Schwungvoll reißt mein Bester Freund die Tür auf und knallt sie mir halb gegen den Kopf. Ich spüre jetzt schon wieder die Blicke auf mir und halte deshalb meinen Kopf gedeckt. Es muss schließlich niemand sehen, dass ich gerade schon wieder in die Schulter von Niall geweint habe. Er räuspert sich kurz und setzt dann zum sprechen an, wo für ich ich ihn mehr als dankbar bin, da ich meiner Stimme immer noch nicht wirklich vertraue und mehr als ein paar gestottert Satzfetzen würde ich wahrscheinlich eh nicht raus bekommen.
"'Tschuldigung, dass wir zu spät sind aber Harry ging es nicht gut.", er stößt mir aufmunternd in die Schulter, worauf ich schüchtern meinen Blick hebe und es am liebsten bleiben gelassen hätte. Der Rucksack, den ich nur auf der linken Schulter getragen habe, rutscht runter und knallt mit einem lauten dumpfen Ton zu Boden. Jegliches Blut in meinem Körper gefriert, mein Kopf wird kreide Weiß. Meine Kehle fühlt sich staub trocken an als wäre sie ausgetrocknet. So als würde sich zwei imaginäre starke Hände um meinen Hals legen und fest zu drucken, mich kläglich ersticken lassen. Als würde man mich in den Ozean werfen und mir jegliche Möglichkeit nehmen, die mir hilft nicht zu ertrinken, denn genau das passier hier gerade.
Auch mein Gegenüber starrt mich mit großen, weit aufgerissenen Augen an. Seine Kieferpartie sticht messerscharf hervor und sein Adamsapfel bewegt sich einmal schwer hoch und runter. Seine schmalen Lippen spalten sich kurz und er lässt ein undefinierbares zischen durch den komplett stillen Raum hallen. Man sieht ihn deutlich an, dass er was sagen will aber es kommt nichts, rein gar nichts. Das einzige was passiert ist, dass wir uns unentwegt anstarren. Im Ozean tobt ein starker Sturm, der einen Hurrikan gleich kommt, welcher so stark ist, dass er die Existenz von gleich tausenden von Leuten vernichten könnte. Und dann wäre da noch die Nervosität und ein Fünkchen Angst, dass beides aber wie von der einen auf die andere Sekunde in Leere und Wut wechselt als wären diese nie da gewesen.
Er macht mir Angst! Unfassbar große Angst! Sein Blick gleicht einen wütenden Raubtier, das gleich seine Beute in Stücke reißt!
Aber was verdammt nochmal macht er hier? Also klar weiß ich das aber warum? Warum er? Es könnte doch jeder x-beliebige Typ sein! Nur nicht er!
Meine Knie fühlen sich plötzlich an als wären sie aus Wackelpudding. Das darf doch alles nicht war sein! Das ist nur ein blöder Traum und in der nächsten Sekunde wache ich auf! Oder irgendwo kommt hier gleich einer aus der Ecke gesprungen mit einer Kamera und sagt mir, dass das nur ein blöder Scherz ist! Warum denn immer ich? Das ist doch alles nicht real, dass darf es nicht! Es soll jetzt endlich mir einfach jemand sagen, dass sie mich nur veraschen! Das ist echt nicht mehr lustig!
Und als würde ich es heute und die letzten Wochen nicht genug getan haben, fange ich wieder an zu weinen. Dieses mal sind es nur ein paar kleine Tränen aber, sie tun um so mehr weh. Sie brennen sich regelrecht in meine Haut und würde ich es nicht besser wissen, würde ich denken, dass dort anstelle von Wasser Feuer ist, dass unaufhörlich auf meinen Wangen wütet.
Niall der immer noch verdattert neben mir steht und zwischen uns beiden verwirrt hin und her geschaut hat, ist der erste der die bedruckende Stille zerschneidet.
"Harry was ist-" ohne ihn aussprechen zu lassen, löse ich mich aus meiner Schockstarre, hebe meinen Rucksack auf und stürme ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben aus den Raum Richtung der Treppen. Diese sprinte ich in Windeseile hinunter oder versuche es zumindest, denn nach der dritten Stufe knicke ich um, da meine Sicht von meinen Tränen zu sehr verschwommen ist und fliege mit voller Wucht die letzten Stufen und Treppenabsatz hinunter, komme mit einen ohrenbetäubenden Scheppern auf der nächsten Etage wieder zum landen. Mein schmerzerfüllter dumpfer Schrei ist anscheinend im ganzen Gebäude zu hören, da keine 5 Sekunden später mehrer Lehrer ihre Köpfe aus den Türen strecken, um zu schauen was da gerade passiert ist.
Niall kommt panikartig auch schon die Treppe hinunter gerannt, bleibt aber auf dem Treppenabsatz stehen und schaut mich geschockt an wie ich unten im ersten Stock auf dem Boden liege und mich vor Schmerzen krümme. Immer mehr Tränen strömen aus meinen Augen und ein Schluchzen entweicht meiner Kehler, dass nur noch mehr schmerzen in meinen Brustkorb verursacht. Toll wie war das mit der Tag kann doch eigentlich nicht noch schlimmer werden!
Eine andere Person in blauer Jeans und roten Adidas Sweater zischt auf einmal stürmisch an ihm vorbei und rennt ihn dabei fast um, weshalb er sich auch gleich wieder in Bewegung setzt und mit die letzten Stufen zu mir herunter eilt. Sofort lassen sich beide neben mir fallen und reden auf mich ein. Doch da mein Kopf so dröhnt, verstehe ich kein einziges Wort und lasse weiter ungehindert die heiße salzige Flüssigkeit aus meinen Augen fließen, da ich keine Ahnung habe was hier gerade mit mir passiert. Alles tut weh und ich habe das Gefühl als würde ich jede Sekunde sterben.
Mittlerweile habe sich auch mehr Menschen um mich gesammelt und das Stimmengewirr wird immer lauter, weshalb ich irgendwann nur noch schmerzerfüllt die Augen zusammen kneifen kann. Es ist einfach zu laut! Ich hab Kopfschmerzen! Warum müssen sie denn jetzt um mich herumstehen und durch einander reden?
Anscheinend versteht endlich jemand meine Körpersprache zu lese, denn die Stimme einer Person, welche mir durch Mark und Bein geht, schalt kurz laut durch die Flure der Schule bis es komplett Still wird. Meine Gedanken lassen sich endlich wieder etwas Ordnen, das Brummen meines Schädels wird leiser und trotz den ganzen Tränen, die immer noch in meinen Augen schimmern, wird meine Sicht klarer und ich erkenne die Umrisse von Leuten. Innerlich danke ich ihm.
"Harry, ist alles ok? Was ist passiert? Tut dir was weh? Scheiße was hast du gemacht?", wieder dringt seine leise aber sehr besorgte Stimme in mein Ohr und sorgt für eine Gänsehaut in meinen Nacken, doch mit mehr als ein Wimmer kann ich ihn nicht antworten. Mir tut einfach alles zu sehr weh
"Ach Kacke Harold, was machst du den bitte auch immer!", mein Bester Freund streichelt mir vorsichtigt über den Arm, bevor er mich mit Hilfe von Louis an der Wand aufsetzt und die Wasserflasche aus meinen Rucksack fischt. Mit zitternden Hände nehme ich sie entgegen und versuche sie Richtung meines Mundes zu führen, doch scheitere kläglich daran. Anstelle mir die kühle Flüssigkeit in den Mund zu kippen, hat diese nun mein halben Pullover durchnähst. Schöne Scheiße!
"Warte ich helfe dir." ohne auf Widerworte zu warten nimmt der Wuschelkopf mir vorsichtig die Wasserflasche aus der Hand und hilft mir etwas zu trinken. Währenddessen versuche ich Augenkontakt aufzubauen aber er blockt unweigerlich ab und schaut überall hin nur nicht in meine Augen, versucht regelrecht keine einzige Emotion zu zeigen, was ihn sogar sehr gut gelingt. Sein Gesicht gleicht einer Mauer, einer Wand, hinter der er alle seine Emotionen versteckt und eine gefühlslosen Ausdruck hinterlässt.
Schon wieder bekomme ich Angst vor ihm und verschlucke mich an den kleinen Schlücken. Den Hustenreflex versuche ich mit all meiner Kraft zu unterdrücken, da ich genau weiß wie Schweine weh das tun wird, weshalb ich nur kläglich nach Luft röcheln kann. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich wieder halbwegs Luft bekomme und meinen Kopf erschöpft gegen die kühle gelbe Wand lehne, meine Augen schließe. Die besorgten Blicke spüre ich trotzdem auf mir.
Was passiert eigentlich noch heute? Werde ich auf dem Heimweg gekidnappt oder stürzt vielleicht ein Flugzeug ab und kracht direkt in unser Haus? So viel Pech kann man doch gar nicht haben, oder?
Wieder einmal kommen gedrungen Stimmen an mein Ohr, was mich vorsichtig die Augen öffnen lässt. Die Traube von Menschen löst sich langsam auf und verschwindet wieder in ihren Klassenräumen bis nur noch Niall und Louis um mich herumstehen oder eher gesagt Niall steht, Louis hockt immer noch am Boden und mustert mich. Er schließt kurz die Augen, es sieht beinah so aus als würde er nachdenken. Mit einen Seufzer öffnet er sie wieder und dreht sich drauf zu Niall um, der ihn neugierig mustert.
"Niall gehst du bitte schon mal hoch in die Klasse und sagst, dass ich gleich wieder komme. Ich bringe Harry noch schnell ins Krankenzimmer.", seine Stimme klingt gefasst und definitiv nicht so als würde er ein Widerwort des blonden Iren dulden. Und leider bestätigt sich damit und mit dem nächsten Satz den mein Bester Freund äußert meine Befürchtung.
"Natürlich, Mr. Tomlinson!", er schenkt mir noch einen besorgten und mitleidigen Blick, bevor er sich mit diesen Worten umdreht und die Treppe wieder hinauf läuft. Tränen spiegeln sich in meinen Augen und die neuen Schluchzer kann ich gerade so unterdrücken.
Ich will das einfach nicht wahr haben! Wäre ich doch einfach zu Hause geblieben! Wäre ich doch nie in diesen Club gegangen! Oder hätte nie seine Nummer angenommen!
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Oh nein der arme Harry! Da hat er sich ja in eine ziemlich große Scheiße hinein geritten! Hoffentlich ist ihm nicht schlimmes beim Sturz passiert!
All the Love, F xx
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