herum, dann legte er es achtlos auf den Wohnzimmertisch und fläzte sich in die weichen Polster.

„Alles wieder okay?", hakte sie nach, drehte ihm den Kopf zu und musterte ihn neugierig.

„Ja", sagte er knapp, bevor er nach der kleinen Dose auf dem Tisch griff, in dem er all sein Gras, den Grinder, Blättchen und Filter aufbewahrte. Während er einen Joint drehte, schaltete Nika sich abermals durch die Kanäle.

„Sollen wir einen Film gucken?", fragte sie und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Er war gerade fertiggeworden, wischte die restlichen Graskrümel zusammen und legte alles wieder in die Dose zurück.

„Mir egal", nuschelte er mit dem Joint zwischen den Lippen. Sie nahm ihm die Dose ab, stellte sie wieder an ihren Platz und rückte dichter an ihn heran. Er schnappte sich unterdessen ein Feuerzeug.

„Willst du aussuchen?", fragte sie leise, während er das Ende anzündete und in der Flamme hin- und herdrehte. Als er fertig war und einen ersten Zug nahm, legte er seinen Arm um sie.

„Wir müssen nicht, wenn du keine Lust hast", sagte sie diplomatisch. Er blies den Rauch aus, dann seufzte er schwer.

„Hat nichts mit dir zu tun, okay? Ich will einfach nur einen rauchen und danach schlafen gehen."

Sie kuschelte sich enger an ihn und legte ihre Beine über seine. Eine Weile sagten sie nichts. Er rauchte still vor sich hin, während sie seinen Bauch streichelte. Ab und zu küsste sie seine Wange, er revanchierte sich mit einem Kuss auf den Haaransatz. Sie spürte, dass er tatsächlich mit der Zeit ruhiger wurde. Als sie ihm schließlich in die Augen schaute, schenkte er ihr ein sanftes Lächeln.

„Verrätst du mir jetzt, was los war?", fragte sie vorsichtig. Er seufzte leise.

„Ich hab mich geärgert, weil manchmal Dinge passieren, die ich nicht ändern kann. Mehr musst du nicht wissen."

„Aber war es denn deine Schuld, was passiert ist?", hakte sie nach. Er schüttelte den Kopf.

„Äußere Umstände."

„Auf die du keinen Einfluss hattest?"

„Genau."

„Verstehe. Sowas ist immer scheiße", räumte sie ein. „Aber es gibt eben Dinge im Leben, die wir nicht beeinflussen können; die nicht in unserer Macht liegen. Mir hat es geholfen, meine Einstellung für solche Fälle zu überdenken."

„Inwiefern?", hakte er interessiert nach.

„Naja, wenn etwas nicht in deiner Macht liegt, bringt es nichts, wenn du dich ärgerst. Ob du dich in die Sache hineinsteigerst oder nicht – du kannst sie nicht verändern. Also kannst du genauso gut versuchen, locker zu bleiben und damit deinen Frieden zu finden, denn am Endergebnis ändert sich nichts."

Er ließ ihre Worte auf wirken.

„Du weißt, dass ich sowas nicht so gut kann. Wenn ich mich über etwas aufrege, muss ich es rauslassen", sagte er.

„Ich habe nicht gesagt, dass es leicht ist", lächelte sie.

„Aber vielleicht hast du in dem Fall Recht. Ändern kann ich es nicht, also muss ich jetzt versuchen, das Beste daraus zu machen."

„Genau. Und wenn du mich lässt, helfe ich dir dabei", versprach sie. Er lächelte gequält.

„Vergiss es, Baby. Du weißt, dass es Dinge gibt, die ich mit mir selbst ausmache."

„Aber vielleicht würde es dir helfen, mit mir darüber zu reden", probierte sie, ihn ein letztes Mal aus der Reserve zu locken.

„Weißt du, was mir helfen würde?", konterte er, zog die Augenbrauen hoch und schaute ihr ernst ins Gesicht. Sie seufzte theatralisch.

„Du bist unverbesserlich."

Er lachte auf.

„Du hast es mir doch selbst angeboten."

„Aber doch nicht so", protestierte sie lachend. Er legte den Joint achtlos in den Aschenbecher, dann vergrub er seine Hände in ihrem Haar und zog sie bestimmt zu sich heran.

„Ab morgen sind wir ununterbrochen mit den anderen zusammen. Wir sollten also jede Sekunde nutzen, die uns noch bleibt...", sagte er entschieden, bevor er ihre Lippen mit einem Kuss verschloss.

Naaaaawww. Ein bisschen süß, aber auch ein bisschen dumm, dass er nichts sagt, oder? So, wie es aussieht, fahren sie also doch mit. Ein wenig tut er mir schon leid. Für sie ändert sich ja nichts... glaubt ihr, es ist besser, dass er ihr nichts gesagt hat?

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