11.

,,Psst" flüstert Matteo an mein Ohr. Dabei trifft sein Atem auf meine glühende Haut. Ich bekomme eine Gänsehaut und bin wie in einer Trance. Ich kann weder eigenständig denken, noch handeln.

Schritte auf der Treppe. Matteo handelt schnell und überlegt. So als wäre es nicht das erste Mal, dass er dies tat.

Ehe ich es mir versehe, drückt er mich in dem Schrank meines Vaters und deutet mir still zu sein.

Ich starre ihn mit offenem Mund an, möchte mein Veto einlegen, da schließt er mir die Tür vor der Nase.

Als der andere den Raum betritt, schaltet er das Licht an. Durch einen Schlitz kann ich ihn sehen.

Allein an seiner Gestalt kann ich ganz genau erkennen, um wen es sich handelt. Der Mörder meines Vaters.

Matteo's Zwilling.

,,Was tust du hier, Francesco?" klingt die Stimme von Matteo, der sich an den Schrank lehnt. Damit versperrt er mir die Sicht und rettet mir womöglich das Leben.

,,Vater deutete mir nach dir zu sehen. Ist schon wer aufgetaucht?" fragt er im selben Atemzug. Ich kann nun nur noch hören, wie sich seine Schritte im Raum verteilen.

,,Nein" sagt er ruhig und gelassen, ,,Niemand war hier und niemand ist gegangen." beendet er.

,,Das Mädchen scheint untergetaucht" ich presse mir meine Hand auf dem Mund. Francesco meint mich damit. Sind Sie etwa die ganze Zeit auf der Hut nach mir?

Komplett umhüllt von den Sachen und dem Geruch meines Vaters. Im selben Raum wie sein Killer. Im selben Raum mit einem Typ den ich nicht kenne und dem ich mich doch unterwerfen würde. Sein Zwilling.

,,Was tust du hier?" fragt Francesco nun und versucht an Matteo vorbei zu kommen, direkt zu mir, doch Matteo bleibt felsenfest stehen.

,,Ich habe nur noch mal nachgesehen" sagt er ruhig. Jedoch verrät er nicht nach was Sie suchen.

,,Nach was?" fragt Francesco. Gepriesen seist du dafür. Ich will nämlich auch endlich wissen, worum es hier bei alldem geht.

Matteo atmet schwer aus, ,,Du weißt schon" antwortet er locker.

,,Hinweise von der Familie" bringt er schließlich über seine Lippen.

Danach Stille. 

Ich komme mir plötzlich so dumm vor. Wahrscheinlich versuchte er mich nur um den Finger zu wickeln, um an Informationen meiner Familie heran zu kommen.

Die Plausibelste Erklärung für diese heiße Situation eben. Erneut versetzt es mir ein Stich und ist erneut wie ein Verrat.

Schritte der Entfernung durchbrechen die Stille.

,,Ich warte im Wagen auf dich" sagt Francesco nun und scheint schon im Flur zu sein.

,,Vater braucht dich. Du wirst von Mattia und Lorenz abgelöst. Vater will Mattia nun auch im Geschehen" führt Francesco fort und scheint nun auf Matteo zu warten.

,,Ich will nur noch was erledigen" versucht Matteo einzulenken und er schafft es tatsächlich, dass Francesco uns verlässt.

Sein Gewicht bleibt so lange gegen meinen Ausgang gedrückt, bis unten die Haustür laut geschlossen wird.

Wie ist das möglich? Ich taste meine Taschen nach dem Schlüssel ab, doch finde ihn nicht.

Habe ich ihn stecken lassen?

Matteo öffnet die Tür und ich falle ihm entgegen. Seine starken Arme halten mich, wieder waren wir uns so nah. So sehr, dass ich seinen Atem spüren kann.

Obwohl ich so viele Fragen habe, wende ich meinen Kopf und umarme ihn fest. ,,Ich danke dir" flüstere ich und spüre wie er sich von mir löst.

Nur soweit, bis er mich ansehen kann. ,,Warum?" fragt er und sieht mir in die Augen.

,,Ich glaube, dass du mir eben das Leben gerettet hast" flüstere ich und drücke ihn erneut an mich.

Am liebsten hätte ich ihn gar nicht los gelassen. So sehr sehne ich mich nach dieser Nähe zu ihm.

Ohne ihn zu kennen.

Matteo ist wieder derjenige der sich löst. Er läuft rüber zum Fenster und öffnet es. Ganz leise.

,,Du musst runter klettern und so weit geradeaus laufen bis du das Haus nicht mehr sehen kannst. Erst, wenn du das Haus nicht mehr siehst, kannst du zurück zu deiner Freundin" erklärt er ganz leise.

Ich starre ihn dabei nur an und sehne mich wieder nach seinen Berührungen.

,,Mariell" flüstert er und packt mich an meinen Armen. Berührungen.

,,Hast du das verstanden?" fragt er leise und sieht mich erneut besorgt an.

Vorsichtig nicke ich, während ich seinen Augen nicht widerstehen kann.

,,Bitte sei vorsichtig. Ich muss jetzt los" sagte er und entfernt sich von mir.

Sofort peitscht die kalte Luft um mich herum.

Er geht, ohne noch einmal zurück zu sehen. Während ich ihm still auf den Rücken schaue. Bis ich die Tür unten zu fallen höre.

Ich presse meine Augen aufeinander. Heute war ich erfolglos. 

Die Sonne ist weiter aufgegangen, doch Soph sollte noch schlafen. Ich bin jedenfalls in der Hoffnung, dass sie noch schläft. Es wäre eigenartig zu erklären.



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