»LÜG MICH NICHT MEHR AN!«
~ 03. April 2018 ~
LIEBES TAGEBUCH,
die restliche Nacht konnte ich keinen Schlaf finden. Tausend Gedanken und Gefühle schienen mir den Verstand zu rauben. Aber daran müsste ich ja eigentlich schon gewöhnt sein.
Ich habe die Zeit damit totgeschlagen, in dir zu lesen und die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen. Das war ja wirklich eine Geschichte, die man sich gar nicht ausdenken kann, so verrückt ist sie. Und ich muss rückblickend sagen, dass ich tatsächlich nicht unbedingt als die Heldin in Erscheinung getreten bin, die ich gern gewesen wäre.
Vielmehr war ich doch ziemlich naiv und wienerisch. Wobei ich ehrlich gesagt zugeben muss, dass ich in vielen Momenten einfach nur geheult habe, weil ich dachte, dass mir das helfen könnte. In Wahrheit habe ich oftmals einfach gar nichts gefühlt und das hat mich sehr beängstigt, wie mir erst jetzt richtig bewusst wird.
Kurzum: Ich war und bin einfach nur ein kleines Mädchen, das keine Ahnung von der tatsächlichen Tragkraft dieser übernatürlichen Angelegenheiten hat. Die Retterin der Stadt war nicht meine Paraderolle, aber was hätte ich sonst tun können und sollen? Trotz meines Scheiterns bereue ich meine Entscheidungen nicht. Wenn ich nichts getan hätte, würde mich das »Was wäre wenn« bestimmt genauso quälen, wie das, was schließlich passiert ist.
Sollte das Glück mir in Zukunft eher gewogen sein, habe ich vielleicht eine Chance, ab sofort – ohne die Mikaelsons – zurück in mein normales Leben zu finden. Ein Leben mit meiner Familie, in meinem Job und in dieser von Werwölfen überwachten Stadt, die mich auf Schritt und Tritt beobachten werden.
Verdammter Mist.
Gegen 9:30 Uhr schaffte ich es heute Morgen, mich aus dem Bett zu quälen. Meine Eltern waren Einkaufen und Luisa hatte Frühschicht in ihrem Praktikumsbetrieb. Ich hatte Urlaub und war allein zu Hause und konnte mich weiter in Selbstmitleid sudeln, ohne jemanden erklären zu müssen, was los ist.
Ich war mehr Zombie denn Hybrid, als ich mich ins Wohnzimmer schleppte und die Balkontür zum Lüften weit öffnete. Als ich mich umdrehte, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass jemand durch den Balkon hereingesprungen ist, und ich sollte recht damit haben.
Klaus.
»Wie kannst du so dreist sein und hier auftauchen, nach allem, was gestern vorgefallen ist?«, fauchte ich ihn an.
Klaus hatte eine kleine Holzschachtel bei sich, die er auf den Wohnzimmertisch abstellte.
»Darin befinden sich ein paar Ampullen mit meinem Blut. Falls Rodríguez oder sonst jemand mal wieder von einem Werwolfbiss geheilt werden muss«, sagte er, ohne mich dabei anzusehen.
»Das kann dir doch egal sein. Nimm sie wieder mit. Ich will sie nicht haben«, antworte ich stinkig. »Das, was gestern geschehen ist, hattest du von Anfang an vorgehabt, nicht wahr? Du wolltest mir niemals auch nur ein paar der Wölfe überlassen. Du wolltest sie alle haben. Für dich und deine Zwecke und ausschließlich dafür. Nur deshalb hast du gesagt, dass wir auf Ediths Gegenangriff warten sollen. Damit ich auch ja schön blöd und nichts wissend dastehe und du den großen König spielen kannst. Es ist gerade einmal ein verpasster Anruf von Freya eingegangen. Hättest du gewollt, dass ich in deine Pläne eingeweiht werde, dann hättest du dir selbst die Finger wund geklingelt. Also lüg mich nicht mehr an, Klaus Mikaelson!«
Er schenkte mir weiterhin keinen Blick.
»Wie konnte ich nur so doof sein und dir glauben? Ich dämliches Schaf im Wolfspelz! Wir waren nie Geschäftspartner und schon gar nicht Freunde. Nur ein Narr konnte daran glauben.«
Dann kam Klaus doch einen Schritt auf mich zu und schaute mir ernst in die Augen.
»Du hast recht. Alles, was ich wollte, war eine Armee aus Werwölfen, die mir treu untergeben sind und mir nach New Orleans folgen. Deswegen bin ich hier her gekommen. Du warst mir von Anfang an im Weg, Maria. Ich konnte dich nur nicht töten, weil ich keine Aufmerksamkeit erregen wollte. Du in deinem verfluchten Radio bist zu bekannt, um dich einfach so verschwinden zu lassen. Meine Feinde in New Orleans sollten keinen Verdacht schöpfen, von dem, was ich hier vorhatte. Sie sollten denken, meine Familie und ich haben hier ein neues Leben begonnen und werden nie wieder zurückkehren. Also habe ich mich auf diesen dummen Deal eingelassen und dich dafür benutzt, mir zu helfen, die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen.
Du warst nur ein Mittel zum Zweck und warst niemals etwas Wert für mich und wirst es nie sein. Verabschiede dich von deinen naiven Freundschaftsfantasien. Ich bin Klaus Mikaelson. Ich brauche keine Freunde. Ich stehe über solchen Dingen. Meine Familie braucht dich nicht. Du hast in dieser Geschichte nichts mehr verloren. Komm damit klar oder nicht. Es ist mir egal. Du bist mir völlig egal, Maria! Leb deine idiotische Vorstellung einer friedlichen Welt weiter. Hauptsache, du stehst mir nicht mehr im Weg.«
Klaus verschwand ebenso schnell, wie er aufgetaucht war. Ich wusste nicht mehr, wo oben und wo unten war. Nach all dem, was wir in den letzten Wochen durchgemacht hatten, sollte dies nun mein Ende in dieser Geschichte sein? Vielleicht sollte ich endlich akzeptieren, dass es wirklich besser für mich ist, auch, wenn es sich im Moment nicht so anfühlt.
Fortsetzung folgt ...
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