Chapter 15 ~ Sweater
Warum sagt sie nicht woher sie sich kennen? Ist das so schwer zu erklären, oder will sie mir es einfach nicht erzählen? Waren die beiden vielleicht befreundet und haben sich dann gestritten, vorauf ein Kontraktbruch folgte? Obwohl das keinen Sinn machen würde, dann sie hätte ihn ja nicht am Samstag angerufen, wenn sie keinen Kontakt mehr hätten, oder? Außerdem scheint sie auch diesen Zack zu kennen, von dem ich die Nummer habe. Warum mir Louis damals nicht gleich seine Nummer gegeben hat, verstehe ich immer noch nicht aber vielleicht werde ich das ja noch raus bekommen. Genauso warum mir Gemma offenbar verschweigt woher sie sich kennen.
»Was?«, reißt mich der genervte Ton meiner Schwester, die gerade ihr Auto in unserer Einfahrt parkt, aus den Gedanken. Erst jetzt bemerke ich, dass ich sie anscheint die ganze Zeit angestarrt haben muss. Während sie den Motor abschaltet, nimmt sie nicht einmal den Blick von mir sonder zieht nur fragend eine Augenbraue hoch. »Hast du zufällig vergessen wie man Spricht, oder was?«, blafft sie mich weiter. Wann ist sie denn bitte so schnell reizbar geworden? Verwirrt schaue ich sie einfach nur wie ein verschrecktes Reh an und vergesse vollkommen, dass ich ihr immer noch nicht geantwortet habe.
»Ach vergiss es!« Mit einen lauten Knall fällt ihre Tür ins Schloss und ich kann dabei zusehen wie meine Schwester an genervt die Haustür aufschließt und dann im inneren verschwindet. Warte! Wir sind zu Hause? Ich dachte, sie wollte unbedingt, dass ich noch ins Krankenhaus fahre. Sie wird es wahrscheinlich im Eifer des Gefechts vergessen haben oder sich doch noch mal anders überlegt habe, wobei ich eher auf letzteres tippe, da Gemma eigentlich immer in solches Situationen gefasst bleibt.
Ich will gerade aussteigen als etwas ganz anderes meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Denn nichts anderes als mein Rucksack steht zu meinen Füßen. Wie kommt der denn hier her und warum habe ich ihn nicht vorher bemerkt? Hat Gemma, als sie gekommen ist, ihn vielleicht im Gang stehen gesehen und erkannt? Anders kann ich es mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sie ihn haben könnte, da sie ja schließlich vor mir an der Treppe gewesen sein musste. Komisch ist nur, dass sie somit einen Umweg gelaufen sein müsste, was ich mir aber nicht vorstellen kann, da sie ja schließlich auch mal auf diese Schule gegangen ist und sich somit auskennen müsste. Oder aber-
Ein schriller Ton lässt mich zusammen zucken. Im ersten Moment noch leicht verwirrt, greife ich schließlich in meine Hosentasche, da mein Handy anscheint eine neue Nachricht bekommen haben muss.
From: Gem♡
To: Harry
Kannst du vll mal rein kommen?! Ich will heute noch das Auto abschließen
Ungewollt gebe ich ein leichtes Schnauben von mir, greife nach meinen Rucksack, der halb offen ist und verwerfe den absurden Gedanken, der mir gerade eben noch gekommen ist. Da mein Bockigkeitslevel wieder ganz weit oben ist, schmeiße ich die Tür des weißen Audis so laut zu, dass man es wahrscheinlich sogar noch in London gehört hat und drehe mich dann mit so einer Geschwindigkeit um die eigene Achse, dass mein Umfeld für wenige Sekunden abermals schwarz wird und meine Tasche, die ich mir nur über die linke Schulter gehangen habe, runter fällt. Durch meine Inkompetenz entleert deshalb die Hälfte meiner Sachen auf den Asphalt. Doch eine Sache fällt mir dabei besonders ins Auge, denn sie gehört definitiv nicht mir.
Verwirrt und vorsichtig greife ich nach dem weichen Stoff und hebe ihn langsam auf, aus Angst, dass ich es mir nur einbilde. Mit gerunzelter Stirn entfalte ich das Knäuel und zum Vorschein kommt ein bordeauxroter Sweater, der auf Brusthöhe etwas in weißen russischen Buchstaben zu stehen hat. Aber der gehört doch- nein das kann nicht sein! Ich bilde mir das sicher alles nur ein. Mit komplett zerstreuten Gedanken hebe ich alle Sachen, herunter gefallen sind auf, stopfe sie in meinen Rucksack und schulter diesen wieder über meine linke Seite. Den Sweater immer noch in der Hand halten, laufe ich wie in Trance die Veranda hoch ins Haus.
Gemma kommt gerade aus der Küche als ich mir gerade meine Boots abstreife und sie ordentlich im Regal verstaue. »Mhh«, sie schluckt, was auch immer sie gerade isst runter und deutet mit einer Handbewegung auf den Sweater. »Der soll von Niall sein, weil deiner nass ist oder wohl war aber da du einfach abgehauen bist haben ich einfach in den Rucksack gepackt, den Louis vorbei gebracht, weil du ihn im Flur vergessen hast.« - »Aber der ist nicht-« ich stoppe als mir bewusst wird, was sie gesagt hat. »Er ist nicht was?« Mit hochgezogenen Augenbrauen mustert sie mich.
»Egal und danke« Mein Blick starr auf das Stück Stoff in meiner Hand laufe ich die Treppe hoch in meinen Zimmer, ignoriere einfach den fragenden Blick meiner Schwester, da ich gerade echt besseres zu tun habe, denn mein Gedanke, den ich vorhin noch für verrückt erklärt habe, scheint gerade Real geworden zu sein. Mein Rucksack finde fast von allein dem Weg zum Boden und landet beinah im Haufen mit Schmutzwäsche. Dass es eine schlechte ich Idee war, mich danach aufs Bett zu werfen, merke ich als ein höllisches Stechen durch meinen Brustkorb zieht und mich schmerzhaft auf keuchen lässt. Den Sweater, der offensichtlicher weise Louis gehört, da er ihn vorhin an hatte und ich mir das wirklich nicht eingebildet habe, packe ich neben mich und beuge mich leicht verkrampft, wegen den Schmerzen, rüber zu einer angefangen Wasserflasche und den Schmerztabletten, die ich vom Arzt verschrieben bekommen habe.
Ich drücke mir eine Tilidin Tablette, da das die einzigen sind, die ich noch oben habe, aus dem Blister. Obwohl ich weiß, dass ich sie eigentlich nur kurz nach der Op nehmen sollte aber einfach zu faul bin mir die anderen aus der Küche zu holen. Von der einen Tablette werden ich jetzt auch nicht abhängen also was soll es. Ich setze mich in den Schneidersitz und klemme mir die Flasche zwischen die Beine, damit ich sie auch mit einer Hand öffnen kann. Etwas umständlich gelingt es mir und ich spüle die kleine Tablette mit Wasser, was anscheint schön etwas länger offen ist, da so gut wie keine Kohlensäure mehr vorhanden ist, runter. Die Flasche mit dem abgestanden Wasser findet wieder ihren Weg zurück auf die schmale Holzumrandung, die einmal um mein Bett rumgeht, an den Stellen wo es die Wand berührt und somit einen riesigen „Nachttisch" darstellt.
Etwas mühsam pule ich mich aus meiner schwarzen Skinny Jeans, da es mir einfach viel zu unbequem ist mit dem engen Ding jetzt im Bett zu liegen. Bevor ich sie jedoch ans andere Ende des Zimmers zum Haufen mit anderer Wäsche werfe, fische ich nochmal mein Handy aus der rechten hinteren Hosentasche und packe es neben mein Kopfkissen. Ein Schwall von Müdigkeit überrollt mich plötzlich und ich hebe eine meiner Hände, um sie mir beim Gähnen vor den Mund zu halten. Wann bin ich denn bitte so müde geworden?
Vorsichtig lasse ich mich rücklings in die Kissen und Decken fallen und bette meinen Kopf in mein weiches Kissen, das mir meine Oma mal vor Jahren selbstgemacht und zum Geburtstag geschenkt hat. Ein erleichtertes Seufzen entweicht meiner Kehle, denn die Wärme, die von meinem Bettzeug ausgeht, lässt mich geborgen fühlen und alle Sorgen und Probleme des Tages vergessen. Auch der liebliche Duft des Sweaters lullt mich mehr und mehr ein. Ohne wirklich den Drang unterdrücken zu können, greife ich schon fast automatisch nach dem weichen Stoff, ziehe ihn an meine Brust und vergrabe den Kopf darin. Immer mehr überkommt mich die Müdigkeit, weshalb ich geflissentlich das Klingeln meines Handys zu ignorieren versuche. Da es aber auch nach wenigen Minuten keine Ruhe gibt, wühle ich es aus den Haufen von Decken und Kissen hervor nur um zu sehen, dass ich 6 verpasste Anrufe und 10 Nachrichten von Niall habe.
From: kleiner Kobold 🇮🇪
To: Harry
Was ist los?
Ist was passiert?
Warum ignorierst du mich?
Heyyy kannst du jetzt bitte mal an dein Handy gehen!
Eyy jetzt geh verdammt noch mal an dein Handy!
Hallo?!
Harry?!
Harold?!
Meine Fresse Harry ich ruf gleich deine Schwester an!
Oder noch besser ich komme gleich persönlich vorbei!
Genervt schnaufe ich aus und antworte ihn lieber schnell, bevor er wirklich noch meine Schwester anruft, vorbei kommt oder auf andere noch dümmere Ideen kommt, denn die kann ich jetzt echt nicht gebrauchen.
Alles gut!
Mir geht es gut! Also kein Grund zur Sorge!
Ich war vorhin nur etwas durch den Wind.
Mit einem flauen Gefühl im Magen, da er wahrscheinlich genauso weiß, wie ich, dass das absoluter Bullshit ist, schließe ich den Chat und öffne einen ganz anderen. Wehmütig überfliegen meine Augen den Chatverlaufen und meine Nase findet instinktiv ihren Weg in den weichen bordeaux Stoff. Die salzige Flüssigkeit sammelt sich abermals in meinen Augen an und erschwert mir das lesen der kleinen Nachrichten ungemein.
Warum muss eigentlich immer ich so ein Pech im Leben haben? Was habe ich verbrochen, dass immer mir die schlechten Sachen widerfahren? Kann ich nicht einmal Glück haben?
Schniefend greife ich nach der Taschentuchbox auf meinen Nachttisch und ziehe mir eins heraus, womit ich mir auch so gleich die Tränen von der Wange wische, da ich seinen, wahrscheinlich ziemlichen teuren, Pulli nicht voll weinen möchte. Und auf einmal durchströmt mich ein Gefühl, das ich nicht wirklich einordnen kann.
Wenn er und Gemma sich von früher kennen, dann kenne ich ihn ja vielleicht auch, bin aber nur zu klein gewesen um mich an ihn zu erinnern? Wusste er eventuell wer ich war? Will er wirklich nur wegen seines Berufs nichts mit mir anfangen oder will er das einfach nicht, weil ich der Bruder einer Freundin von ihm bin? Und wenn wir schon bei seinen Job sind, wie kommt er bitte an solche Markenklamotten? Er hatte im Club schon so teures Zeug an. Als Lehrer verdient man doch eigentlich gar nicht so viel, oder?
Leider muss ich mir eingestehen, dass ich nur drei Personen kennen, die mir vermutlich darauf eine Antwort geben können. Da aber einer davon, Zayn, schon mal wegfällt, weil ich nicht denke, dass er mir, einen Wildfremden, etwas über einen Kumpel erzählen wird, bleiben nur noch Louis und meine Schwester übrig. Wobei ich denke, dass der erst genannte mich ignorieren wird und mir somit lediglich noch Gemma zur Verfügung steht.
Ächzend erhebe ich mich aus meinen Bett und schlürfe zu meinen Kleiderschrank, da ich schließlich nur noch in Hoodie und Boxershorts gekleidet bin und fische mir eine schwarze Adidas Jogginghose heraus. Komplett angezogen setzte ich dann meinen Weg fort und tapse zu dem Zimmer meiner Schwester, wo ich vorsichtig an der angelehnten Tür klopfe und nach einem ausdruckslosen »Hm« eintrete.
»Gemma?«
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Eigentlich sollte das Kapitel gestern schon kommen aber da ich durch Lou's Tweet zu sehr emotional aufgewühlt war, kam ich nicht mehr zum schreiben.
Ich kann es jetzt immer noch nicht fassen!
LOUIS FOOKIN TOMLINSON IS FREE!
Nun aber zurück zum Kapitel ...
Was denkt ihr wird Gemma ihm sagen woher sie sich kennen oder wird sie es weiterhin verschweigen und wenn ja, was wird vielleicht der Grund dafür sein?
All the love, F xx
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