»ÄRGERN MAMI UND PAPI JETZT DIE BÖSE HEXE?«

~18. März 2018 ~

LIEBES TAGEBUCH,


der heutige Sonntag war so schön sonnig und es war ein besonderer Tag. Heute vor zwei Monaten tobte ein fürchterlicher Sturm übers Land und entwurzelte einen Baum, der mich unter sich begrub. Hätte ich nicht das Blut eines der gefährlichsten und skrupellosesten Geschöpfe der Welt in meinem Kreislauf gehabt, dann wäre ich jetzt nicht mehr hier. Dann wäre mir einiges an Ärger und Gefahr erspart geblieben. Aber ich hätte auch all diese neuen Freunde nicht gefunden.

Seit Freitagnacht durfte ich die Villa Mikaelson nicht mehr verlassen. Zu groß ist die Gefahr, dass die böse Hexe Edith oder einer ihrer Handlanger für mächtigen Ärger sorgen. Nach wie vor haben wir keine Spur von Damon oder Freya oder gar den Werwölfen, die Edith gefangen hält.

Rodríguez hält mich nach wie vor für seine Königin. Dabei bin ich nur ein schwächelnder kleiner Vampir. Er selbst könnte vermutlich ein besserer König sein als ich. Dieser Narr.

Meine Schwester Luisa sah mich zum Glück immer noch als die Maria an, die ich vor diesem Vorfall mit dem Baum gewesen bin. Ich telefonierte täglich mit ihr und sie verschaffte mir zu Hause und auf Arbeit ein Alibi für meine Abwesenheit. Aber selbst das belastete mich irgendwie. Schon wieder musste ich all die Menschen anlügen, die mir etwas bedeuten. Mein ganzes Leben war nur noch eine Lüge.

Ich wurde mal wieder unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als ich aus dem Fenster blickte und etwas Beunruhigendes sah. Ein paar dunkel gekleidete Typen krochen da draußen verdächtig durchs Gestrüpp. Ich flitzte schnell in Klaus' Atelier.

Er erklärte seiner Tochter Hope gerade, wie man Farben richtig mischt.

»Klaus! Klaus, da draußen schleichen Walthers Vampire um das Anwesen«, unterbrach ich die beiden.

Klaus bat mich, bei Hope zu bleiben und düste sofort los, um sich ein Bild von den ungebetenen Zaungästen zu machen. Auch Elijah kam dazu und sie konnten mindesten ein Dutzend fremder Vampire ausmachen.

»Ich muss gestehen, dass ich sie früher erwartet hätte«, sagte Elijah.

»Glauben die allen Ernstes, hier eindringen zu können? Freyas Begrenzungszauber ist nach wie vor aktiv«, war sich Klaus sicher.

»Das hoffe ich«, antwortete Elijah und berichtete seinem Bruder, dass sich Kol und Rebekah bereits auf dem Rückweg befanden.

»Haben sie etwas aus diesem Nordsee-Hexer herausbekommen?«, wollte Klaus wissen.

»Nun, es ist eher so, dass sie ihn mitgenommen haben«, antwortete Elijah. »Selbstverständlich haben sie ihn freundlich zu uns eingeladen«, ergänzte er und lächelte vielsagend.

Ich wartete in der Zwischenzeit mit Hope im Atelier.

»Ist die böse Hexe da draußen?«, fragte die Kleine ängstlich.

»Ja, wir müssen uns gut verstecken. Aber dein Papa und dein Onkel passen auf dich auf. Und Tante Maria natürlich auch«, tröstete ich die Fünfjährige und streichelte über ihr kleines Köpfchen.

Es war wirklich eine Schande, was dieses kleine Kind schon alles miterleben musste. Dennoch strahlte sie so eine innere Ruhe und Zuversicht aus. Beneidenswert.

»Am besten wir malen zusammen, bis die böse Hexe wieder weg ist«, schlug ich vor.

Daraufhin flitzte Hope zu einem langen Tisch am Fenster des Ateliers, auf dem viele Zeichnungen lagen.

»Das alles habe ich mit Daddy gemalt, guck!« Hopes Augen strahlten, als sie mir stolz die Zeichnungen präsentierte. »Daddy hat uns alle gemalt. Guck mal.«

Auf einem weiteren Tisch lagen noch mehr Zeichnungen, die eindeutig von Klaus stammten. Da war ein Porträt von Freya und auch eines von Rebekah.

»Das ist Onkel Elijah mit seinem Anzug«, erklärte Hope und hielt eine weitere Kohlezeichnung hoch.

»Die sind wirklich alle sehr gut getroffen«, sagte ich, während ich weitere Zeichnungen unter dem Stapel hervorkramte.

Ein Gesicht kam mir besonders bekannt vor.

»Tante Maria! Das bist ja du!«, freute sich auch Hope über diese spezielle Zeichnung.

In der Tat – da grinste ich mich plötzlich selbst an. Damit hatte ich nicht gerechnet und konnte erst mal gar nichts dazu sagen. Als ich so erstaunt auf diese Zeichnung starrte, merkte ich gar nicht, dass der Schöpfer des Kunstwerkes bereits hinter mir stand.

»Hope, gehst du bitte zu deiner Mutter«, sagte er zu seiner Tochter.

In der Tür stand Hayley und winkte Hope zu sich. »Hope, wollen wir ein neues Spiel ausprobieren?«, fragte sie ihre Tochter, die sofort Feuer und Flamme war und mit Hayley in ihr Zimmer verschwand.

Ich wusste jedoch, dass es nur ein Vorwand war, um die Kleine in Sicherheit zu bringen.

»Edith und ihre Vampire warten draußen. Du wirst bei Hope bleiben und auf sie acht geben, Maria«, sagte Klaus zu mir und wirkte dabei sehr ernst und angespannt.

»Aber ...«, wollte ich noch protestieren, aber Klaus sagte zu mir, dass ich zu schwach für einen solchen Kampf sei.

»Da sind einfach zu viele Vampire. Ich habe gesehen, dass du kämpfen kannst, aber heute musst du auf meine Tochter aufpassen. Sie vertraut dir. Wir vertrauen dir.«

Ich nickte und war gerührt, dass Hayley und Klaus mir das Wichtigste in ihrem Leben anvertrauten.

»Aber sag mal, Klaus. Grinse ich wirklich so aufdringlich?«, fragte ich ihn und hielt ihm mein Porträt unter die Nase.

»Zweifelst du an meinen Fähigkeiten der Realitätswiedergabe?« Wir mussten beide schmunzeln. »Behalte es. Aber jetzt geh zu Hope und sorge dafür, dass sie sicher ist«, sagte Klaus und legte seine Hand auf meine Schulter.

Ich wollte mich gerade auf den Weg zu Hope machen, als ich mich noch mal umdrehte. Ob er es nun wollte oder nicht, aber diese Umarmung musste einfach sein.

»Passt gut auf euch auf«, sagte ich zu Klaus und ging dann zu Hayley, die bereits auf mich wartete.

In Hopes Zimmer konnte ich das Mädchen zunächst gar nicht sehen. Hayley blieb schließlich neben einem großen schweren Schrank stehen. Hinter diesem war eine Art Geheimzimmer. Darin befanden sich ein paar Stühle, ein kleiner Tisch und jede Menge Spielsachen.

»Ihr werdet euch hier so lange verstecken, bis Mami euch wieder rausholt. Hast du verstanden, Hope?« Das Kind schien das ganze Theater wirklich für ein Spiel zu halten und nickte ganz aufgeregt.

»Tante Maria leistet dir Gesellschaft. Wehe du ärgerst sie«, ermahnte Hayley ihre Tochter.

»Ich bin doch ein liebes Kind!«, protestierte Hope.

»Ich weiß, mein Schatz« Hayley und Hope verabschiedeten sich mit ihrem Mutter-Tochter-Ritual, indem sie ihre Zeige- und Mittelfinger auf ihre Lippen legten und diese anschließend einhenkelten.

Dann schauten Hayley und ich uns noch mal wie zur Bestätigung und Verabschiedung in die Augen, nickten uns zu und dann versperrte die Hybridin den Eingang zu dem geheimen Versteck.

Rums.

Schon wieder war ich eingesperrt. Aber Hope war wenigstens eine nette Gesellschaft. Was mich wirklich fertig machte, war diese Ungewissheit. Ich wusste weder, was da draußen vor sich ging, noch wie es enden möge. Meine Freunde kämpften da draußen und ich musste babysitten. Doch ich durfte mir meine Sorgen Hope zuliebe nicht anmerken lassen.

»Ärgern Mami und Papi jetzt die böse Hexe?«, wollte Hope wissen.

»Ja, Hope. Danach wird uns die Hexe nie wieder auf die Nerven gehen.«

Ich nahm das Mädchen in den Arm, um auch mir Mut zu machen. Ihre kindliche Zuversicht sollte etwas auf mich abfärben.

»Und wenn die Hexe uns doch findet?«, fragte Hope.

»Dann passt Tante Maria auf dich auf. Ich werde alles Böse von dir fern halten. Ich beschütze dich«, versicherte ich ihr.

»Ich beschütze dich auch. Für immer und für ewig!« Hope strahlte mich mit großen Augen an und streckte mir den kleinen Finger entgegen, als sie diesen legendären Treueschwur der Mikaelsons aussprach.

Klaus, Elijah und Rebekah hatten sich vor mehr als tausend Jahren geschworen, für immer und ewig füreinander einzustehen.

»Für immer und für ewig«, wiederholte ich diese Worte und henkelte meinen kleinen Finger in ihren ein.

Jetzt hatte ich einen kleinen Einblick davon bekommen, wie es ist ein Mitglied der Mikaelsons zu sein. Und es bekräftigte mich in meiner Meinung, dass diese Leute so schlimm gar nicht sind, und gleichzeitig wurde das Nichts-tun-können umso unerträglicher. Ich wollte zu gern wissen, was vor der Villa vor sich ging.

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