Once...

"Ich melde mich freiwillig als Tribut!", waren meine Worte, an jenem Frühlingstag.
Ich wusste nicht einmal, wieso ich das gesagt hatte. Es war nicht so, als hätte ich mir vorher Gedanken darüber gemacht. Ich sagte es einfach.
Ich hätte es niemals in Erwägung gezogen, mich freiwillig zu melden und dennoch hatte ich es getan.
Es lag daran, dass sie sie gezogen hatten.
Coralie May.
Sie war erst 12 Jahre alt.
Ihr Bruder ging in meine Klasse und saß nur zwei Tische von mir entfernt.
Ich bezweifelte, dass er mich bis jetzt je wahrgenommen hatte.
Aber ich hatte ihn wahrgenommen.
Als seine Schwester aufgerufen wurde, fiel mein Blick auf ihn und ich sah die Trauer in seinen blauen Augen.
Daraufhin kamen meine Worte wie automatisch. Deshalb meldete ich mich freiwillig.
Ich begriff trotzdem noch immer nicht, warum ich es tat.
Ich kannte weder den Jungen noch seine Schwester.
Aber jetzt war es zu spät für mich und ich wusste gar nichts.
Nicht mal, ob ich es bereuen sollte oder nicht...
Mein Atem ging stockend, während die Blicke der anderen mich wie in Zeitlupe erreichten.
Vorallem der Blick meiner Mutter berührte mich. In ihm lag Unglauben und Schmerz.
Natürlich bestand immer die Möglichkeit, dass ich gezogen wurde, aber wir wiegten uns in Sicherheit.
Meine Mutter war Musikerin und bekam daher nach ihren Auftritten oft Essen geschenkt, weshalb ich bis jetzt immer ohne Tesserasteine ausgekommen war.
Über die Menschen, die mich anstarrten hinweg, schaute ich meiner Mutter tief in die Augen.
Mein Blick war wie ein Versprechen, dass ich ihr gab.
Das Versprechen alles dafür zu tun, um zu gewinnen.
Auch der Junge, Harper May, fing meinen Blick auf. Ich las Dankbarkeit, aber auch Mitleid und Schmerz darin.
Ich lächelte ihn beim Versuch der Beschwichtigung einmal halbherzig an, wobei ich jedoch spürte, wie ein Schluchzen aus mir heraus wollte.
Ich schluckte es runter, erzitterte aber dennoch an seiner schmerzlichen Wucht.
Noch immer schien alles in Zeitlupe zu passieren.
Die Menschenmenge teilte sich und machte mir den Weg frei.
Ein letztes Mal strich ich meinen Rock glatt, bevor ich zur Bühne ging und mich meinem Schicksal ergab...



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