♪ Prolog ♪





- 6 Monate zuvor -

Sie lachten, wie lange nicht mehr. Gutmütig driftete der Wagen die kurvige Waldstraße entlang. Der Ausflug war die beste Idee seit langem gewesen.

Sie hatten beide zu viel gearbeitet und zu wenig Zeit miteinander verbracht, dabei tat es ihnen so gut. Vics Lachen war das schönste Geräusch für ihn. Jedes Mal erfüllte es ihn mit Genugtuung zu wissen, dass er der Auslöser war.

Hinter ihnen fuhr ein roter Sportwagen zu nah auf.

Victoria sah verärgert in den Rückspiegel. Runzelte die Stirn. Rollte genervt die Augen. Kleine Fältchen bildeten sich auf ihrem schmalen Nasenrücken, der in ihre Stupsnase mündete.
Sie streckte ihre Hand nach dem Spiegel aus.

Und sah die Kurve zu spät.

„Scheiße."

Hastig versuchte sie noch umzulenken, versuchte zu bremsen und für mehrere Sekunden rutschten der Wagen um die Ecke. Die Böschung neben ihnen ging einige Meter steil hinab.

Ein Schild an der Leitplanke zeigte an, dass es sich um eine sehr enge Kurve handelte.

Das Schild kam näher. Ihre Seitbewegung stoppte nicht.

Quentin spürte, wie die linken Reifen vom Boden abhoben, begriff jedoch nicht, dass es gerade wirklich geschah. Sie würden sich gleich wieder aufsetzen. Sie wären etwas um die Kurve geschlittert und das war es dann.

Das Schild schlug mittig gegen die Frontscheibe.

Vic fluchte erneut. Riss verzweifelt immer stärker am Lenkrad.

Spinnenweben breitete sich im Glas aus.

Die Drehung hörte nicht auf, die Welt kippte weiter. Seine Sicht verschwamm, während das zur Frontscheibe hereinragende Schild, diese endgültig zersplittern ließ.

Scherbenschnipsel flogen, wie im Zeitraffer an ihm vorbei.

Vic schrie, nun, fluchte nicht mehr.

Er konnte nicht denken, sich nicht bewegen. Nichts ändern.

Das Plastik vor ihm explodierte in eine stoffartige Blase. Er saß immer noch schräg auf dem Sitz.

Sein Kopf schlug gegen die seitliche Scheibe. Kein Gurt hielt ihn auf. Er hatte ihn wie immer lässig nicht angelegt.

Wer erwartete auch, dass solche weit hergeholten Szenen aus Filmen vor den eigenen Augen abliefen.

War das nicht der Part an dem die Leute immer starben?

Die Glasflasche im Rucksack zu seinen Beinen zerbarst. Der Luftsack drückte ihn in den Sitz. Sein Kopf schmerzte vom Kontakt mit der Scheibe. Seine Brust und Lungen beschwerten sich bereits.

Sie rutschten weiter, drehten sich ein zweites Mal.

Er war noch da. Es hatte noch nicht aufgehört.

Nun stahl sich doch ein Gedanke in sein Gehirn.

Schütz deinen Kopf, Mann. Die Schäden sind irreparabel.

Quentin krümmte sich so gut es ging und legte die Hände um seinen oberen Hinterkopf, bemühte sich so weit zusammenzukrümmen, wie möglich, doch die Schwerkraft hatte andere Pläne mit ihm.

Hart schlug er auf die Kante des nun teilweise verschwundenen Fensters auf, ohne sich über diese Anomalie zu wundern.

Schmerz.

Schwärze.

Vics Stöhnen.

Ein betäubendes Fiepen, wie nach einem zu langen Konzertabend, zu nah an den Boxen nur wesentlich schlimmer.

Dann nichts mehr.

Stille.

Leere. 

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