Chapter 6 ~ Handynummer

"Harry, geht es dir gut?"

Warum ist er so schnell gegangen? Warum hat er sich nicht verabschiedet? Habe ich etwas falsch gemacht? Bin ich ein schlechter Küsser? Hat er vielleicht doch gemerkt, dass ich nicht gut genug bin? Aber warum hat er mir dann die-

"Harry, verdammt nochmal!", erst die schnipsenden Finger des kleinen Iren vor meinem Gesicht lassen mich aus meiner Schockstarre erwachen. Meine Augen immer noch auf den Zettel mit der Handynummer gerichtet, murmle ich meinem besten Freund ein kleines "Was?" zu. Ich wage es einfach nicht den Blick von der kleinen Notiz abzuwenden aus Angst, dass sie gleich wieder wie ein Traum verpufft.

"Ich hab dich gefragt, ob alles in Ordnung ist.", erklärt er mir und mustert mich argwöhnisch. Sein Blick bleibt bei meinen Händen stehen. Anscheinend ohne groß nachzudenken, greift er plötzlich einfach nach dem Zettel und zieht in mir aus der Hand.

"Hey, sag mal spinnst du, oder was?", keife ich ihn an, endlich wieder zurück in der Realität. Hat er noch alle Tassen im Schrank? Er kann mir doch nicht einfach die Nummer von Louis aus der Hand reißen! Sie hätte kaputt gehen können! Obwohl das jetzt ehe egal ist, da er ja anscheinend kein großes Interesse an mir hegt, sonst wäre er ja schließlich nicht so schnell verschwunden!

"Natürlich nicht! Was ist das überhaupt?", seine Stimme wechselt von harsch zu fragend, den Zettel in der Hand hin und her wendend. Als sein Blick auf die Nummer fällt, schnellt sein Kopf ruckartig hoch und seine Augen sind weit geöffnet. Aus seinem Mund entweicht ein wissendes "Oh".

„Gib das wieder her", vergeblich versuche ich ihn die Nummer zu entwenden, leider ohne Erfolg, da er sich immer schnell von mir weg dreht. Gott, manchmal benimmt er sich wirklich wie ein Kleinkind! Würde ich es nicht besser wissen, würde ich ihn für einen zu groß gewachsenen 12 Jährigen halten.

„Von wem ist die?" - „Geht dich gar nichts an!" - „Ach komm schon Harry! Wer ist dein heimlicher Verehrer? Dieser Hüne von vorhin?" Ein genervtes Stöhnen entweicht mir, als ich an die Prügelei zurückdenken muss. Die beiden haben sich doch wirklich um mich gestritten? Daran sieht man mal wieder, dass ich nur schaden anrichte! Immer werden Leute meinetwegen verletzt! Erst Mom und Alfie und jetzt Luke und Louis.

„Nein, der ist nicht von Luke! Außerdem ist es ehe egal, ich werd ihn nicht anrufen!", meine Stimme wieder kratzig. Ich allein bin schuld an den Tod der beiden und deswegen werde ich mich auch von dem Wuschelkopf fern halt! Ich will nicht, dass Louis zu schaden kommt, nur weil er sich mit mir abgibt! Das könnte ich nicht verantworten.

„Aber warum denn nicht, Harry? Du könntest endlich wieder Glücklich werden mit ihm.", Niall schenkt mir einen mitleidenden Blick und streichelt mir aufmunternd über den Rücker. Ach super jetzt bin ich wieder der kleine Harry, der so traurig ist und nichts auf die Reihe bekommt, dass er von jedem bemuttert werden muss!

„Nein Niall! Lass es gut sein!", mit der linken Hand schieben ich seine, die auf meinem Rücken rauf und runter fährt weg, „Ich werde ihn sicherlich nicht anrufen! Alleine schon aus dem Grund, dass ich über all nur Chaos und Trauer hinterlasse! Ich will nicht noch jemanden mit meinen Problemen belasten!" Mit verdatterten Gesichtsausdruck schaut mich der kleine Ire aus großen Augen an. Anscheinend hat er nicht mit so einer Antwort gerechnet.

Es dauert nur wenige Sekunde bis er sich wieder fängt und seine Stimme erhebt. „Ach Harry, du-" - „Nichts 'Ach Harry'! Und außerdem hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln! Nur weil es mir scheiße geht und ich die wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren haben, heißt das nicht, dass ich zu nichts mehr im Stande bin, verstanden! Also hör endlich auf damit mich zu bemuttern!", meine Stimme scheint endlich wieder ihre Kraft zurück gewonnen zu haben. Ohne ihn noch einen Blick zu würdigen drehe ich mich um und marschiere genervt aus den Raum. Auf halber Strecke drehe ich jedoch noch mal um und reiße ihn den Zettel mit den Worten „Das gehört außerdem mir!" aus der Hand. Man weiß ja nie, ob ich Louis vielleicht doch noch mal anrufen möchte.

Ohne auch nur auf irgendjemanden zu achten, steuere ich sofort die Bar an und lasse mich dort auf einen Hocker fallen. Es kann doch wohl nicht sein, dass mir jeder in meinem Leben vorschreiben möchte, wie ich zu leben habe! Um dies Aussage auch gleich noch mal zu bestätigen, bestelle ich mir 5 Kurze beim Barkeeper, welche ich mir dann auch gleich runterkippe. Ein Blick auf die Uhr hinter der Theke verrät mir, dass es erst kurz nach 1 ist und ich so noch eine Stunde habe, bis ich mich mit meiner Schwester und Niall im Foyer treffen muss.

Wie von selbst erhebe ich mich von dem abgesehen Leder des Barhockers, um mich auf die Tanzfläche zu begeben. Vielleicht bringt der Abend ja doch noch eine wenig Spaß mit sich.

Um 5 vor halb 3 trete ich dann auch wieder den Weg zum Ausgang an, damit ich Gemma und Niall nicht verpasse und nachher mir noch eine Zugticket besorgen muss, um Heim zu kommen. So sitze ich nun ziemlich angeheitert, da ich mir zwischendurch noch ein paar Shots genehmigt habe, im Foyer auf der Couch von vorhin und warte auf meine beiden Begleitungen, die nur wenige Sekunden später auf mich zu kommen.

Als ich jedoch Niall's Gesichtsausdruck schon vom weiten erkenne, verschwindet meine gute Laune auf einen Schlag. „Hey, was ist euch beiden denn über die Leber gelaufen? Erst Niall und jetzt du, Harry?", meine Schwester haut mir neckend auf die Schulter. Niall schnaubt nur genervt und verschränkt darauf nur die Armer vor der Brust. Augen verdrehend, wegen seinem kindischen Verhalten, schnaube ich ein „Ist doch egal" zu meiner Schwester und erhebe mich vom Sofa. Keine gute Idee, wie ich leider feststellen muss, da der Alkohol anscheinend doch schon ziemlich viel war, falle ich wieder zurück in die Polster.

Im Augenwinkel sehe ich wie der Ire die Augen verdreht und so etwas wie „War ja mal wieder typisch" murmelt. Da mein alkoholisiertes Ich offenbar nicht der Fan von klugen Ideen ist, springe ich wieder auf und will gerade ansetzten etwas zu sagen, als mir schon wieder schwarz vor Augen wird. Halt suchend, will ich mich an Niall festhalten, der vermutlich denkt, dass ich ihn eine rein hauen wollte, weshalb er einen Schritt zu Seite macht und ich deswegen mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aufschlage. Hände nun leicht aufgeschürft und eine kleine Platzwunde an der rechten Augenbraue.

„Scheiße Harry!", meine Schwester stürmt sofort auf mich zu und kniet sich neben mir, „Ist alles okay? Tut dir was weh? Was machst du denn für Sachen?" Mit einem Arm greift sie unter meine hindurch und versucht mich hoch zu hieven. „Ist doch nicht meine Schuld, wenn der Idiot da einfach zu Seite geht, wenn ich gerade umkippe!", meine Stimme fest und anklagend, während ich Niall böse anstarre.

„Ach jetzt ist das meine Schuld, wenn du dir die Kante gibst und danach nicht mal mehr gerade stehen kannst? Wer hat mir denn vorhin im Klo angebrüllt, dass er dich nicht, ich zitiere, 'bemuttern' soll? Richtig das warst du!", zischt dieser mich an. "Eyy Jungs, ist das jetzt eurer ernst?", Gemma, die mich immer noch stützt, schaut uns mit wütenden Blick anklagend an.

"Ja!", kommt es von uns beiden wie aus der Pistole geschossen und giftige Blicke austauschend.

"Gibt es hier ein Problem?", ein Türsteher, der vorhin auch schon bei der Schlägerei mit Louis und Luke geholfen hat, kommt auf uns zu. Sein Blick wechselt von Freundlich zu Genervt als er mich erkennt. „Warst du nicht vorhin schon bei der Prügelei dabei?", fragt er nun im sarkastischen Ton an mich gerichtet. Gemma's sowie auch Niall's Gesicht schnellt ungläubig vom Türsteher zu mir. Na danke auch!

„Nein hier gibt es kein Problem, ja das war ich und wir gehen jetzt!", ratter ich, mittlerweile von allen Anwesenden genervt, runter, den neugierigen Blick meiner Begleitungen im Nacken. Ich versuche noch einmal tief durchzuatmen, bevor ich mich umdrehe und an Gemma wende, da ich Niall jetzt einfach ignoriere, sonst kommt es hier wirklich noch zu einem Streit.

„Können wir jetzt bitte einfach los?", da meine Frage mehr wie eine Aufforderung klingt, nickt meine Schwester einfach und hilft mir dabei ohne weitere Stürze den Club zu verlassen. Zu meinem Glück schaffen wir dies auch bis zum Auto, wo meine Schwester mich auf der Rückbank verstaut. Niall, der nur hinter uns her getrottet ist, setzt sich auf den Beifahrersitz und würdigte mir, so wie ich das mitbekommen habe, für den Rest der Fahrt keines Blickes mehr.

Irgendwann zwischen durch wird mir dann doch langweilig und ich hole den Zettel mit der Nummer raus, den ich nach der Diskussion auf dem Klo einfach in meiner Hosentasche verstaut habe. Mein Blick wandert kurz nach oben, wo ich auf eine neugierige Gemma treffe, die mich durch den Rückspiegel beobachtet. Ich gebe ihr nur ein aufgesetzt Lächeln und hole dann auch mein Handy heraus.

Was kann schon groß schief gehen? Falls er doch kein Interesse an mir haben sollte, wird er einfach nicht Antwort. Außerdem wie sagt man so schön, Probieren kostet nichts!

From: Harry
To: Louis

Hi, ich weiß eigentlich nicht ob du dich an mich erinnerst aber ich bin der Typ aus dem Club, den du geküsst hast und dann einfach mit deiner Nummer stehen gelassen hast. Ich hab ehrlich gesagt auch keine Ahnung warum ich dir das schreibe, weil ich denke, dass du das nicht mit mehreren gemacht hast, also ich hoffe es jedenfalls!
H.

Hätte ich jemals schon zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass diese kleine Nachricht mein komplettes Leben auf den Kopf stellen sollte, hätte ich diese Nummer niemals in mein Handy eingetippt.

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Uhh da gibt es wohl Zoff im Hause Narry!

Na was denkt ihr, werden die beiden sich wieder vertragen?

Wird Harry eine Antwort auf seine Nachricht bekommen oder hat der lieb Louis sein Interesse verloren?

All the Love, F xx

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