Todesengel
ONC Beitrag von ChaosMary
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Nach einem schweren Autounfall und Reanimation trifft Kyle auf seinen Schutzengel Devon. Der Schutzengel hasst seinen Job und nervt Kyle bis an den Rand der Verzweiflung. Die beiden wollen sich trennen, Devon soll von seiner Aufgabe entbunden werden. Je näher sie sich kommen, desto deutlicher wird es: Eine Trennung ist nur möglich, wenn einer von ihnen stirbt.
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Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass ich Geschichten liebe, in denen ich nachdenken kann? Nein? Dann sei das hiermit erledigt. Ja? Dann sei das mir erlaubt - ich trage mein Haar modisch grau.
Die Geschichte um Kyle und seinen Schutzengel Devon ist weit mehr, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Es ist mehr als eine unterhaltende Erzählung. Es ist ein Tor zu mir selbst; eine Tür in meine eigene, verborgene Gedankenwelt. Plötzlich steh ich da, nackt, von der Autorin entlarvt. Sie präsentiert mir ihr Fachwissen schonungslos und mit einfachen Worten, damit selbst ich es verstehen kann.
An vielen Stellen kann ich schmunzeln, einige Male gar herzhaft lachen. Der schwarze Humor, an der Grenze zum Sarkasmus, gefällt mir. Ich könnte der Autorin noch viel länger zuhören, mich mit ihr austauschen - wir würden uns prächtig verstehen. Die Novelle ist erfrischend kurz, aber sie braucht nicht mehr Länge. Es ist alles gesagt, auf den Punkt gebracht. Langatmige Ausführungen würden stören. Die zusätzlichen Inhalte, welche der Geschichte deutlich mehr Volumen geben, stehen zwischen den Zeilen. Es ist, als ob die Autorin Zugang zu meinem Kopf gehabt hätte, und sie dort noch einige Kapitel hinerlassen hätte.
Sprachlich überzeugt die Geschichte auch. Von den Fehlern sind einige wohl auf Autokorrektur zurückzuführen, die anderen stören nicht übermäßig. Nichts Gravierendes, nichts, was man im Lektorat nicht entdecken würde. Die Gefahr, wenn man eine Geschichte aus dem eigenen Berufsfeld verfasst, dass die Lesenden sie nicht verstehen und sich in Fachbegriffen verirren, hat die Autorin gekonnt umschifft. Sie berichtet in natürlicher Sprache, als ob es meine eigene wäre und ich kann ihr überall hin folgen. Schlussfolgerungen und gesundheitliche Zusammenhänge erscheinen mir logisch, obwohl ich kein einziges Wort von dem verstehe, was mein Hausarzt jeweils zu mir sagt.
Zusammenfassend kann ich der Geschichte mit voller Überzeugung fünf Sterne geben. Das gilt für mich. Ich befürchte, dass es viele gibt, welche mit mir nicht übereinstimmen. Ich befürchte, dass die Geschichte verkannt werden könnte und sie es allenfalls nicht in die Wertungen schafft. Für mich ist Longlist Pflicht und Shortlist möglich. Ich hoffe, es möge auch so kommen - die schöne und kurze Geschichte hätte es verdient.
Danke dir, Mary, für diesen inspirierenden Ausflug in eine innere Welt - danke für die Geschichte, die so anders ist als viele. Danke für die Einzigartigkeit.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
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