13.

Mein Vater beschließt am nächsten Tag eine Ratssitzung zu arrangieren, doch ich sitze noch immer starr auf diesem Sessel und kann es nicht begreifen. Während Theo bereits los gezogen ist, um alle zu kontaktieren, bleiben wir hier.

Ich kann ihnen nicht folgen. Er scheint damit gar kein Problem zu haben. Er wirkte sogar glücklich und freute sich für mich. Theo ein so lieber Mensch.

,,Wieso?" bringe ich über meine Lippen. Mein Blick wandert hoch zu den Augen meines Vaters. Sie wirken auf einmal so alt. Seine Stirn liegt noch tiefer in Falten als sonst. In den letzten zwei Wochen wurde er um 5 Jahre älter.

Mein Vater ragt nun über mir mit verschränkten Armen vor der Brust gegen den Schreibtisch lehnend.

Der Schreibtisch war unordentlich und machte mich jedes Mal kirre, wenn ich ihn mir ansehen musste. Hinter dem Schreibtisch befand sich eine ganze Wand voller Bücherregale. In der Mitte des Zimmers war eine große alte Truhe und zwei Sessel, die ziemlich gemütlich waren. Die Sessel zeigten unmittelbar auf einen großen Marmorkamin.

,,Wieso ich?" frage ich und wirke etwas verzweifelt. Ein Dilemma. Ein Leben welches ich nicht will. Ein Platz den ich nicht will.

Ich schlucke und will ihn nicht ansehen, doch ich muss. Es ist meine Pflicht. Er ist mein Boss. Mein Boss und mein Vater und daran ist nicht das geringste zu machen.

,,Du bist mein Sohn" sagt er und greift stolz nach meiner Schulter. Er lächelt mich sanft an und gibt ein bisschen Wärme an mich ab. Sein Blick ist echt. Sein stolz ist echt und seine Wärme. Er meinte es also wirklich ernst.

,,Du bist so klug, weit intelligenter als die meisten hier. Ich sehe mich selbst in dir und dies erfüllt mich mit großem stolz" sagt er und bietet der Lobeshymne kein Ende.

Er lässt von mir ab und dreht sich mir weg. Mein Blick bleibt starr auf den Platz, den er eben noch besetzt hatte. Einzig und allein kann ich hören, wie er eine Schublade öffnet und kurz danach wieder schließt.

Mein Vater kehrt zurück zu seinem Platz, neben mir und sieht mit purem Stolz zu mir runter. Dabei muss ich zurück an Mariell denken. Es stand mir nicht zu, ihr zu helfen. Es war mir sogar verboten und ich hatte gegen dieses Recht verstoßen. Ich hätte es nicht tun sollen, doch es war für mich richtig. Denn ich war ein ganz anderer Mensch, als mein Vater es war. Für meinen Vater wäre es dies nicht gewesen.

Er sieht mich selbst in sich wieder...Wo?

Ich kann sehen wie mein Vater eine Schatulle auf den Händen trägt und sie neben meine Hand legt. Meine Hand und die Schatulle liegen auf dem Polster des Sessels. Unberührt.

Ich bin wie erstarrt. Er will, dass ich sie öffne. Er verlangt es, ohne überhaupt etwas zu sagen.

Also raffe ich mich auf und öffne die Schatulle. Mein Atem bleibt weg. Das Messer. Ich nehme es vorsichtig heraus und spüre wie es perfekt in meiner Hand liegt.

Mein Name und mein Geburtstag ist eingraviert. Außerdem das Jahrzehnte alte Familien Wappen. Nur die wichtigsten unserer Familie tragen ein solches und nun auch ich.

Ich schlucke und sehe dann mein Vater an. Wie sein Blick voller stolz getränkt ist.

,,Ich möchte, dass du es immer bei dir trägst" fährt mein Vater wieder fort und erhebt sich.

,,Es wird dich aus Gefahren leiten." sagt er und beendet seine Ansprache.

,,Ich muss noch einiges erledigen. Erzähle es noch niemanden, nicht einmal Francesco" befiehlt er. Ich nicke und gehorche. Der perfekte Vize Boss. Leicht zu manipulieren und unterwürfig. In mir hat er die perfekte Partie. Ich darf gar nicht gegen Ihn das Wort erheben, in zweierlei Hinsicht. Wie soll ich denn da gegen ihn wettern, wenn mir etwas nicht passt?

Als ich das Zimmer verlasse, schiebe ich mir das Messer in die Hosentasche. Immer noch vollkommen sprachlos. Ich muss mir überlegen, wie ich es Francesco am einfachsten zu verstehen geben konnte. Er war in der Sache nicht so einfach.

Irgendwie gingen bei ihm immer die Gedankengespinster durch und so glaubte er doch irgendwann von Vater akzeptiert und zum Vize ernannt zu werden.

Als ich in die große Eingangshalle trete, liegt eine Totenstille im Haus. Es brennen nur vereinzelt Lichter in diesem dunklen Gebäude. Niemand scheint hier zu sein, doch aus dem Keller höre ich einige Stimmen durchdringen Ich habe jedoch nicht das Verlangen nach zu sehen.

Es ist Tag und doch habe ich keinen Augenblick meine Augen schließen können. Ich schlendere auf dem Marmorboden rüber zur Treppe. Dabei komme ich an dem Gemälde meiner Mutter vorbei.

Meine Füße bleiben stehen, ohne das ich was tun kann. Ich sehe es mir an. Sie war so wunderschön. Eine Gänsehaut zieht über meine Haut. Dieses vermissen mag mich zu zerdrücken. Für einen Moment schließe ich meine Augen.

Ich weiß genau wie sich Mariell fühlt. Ich spüre ihren Schmerz.

Ich atme aus und wende mein Blick von dem Bild. Es weckt in mir nur ein noch schlimmeres vermissen.

Als plötzlich die Haustür aufgeschlagen wird, verliere ich mein Gleichgewicht und lande auf dem Boden. Mattia rennt rein. Ein entsetzlicher Anblick. Sein Gesicht und Oberkörper sind voller Blut. Seine Augen soweit aufgerissen. Ich habe ihn noch nie so gesehen.

,,Lorenz ist Tod" sagt er stotternd und bricht in sich zusammen. Mein armer Bruder. Er ist nicht älter als 14 Jahre und wird nun schon mit hineingezogen. Mein Vater und auch Fran kommen dazu.



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