15. Liebe?
Etwas feuchtes tropfte auf sein Gesicht. Stöhnend öffnete der Junge die Augen. Sein Kopf dröhnte schlimmer als wenn er gegen eine Wand gelaufen wäre.
Über ihm erblickte er verschwommen einen schwarzhaarigen Jungen. Lautes Schluchzen kam von diesem.
*Kazutora? Warum weint er denn? Etwa um mich?*, fragte sich Baji sofort.
Egal was heute alles gewesen war, bei dem Menschen, den er liebte, konnte er es nicht ertragen, wenn dieser weinte.
Stöhnend vor Schmerz hob er mit all seiner Kraft die rechte Hand und legte sie an Kazutora's Wange.
Sofort schaute der Junge ihn aus einer Mischung aus Trauer aber dennoch Erleichterung an.
„Baji!", rief er mit tränenerstickter Stimme aus und drückte den Jüngeren noch fester an seinen Körper.
„Es tut mir so leid!", schluchzte Kazutora, worauf seine Tränen, wieder auf das Gesicht seines besten Freundes tropften.
Keisuke legte seinen Kopf an Kazutora's Brust und genoss das Gefühl bei ihm zu sein, doch etwas mehr, als er es wahrscheinlich in diesem Moment sollte, aber er konnte nicht anders.
„Das nächste Mal schlag etwas weniger fest zu, ok?", witzelte der Jüngere, worauf er leicht husten musste.
„Ich bin so froh, ich dachte schon ich hätte dich umgebracht", wollte Kazutora diese schrecklichen Worte nicht über seine Lippen bekommen.
„Keine Sorge, so schnell geh ich nicht drauf", lachte der Größere schwach und kuschelte sich noch mehr an seinen besten Freund.
Diesem liefen immer noch die Tränen über die Wange und fanden weiterhin kein Ende.
„Wein nicht, Kazutora, es ist alles in Ordnung", strich Baji ihm mit seiner zitterndernden Hand die Tränen weg und lächelte dabei leicht.
„Warum warst du heute so komisch zu mir, was hab ich dir getan?!", änderte sein bester Freund auf einmal das Gesprächsthema. Tränen stießen ihm erneut vermehrt in die Augen.
Baji schmerzte es, weil er genau wusste, dass nur er selber dafür verantwortlich war. Sofort verschwand sein Lächeln.
Beschämt drehte der Jüngere den Kopf weg und wurde etwas rot.
„Tut...tut mir leid, ich versteh mich momentan selber nicht, es liegt nicht an dir", murmelte er leise mit zur Seite gedrehtem Gesicht.
„Was ist denn los? Mir kannst du es doch sagen", fragte Kazutora mitfühlend und strich sanft durch Baji's schwarze Haare.
*Bitte hör nicht auf damit, es fühlt sich so gut an*, genoss Baji die Berührung und schloss die Augen.
Leise seufzte er.
„Ich hab mich verliebt"
Erst entgleisten Kazutora alle Gesichtszüge, doch dann lächelte er.
„Aber Baji, das ist doch super!"
„Nein, ist es nicht, ich weiß nicht ob dieser Jemand genauso empfindet wie ich", murmelte der Schwarzhaarige leicht und traute sich nicht dabei den Jungen den er so liebte anzuschauen.
„Wer ist denn die Glückliche?", fragte der Gelbäugige mit einem Lächeln nach.
Baji stockte und sah seinen Kumpel an.
*Soll ich es ihm sagen? Wäre jetzt der richtige Zeitpunkt?*
„Kennst du nicht", ruderte der Junge panisch zurück, da er selber noch nicht bereit dafür gewesen ist.
„Dann erzähl mir doch was über sie, vielleicht kann ich dir dann helfen", antwortete Kazutora interessiert.
Baji setzte sich stöhnend in Schneidersitz auf und sah seinen besten Freund mit hochgezogener Augenbraue an.
*Warum ist er nur so hartnäckige? Wenn er nicht super blöd ist, wird er sofort wissen, dass es um ihn geht*
Baji seufzte leise aus und begann zu reden, schließlich blieb ihm kaum etwas übrig.
„Dickköpfig, mag Motorräder, schwarze weiche Haare, schüchtern aber dennoch temperamentvoll, humorvoll, liebenswürdig, hitzköpfig, kann kämpfen, und jedes Mal in der Nähe wird mir ganz heiß", versuchte der Schwarzhaarige alles nur in Strichpunkten wieder zu geben, da er das Geschlecht nicht nennen wollte.
„Aww, wie süß, das hört sich an als wär sie echt toll", schwärmte der Ältere vor sich hin.
„Ach halt die Klappe!", zischte Baji ihn an.
*Wenn der nur wüsste, dass ich über ihn rede, dann würde er mir nie zustimmen, so selbstkritisch wie er ist*
Überraschenderweise hatte der Kleinere ihn in der nächsten Sekunde umarmt.
„Ich freu mich wirklich für dich, Baji. Ich hoffe sie empfindet auch so für dich, das würde mich wahnsinnig freuen, wenn du glücklich bist", lächelte der Junge sanft und drückte den Schwarzhaarigen fester an sich.
Baji, der inzwischen röter geworden war als eine Tomate, versteckte seinen Kopf in Kazutora's Halsbeuge.
„Danke", zwang er sich zu einem Lächeln, auch wenn es ihn innerlich zerriss.
*Er will ganz sicher nichts von mir, sonst hätte er nie so reagiert*, dachte er traurig darüber nach und ließ geknickt den Kopf hängen.
„Hey, nicht so trübsalhaft, das kenn ich gar nicht von dir", fiel es Kazutora sofort auf als er sich von seinem Kumpel löste. Er hielt seinen Zeigefinger und seinen Daumen an dessen Mundwinkel und schob sie nach oben, so dass es aussah als würde Baji lächeln.
„Schon viel besser", grinste der Ältere zufrieden und lächelte ebenfalls.
„Ach hör doch auf, veralbern kann ich mich allein", schmollte der Jüngere und schlug die Finger des Anderen weg.
Der Kleinere lachte.
„Ich bin froh, dass es nicht an mir liegt, dass du so drauf warst, das beruhigt mich sehr".
Im nächsten Moment aber wurde er sofort wieder ernst, als er das Blut im Gesicht seines Freundes wieder bemerkte.
„Tut mir leid wegen dem Schlag. Tut's sehr weh?"
„Es geht schon, nur mein Kopf tut wahnsinnig weh". Prüfend legte der Schwarzhaarige seine Hand an seine Schläfe und strich drüber. Zum Glück blutete es nicht stark.
„Warte kurz hier", sagte der Ältere und lief um die Ecke zurück in die große Haupthalle, in der er vorhin seine ganze Zeit verbracht hatte.
Nur kurze Zeit später kam er mit seiner Wasserflasche und Taschentüchern zurück. Vorsichtig schüttete etwas Wasser auf das Papier, das sofort die kühle Flüssigkeit aufsog und fing dann behutsam an Baji das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
„Ich komm mir vor wie ein Kleinkind", seufzte der Jüngere und stützte sich mit seinen Händen am Boden ab.
„Letztes mal hast du mich verarztet, jetzt bin ich dran".
Baji musste leicht lächeln. Mit Kazutora so eng allein zu sein machte ihn jedes Mal glücklich. Selten gab es diese Zeit, seit sie auf der Mittelschule waren und die letzten Wochen war Kazutora sowieso nicht wirklich bei ihm.
Gestern und heute wurde ihm noch mehr als davor schon bewusst, wie sehr er den Jungen wirklich brauchte. Die Zeit ohne Kazutora war die wohl schwierigste seines Lebens. Urplötzlich fühlte er sich so leer und bedeutungslos, seitdem wusste er, dass das mit Kazutora mehr war und seit gestern ist er sich noch sicherer. Sicher, dass er ihn wirklich über alles liebte. Ob seine Gefühle aber jemals von dem Älteren erwiedert werden würden, wusste er nicht. Er befürchtete eher, dass es für immer einseitig bleiben würde.
*Soll ich ihn fragen?*, überlegte der Schwarzhaarige mir den braunen Augen in seinen Gedanken.
„Kann ich dich was fragen?", murmelte der Größere unsicher.
„Ja, was denn?", antwortete sein Freund, nachdem er Baji den letzten Rest Blut aus dem Gesicht gewischt hatte. Mit seinen Fingern knüllte Kazutora das Taschentuch zusammen und steckte es in seine Jackentasche. Dann schenkte er dem Jüngeren seine ganze Aufmerksamkeit, da er merkte, dass es Baji wichtig war, dass er ihm zuhörte.
„Naja...warst...warst du schon mal verliebt?", druckste Baji herum und bekam dabei einen leichten Rotschimmer um die Nase, der Kazutora sofort auffiel.
Nachdenklich sah der Ältere zur Decke und überlegte. Kurz darauf lachte er.
Verwirrt sah Baji ihn an und wurde sogleich noch etwas roter.
„Was lachst du denn?", knurrte der Braunäugige verärgert.
„Tut mir leid, aber ich weiß nicht wie sich Liebe anfühlt, deswegen weiß ich auch nicht, ob ich jemals verliebt war", grinste er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.
Verdutzt sah Baji ihn an.
„Wie du weißt nicht wie sich das anfühlt?"
Kazutora zuckte unbekümmert mit den Schultern.
„In meiner Familie gibt es sowas nicht, also woher soll ich es kennen? Bis vor kurzem wusste ich nichtmal wie sich Freundschaft anfühlt, da bin ich von Liebe ganz weit entfernt".
„Hattest du noch nie das Verlangen was mit nem Mädchen zu machen?", fragte Baji nochmal nach, der zwar schon des Öfteren ein Mädel geküsst oder sich an sie rangemacht hatte, aber so gut wie nie wegen Liebe.
„Nee, die sind mir alle zu nervig, mir reichen die Zeitschriften, die wir drüben haben", seufzte der Ältere und setzte sich neben seinen Freund.
„Wahrscheinlich bleib ich eh mein ganzes Leben allein, so wenig wie ich anderen Menschen vertraue."
„Dabei hast du so einen tollen Charakter"
„Das denkst aber auch nur du", lachte Kazutora. „Weißt du Baji, solang ich dich habe bin ich auch gar nicht allein. Du bist bestimmt besser als jedes Mädchen", grinste der Gelbäugige breit.
Verlegen schaute der Jüngere weg, als er merkte, dass ihm bei diesen Worten schon wieder eine gewisse Röte um die Nase schlich.
„Sag nicht, dass ich dich noch verlegen mache", lachte Kazutora als er die veränderte Gesichtsfarbe an seinem besten Freund wahrnahm.
„Ach Quatsch", bließ Baji scharf die Luft aus und schlug dem Jungen neben sich leicht in die Seite. Dieser jedoch lachte nur und legte seinen Kopf auf Baji's Schulter ab.
Der Größere lächelte ebenfalls und lehnte seinen Kopf an den von Kazutora.
*Ich wünschte so könnte es immer sein*, träumte der Jüngere vor sich hin und schloss die Augen.
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Vielen Dank für die inzwischen schon über 300 Leser und vorallem die ganzen Kommentare, die mich immer wieder sehr freuen 🥰
Hoffe das Kapitel hat euch gefallen, ich selber denke immer, dass ich nicht grade gut darin bin so Zweisamkeitsmomente zu schreiben, aber ich hoffe natürlich, es gefällt euch ^^😊
Habt noch einen schönen Tag ^^
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