Chapter 5 ~ Der Toilettenraum

Der Toilettenraum ist wie zu erwarten voll mit irgendwelchen Kritzeleien und der unangenehme Geruch von Ammoniak steigt mir sofort in die Nase. Das Licht flackert und eine Tür der beiden Toilettenkabinen ist gar nicht mehr vorhanden. Im allgemeinen kann man sagen, dass dieser Ort kein Ort ist, dem man freiwillig mehr als 5 Minuten besuchen möchte.

Louis, der mich immer noch an der Hand hinter sich her schleift, steuert nun die Waschbecken an, die alles andere als einladend aussehen. Dort angekommen lässt er meine Hand los, dreht sich um und schaut mich mit seinen ozeanblauen Augen auffordernd an, was ich nur mit einem verwirrten Blick quittiere.

Er stöhnt kurz einmal genervt auf und dreht den Wasserhahn auf und deutet dann darauf. Und so langsam dämmert es mir, was er von mir will. Ich mach also noch einen Schritt auf das abgeranzte Waschbecken zu und stütze mich auf dieses ab. Meine rechte Hand halte ich unter den Wasserstrahl und schöpfe mir so etwas von der kühlen Flüssigkeit ins Gesicht. Dies wieder hole ich noch einige Male, bis ich mich wieder mit beiden Hände abstütze und tief einatme.

Und es hilft wirklich! Das brummen in meinem Schädel wird weniger und ich merke wie die Luft durch meine Lunge strömt und in meinen Blutkreislauf übergeht. Ich schließe noch einmal die Augen, bevor ich meinen Kopf hebe und im Spiegel nach dem kleinen Wuschelkopf sehe.

Dieser steht mit den Armen vor der Brust verschränkt und seinem Blick auf mir, an der Wand gelehnt. Als sich unsere Blicke treffen, tritt ein leichtes Lächeln auf seine Lippen, was mich sofort ansteckt. Da ich nun endlich die Gelegenheit habe ihn mir richtig im Licht anzusehen, lasse ich meine Augen über seinen Körper wandern.

Seine dunkelbraunen Haare liegen verwuschelt auf seinem Kopf, was im sogar richtig gut steht und kein bisschen albern aussieht. Sein Gesicht wirkt durch seine hohen Wangenknochen, die ihn unglaublich attraktiv machen, etwas kantig. Seine Augenbrauen sind leicht geschwungen und sein Bart passt perfekt zu ihm, nicht zu lang und auch nicht zu kurz, schlicht gesagt ein perfekter Dreitagebart. Die Lippen sind schmal und voll zugleich. Und von seinen Augen brauche ich erst gar nicht anfangen! Sie sind einfach zu atemberaubend, dass es eine Schande wäre sie nur als perfekt oder unbeschreiblich zu betiteln.

Sein Oberkörper wird von einem Kurzärmligen Burberry Hemd bedeckt, bei denen die ersten beiden Knöpfe offen sind. Der Einblick, der einen dadurch gegeben wird, lässt einen auf einen muskulösen und gut definierten Brustkorb schließen. An seinen Armen sind unzählige Tattoos zu erkennen, die ihn etwas rebellisches verleihen. Besonders die kleinen beiden Zahlen auf seinen Fingern an seiner linken Hand stehen ihn unglaublich gut.

Die hellblaue Tapered Jeans an seinen kurzen Beinen hat genau die richtige Farbe, um perfekt zu dem beige karierten Hemd zu passen. Um sein perfektes Outfit noch schöner zu machen trägt er an seinen Füßen weiße Adidas Continental, die nicht eine kleine dreckige Stelle aufweißen. Einfach ausgedrückt er sieht atemberaubend schön aus!

"Na gefällt dir, was du siehst!"

Seine Frage, die mehr eine Feststellung ist, lässt mich aus meinen starren auf schrecken und meine Wangen tomatenrot färben. Von ihm kommt nur ein kurzer Lacher. Mit seinen Armen, die gerade noch vor seiner Brust verschränkt waren, drückt er sich von der Wand ab und läuft mit seinen Blick direkt auf mich gerichtet zu mir herüber. Zwischen durch fährt er sich durch die wuscheligen Haare, was mir weiche Knie bereitet.

Und genau zwei Dinge werden mir genau in diesem Moment über diesen mysteriösen jungen Mann bewusst und zwar die Tatsache, dass er genau weiß wir er seinen Körper einsetzten muss, um das zu bekommen, was er will, sowie der Fakt, dass ich ihm jetzt schon bedingungslos verfallen bin. Selbst der Gedanke von Alfie und meiner Mutter sind aus meinem Verstand gewichen und haben Platz gemacht für andere Dinge, wie dem Gedanken, dass dieser Mann vor mir einfach wunderschön ist.

Apropos dieser wunderschön Mann, denn dieser hat die paar Meter zu mir überwunden und steht nun genau vor mir, starrt mich mit seinen ozeanblauen Augen an, als wäre er ein ausgehungerter Löwe, der nur noch einen großen Satz mach muss, um seine Beutete zu fangen und zu töten. Und genau dieser Blick ist es, der mich neben ihn unfassbar klein fühlen lässt. Dieser Blick, der mir zeigt, dass ich nichts in meiner Macht stehende tun kann, um mich ihn zu wieder setzten oder eher gesagt, dass ich es lieber nicht tun sollte.

"Geht's dir besser?", der Wuschelkopf legt den Kopf leicht schief und streicht mir mit einer Hand leicht über den Arm. Auf der Stelle breitet sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper aus, meine Nackenhaare stellen sich auf und ein heißer Schauer läuft mir über den Rücken. So überwältigt mit der Reaktion, die seine Berührung auf meinem Körper auslöst, kann ich nicht mehr als nur zu Nicken.

"Ok gut! Dann gehen wir jetzt tanzen!", mal wieder ohne auf eine Antwort zu warten greift er nach meiner Hand um mich aus der stickigen Toilette zu befördern, doch da hat er dich Rechnung nicht mit mir gemacht. Ich muss ihn jetzt einfach die eine Frage stelle, die mir schon die ganze Zeit im Gedächtnis brennt.

"W-Warum ich?", meine Stimme ist brüchig und nicht mehr als ein Wispern. Mein Blick versucht den seinen auszuweichen und liegt auf dem dreckigen Boden zwischen unseren Füßen, da ich mich einfach viel zu eingeschüchtert fühle in seiner Gegenwart. Mit meiner einen Hand knete ich die Finger der anderen und kaue währenddem auf meiner Unterlippe rum.

Louis ist so viel mehr als ich und trotzdem verschwendet er seine kostbare Zeit hier mit mir in dieser ekelhaft stinkenden Toilette, obwohl er gerade so viele Leute auf der Tanzfläche aufreißen könnte! Was will er mit mir anfangen? Was will er mit einem Jungen anfangen, der es nicht mal schafft nur einen Tag glücklich zu sein? Der keinen Sinn mehr am Leben sieht, einfach nicht mehr leben will!

Der Abstand zwischen unseren Füßen verringert sich und seine warmen Fingen legen sich unter mein Kinn, drücken dieses nach oben. Sein Daum befreit meine massakrierte Lippe aus meinen Zähnen. Mit leichten Tränen in den Augen, wegen meiner Selbstzweifel, werde ich nun unweigerlich gezwungen ihn anzusehen.

"Du bist wunderschön! Innerlich wie äußerlich, hörst du! Niemand in der Welt könnte es mit dir aufnehmen!", er haucht mir diese Worte entgegen, was mir nun endgültig die Tränen aus den Augen fließen lässt. Er reagiert sofort und streicht mir mit dem Daumen, der gerade noch an meiner Lippe war, die Tränen aus meinem Gesicht.

"A-Aber du kennst mich doch g-gar nicht", meine Stimme zittert nun so sehr, dass ich das Gefühl habe, gleich gar nicht mehr sprechen zu können. Wie kann er nur so etwas sagen, obwohl er keine Ahnung hat wer ich bin und wie geschunden mein Körper ist?

"Aber ich spüre es!", mit seinem heißen Atem haucht er mir diese Wort ins Gesicht und schaut mir direkt in die Augen, die so viel Leid wiederspiegeln, als wäre er dabei gewesen, als hätte er mit in diesem Auto gesessen, als wüsste er genau wie es mir geht.

Und vielleicht ist es genau das, was mich so verbunden zu diesem Unbekannten fühlen lässt. Als könnten wir ohne etwas zu sagen, spüren was in dem anderen vorgeht!

Beide stehen wir nun hier, dicht an dicht, in einem abgeranzten Toilettenraum eines Clubs in Manchester und starren in die Augen des jeweils anderen. Keiner wagt es nur einen Ton von sich zu geben, damit er nicht die angenehme Spannung, die zwischen uns herrscht, zerstört.

Ich weiß nicht wer von uns beiden den ersten Schritt gemacht hat, aber was ich sicher weiß ist, dass Louis' Lippen unglaublich weich sind. Seine schmalen Lippen drücken sich so sanft gegen meine, als hätte er angst, dass ich gleich unter seiner Berührung zerbrechen würde. Automatisch klammer sich meine Arme um seinen Hals vergleichsweise mit einem Ertrinkenden, der sich mit aller Kraft versucht Überwasser zu halten. Doch anscheinend bin ich nicht der einzige von uns beiden, den es so geht, denn auch Louis schlingt seine Arme um meinen Oberkörper und krallt sich mit seinen kleinen weichen Händen in meiner Hüfte fest.

Der Kuss wird nicht wilder, nein er bleibt wie er ist, sanft und unschuldig. Genau das, was wir beide gerade gebraucht haben! Nach gefühlt etlichen Monaten der Trauer habe ich endlich wieder das Gefühl mein Zuhause wieder gefunden zu haben! So als würde ich endlich wieder ein Licht am Ende des düsteren Tunnels sehen!

Nach mehreren Minuten lösen wir uns wieder und schauen uns mit einem breiten Lächeln auf den Lippen in die Augen. Und wenn ich ehrlich bin könnte ich ewig so stehen bleiben und mich in den blauen Augen des Wuschelkopfs verlieren. Doch Louis gibt mir einen kurzen Kuss bevor er mir einen kleinen Zettel in die Hand drückt und ohne ein Wort zu sagen den Raum verlässt, mich maßlos überfordert zurücklässt.

Keine Sekunde später steht Niall neben mir und mustert mich verwirrt. Allerdings ist mir der kleine Ire vollkommen egal, denn der Zettel hat gerade meine komplette Aufmerksam gewonnen.

Call Me!

+44-7870******

Und hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, was dies alles mit sich führt, hätte ich mich an diesem Abend am liebsten in meinem Zimmer eingeschlossen und wäre dort erst am nächsten Morgen wieder raus gekommen!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Larry Kiss!!💚💙

Warum ist Louis wohl so schnell verschwunden?

All the love, F xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top