10.
Ich komme so langsam zurück in die Realität und gewinne Distanz zu Matteo. Distanz die wir brauchen. Obwohl ich am liebsten seine Nähe weiterhin spüren würde. Die Wärme die er mir schenkt. Er gibt mir grade was ich mir sehnlichst wünsche.
Matteo darf mich aber nicht weiterhin täuschen und so dumm hinters Licht führen, als wäre ich irgendwer.
Er soll also einfach so hier aufgetaucht sein. Durch eine verschlossene Tür...Wie hat er sich zutritt verschafft? Wusste er, dass ich hier war?
...
Ich schnappe nach Luft, wieder zurück in die Realität gleitend und sehe ihn direkt sich zu mir drehen. Er scheint eine Vorahnung zu haben.
,,Wie bist du hereingekommen und woher wusstest du, dass ich hier sein würde?" frage ich also und verschränke meine Arme vor der Brust. Meine Augen ziehe ich zu schlitzen, um so zu verdeutlichen, dass er mich lieber nicht weiter täuschen sollte.
Vielleicht war genau das sein Plan, mich hier dusselig zu machen, sodass ich ihm zu Füßen liege.
Ich sehe ihn nachdenken. Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und er starrt in das dunkle Zimmer. Sein Rücken ist ebenfalls an das Bett gelehnt und seine Beine sind weit ausgestreckt.
Denkt er sich etwa weiterhin Lügen aus?
Wir hocken einfach auf dem Boden. In mitten des Zimmers meines Vaters.
,,Die Wahrheit?" fragt er mich, ohne mich aber anzusehen zu meiner Überraschung.
Meine hochgezogenen Augenbrauen legt meine Stirn in Falten. Er atmet aus und rollt mit seinen Augen. Sein Kiefer spannt sich an. Er atmet erneut laut aus. Was verdammt war sein Ziel? Nun war er etwa nervös?
,,Dieses Haus wird bewacht" sagt er und sieht mich dabei nicht an. Matteo sieht an die Wand gegenüber von uns. Ich folge seinem Blick und schaue nun auch zur Wand.
Ich kneife meine Augen zusammen und ebenso meine Augenbrauen. Irgendwie konnte ich all die Worte aus seinem Mund nicht verstehen. Es war als würde er eine andere Sprache sprechen.
Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich das es langsam hell wird. Die Zeit rennt mir davon.
,,Von uns" sagt er als nächstes. Von ihnen. Seiner Familie.
Ich will fragen, warum, doch ich traue mich nicht.
,,Ich habe mich freiwillig gemeldet, weil ich wusste du würdest zurück kommen um nachzusehen" beendet er seine Ansprache und dreht seinen Kopf zu mir. Wahrscheinlich weil er sehen möchte, wie ich darauf reagiere.
,,Ich bin also so leicht zu durchschauen, hm" sage ich und muss lachen. Das erste mal seither.
Meine Lippen sind noch immer zu einem Lächeln gezogen, als ich mein Kopf zu ihm drehe. Auf seinen Lippen liegt ein schmunzeln. Sein Blick wandert direkt zu meinen Augen.
Wieder ist da dieses Gefühl in meiner Brust und er löst es aus. Trotz dieser Umstände und ich weiß womöglich nicht mal die Hälfte. Seine Miene wird wieder ernst, doch er sieht mich weiterhin an.
,,Ich wollte nicht, dass sie dir etwas antun" flüstert er und hebt langsam seine Hand. Er sieht zu ihr, zu mir und hebt fragend seine Augenbrauen. Kaum merklich nicke ich zustimmend.
Ich will doch seine Hand spüren. So wie ich seinen Körper spüren und seine liebliche Stimme hören will.
Seine Hand streicht sanft und mit vorbildlicher Vorsicht die Haut meiner Wange. Mein Gesicht schmiegt sich seiner Hand entgegen. Für einen Augenblick verweile ich so mit geschlossenen Augen.
Mir ist nicht bewusste wie nah wir uns gekommen sind, bis ich meine Augen wieder öffne. Ich schlucke verlegen und habe das Gefühl nicht mehr zu wissen wie man atmet.
Seine Hand verschlingt sich in meinen Haaren und kitzelt sanft meinen Nacken. Ich muss grinsen, weil es sich für einen kleinen Moment so schön anfühlt.
Sein warmer Atem trifft meine Wagen und gefriert mir das Blut in den Adern. Als ich zu ihm auf sehe, fixieren mich seine Augen und seine Augen scheinen fast ganz schwarz.
Ich kann gar nicht beschreiben was in diesem Moment in mir vorgeht. Mein einziger Wunsch ist es endlich von ihm erlöst zu werden.
Ich sehe ihn an, voller Sehnsucht, habe das Gefühl ihn zu brauchen, will ihm noch näher, doch er weicht zurück.
Unsere Gesichter trennen sich von Sekunde zu Sekunde mehr. Ich vermisse schon jetzt das Gefühl und will ihm wieder näher, aber halte mich zurück.
,,Wir dürfen nicht" haucht er an meine Lippen. Mit Mühe halte ich meine Augen auf, um ihn anzusehen. Sein makelloses Gesicht so dicht vor meinem. Seine geschwungenen Lippen.
Ich öffne etwas meine Lippen und atme heißen Atem aus.
Dieses Verlangen nach ihm droht mich zu erdrücken. Ich setzte mich auf meine Knie und kann ihm so noch näher sein. Meine Hände stemme ich jeweils neben meinen Knien ab.
Ich will ihn. Ich brauche ihn. Ich möchte ihn.
,,Bitte" flüstere ich und streife seine Lippen. Sein heißer Atem trifft auf meine glühende Haut.
Seine Stirn lehnt gegen meine und auch er scheint gegen dieses Verlangen zu kämpfen. Mein Kamp war schon längst verloren. Mein Körper war soweit nichts mehr zu verlieren. Mein Verstand war am Ende.
Mir konnte nichts mehr passieren, also konnte ich mich auch auf dieses Verlangen einlassen.
Seine Hand an meinen Nacken wird nun fester und für einen Augenblick löst er seine Stirn von meiner und er scheint mich küssen zu wollten.
,,Matteo" höre ich laut, aber beiläufig und auch er hat es gehört. Seine Lippen streifen nämlich nur leicht meine. Sein heißer Atem trifft meine Wange als er mich alleine auf dem Boden lässt.
Ich öffne weit meinen Mund, als müsste ich schreien, doch es kommt kein Ton raus. Mein Körper versucht irgendwie das Verlangen nach ihm anders abzubauen.
Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Sein Geruch steigt in meine Nase und lässt mich förmlich dahin schmelzen.
Die Situation wandelt sich, als ich sein besorgtes Gesicht erkenne. Ich erinnere mich an den Ruf von eben zurück. Mein Gehirn ist so benebelt von ihm, dass ich die Rufe vollkommen ausgeblendet habe.
Ich öffne meine Lippen und möchte ihn fragen, was los ist. Da tritt er so nah an mich ran, dass sein Körper gegen meinen gepresst. Noch bevor ich überrascht auf keuchen kann, presst er mir seine Hände auf die Lippen und in den Nacken.
Sein Gesicht ist erneut wenige Zentimeter von meinem entfernt. Jedoch ist die Situation eine vollkommen andere.
Mit großen, ängstlichen Augen sehe ich ihn an, was ihn wiederum etwas menschlicher macht.
,,Wenn du nicht sterben möchtest, musst du jetzt ganz leise sein" flüstert er mir ins Ohr.
Mir wird es plötzlich ganz klar, als ich anfange zu verstehen.
,,Bruder" höre ich die dunkle Stimme über mir.
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