🎀 10 🎀

Meine Lieben. Das 10. Türchen für euch :) Ich widme es cadencehille. Viel Spaß :)

„Was soll das heißen? Dass du Heiligabend nicht mit uns verbringst?"

Ihre Mutter schaute Nika anklagend ins Gesicht.

„Naja, du hast selbst gesagt, dass du noch nicht bereit wärst, Weihnachten mit Marten zu verbringen. Und auch, wenn mich das traurig macht, verstehe ich das. Also dachten wir, es wäre nur fair, weder mit seinen Eltern noch mit meiner Familie zu feiern und etwas allein zu machen. Also hat er ein paar Tage Urlaub für uns gebucht. So kann sich auch niemand benachteiligt fühlen...", probierte Nika, möglichst diplomatisch die Wogen zu glätten. Doris sah ihr noch immer enttäuscht und verärgert gleichermaßen ins Gesicht.

„Er hat Urlaub gebucht?", hakte Doris überrascht nach.

„Ja. Wir fahren ein paar Tage zusammen in die Berge", unterschlug Nika dezent die Information, dass sie die Feiertage zu allem Überfluss nicht nur mit Nikas Familie, sondern stattdessen auch noch mit ein paar Freunden verbrachte.

„Wie schön", sagte Doris bissig. „Du weißt es also schon länger."

„Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte. Du hast dich immerhin so gefreut", probierte Nika, sich zu verteidigen.

„Sonst bekommst du den Mund doch auch immer auf", warf Doris ihr anklagend an den Kopf. Nika biss sich auf die Unterlippe.

„Ich möchte jetzt gar nicht mit dir streiten. Ich kann nachvollziehen, dass du enttäuscht bist, aber du musst mich auch verstehen...", sagte sie versöhnlich.

„Oh ja. Ich verstehe schon. Du ziehst ihn also deiner schrecklichen Mutter vor", schlussfolgerte sie theatralisch. Nika warf die Hände in die Luft. Auch, wenn ihre Mutter den einst ständigen Drang zur Dramatik mittlerweile abgelegt hatte, neigte sie dazu, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen und Nika nervte das.

„Das ist doch gar nicht wahr. Die Situation ist dieses Jahr einfach nur ziemlich verfahren. Und ich möchte an diesem Tag auch gern mit meinem Freund zusammen sein, also muss ich wohl oder übel eine Entscheidung treffen."

Doris schnaubte wütend.

„Wenn du das mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, bitte..."

Nika verdrehte die Augen.

„Können wir uns wie zwei erwachsene Menschen darüber unterhalten?", forderte sie energisch.

„Es gibt nichts mehr zu unterhalten. Du hast deutlich gemacht, dass du dich längst entschieden hast."

Nika wollte gerade etwas sagen, als der nette Kellner die Gerichte an den Tisch brachte. Sie bedankte sich freundlich und wendete sich wieder an Doris, als er wieder verschwunden war. Die starrte unzufrieden auf ihre Gemüselasagne.

„Dass ich über Weihnachten ein paar Tage mit Marten wegfahre, ändert nichts daran, wie wichtig ihr mir seid", sagte sie eindringlich. Doris sah von ihrem Teller auf und warf ihr einen finsteren Blick zu.

***

Später an diesem Abend presste Nika sich schwer seufzend das Handy ans Ohr und strich sich die Haare nach hinten. Sie war vor einigen Minuten nach Hause gekommen, hatte Wollpullover und Jeans gegen einen Jogginganzug getauscht und hatte es sich auf der Couch im Wohnzimmer gemütlich gemacht.

Nachdem sie ihrer Mutter reinen Wein eingeschenkt hatte, hatte Doris ihre Wut überspielt. Jahrelang hatte sie dieses Verhalten perfektioniert, und doch wusste Nika, dass sie ihr das noch lang vorhalten würde. Trotzdem fühlte es sich gut an, endlich offen zu ihr gewesen zu sein.

„Hey..."

Martens leise Stimme riss sie aus den Gedanken. Chopper, der sich am Ende der Couch eingerollt hatte, hob kurz den Kopf.

„Hey...", wiederholte sie leise.

„Bist du wieder zuhause?", fragte Marten. Im Hintergrund hörte sie deutlich die dumpfen Bässe der Musik, die aus dem Club bis ins Büro drangen.

„Ja, bin vor ein paar Minuten wiedergekommen...", antwortete sie.

„So, wie du klingst, ist es wie erwartet gelaufen", kommentierte er. Sie zog die Beine an und kuschelte sich in die weiche Mikrofaserdecke. „Richtig."

„Aber du lebst noch, um mich anzurufen. So schlimm kann es also nicht gewesen sein", versuchte er, sie aufzuheitern.

„Kannst du nicht nach Hause kommen?", fragte sie hoffnungsvoll, obwohl sie die Antwort schon kannte, aber er fehlte ihr einfach. Er lachte leise.

„Du weißt, dass das nicht geht. Mach dir schöne Gedanken...", schlug er wenig hilfreich vor.

„Mach ich auch. Ohne dich."

„Nackt?"

„Marten!"

„Ja, was denn? Ist doch eine ganz normale Frage..."

„Du bist doof."

„Was tust du denn jetzt so verklemmt? Sonst bist du doch auch ne richtig versaute Schlampe."

„Wieso hab ich dich doch gleich angerufen?", fragte sie gespielt genervt und legte die Stirn in Falten. Er lachte abermals auf.

„Weil du es liebst, wenn ich so zu dir bin."

„Glaubst auch nur du", widersprach sie grimmig. Chopper hob einmal mehr den Kopf, dann rappelte er sich verschlafen auf und tapste auf sie zu.

„Weiß ich", korrigierte Marten unterdessen. „Also, zieh dich aus, leg dich hin, ich bin in ein paar Stunden da..."

Sie verdrehte die Augen und hob die Decke an, damit Chopper sich zu ihr legen konnte.

„Ist wieder irgendeiner deiner beschränkten Freunde bei dir, vor dem du jetzt auf Schwachmat machen musst?"

Martens raues Lachen war Musik in ihren Ohren.

„Ja, sitzen alle um mich rum und gucken mich gespannt an, weil es sie so interessiert, worüber ich mit meiner Freundin rede", antwortete er ironisch, während der Rüde es sich an ihrer Seite gemütlich machte.

„Ich glaube, sie enterbt mich", sagte sie nachdenklich, ließ die Decke wieder sinken und kuschelte sich gemütlicher hinein.

„Okay, vergiss es. Eigentlich wollte ich mir gerade einen runterholen, weil ich mir vorgestellt hab, wie du nackt im Bett liegst, sehnsüchtig auf mich wartest und vor lauter Verlangen nach mir anfängst, dich anzufassen, aber jetzt..."

„Idiot."

„Mach dir keinen Kopf wegen deiner Mutter, okay? Die beruhigt sich auch wieder."

Sie seufzte schwer.

„Hoffentlich."

„Ich liebe dich."

Sie lächelte. Obwohl er gerade nicht bei ihr war, gelang es ihm, ihr das vertraute Gefühl von Sicherheit zu geben. Sie wusste, dass sie auch diese verfahrene Situation zusammen durchstehen würden.

„Ich dich auch."

„Hast du dich schon ausgezogen?"

Hachja, man muss ihn einfach lieben, oder? Dieser Junge, nh... Aber was will man machen...? Er wird sich wohl nicht mehr ändern, jedenfalls nicht in diesem Leben. Ich hoffe aber, das Telefonat tröstet euch über die schlehte Stimmung mit Doris hinweg :D

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