64. Kapitel

Okeanos beugte sich in seinem Whirlpool nach vorn.
"Ich höre."

"Mein Vater hat beim Styx geschworen, dass er die Sanktionen, die er nach dem zweiten Titanenkrieg gegen dich erlassen hat, einstellen wird. Zumindest die meisten. Unter der Voraussetzung, dass du mir bei meinem Problem helfen kannst."

Der Titan runzelte die Stirn und stellte seinen Cocktail auf ein Tablett, welches Paul von irgendwo her geholt hatte.

"Welches Problem?"

Percy ballte nervös die Hände zu Fäusten.
"Eine eurer Töchter hat meine Freundin verflucht..."
Weiter kam er nicht den Okeanos macht ein seltsames Geräusch, halb lachend halb brüllend, er lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Lass mich raten. Amaltheia. Die kleine Göre."

Percy nickte.
"Also Sohn des Poseidon. Wenn ich meiner Tochter Einhalt Gebiete und sie von dir und deinen Freunden fern halte, dann werde ich nicht länger hier eingesperrt sein?"

Percy nickte erneut.
"So ist es. Ihr helft mir und ich helfe euch."

Der Titan strich sich abermals über den dunklen Bart, seine alten klugen Augen wirkten misstrauisch, aber nicht feindselig. Nicht wie bei Kronos und den anderen seiner Brüder.
Wenn er ihn so ansah, dann erinnerte Okeanos entfernt an Bob.
Nicht in seiner Erscheinung, aber in seinen Bewegungen, seiner Mimik.

"Wo ist der Haken?"

"Es gibt keinen Haken. Natürlich wird mein Vater dich nicht sofort unbeaufsichtigt durch den Ozean streifen lassen, aber er gewährt dir ein eigenes Territorium, deine Familie zu sehen und wenn du dich gut benimmst, auch eine Chance auf Amnesie."

Bei diesen Worten wurden Okeanos Augen groß.
"Und das schwörst du beim Styx ?"

Percy sah wie Jason ihn beunruhigt von der Seite ansah.
Wenn sein Vater es sich anders überlegte, oder sich in irgendeiner weise nicht an diese Abmachung hielt, dann würde Percy ganz schön in der Scheiße sitzen.
Er dachte an Annabeth, seinen Neunmalklug und an die Zukunft, die sie geplant hatten.

"Ich, Perseus Jackson Sohn des Poseidon, schwöre es beim Styx."
Kein Donner grollte und kein Licht erhellte auf einmal den Raum, aber Percy fühlte das Gewicht dieses Schwures.

Im nächsten Moment ersetzte ein Thron aus Korallen den Whirlpool und Okeanos stand vor ihnen.
Er trug einen Maßgeschneiderten dunkelblauen Anzug mit Weste und eine Perlmuttfarbene Krawatte.
Der Fischschwanz war normalen Füßen gewichen, die in Handgenähten Lederschuhen steckten.

Percy musste zugeben, dass der Titan äußerst Vornehm wirkte.

Er holte eine Mappe aus seinem Rucksack.
"Das ist der Vertrag, der die Bedingungen und Feinheiten festlegt. Damit keine Missverständnisse auftreten."
Paul kam herbei und brachte die Mappe zu Okeanos.
Dieser schlug sie auf und überflog sie.
Er nickte und machte hin und wieder grunzende Geräusche.

"Scheint gerecht zu sein." Dann murmelte er die letzten Zeilen vor sich hin.
"Ich habe die Bedingungen gelesen und stimme ihnen zu."

Er holte einen Kugelschreiber aus der Tasche seiner Weste und kritzelte seine Unterschrift auf die letzte Seite.
Schließlich klappte er das schwarze Leder wieder zu und gab es Percy zurück.
"Amaltheia" Donnerte er und die Aquarien begannen gefährlich zu wackeln.

Einige Augenblicke später tauchte die Okeanide neben ihrem Vater auf.
"Warum..."
Sie verstummte, als ihr Blick auf Percy fiel.
Sie starrte ihn mehrere Momente an, bevor sie kurz seine Freunde musterte und dann ihren Vater.

"Was soll das hier?"sie klang verunsichert. Ihr langes schwarzes Haar ging ihr offen über den Rücken und ihre onyxfarbenen Augen richteten sich auf den Sohn des Poseidon.
Percy konnte nicht anders als sie anzustarren. Ihre Haut war so rein und glatt wie Alabaster und ihre rosigen Lippen voll und perfekt geschwungen.
Auch ihr Körper lies sich sehen. Lange schlanke Beine, eine Taille wie eine Wespe und große Brüste. Alles noch betont durch einen stylischen Jumpsuit.
Okeanos setzte sich und verschränkte die Beine.
"Mir ist da etwas zu Ohren gekommen, Tochter." Er betonte das letzte Wort wie eine Beleidigung.
"Mal wieder."

Amaltheia ließ keine Sekunde von Percy ab.
"Sie hat es nicht anders verdient!"

Die Hände zu Fäusten geballt machte Percy einen Schritt auf die Okeanide zu und seine Augen brodelten nun vor zurückgehaltenem Zorn.
"Seit wann entscheidest du das?"

Jason trat neben Percy und legte ihm eine Hand auf den Arm.
Wiederwillig ließ dieser sich zurückziehen.

"Amaltheia, du wirst diesen Fluch von dem Mädchen nehmen und sie dann in Ruhe lassen."
Sie wirbelte zu ihren Vater herum.

"Das ist nicht dein Ernst! Seit wann gehorchst du denn Befehlen eines Halbgottes?"

Okeanos beugte sich vor.
"Ich brauche mich vor dir nicht zu rechtfertigen! Tu, was ich dir sage und dann verschwinde wieder!"

Sie wollte etwas erwidern, doch Okeanos sprang in einer galanten Bewegung auf und gröllte etwas in einer Sprache, die Percy nicht ganz Verstand.
Es ähnelte der Sprache der Delphine, allerdings nur entfernt.

Er verstand so viel wie 'Schuld' , 'Wiederholt' und 'Bestrafung' und die Stimme des Titanen war alles andere als Freundlich.

Dann setzte Okeanos sich wieder und Amaltheia drehte sich langsam zu Percy um.

"Wir könnten glücklich sein, Percy! Du und ich und die Ewigkeit."
Als er nichts erwiderte, verzog sie das schöne Gesicht zu einer Fratze.
"Also gut. Du hast es so gewollt."

Sie schloss kurz die Augen und murmelte etwas unverständliches.
"Deine kleine Freundin muss in einem Fluss baden, der aus der Unterwelt gespeist wird, dass wird den Fluch gänzlich abwaschen."
Amaltheias Blick war schwer zu deuten, doch alles woran Percy im Moment dachte, war wie einfach es gewesen war.

Das sollte alles sein!
Ein Zugeständnis seines Vaters, eine Standpauke von Okeanos und schon war sein Leben wieder in Ordnung?
Genauso schnell wie es zerstört worden war, war es auch wieder gerichtet worden.

Die altbekannte Wut auf die Unsterblichen und ihre Leichtfertigkeit kam in ihm hoch.

"Schwörst du beim Styx, dass das alles ist und dass der Fluch dann gänzlich verschwunden sein wird?"
Die Okeanide nickte.
"Ich schwöre es, aber lass dir eines gesagt sein Perseus. Das ist nicht das Ende!"

Mit einem weiteren Blick auf seine Begleiter verschwand sie und Okeanos breitete lächelnd die Arme aus.
"Also dann."

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