»DIE BARRIERE STEHT NOCH. ALSO IST SIE NICHT TOT«
ICH ERFUHR ERST SPÄTER durch die anderen, was in der Zwischenzeit vor sich ging. Den Angaben nach standen Klaus, Elijah, Hayley, Stefan und Rodríguez vor dem großen Eingangstor. Davor positionierten sich Edith, Walther und eine Schar unzähliger Vampire. Neben Edith standen drei weitere ältere Herrschaften.
»Hast du deine Freunde aus dem Rentnerklub mitgebracht, Edith?«, spottete Klaus über diese grimmig dreinschauende graue Eminenz.
»Dir wird dein Hochmut schon noch vergehen, Niklaus Mikaelson. Darf ich euch mit den Oberhäuptern der fünf Harzer Hexenzirkel bekannt machen?«, tönte Edith selbstbewusst.
»Sagten Sie fünf? Verzeihen Sie, Teuerste. Aber mit Ihnen zusammen sind es nur vier Hexen«, merkte Elijah an.
»Der fünfte befindet sich bereits auf dem Weg hierher. Mit zwei weiteren Urvampiren in seiner Gewalt. Aber es ist doch eine recht weite Strecke von der Nordsee bis hier her. Hab ich nicht recht?«, spottete Edith.
»Ich gehe eher davon aus, dass es umgedreht ist«, sagte Klaus schmunzelnd.
»Euch wird das Lachen im Hals stecken bleiben und vielleicht noch ein paar Eingeweide dazu«, drohte wiederum Edith.
»Du kannst so viel drohen, wie du willst. Du kommst hier nicht rein und du kannst innerhalb dieser Begrenzung keine Magie ausüben!« Klaus zeigte sich weiterhin selbstbewusst.
»Richtig. Freyas lächerlicher Begrenzungszauber«, amüsierte sich Edith und tippte mit dem Zeigefinger gegen die unsichtbare Barriere.
»Wo ist unsere Schwester?«, wollte Elijah wissen, nun nicht mehr ganz so vornehm artikulierend und seine Fangzähne darbietend.
»Die Barriere steht noch. Also ist sie nicht tot. Das sollte euch als Antwort genügen.« Edith grinste ihr fiesestes Hexengrinsen. Dann drehte sie sich zu ihren drei Kumpanen um. »Dann wollen wir uns mal Eintritt in das hübsche Anwesen verschaffen!«
Alle vier Hexen legten daraufhin ihre Hände gegen die Barriere und begannen irgendwelche Hexensprüche herunterzubeten.
»Sie wollen den Begrenzungszauber aufheben!«, rief Stefan.
»Das müssen sie erst mal schaffen.« Klaus war sich nach wie vor siegesgewiss.
Allerdings kam auch bei ihm langsam Zweifel dazu.
Just in diesem Augenblick fuhr Rebekahs Auto vor. Sie und Kol wollten sich gerade ins Getümmel stürzen, als sie plötzlich schreiend vor Schmerzen zusammenbrachen. Hinter ihnen kroch ein älterer Herr aus dem Wagen. Rudolf, der fünfte Oberste Hexer. Er löste seine Fesseln, während er Edith beide Urvampire zuführte.
»Jetzt, wo wir vollzählig sind und diese Kreaturen kanalisieren können, sollte die Barriere kein Problem mehr sein.« Edith lachte laut und dann brabbelten alle fünf Hexen einen unverständlichen Spruch und schafften es schließlich, Freyas Barrierezauber zu durchbrechen.
Nun konnte der Kampf beginnen.
HOPE UND ICH bekamen in unserem Versteck nichts von diesen Dramen mit. Allerdings wusste Hope anscheinend mehr, als ich dachte.
»Kennst du auch die beiden freundlichen Hexen, die hier in einem Zimmer wohnen?«, fragte sie mich plötzlich und meinte damit vermutlich Linda und ihre Großmutter Martha. »Ich gehe sie immer heimlich besuchen, wenn Mami und Papi denken, dass ich schon schlafe. Sie sagen, dass sie sich hier auch vor dieser bösen Hexe da draußen verstecken müssen«, erzählte Hope.
»So, sagen sie das? Ist ja interessant.«
In meinem Kopf braute sich eine ganz verrückte Idee zusammen, die mir möglicherweise sehr viel Ärger mit Klaus und Hayley einbringen würde. Aber ich musste dieses Risiko eingehen, um meine Freunde zu retten.
»Hope, du hast gesagt, dass du mir helfen willst. Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür gekommen«, sagte ich zu dem Kind und die folgenden Minuten liefen wie ein Film vor mir ab.
Ich schob den schweren Schrank, der unser Versteck verschloss zur Seite, und flitzte mit Hope direkt zum Zimmer, in dem Linda und Martha eingesperrt waren. Diese waren natürlich nicht gerade begeistert darüber, mich zu sehen. Aber ich hatte weiß Gott keine Zeit für solche Befindlichkeiten. Stattdessen kam ich sofort zur Sache und schilderte die verzwickte Situation vor der Villa.
»Es ist uns ganz egal, was meine Schwester mit diesen Urvampiren macht. Ihr habt es so gewollt. Trotz aller Warnungen habt ihr sie provoziert«, fauchte mich Martha erwartungsgemäß unbeeindruckt an.
Dann zog ich meinen Joker und holte klein Hope mit an die Tür.
»Ich verstehe eure Wut. Aber Edith hat dieses kleine Mädchen bedroht. Sie ist skrupellos und gefühlskalt. Sie hat die gesamte Stadt Eichenstedt in Gefahr gebracht. Deine Schwester schreckt vor nichts zurück. Ich gebe euch hiermit mein Versprechen, dass ihr frei seid, wenn ihr mir bei meinem Plan gegen Edith und Walther helft.« Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
»Was hast du vor?«, fragte schließlich Linda nach meiner törichten Idee.
Ich wendete mich zunächst Hope zu und entfernte ihr magieblockierendes Armkettchen.
»Hope, denkst du, du kannst Tante Freyas Barrierezauber für einen kurzen Augenblick außer Kraft setzen?«, fragte ich das Kind.
Hope nickte ganz stolz. Dann legte sie ihre kleinen Hände auf die Barriere und wendete sie sich an Linda und Martha. Diese legten jeweils eine ihrer Handflächen an die von Hope. Das kleine Mädchen konzentrierte sich kurz und zog die beiden Hexen dann mit einem Ruck aus dem Zimmer. Sie waren frei.
»Und an welche kranke Bedingung ist unsere Freilassung gekoppelt?«, fragte Martha nach wie vor argwöhnisch.
»Könnt ihr ein Hologramm zaubern? Damit es so aussieht, als währt ihr beiden noch immer in dem Zimmer?«, fragte ich.
»Das sollte kein Problem sein«, antwortete Martha und begann den entsprechenden Zauberspruch aufzusagen.
Ganz zur Verwunderung ihrer Enkeltochter Linda, die ihre Oma sicher noch nie hat hexen sehen.
»Ich habe nie gewusst, dass du praktizierst«, sagte sie staunend.
»Du hast so vieles nicht gewusst, mein Kind. Und es wäre mir lieb gewesen, wenn das auch so geblieben wäre.«
In dem Zimmer saßen nun täuschend echt aussehende Kopien von Martha und Linda. Ich konnte nur hoffen, dass Edith darauf hereinfallen würde, denn tatsächlich hatte Martha der Hexerei vor vielen Jahren abgeschworen und war mit Sicherheit nicht so geübt darin, wie ihre verdorbene Blutsverwandte.
»Ich hoffe, deine sogenannten Freunde sind diesen Einsatz wert«, fauchte mich Martha an.
In diesem Moment fand ich Klaus' Zeichnung in meinem Blazer.
»Ich denke, wer so ein nettes Bild von mir zeichnet, der ist es wert.«
Martha schnaubte nur verächtlich aus.
Ich gab Hope die Zeichnung und versteckte die drei Hexen in das Geheimzimmer, indem ich eigentlich mit Hope hätte bleiben sollen.
Dann ging ich heraus. Endlich. Auch wenn ich zu schwach zum Kämpfen war, verhandeln konnte ich. Ich sah es als meine Pflicht an, dies nun auch zu tun, um das Schlimmste zu verhindern.
Als ich die lange Steintreppe der Villa herab schritt, konnte ich das Kampfgetümmel bereits sehen, hören und auch riechen. Edith hatte es tatsächlich geschafft, Freyas Begrenzungszauber zu durchbrechen. Mir bot sich ein grauenvoller Anblick.
Der Schnee färbte sich an zahlreichen Stellen rot vom Blut der verwundeten oder toten Vampire. Ich hoffte, dass keiner meiner Freunde unter den Opfern war. Dann sah ich Rodríguez. Er hatte einen Ast im Oberkörper und windete sich vor Schmerzen am Boden. Er hatte Glück, dass sein Herz bei dieser Attacke verschont blieb.
Im Kampfgetümmel entdeckte ich schließlich auch Stefan. Er war in einem erbitterten Zweikampf verwickelt. Elijah hatte gerade zwei der Angreifer gleichzeitig die Herzen aus ihren Leibern gerissen. Hayley kämpfte unerbittlich in ihrer Wolfsgestalt. Es war das erste Mal für mich, dass ich einen Werwolf nach seiner Verwandlung sah. Nur Hybriden sind in der Lage, sich jederzeit und unabhängig von der Mondphase zu verwandeln. Plötzlich sah ich auch Kol und Rebekah außerhalb des Eingangstors. Sie lagen bewusstlos am Boden. Klaus fand mich, ehe ich ihn entdecken konnte, und hatte mal wieder nichts als Meckern im Sinn.
»Was zur Hölle machst du hier draußen? Wir haben dir gesagt, dass du drin bleiben sollst!«
Seine Augen glühten gelb, er war über und über mit Blut besudelt und zusammen mit seinen Reißzähnen wirkte er wahrhaft monströs. Aber auf eine unerklärliche Weise auch faszinierend. Die dunkle, gefährliche, brutale und gnadenlose Seite meines Erschaffers war nun entfesselt. Doch ich hatte keine Zeit, darüber zu staunen. Edith hatte mich bereits entdeckt.
»Da ist ja unsere kleine Möchtegern-Hybridin. Ich habe mich schon gefragt, wo du bleibst. Lässt einfach deine sogenannten Freunde im Stich. Na so was.« Edith lachte mich triumphierend an und Klaus stellte sich vor mich. »Verabschiede dich von deinen törichten Werwolfträumen und von diesem Haufen Elend hier«, drohte sie mir.
Aber ich zog mein Ass aus dem Ärmel und Klaus aus meinem Sichtfeld.
»Dann solltest du dich auch von deiner Schwester und deren Enkeltochter verabschieden, Edith«, konterte ich. »Das wäre nur fair, nicht wahr?«
Das Gesicht der Hexe verfinsterte sich, während nun mehr und mehr Blicke auf mich gerichtet waren.
»Wo sind sie?«, wollte Edith wissen.
»Moment. Lass uns einen Deal machen. Zwei Geiseln im Austausch gegen zwei Geiseln. Wir lassen die beiden frei, das verspreche ich. Aber nur, wenn wir im Gegenzug Freya und Damon wiederbekommen. Was sagst du?« Edith schaute mich stumm und grimmig an.
»Was machst du denn da?«, fragte mich Stefan besorgt.
Auch in den übrigen Gesichtern war nichts als Entsetzen zu erkennen.
»Na los, Edith. Entscheide dich. Andernfalls werden Martha und Linda das bevorstehende Osterfest nicht mehr erleben. Wäre doch schade drum.«
Ediths Miene verzog sich und lag irgendwo zwischen Wut und Ratlosigkeit.
»Wo sind sie? Ich will sie zuerst sehen«, forderte sie schließlich.
»Folge mir«, antwortete ich und ging zurück ins Gebäude.
Edith folgte mir mit zwei der anderen Oberhexen. Vampire nahm sie nicht mit. Diese sollten vermutlich meine verdutzten Freunde in Schach halten. Ich hörte Klaus hinter mir fluchen und brüllen, ob ich denn von allen guten Geistern verlassen wäre. Aber ich reagierte auf nichts und zog einfach meinen Plan durch.
Dieser schien zunächst auch zu funktionieren. Edith glaubte wirklich, ihre Schwester und Großnichte in dem Zimmer sitzen zu sehen, und ließ keinen Zweifel daran, dass Blut eben doch dicker war als Wasser. Doch leider reagieren Hologramme nicht auf Zuruf.
»Hast du wirklich geglaubt mich austricksen zu können, du närrisches Weib?«, flötete mich die böse Brockenhexe an.
Verdammt. Marthas Zauber war zu schwach und Edith jetzt richtig stinkig. Ich hatte es mal wieder vermasselt und bekam erneut ein magisches Aneurysma verpasst. Doch plötzlich tauchten Martha, Linda und Hope im Flur auf.
»Sie hat dich nicht ausgetrickst, Schwester. Wir waren das!«, sagte Martha und mit einer kräftigen Handbewegung schaffte sie es, Edith in das Zimmer mit dem Begrenzungszauber zu stoßen.
Edith war gefangen.
Die beiden anderen Hexen wollten sofort anfangen, irgendwelche Hexensprüche zu quasseln, da hatte Martha sie bereits in die Knie gezwungen. In dieser äußerlich so netten und ruhigen älteren Dame schien offenbar doch mehr Macht zu stecken, als wir jemals erahnten. Oder kanalisierte sie etwas? Oder jemanden? Ich bemerkte, dass sie Lindas und Hopes Hände hielt.
IN DER ZWISCHENZEIT spielten sich vor der Villa ebenfalls sonderbare Szenen ab, wie man mir später erzählte. Rudolf, der fünfte Hexer wendete völlig unverhofft das Kriegsgeschehen, indem er mit dem Finger schnipste, und alle Vampire, die zu Walther gehörten, gleichzeitig das Genick brach. Walther selbst eingeschlossen. Dann wendete er sich an die noch anwesende Hexe und sorgte dafür, dass diese keinen Widerspruch einlegte.
»Schnappt euch diesen Mistkerl und sperrt ihn sicher weg. Ich werde mir jetzt Edith vorknöpfen«, sagte Rudolf zu Elijah und Stefan und ging ohne weitere Worte ebenfalls in die Villa.
Als Elijah und die andren die Fassung wiederfanden, taten sie, was Rudolf sagte, und legten den bewusstlosen Walther in Fesseln. Stefan befreite anschließend den armen Rod von seinem Leid und Hayley nahm wieder ihre menschliche Gestalt an. Klaus konnte indes nur an seine Tochter denken und stürzte ebenfalls zurück in die Villa.
IN DER VILLA hatte ich die kleine Hope bereits wieder sicher in ihr Zimmer gebracht und ihr das Armkettchen umgelegt.
»Vielen Dank, Hope. Du hast heute eine große und heldenhafte Tat vollbracht. Ich bin stolz auf dich«, sagte ich zu dem kleinen Mädchen und nahm sie erleichtert in den Arm.
Wir hatten es wirklich geschafft Edith unschädlich zu machen!
Als ich aus dem Zimmer kam, hörte ich bereits Klaus nach seiner Tochter rufen.
»Es geht ihr gut. Ihr ist nichts passiert, Klaus. Mach dir keine Sorgen«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
»Wir beide sprechen uns noch!«, antwortete er mit wütendem Gesichtsausdruck und fuchtelte mal wieder mit seinem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum. »Jetzt erklär mir erst mal, was hier überhaupt passiert ist!«
Klaus hechtete zu Martha und Linda, die zusammen mit Rudolf vor dem Gefängniszimmer standen.
»Maria hat uns dabei geholfen, meiner Schwester Einheit zu gebieten, Herr Mikaelson«, antwortete Martha, ehe ich etwas sagen konnte.
Rudolf fesselte die anderen beiden Hexen, die am Boden kauerten und keine Gegenwehr zeigten. Dann wandte sich Rudolf an Edith und befahl ihr, uns zu sagen, was immer wir wissen wollen.
»Du wagst es, dich auf deren Seite zu stellen, Rudolf? Du kennst den Schwur, den wir seit Generationen aufrechterhalten müssen!«, keifte Edith ihren ehemaligen Verbündeten an.
»Diesen uralten Schwur, Edith? Im Ernst? Warum sollten wir daran noch immer festhalten? Warum sollte uns interessieren, was damals geschehen ist? Diese verkorkste Liebesgeschichte zwischen Walther und deiner Urahnin! Ist sie es wirklich wert, unschuldige Menschen zu bedrohen oder zu töten? Ist es wirklich nötig, Werwölfe und die Hexenschwester der Mikaelsons als Geiseln zu halten?« Rudolf versuchte, sachlich auf Edith einzuwirken, aber sie blieb unnachgiebig.
»Wenn diese Werwölfe ihren Fluch ausgelöst haben, sind sie eine noch viel größere Gefahr, und zwar für uns alle. Du weißt nicht, wovon du redest, Rudolf. Die Mikaelsons werden uns alle ins Unglück stürzen mit ihren Plänen.« Edith sah aus wie eine Geisteskranke, als sie in ihrem komfortablen Gefängnis herumzeterte.
»Die Werwölfe werden dabei helfen, die Stadt von ungebetenen Vampiren freizuhalten«, mischte ich mich schließlich in das Hexengespräch ein.
»Du naives Ding. Glaubst du das wirklich? Diese Werwölfe werden sich dem Urhybriden anschließen und mit ihrer Hilfe wird er die Macht über diese Region gewaltsam an sich reißen. Es wird kein Mensch mehr sicher sein. Klaus Mikaelson ist der wahre Feind. Seht das doch endlich ein!« Ich konnte nur die Augen verdrehen.
»Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, Edith. Aber Klaus ist nicht der Feind und die Werwölfe werden ganz sicher keine Gefahr für Eichenstedt und Umgebung sein. Ehe sie weiter solchen Unsinn von sich geben, sagen sie uns lieber, wo Freya und Damon sind. Ich habe meinen Teil des Deals schließlich eingehalten«, sagte ich und schaute Edith dabei tief in die Augen. »Vergessen Sie bitte nicht, was passiert, wenn Sie sich nicht an die Absprache halten.«
In diesem Moment schnappte ich mir Linda, umklammerte sie fest und legte ihre Halsschlagader frei. Edith schaute ängstlich, sagte zunächst aber nichts. Währenddessen streichelte ich unbemerkt Lindas Oberarm, um ihr zu signalisieren, dass ich nur bluffte. Auch ihrer Großmutter Martha zwinkerte ich heimlich zu. Zum Glück verstanden die beiden meinen Plan und spielten mit.
»Du wirst meiner Enkelin nichts tun, Maria! Ich dachte, ihr seid Freunde«, flehte mich Martha anschließend überzeugend an.
»Freunde? Wir haben uns nur ein paarmal gesehen und jetzt kann Linda mich sowieso nicht mehr leiden. Also, worauf sollte ich Rücksicht nehmen?«
Nun wurde auch Edith nervös. »Wie kannst du nur ein so junges und unschuldiges Leben, über das irgendwelcher monströsen Kreaturen stellen? Die Mikaelsons haben dich doch von Anfang an nur verarscht, bis du selbst zu so einem Monster, wie sie, geworden bist!« Edith wusste sich anscheinend nur noch mit solchen Anschuldigungen zu helfen.
»Aber, aber, meine Teuerste«, mischte sich nun auch Klaus in das Gespräch ein und kam auf mich zu. »Meine kleine Freundin hier und ich haben eine ehrliche Vereinbarung geschlossen. Im Gegensatz zu dir, Edith, halten wir beide uns auch an unser gegenseitiges Versprechen. Es gibt keinen Grund, für diese haltlosen Anschuldigungen gegen mich und meine ehrenwerte Familie.«
Klaus tat so, als wollte er seinen Arm um meine Schultern legen, um unser freundschaftliches Verhältnis zu unterstreichen. In Wahrheit nutzte er die Gelegenheit, um Linda heimlich eine Ampulle mit seinem Blut zu geben. Für den Fall, dass ich doch ernst machen musste, könnte sie sich damit schnell wieder heilen.
In der Zwischenzeit kam auch Stefan die Treppe heraufgeeilt und verlangte zu wissen, wo sein Bruder ist. Auch Rudolf redete Edith weiter ins Gewissen.
»Bist du wirklich so stur und bringst deine eigene Großnichte in Gefahr?«, fragte er und auch Martha flehte ihre Schwester an, endlich aufzugeben.
Aber Edith ließ einfach nicht mit sich reden.
»Ich werde euch niemals etwas sagen!«, schrie sie uns alle an, woraufhin ich meine Fangzähne in Lindas Hals bohrte.
Linda schrie vor Schmerzen, aber so leid es mir auch tat, ich durfte nicht nachgeben. Es musste überzeugend wirken. Martha spielte weiterhin ihre Rolle der besorgten Großmutter und warf mir heimlich Blicke zu, um mir zu signalisieren, dass sie mir vertraute.
»Edith! Sag uns jetzt sofort, wo meine Schwester und Damon sind, sonst erlebst du gleich die letzten Atemzüge deiner Nichte und deiner Schwester.« Klaus ging nach seiner Drohung auf Martha zu und sein Gesicht veränderte sich wieder in das eines Monsters.
»Ich bitte dich, Edith. Komm zur Vernunft«, flehte auch Rudolf weiterhin.
Edith rannte fluchend eine Runde durch ihr Gefängnis und dann schrie sie laut auf, woraufhin die Einrichtungsgegenstände zu vibrieren begannen.
»Lass Linda gehen! Ich sage euch alles, was ihr wissen wollt!«
Ich ließ sofort von Linda ab und war froh, dass der Moment endlich gekommen war. Noch langsamer hätte ich nicht trinken können, um nicht zu viel Schaden anzurichten.
»Wir hören«, sagte Klaus streng und seine gelben Wolfsaugen funkelten Edith böse an.
»Dieser Damian oder wie ihr ihn nennt, befindet sich im Museum. Er ist in einer antiken Polizei-Zelle im Keller des Gebäudes gefangen. Unsichtbar für die Augen der Menschen«, erzählte Edith.
Ich musste fast lachen bei dem Gedanken, dass Damon in einer alten Gefängniszelle saß. Fantasie hatte die alte Hexe ja.
»Rudolf kann den Zauber aufheben«, fuhr sie fort und Rudolf nickte.
Stefan fiel sichtbar ein Stein vom Herzen, als der Hexer ihm zustimmend zunickte.
»Wo ist meine Schwester Freya?«, fragte Klaus mit Nachdruck.
Edith lachte und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie schließlich salopp.
»Was soll das heißen? Wo ist sie?«, schrie Klaus sie an und ich dachte schon, er springt ihr gleich an die Gurgel.
»Was meinen Sie damit, Edith? Ist Freya entkommen?«, fragte ich noch mal etwas höflicher nach, um die angeheizte Stimmung etwas runterzufahren.
»Ich habe sie in eine Art Endlosschleife von Portalen gesperrt. In jedem der Parallelorte gibt es ein weiteres Portal, welches sie zu einem neuen Ort führt. Aber es gibt niemals ein Portal zurück. Sie könnte überall sein. Ich kann es euch wirklich nicht sagen. Es tut mir leid.« Edith wendete sich von uns ab.
»Das darf doch wohl nicht wahr sein! Was bildet sich diese Schreckschraube überhaupt ein?«, tobte Klaus.
Dann wendete er sich den anderen Hexen zu, die mittlerweile alle vier um uns herumstanden und bedröppelt aus der Wäsche schauten.
»Kennt keiner von euch einen Weg, wie wir Freya befreien können?«, fragte ich nochmals in die Runde, während Klaus seine Wut am Inventar ausließ.
»Wir brauchen Ediths Hexenbücher, um zu begreifen, welche Art von Magie sie nutzt«, antwortete Rudolf schließlich.
Martha und Linda boten sich an, uns bei der Suche nach diesen Büchern zu helfen. Doch ich war skeptisch bei all dem Zuspruch, den wir plötzlich von Ediths Leuten bekamen.
»Können wir euch allen vertrauen oder ist das nur ein weiterer Schachzug von Edith?«, fragte ich.
»Das ist kein Trick. Das versichern wir euch«, antwortete Rudolf. »Wir sind es schon seit langer Zeit leid, dass Edith so fanatisch diesem alten Schwur hinterherjagt. Dieser Anti-Werwolf-Fluch wurde damals unter Einsatz dunkler Magie ermöglicht. Das belastet unsere Hexenzirkel noch heute. Damals waren wir sechs Zirkel. Einer spaltete sich bereits zu der Zeit von uns anderen ab, als der Fluch erschaffen wurde und ebenso von der Magie als solche. Wir wissen nicht, was aus den Nachfahren dieser Hexen geworden ist. Jedoch beklage ich es, dass meine Vorfahren nicht ebenso gehandelt haben. Das alles hat zuletzt solch wahnhafte Züge bei Edith angenommen, dass ich mich für immer von ihr und den anderen Hexen fernhalten wollte. Ich plante, ein ganz normales Leben an der Küste zu führen, fernab von alledem. Als mich vor ein paar Jahren dieser amerikanische Geschichtsprofessor, Mr. Saltzman, auf ein paar Sachen ansprach, hatte ich keinen Skrupel ihm davon zu erzählen. Ich hatte es irgendwie im Gefühl, dass dieser ganze Spuk dadurch vielleicht aufhören würde. Brecht den Fluch oder lasst es bleiben. Solange ihr versprecht, dass dadurch kein Schaden angerichtet wird, bei den unschuldigen Menschen. Es reicht, was Edith und Walther sich bereits geleistet haben.« Rudolf klang glaubhaft.
»Ich glaube dir, vorerst. Du kannst unser Vertrauen bestärken, indem du uns sagst, wo dieser verfluchte Werwolfsgürtel ist«, stellte ich klar.
Rudolf lächelte verschmitzt. »Auf jeden Fall nicht dort, wo diese Urvampire ein ganzes Haus abgerissen haben«, antwortete er.
»Das werden wir noch überprüfen!«, wetterte Klaus dazwischen.
»Ich würde zunächst einmal diesem Herrn hier dabei behilflich sein, seinen Bruder wiederzubekommen. Alles andere dann später.« Rudolf wendete sich an Stefan, der schon ungeduldig auf der Treppe wartete.
Klaus nickte stumm und verzog sich wieder in seine eigene Gedankenwelt.
»Wir beide würden uns dann auf die Suche nach Ediths Zauberbüchern machen«, schlug Martha vor.
Sie und Linda machten sich daraufhin auf den Weg, während ich unten Elijah rufen hörte.
»Wir haben Walther in eine Zelle gesperrt. Ohne Lichteinfall oder sonstigen Dingen, die einen Vampir töten könnten.«
Damit waren unsere beiden Hauptfeinde weggesperrt. Ich war ein wenig stolz auf mich. Aber ich merkte, dass Klaus noch immer nicht überzeugt von meiner Tat war.
»Die Hexen sollen uns gefälligst dabei helfen, diese Sauerei auf unserem Grundstück wegzuräumen!«, rief auf einmal Kol zu uns rauf, der sich offenbar von der Hexenattacke wieder erholt hatte.
Die Hexen gingen stumm und widerwillig mit ihm nach draußen, um die toten Vampire auf einen Scheiterhaufen zu packen. Elijah folgte ihnen während Rebekah, Hayley und Rodríguez sich in der Eingangshalle ausruhten. Sie sahen alle schrecklich aus. Furchtbar, dass all das vor einer Haustür passiert, hinter der ein kleines Kind lebt.
Ich war darauf vorbereitet, dass ich nun eine Standpauke von Klaus zu hören bekommen würde, wegen der Sache mit Hope. Aber er stand nur da. Er schwieg, lehnte sich ans Geländer und starrte in Leere. Schließlich ging er ebenso wortlos und mit grimmiger Miene an mir vorbei, ohne mir Beachtung zu schenken.
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