Chapter 2 ~ Autofahrt
Mit noch halb nassen Haare, da 10 Minuten föhnen einfach nicht reichen und einen blauen Handtuch verlasse ich das Badezimmer und tapse rüber in mein Zimmer, wobei ich kleine noch feuchte Fußabdrücke auf dem Flurboden hinterlasse. Dort angekommen, fällt das Handtuch achtlos auf den Boden zu den anderen Klamotten, die schon längst überfällig für die Wäsche sind und mit einer routinierten Bewegung fische ich mir eine schwarze Calvin Klein Boxer aus dem Schrank. Die Sachen, welche mir Niall rausgesucht hat, liegen auf dem Bett und daneben stehen meine geliebten braunen Wildleder Boots. Laut die Luft ausstoßend, lasse ich mich daneben auf dem Bett fallen, um sie zu mustern. Und da ich Niall schon sehr lange und sehr gut kenne, wusste ich von anfang an, dass das eine schlechte Idee war ihn die Kleiderwahl zu überlasse, denn wenn er vorhatte mich heute bei irgend einem notgeilen Fremden meine Nacht verbringen zu lassen, dann hat er definitiv die richtigen Sachen gewählt. Nur hatte er mich und meine nicht vorhandene Lust jemanden aufzureißen nicht mit einberechnet.
"Mensch Harry, du hast deine Sachen ja immer noch nicht an! Wir wollen jetzt eigentlich los. Oder willst du nur in Boxer gehen? Das würde Einigen bestimmt gut gefallen! ", trällert der Ire als er in mein Zimmer kommt. Fassungslos starre ich ihn. Wie bitte was? Soll ich mich jetzt Prostituieren? "Niall, dein scheiß Ernst?", keife ich ihn deshalb an und greife schnell zu dem Wäscheberg neben mir. "Das", ich halte das pinke Hemd mit weißen Punkten hoch, welches er mir rausgelegt hat "sieht au-" - "sieht wunderschön an dir aus! Ja, da hast du recht!", unterbricht Blondie mich und lächelt mich unschuldig an. Was für ein Arsch! Ich gebe noch ein genervtes Knurren von mir, bevor ich mich widerwillig in die enge schwarze Skinny Jeans stopfe und mir das Hemd überwerfe.
Immer noch ziemlich angepisst von Niall seiner Idee mit dem Club, seine Kleiderwahl für mich und generell eigentlich allem stiefel ich bockig, trampelnd und mit vor der Brust verschränkten Armen die Treppe runter. Am Fuße dieser stehen schon der Ire und Gemma, welche beide ein breites unschuldiges Grinsen drauf haben und auf mich warten.
"Wow Harry, du siehst ja wunderschön aus! Ich wusste gar nicht, dass du so einen guten Kleidergeschmack hast." Niall und Gem prusten darauf beide los und müssen sich vor lachen schon die Bäuche halten. Ich hingegen schlagen Ni gegen den Oberarm und nuschel ein "Ihr beide seid echt ziemlich scheiße", bevor ich mich an beiden -natürlich nicht ohne einen Todesblick der allerersten Klasse aufzusetzen- vorbeischiebe, um mich vor den Spiegel im Eingangsbereich zu stellen. Mit gekonnten Bewegungen richte ich noch schnell meine Haare und das Hemd, ehe ich nach meinem Hausschlüssel auf der Kommode greifen und ihn in meiner linken hinteren Hosentasche verstaue.
"Habt ihr es denn bald? Ich bin nicht die Person, die da hin will!", maule ich meine Schwester und meinen besten Freund an, da sie immer noch am Treppenende stehen und leicht kichern. "Ist ja schon gut, du Spaßbremse.", spricht Gem und tätschelt mir die Wange. Auch Dad kommt nun aus dem Wohnzimmer und gibt uns nochmal eine Predigt nicht zu viel zu trinken und erst recht keine Drogen zunehmen. Sehe ich echt so aus als würde ich nach dem Unfall jemals wieder Trinken gehen oder geschweige denn Drogen nehmen? Nein, richtig! Er drückt uns alle nochmal bevor wir uns mit voller Begeisterung, mit ausnahme von mir, ins Nachtleben stürzen können.
An Gem's weißen Audi a5 angekommen, reiße ich sofort die Tür auf und lasse mich murrend auf die Rückbank fallen. Angepisst ziehe ich mein Handy aus der rechten hinteren Hosentasche, um die Uhrzeit zu checken. Super, es ist 20:58 Uhr! Das heißt wohl wir werden weiter Weg in einen Club fahren und wahrscheinlich noch irgendwo Essen gehen. Als die beiden anderen Trödelheinies es denn auch endlich mal ins Auto geschafft haben, zückt Niall prompt sein Telephon und gibt die Adresse des Clubs ins Navi ein. Oh super, wir fahren ins "fifth". Das wird ja immer besser! Jetzt fahren wir auch noch nach Manchester. Ist ja nicht so als würde wir da eine halbe Ewigkeit durch die Gegend fahren müssen. Das darauf folgende genervte Seufzen ist anscheinend so laut, dass Niall sich jetzt nun auch ziemlich genervt zu mir umdreht und eine Miene aufsetzt, die Bände spricht.
„Jetzt hör mir mal zu, Harry! Mir recht das jetzt endgültig und du weißt, dass ich ein ziemlich großes Verständnis für alles und jeden habe! Gemma und auch ich sind nicht die Person gewesen, die sich seit Wochen in ihrem Zimmer barrikadiert, nichts mehr isst und mit keinen mehr redet! Wir machen das hier für dich, verstanden! Also reiß dich jetzt verdammt nochmal zusammen und zeig uns wenigsten ein bisschen Respekt! Und was sagt dieser eine komische Sänger, welchen du immer hörst, nochmal? Treat People With Kindness, oder? Also mach das verdammt nochmal auch! Danke!", keift mich Niall nun ziemlich aufgebracht an. Während seiner Ansprache habe ich mich versucht immer kleiner zu machen und die Schultern hochzuziehen. Eingeschüchtert beiße ich mir auf die Unterlippe und gebe ein leichtes Nicken von mir, denn irgendwie hat er ja schon recht. „Tut mir leid. Ich wollte euch nicht so behandeln.", gebe ich nur leise genuschelt von mir und sehe schuldbewusst auf den Boden.
Kurz herrscht noch Stille bis Gemma endlich den Motor anlässt und aus der Einfahrt rollt.
Nach gefühlten Stunden -es sind eigentlich nur 25 Minuten-, in denen ich nur aus dem Fenster starre, während Niall und Gem sich ausgelassen über irgendwelche belanglosen Themen, wie irgendwelche A und B Promis unterhalten, kommen wir endlich beim Manchester Airport vorbei.
Das gute daran: wir haben ungefähr die Hälfte der Fahrerei hinter uns gebracht.
Das schlechte: ich werde jedesmal, wenn ich den Flughafen oder Flugzeug sehe daran erinnert, dass Alfie und ich eigentlich diesen Sommer für drei Wochen in die USA fliegen wollten aber naja da wurde uns ja leider ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Es wäre unser erster gemeinsamer Urlaub gewesen und wir hatten vor ein bisschen durch ein paar Staaten zu trampen und mal hier und dort vielleicht auch ein wenig länger zu bleiben, um uns die Stadt anzusehen, was man halt als Tourist so macht. Aber daraus wurde nichts.
Erst nachdem ich etwas Nasses auf meine Hand spüre, merke ich auch die heißen Tränen auf meinen Wangen, die auch schon auf meine Hände tropfen. Durch das Schluchzen, welches nun auch heiser aus meiner Kehle kommt, verstummt die angeregt Diskussion, ob nun Golf oder Tennis der bessere Sport ist, plötzlich und Niall dreht sich abrupt um während Gemma mir einen besorgten Blick durch den Rückspiegel zuwirft. Mein Schluchzen wird noch einmal lauter als er mir seine Hand aufs Knie legt, um mir Trost zu spenden. Dass, es das aber noch schlimmer macht, kann er leider nicht wissen und meine Tränen strömen inzwischen in Bächen über mein bleiches Gesicht.
Dann ist es endgültig vorbei mit mir und ich lehne meinen Kopf laut schluchzend an die kühle Fensterscheibe und fange an vor mich her zu brabbeln, womit ich das denn alles verdient habe und warum genau mir das passieren musste, während nun auch mein Hemd leichte nasse Flecken trägt. Immer wieder wechseln sich die Schluchzer und die schwer verständlich gelallten Fragen, bis nur noch ein Tränen ersticktes Wimmern bleibt, dass einem einsamen Hund gleicht, der gerade sein Herrchen verloren hat. Niall, der sich zu mir nach hinten gesetzt hat, da Gemma an einen kleinen Autorasthof gehalten hat, zieht mich in eine innige Umarmung und flüstert mir immer wieder zu, dass alles gut wird. Pah, das ich nicht lache! Es wird nie wieder so sein wie früher, wie vor ein paar Wochen, dort wo alles noch gut war, dort wo mein Leben noch einen Sinn machte!
Nun endlich, nach etlicher Verspätung, lenkt Gemma den weißen Wagen von der Autobahn und wir erreichen nur wenig später Manchester, das schon in seiner schönsten Pracht strahlt.
Meine Schwester hält nach wenigen Minuten vor einem Parkhaus in der Nähe des Clubs und zieht ein Ticket. Nach weiteren Minuten, in denen wir einen Parkplatz gesucht haben, steigen wir schließlich aus und machen uns auf direkten Weg zum Club, da die beiden noch keine Lust haben etwas essen zu gehen und ich sowie keinen Hunger habe. Mit dieser Entscheidung reihen wir uns nun in die lange Schlange vor dem „fifth" ein.
Und so beginnt also der schlimmste und wahrscheinlich mit Abstand bedeutendste Abend in meinem Leben!
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Armer Harry ;(
Was denkt ihr wie wird es im Club laufen?
All the love, F xx
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