23. Schicksalhafte Nacht

Ein paar Stunden später lagen die beiden Jungen immer noch eng umschlossen in Baji's Bett. Der einzige Unterschied war nur, dass sie inzwischen wieder etwas anhatten.

Herzhaft gähnte der Jüngere, der schon langsam sichtlich von der Müdigkeit übermannt wurde.

Leise brummte er, als ihn sein Freund fordernd mit der Nasenspitze antippte.

„Baji, komm, lass uns noch etwas rumfahren", lächelte Kazutora.

„Kazu, hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist fast Mitternacht", gähnte der Jüngere, doch dann wurde er gleich wieder angestupst.

Zuckersüß schaute ihn der Gelbäugige an.

„Ach komm schon, nur ein bisschen, ich will dir was zeigen", schmollte er mit leicht vorgeschobener Unterlippe.

„Ok, ok, aber ich fahr nicht selber, sonst Fall ich noch vor Müdigkeit vom Motorrad"

„Hättest eh nicht fahren können", fügte Kazutora leise hinzu.

„Was?", fragte Baji nach, der seinen Freund akustisch nicht verstanden hatte.

„Ach nichts", lachte der Ältere verlegen auf, dann nahm er Baji an der Hand und zog ihn mit sich. Mit der anderen Hand schnappte er nach einer schwarzen, länglichen Sporttasche die er heute mitgebracht hatte.

„Was ist da eigentlich drin?", hinterfragte der Jüngere nun den Inhalt der Tasche.

Der Schwarzhaarige grinste nur.

„Zeig ich dir später"

Baji seufzte laut aus.
*Manchmal ist er schon anstrengend*

Im Gang zogen sie sich Schuhe an und Kazutora nahm sich noch seinen Motorrad Schlüssel vom Schuhschrank, dann verließen sie die Wohnung.

Unten in der Garage schwangen sie sich hintereinander auf Kazutora's gelbes Mororrad und der Ältere fuhr los.

„Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte Baji nun doch nach, nachdem sie nun schon eine halbe Stunde durch die Gegend gefahren waren.

„Mikey hat bald Geburtstag, da brauchen wir ein Geschenk", hörte er die Antwort von dem Jungen vor sich.

„Ja, leuchtet mir ein. An was hast du gedacht?"

„Wirst du schon sehen".

Genervt verdrehte Baji die Augen, der die Worte seines Freundes so langsam nicht mehr hören konnte.

Nach etwa 10 weiteren Minuten stoppte der ältere der Beiden und machte den Motor seines Motorrads aus. Er zog den Schlüssel raus und stieg ab.

„Folg mir", winkte er Baji mit sich.

Der Jüngere folgte ihm und sah sich um. In diesem Teil Tokyo's war er noch nie.

*Was will er nur hier?*

„Wir sind da", rissen ihn die Worte seines Freundes aus den Gedanken. Dieser stand vor einem Schaufenster und deutete auf etwas. Baji folgte seinem Finger und zuckte zusammen.

„Eine CB 250 T", wispertet er leise, als er das Motorrad erkannte, welches sich Mikey mehr als alles andere wünschte.

„Und wie sollen wir die bezahlen?", fragte Baji gleich weiter.

„Gar nicht, wir werden sie klauen", antwortete Kazutora mit leichten Lächeln, als wäre es etwas ganz normales.

„Spinnst du?! Das können wir doch nicht machen!"

„Pff, Spielverderber", bließ Kazutora die Luft geräuschvoll aus.

„Lass mich raten, dein Motorrad hast du auch geklaut oder?", sah Baji ihn scharf an.

„Ja, war kein Problem und damals war ich sogar allein", zuckte der Ältere unbekümmert mit den Schultern.
„Jetzt komm mit, gehen wir in das Cafe dadrüben, bis es später geworden ist, von dort aus haben wir einen guten Blick auf alles", zog er den Schwarzhaarigen mit, der das alles noch gar nicht glauben konnte.

„Ich find die Idee immer noch scheiße, klauen geht gar nicht", murmelte Baji leise, während er in seinem Kakao rührte.

„Jetzt stell dich nicht so an, das wird ein Kinderspiel", lehnte sich der Ältere entspannt zurück.

„Ich kann's immer noch nicht fassen, dass du dein Motorrad wirklich geklaut hast, ich hab es zwar geahnt, aber wollte es nicht wahrhaben", seufzte Baji etwas enttäuscht.

Genervt zischte Kazutora auf und sah ihn verärgert an.
„Was hätte ich denn machen sollen? Jedes Mal mich zu wem dazu schmuggeln oder zu Fuß gehen? Vergiss es!"

„Schon gut", seufzte der Jüngere der genau merkte, dass es keinen Sinn ergeben würde, jetzt mit dem Sturkopf zu diskutieren.

~3 Uhr nachts~

Leise setzte Kazutora die Tasche auf dem Boden ab. Baji warf er einen schwarzen Hoodie, ein paar weiße Handschuhe und eine schwarze Maske zu.

Danach zog er Klebeband aus der Tasche und verklebte damit das Glas der Hintertür des Ladens. Als er fertig war, schlug er fest dagegen. Beim 2. mal splitterte das Glas leise.

Vorsichtig streckte er seinen Arm hindurch und öffnete so problemlos die Tür von innen.

„Die haben ja gar keine Alarmanlage, sehr gut", kam es erfreut von dem Älteren.

„Ziehen wir das echt durch? Wenn wir das jetzt machen gibt es kein Zurück mehr.", murmelte Baji immer noch unsicher.

„Du nervst vielleicht", konnte Baji das Augenrollen seines Freundes deutlich spüren ohne es zu sehen.

Zögerlich folgte er dem Älteren in den Raum in dem die Motorräder standen.

Als sie vor der Maschine standen, die sie wollten, gab Baji seinem Freund die große Zange. Kazutora setzte sie am Schloss an, die das Motorrad festhielt.

Der Ältere ächzte vor Anstrengung.

„Ich hab's durch!", freute er sich.

„Dann nichts wie weg!", kam es sofort von Baji, der nur noch verschwinden wollte.

„Nicht so schnell, ich muss noch unsere Flucht vorbereiten", sagte Kazutora schnell und verschwand.

*Das wird der beste Geburtstag überhaupt, Mikey*, lächelte Baji leicht, der sich jetzt doch freute seinem Freund so ein gutes Geschenk geben zu können.

„Wer seid ihr? Etwa Diebe?", hörte er eine tiefe Stimme.

*Scheiße!*.

Sofort lief ihm der Schweiß über die Stirn.

*Fuck! Er hat mein Gesicht gesehen!*

Der Fremde kam ihm immer näher.

Kazutora, der nur einen Raum weiter war, hörte die ihm fremde Stimme. Sofort fing sein Herz an schneller zu schlagen.

*Nein! Baji!*, schoss es ihm durch den Kopf.

Sofort linste er um die Ecke. Ein schwarzhaariger Kerl in weißen Tshirt, mit einem Schraubenschlüssel bewaffnet, ging immer weiter auf seinen Freund zu.

*Scheiße! Ich...ich muss ihm helfen!*, umschloss der Junge die Rohrzange immer fester. Schnell rannte er los. Sein Herz schlug doppelt so schnell und bestimmt dreimal so laut.

„Lass ihn in Ruhe!", schrie Kazutora, sprang in die Luft und holte mit dem Werkzeug aus.

So fest er konnte schlug er es dem Mann gegen den Kopf.

„Baji! Schnell! Komm!", schrie er immer noch vor Angst und Adrenalin.

Sein Freund aber ließ nur das Motorrad fallen, lief an Kazutora vorbei und kniete sich neben den Mann.

Seine Augen waren vor Angst geweitet.

„Scheiße, was sollte das?!"

Der Kleinere hielt inne.

„Was hätte ich sonst machen sollen?! Er hat dein Gesicht gesehen!"

„Verdammt, das mein ich nicht! Weißt du nicht wer das ist?! Das ist Shinichiro! Shinichiro ist Mikey's Bruder!", flossen Baji schon die ersten Tränen der Verzweiflung über das Gesicht.

Wie ein Schlag durchfuhr es Kazutora.

„Was?", kam es leise und ungläubig von ihm, während er anfing zu zittern.

Die Blutlache wurde immer größer und tränkte inzwischen auch das weiße Tshirt das Shinichiro trug.

Ungläubig aber dennoch wahnsinnig von Angst übermannt starrte Kazutora auf den leblosen Körper.

Baji war zum Telefon gelaufen, doch bevor er die Nummer eintippen konnte, hörte er schon die Sirenen der Polizei. Schnell lief er nach drüben zu seinem Freund.

„Ich hab ihn nicht getötet...ich war das nicht...das war alles seine Schuld", hörte er ihn nur leise mit zitternder Stimme sprechen.

„Komm schon, wir müssen hier weg!", rief er dem Älteren zu, doch der blieb immer noch wie in Schockstarre stehen.

„Es ist seine Schuld...ich muss ihn töten...ich muss Mikey töten...", kam es nur immer wieder von diesem.

Erschrocken von diesen Worten rannte er zu seinem Freund und nahm ihn fest in den Arm.

„Kazutora...was redest du denn da...hör auf sowas trauriges zu sagen...ich werd immer bei dir sein...und dich immer lieben, egal was passier", kamen Baji jetzt auch die Tränen. Immer fester drückte er sich an seinen Freund.

Doch der andere Junge sagte nichts und reagierte auch nicht, Baji merkte nur wie ihm ebenfalls die Tränen über die Wangen liefen.

In der nächsten Sekunde wurde der Laden von Polizisten gestürmt. Keiner der beiden wehrte sich. Gefesselt ließen sie sich abführen.

Vor dem Laden standen ein Haufen Leute.

„Baji!", hörte der Jüngere sein Namen, als er die Stimme erkannte, bekam er sofort Tränen in die Augen.
Er sah Mikey vor sich, der fassungslos vor ihm stand.

„Was ist denn nur passiert?", fragte der Blonde fast tonlos.

„Es tut mir so leid", schluchzte der Schwarzhaarige, dann wurde er in das Polizeiauto abgeführt.

Auf der Station angekommen wurden die beiden Jungen in eine freie Zelle gesperrt.

Kazutora setzte sich in die letzte Ecke. Sein Gesicht war immer noch bleich. Er zog die Beine zu sich und sah über die Knie drüber. Die schwarze Kapuze des Hoodies hatte er immer noch tief ins Gesicht gezogen. Nur seine gelben Augen leuchteten heraus.

„Töten...ich muss ihn töten...ich muss Mikey töten", kam es nur immer wieder leise von ihm.

*Was soll ich nur tun?*, fragte sich Baji verzweifelt der mit hängenden Kopf im Schneidersitz auf dem Boden saß.

Irgendwann wurde es ihm zu viel er ging zu seinem Freund und kniete sich vor diesen.

Nur seine Augen, die etwas undefinierbares in sich hatten leuchteten ihm entgegen. Vorsichtig zog er ihn etwas zu sich. Der Ältere ließ es zu, drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an Baji an.

„Warum wolltest du eigentlich ausgerechnet heute mit mir schlafen? Hast du geahnt, dass sowas passieren würde?", fragte Baji ihn irgendwann.

Kazutora blieb kurz still, dann seufzte er leise.

„Nein, aber falls es passiert, wollte ich es vorher nochmal haben, ich wollte wissen wie es sich anfühlt. Es war die größte Überwindung das zu tun, ich hatte verdammt viel Angst davor. Jetzt werde ich dich eh verlieren, kann's dir aber auch nicht verübeln.", murmelte er leise.

Baji drehte abrupt sein Kinn zu sich und zwang den Älteren somit ihn anzuschauen.

„Wie kommst du auf so einen scheiß?! Ja, du hast scheiße gebaut, trotzdem liebe ich dich und das wird auch immer so sein. Das verspreche ich dir".

Erstaunt sah Kazutora ihn an, dann lächelte er leicht.
„Du bist der Beste, womit hab ich dich nur verdient"

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Wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende ^^ über Feedback würde ich mich wie immer freuen 😊

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