Chapter 7 ~ Unknown

Der Abend -oder doch schon eher Morgen- neigt sich nun langsam dem Ende zu. Erst hat Gemma Niall bei sich zu Hause abgesetzt und ist dann zurück zu uns gefahren. Mittlerweile schon wieder etwas ausgenüchtert, kann ich nun auch wieder ohne Hilfe aufrecht stehen und gehen, weshalb ich es auch alleine in die Treppe hoch in mein Zimmer schaffe.

Völlig ohne Kraft lasse ich mich auf mein gemütliches Bett fallen und werfe einen Blick auf den Wecker, der auf dem Nachtschrank steht. 4:29am. Na dass kann ja was werden, wenn ich morgen wieder in die Schule muss.

Umständlich streife ich mir erst die Boots von den Füßen, darauf folgend meine Skinny Jeans und zum Schluss mein Pinkes Hemd, was zusammen alles Platz auf dem Boden vor mir findet. Mein Handy, welches ich noch schnell aus der Hosentasche gefischt habe, stecke ich an das Ladekabel, weshalb es noch mal aufleuchtet. Doch keine Nachricht von Louis. Vielleicht hat er ja wirklich nur nach einer schnellen Nummer gesucht.

Mit gemischten Gefühlen über den Abend drifte ich langsam in eine mehr oder weniger ruhigen Schlafen. Im Traum wieder bei dem Autounfall und auch bei diesem Abend, den Kuss mit Louis, die Verbindung, welche ich gespürt habe. Ob er das auch gespürt hat? Wenn ja, warum ist er gegangen und hat mir nur seine Nummer da gelassen, wenn es überhaupt seine Nummer ist.

Durch die gedämpften Stimmen, die in mein Ohr dringen werde ich langsam wach. „Ja eigentlich schon. Aber er war irgendwie in eine Prügelei verwickelt, meinte einer vom Personal." - „Eine Prügelei! Ich sagte doch du sollst auf ihn aufpassen, Gem!" - „Ja ich weiß! Er war aber auf einmal mit so einem Typen an der Bar und als wir ihn da dann nicht mehr gefunden haben, hab ich Niall losgeschickten ihn zu suchen. Der meinte dann, dass er ihn nicht gefunden hatte, was ich ihn immer noch nicht ganz abkaufen kann. Jedenfalls war Harry dann später komplett betrunken und die beiden Jungs hätten sich fast geprügelt." Mein Stiefvater, der sich als erste Stimme entpuppt hat, gibt nur ein nachdenkliches „Hmm" von sich. „Aber ich denke, dass wird nicht dramatisches sein! Du kennst doch die Jungs!", spricht Gemma, die die zweite Stimme repräsentiert. „Ja, das stimmt!"

Stille.

Blinzelnd öffne ich meine Augen und schließe sie darauf wieder schnell. Blöde Sonne. Ich wage mich an einen zweiten Versuch, der mir sogar gelingt. Es dauert einige Sekunde bis ich es schaffe meine Umgebung war zu nehmen. Gemma sitzt auf dem schwarzen Sitzsack am andere Ende meines Zimmer und spielt an ihrem Handy. Von meinem Vater ist nichts zu sehen. Wahrscheinlich ist er nach unten gegangen um Frühstück zu machen.

"Hey, du bist ja wach" - "Hmm" grummelnd erhebe ich meinen Oberkörper aus der Waagerechten in die Senkrechte, was sich aber als schlechte Idee heraus stehlt, da sofort ein stechender Schmerz durch meinen Kopf zieht. Mit einem schmerzerfüllten zischen, lasse ich mich zurück in die Kissen fallen und ernte deshalb einen herzhaften Lacher von Gemma. "Ach halt doch den Mund!"

Gemma's Lache verstummt auf Anhieb und es herrscht kurz Stille im Raum, die durch das Räuspern einer mir nur allzu bekannt Person zerschnitten wird. Augen verdrehend, seufze ich auf und überlege mir was jetzt das Beste ist, das ich in dieser Situation und für unsere Freundschaft tun kann. Auf der einen Seite, könnte ich ihm nachgeben und wir reden über den Vorfall von gestern oder ich schmeiß ihn einfach raus und genieße noch einmal die Ruhe vor dem Sturm, der sich Schule nennt und morgen beginnt. Klar weiß ich, dass ich ihn deshalb spätestens morgen wieder unter die Augen treten muss und somit das Gespräch nicht wirklich entgehen kann aber wenigstens könnte ich mir in der Zeit die Worte zurechtlegen, was mir noch einmal Sicherheit geben würde.

Schließlich entscheide mich für die Freundschaft und nicht für mein eigenes Wohlbefinden, weshalb ich ihn auch mit noch leicht genervt Stimme auffordere Platz zu nehmen. Ich selber starte einen zweiten Versuch an diesem Morgen mich aufzurichten, der mir sogar glücklicherweise gelingt. Niall nahm in der zwischen Zeit auf meinem Schreibtisch Stuhl mir gegen über Platz.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren beginnt ein Anstarr-Wettbewerb der extra Klasse, der durch Gemma aber angenehmerweise unterbrochen wird. "Ich-", sie kratzt sich am Hinterkopf und fährt dann fort, "Ja ich glaub ich geh mal Dad in der Küche oder so helfen" Wie von der Tarantel gestochen, springt sie auf und sprintet fluchtartig aus dem Zimmer. Die Tür fällt laut ins Schloss und eine angespannte Stille herrscht im Raum. Ab und zu hört man durch das geöffnete Fenster ein Auto unten auf der Straße vorbei fahren oder die Vögel welche wild durcheinander Zwitschern.

Die Stille zwischen uns wird von Minute zu Minute immer angespannter bis Niall mir leise etwas zu murmelt. Mein Kopf schnappt hoch und ich betrachte den kleinen Iren mit einen fragenden Blick. Er fängt damit an, an seinen Fingern zu knibbeln und weicht permanent meinen Blick aus. Ich warte noch ein paar Sekunden bis ich es selbst nicht mehr aushalte.

"Niall?"

"Harry...Ich also...Ach keine Ahnung-" Er rauft sich die Haare und lässt seinen Blick hektisch durchs Zimmer schweifen.

Was ist los mit ihm? So ist er doch sonst nicht!

"Niall was ist los? Was willst du sagen?" Mit Argusaugen beobachte ich alle seine Bewegung und versuche herauszufinden was plötzlich los ist. Ist noch etwas anderes passiert, von dem Ich nichts weiß? Ist er vielleicht gar nicht wegen gestern hier?

"Harry-", er atmet noch einmal kurz durch und schaut mir dann direkt in die Augen, "Das gestern...Wie soll ich anfangen...Also du weißt, dass du mein bester Freund bist und ich dich über alles liebe und dass niemals etwas zwischen uns stehen wird, richtig?" Ein Nicken meinerseits. Worauf will er hinaus?

"Ich hab gestern Scheiße gebaut, Harry! Es tut mir wahnsinnig leid was ich gemacht habe! Ich wollte, dass wirklich nicht, verstehst du! Ich wollte doch nur ein guter Freund sein! Du warst die ganzen Woche so traurig und ich wollte dir helfen! Wirklich das musst du mir glauben!" Sein Gesicht wurde richtig panisch und in meinem bildete sich eine immer größer werdende Falte auf der Stirn. Was zur Hölle hat er gemacht?

"Niall was-"

"Ich hab dich abgefühlt und das mit Luke ist auch auf meinen Mist gewachsen. Also letzteres eher spontan, da ich Luke zufällig in der Menge entdeckt habe und er mir noch einen Gefallen-"

"Du hast was? Sag mal spinnst du, oder was!" Ich kann einfach nicht glauben, was mir mein bester Freund hier gerade eröffnet hat! Wie kann er nur glauben, dass er mir somit auch nur eine Stück hilft.

"Harry-"

"Nein, geh einfach!"

"Harry, ich-"

"ICH SAGTE, DU SOLLST GEHEN!"

"JETZT HÖR MIR DOCH MAL ZU!"

Beide starren wir uns an. Ich spüren den beschleunigten Puls in mir und meine Atmung geht hektisch. Auch Niall vor mir, der mittlerweile vom Stuhl aufgesprungen ist, genauso wie ich vom Bett, atmet die Luft nur noch stoßweise aus. Die Vene an seiner linken Halsbeuge tritt deutlich hervor.

Er weiß genau wie ich zu dem Thema Alkohol stehe. Er weiß ganz genau, warum ich Alfie und meine Mutter vor ein paar Wochen verloren habe und trotzdem zieht er so eine Scheiße ab! Über die Sache mit Luke kann man hinweg sehen aber für das andere muss er schon eine wirklich gute Erklärung haben, um das Ruder noch rumzureißen.

"Ok was hast du zu sagen!" Mit den Armen vor der Brust verschränkt und einer Augenbraue hochgezogen, lasse ich mich zurück aufs Bett fallen und warte darauf, dass er sich aus diesem Missstand rettet.

"Harry es tut mir wirklich leid, okay! Ich hab nicht nachgedacht! Ich weiß, dass du und der Alkohol auf dem Kriegsfuß stehen aber keine Ahnung! Ich verspreche dir hoch und heilige auf alle Nando's Gutschein, die ich besitze, dass ich das niemals wieder mache! Ich wollte dir einfach nur helfen und ja ich weiß, dass ich damit kein bisschen das bewirkt habe, was ich mir erhofft habe! Und es tut mir wirklich aufrichtig leid!"

Ich nickte. Auf der einen Seite, hatte er recht es war scheiße von ihm. Das kann man drehen und wenden wie man will, es bleibt einfach eine beschissene Aktion. Ich stoße die Luft geräuschvoll aus, schließe die Augen und lasse mich mit in die weiche Matratze fallen. Auf der anderen Seite, hatte ich die letzte Nacht endlich mal wieder Spaß! Ja ich konnte zeitweise sogar vergessen was alles passiert ist, konnte mich fallen lassen. Und ohne ihn hätte ich auch nicht Louis kenne gelernt.

Louis!

Schlagartig saß ich wieder senkrecht im Bett. Schlechte Idee, mein Kopf scheint den Alkohol wohl doch noch nicht vertragen zu haben! Der Ire schaut mich aus reuevollen Augen fragend an. Seinem Gesicht nach zu urteilen, hat er keine Ahnung ob meine Reaktion gerade Gutes oder Schlechtes für ihn bedeutet.

„Harry, was-"

„Deine Idee war zwar scheiße, ohne Frage aber könnte vielleicht doch ihr Ziel erreicht hab." Mit angestrengt Blick schaue ich mich um und versuche mein Handy ausfindig zu machen. „Hast du mein Handy gesehen?", fragend schaue ich Niall an, der nur verwirrt mit den Achseln zuckt.

„Keine Ahnung, ich denke am Ladekabel vielleicht. Generell worauf möchtest du hinaus?"- „Ich hab den Typen, der mir die Nummer geben hat, noch angeschrieben und ich will wissen ob er geantwortet hat"

Während ich ihm das erkläre drehe ich mich um schmeiße mich einmal quer über das Bett um an meine Steckdose zu kommen, wo doch tatsächlich mein Handy hängt. Wenigstens zu einer Sache war mein betrunkenes Ich im Stande.

„Und äh bist du jetzt sauer auf mich?" er knetet unruhig seine Hände und schaut beschämt auf den Boden. „Definitiv ja! Wie du selbst gesagt hast kennst du meinen Standpunkt! Aber ich denke jeder macht mal Fehler und ich bin kein Mensch, der anderen keine zweite Chance gibt." -„Das heißt?" in seinen Augen spiegelt sich Hoffnung. Ich nickte nur zaghaft.

Der kleine Blondschopf sprang auf und hüpfte mit voller Freude aufs Bett, um mich in eine Umarmung zu ziehen. Er murmelt, während er mich fest umschlossen hält, Entschuldigungen und Sachen wie, dass er so etwas nie wieder macht, in meine Ohr.

„So und hat dein Loverboy dir geantwortet?"

„Heyyy! Soll ich es mir doch noch mal anders überlegen!", necke ich ihn und schalte mein Handy an. Es dauert wenige Sekunde bis es hoch gefahren ist und ich den PIN eingeben muss. Keine 2 Sekunden später habe ich zwei neue Nachrichten. Einmal von Louis und die andere ist von Unbekannt.

Verwundert beiße ich mir auf die Unterlippe und öffne den Chat mit Louis.

From: Louis
To: Harry

Also ich bin zwar nicht der, den du erwartest hast aber ich hab deine Nummer mal weiter geleitet.
Zayn

„Wer zur Hölle ist Zayn?", sprechen Niall und ich gleichzeitig aus. Mit misstrauischen Blick schauen wir uns an und einigen uns darauf erstmal die andere Nachricht zu lesen.

From: Unknown
To: Harry

Wie ich sehe, hast du dich doch gemeldet. Zayn hat mir gerade deine Nummer weitergeleitet. Ehrlich gesagt, hatte ich echt schieß, dass du dich wegen meinem nicht gerade tollen Abgang nicht mehr meldest. Ich hoffe du kannst mir verzeihen!
Louis

Und genau jetzt war einer der letzten Momente in meinem Leben gekommen, an dem ich besser alles stehen und liegen gelassen hätte, um so viel Abstand wie nur möglich zwischen mir und diesen Mann zu bekommen.

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Da hat das Narry Drama doch noch ein Happy End gefunden. Ob das so lange bleibt?

Warum hat Louis wohl Harry Zayn's Nummer geben und nicht gleich seine? Steckt da vll noch mehr hinter?

Und was hat es bloß immer mit diesen mysteriösen letzten Satz auf sich?

All the Love, F xx

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