ONC Beitrag von _Silencia_

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Die Geschichte dreht sich um Mile und Elsie, die sich seit ihrer Kindheit kennen und dennoch nicht leiden können. Man könnte sagen, ihre 'Freundschaft' liegt auf Eis - sie spielen beide Eishockey und bewegen sich auf ihren Kufen sicher über rutschiges Terrain.

Bemerkung zum Cover: Die Geschichte hatte zu Beginn ein sehr tolles Cover, das ohne Fotografie auskam. Mir persönlich hat das deutlich besser gefallen; aber das ist natürlich Geschmacksache. Das aktuelle Cover ist okay, keine Frage, aber eben leider nicht mehr. Zudem wird in der Geschichte immer wieder erwähnt, dass die Protagonisten in einem Samsung-Handy gefangen sind. Da wirkt das iPhone auf dem Cover eher etwas fremd.

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Die Geschichte beginnt sanft, ich kann die Hauptpersonen kennenlernen. Zu Beginn gehe ich mit Elsie einig, dass dieser Mile offenbar ein Idiot sei. Auch mit ihren Freunden scheint sie eine eher schlechte Wahl getroffen zu haben; sie wird von ihnen versetzt.

Zusammen mit Mile wird Elsie dann in ihr eigenes, altes Samsung-Handy gezogen. Bis die zwei begreifen, was geschieht, stecken sie auch schon mittendrin. Im Verlauf der Geschichte wird immer deutlicher, dass Mile auch andere Seiten hat, als Elsie sehen will. Dass ich mit Eishockey-Spielern generell meine Mühe habe, ist mein Problem und darf in die Bewertung nicht einfließen.

Mir wird Mile zusehends sympathischer, Elsie hingegen beginnt mit ihrer negativen Einstellung und ihrem andauernden Selbstmitleid zu nerven. Das ist von der Autorin sehr geschickt eingefädelt, wird portionenweise serviert. Ich realisiere erst sehr spät, dass meine Gefühle bewusst gelenkt werden. An dieser Stelle gebe ich ein großes Kompliment an die talentierte Autorin; sie spielt mit mir und ich merke es nicht. Sehr gut gemacht!

Durch die Geschichte hindurch könnte man als Autorin vieles falsch machen. Es könnte eine langweilige Aufzählung der Apps und derer Funktionen sein. Das ist hier jedoch nur sehr selten der Fall. In jedem neuen Abenteuer lauert eine Überraschung. In jedem Kapitel lerne ich die beiden Protagonisten besser kennen und kann ihre Handlungsweise oder ihre Geschichte besser verstehen. Die Reihenfolge der vorgestellten Apps ist kein Zufall.

An vielen Stellen kann ich lachen; mir wird übel oder ich muss eine Träne zerdrücken. Es geht direkt ins Herz, wie die beiden Streithennen miteinander umgehen, wie sie sich necken und beleidigen, obwohl sie sich doch tief im Herzen gern haben. Swipe and Escape ist weit mehr als eine seichte Unterhaltung. Es ist ein psychologisches Werk, das mich mehrmals über mich selbst nachdenken lässt.

Je länger ich lese, desto mehr mag ich die Geschichte. Für mich hat sie durchaus das Potenzial, sehr weit zu kommen; sicher auf die Shortlist. Doch die Jury hat das anders beurteilt. Mir sind die Gründe nicht ganz klar. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass die Geschichte hinter der Geschichte zu wenig stark erkannt und gewertet worden ist.

Zudem muss man neidlos sagen, dass die Konkurrenz in diesem Jahr unglaublich stark ist. Longlist als Endstation wird 'Swipe & Escape' meines Erachtens nicht ganz gerecht. Ich gebe ihr fünf Sterne, weil sie mich überzeugt hat: Gute Handlung, nahezu fehlerlose und angepasste Sprache, durchdacht, clever. Als Kritikpunkte könnten einige Hänger im Fluss oder das etwas einfach vorhersehbare Ende erwähnt werden. Insgesamt aber wurde ich bestens unterhalten und kann die Geschichte nur weiterempfehlen.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Vielen Dank, liebe Alina, dass du dir diese Geschichte ausgedacht hast.

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Einige Worte an Athene_books, welche das Cover erstellt hat. Du hast echt Talent, wie ich bei deinen eigenen Covers und auch in deinem Art-Book gesehen habe. Da sind einige echt gute Werke mit dabei. Das hier gezeigte weist aus meiner Sicht jedoch viele grafische Fehler auf, die dringend behoben werden müssten. Wenn du möchtest, kannst du mir gerne direkt schreiben und ich gebe dir ein genaueres Feedback dazu. Meine Mailadresse ist öffentlich.

Zu den Fragen

1 - Allgemein hat mir das Buch sehr gut gefallen. Die Geschichte ist rasant, bietet einige überraschende Wendungen und ist lückenlos durchdacht. Ein Spannungsbogen wird aufgebaut; er reißt nur an wenigen Stellen leicht ab.

2 - Ich habe keine "Lieblingsszene". Allgemein mag ich jene Stellen, wo Mile Elsie den Spiegel hinhält und ihr deutlich macht, wie sie auf ihm rumtrampelt; wie sie genau so handelt, was sie eigentlich nicht mag.

3 - Es gibt auch hier keine Szene, die ich nicht mag. Es sind eher Momente. Im Verlauf der Geschichte gibt es einzelne Stellen, wo ich das Gefühl bekomme, sie sind vor allem der Wortmenge geschuldet. Ich nenne sie die Hänger in der Handlung. Lückenfüller. Hier müsste man im Lektorat noch einmal ansetzen.

4 - Zu Beginn war ich im Team Elsie; am Ende dann aber im Team Mile. Er ist entwaffnend ehrlich und von Grund auf gut.

5 - Elsie beginnt mit der Zeit zu nerven; aber ich denke, das ist gewollt. Sie manövriert sich zusehends ins Abseits mit ihrem Gejammer und dem Selbstmitleid. Mile tut ihr gut!

6 - Wenn der ONC vorüber ist: Lege die Geschichte einige Monate weg. Dann nimm sie wieder hervor und lies sie nonstop durch. Erst dadurch wirst du die Stellen erkennen, wo du nachbessern kannst. Du hast eine unterhaltsame und spannende Grundlage geschaffen. Mit einer gezielten Nachbearbeitung kann daraus ein richtig gutes Jugendbuch werden, das ein großes Publikum finden könnte.