°Kapitel 8°
Immer noch übermüdet schlage ich die Augen wieder auf und versuche mich erstmal zu orientierten. Seit Kostas und ich das erste mal zusammen gezogen sind, schlafe ich allgemein schlechter, wenn er nicht neben mir liegt. Immer noch gut, das schon, aber eindeutig schlechter. Aber seit circa einer Woche fühle ich mich jedes mal nach dem Aufwachen noch schlechter als vor dem Einschlafen. Die ersten Nächste waren auch scheiße, aber noch irgendwie in Ordnung, aber nach drei Tagen war es nur noch schrecklich.
Ich befreie mich aus der dicken Decke, die mir kein beschützendes Gefühl mehr gibt, sondern sich nur noch schwer und erdrückend anfühlt. Müde setzte ich mich auf, stütze mein Gesicht in die Hände und seufze leise. Das ist doch alles einfach nur scheiße. Nicht mal mein Grafiktablett oder auch nur mein Death Note habe ich da, um zu schreiben oder zu zeichnen, oder irgendwas um mich abzulenken, weil ich für die wenigen Tage nicht mal Arbeit mitgenommen habe, da ich etwas vor meinem Zeitplan liege und Kostas mich fast gezwungen hat mir ein paar Tage frei zu nehmem. Heißt so ziemlich alles liegt bei Kostas in unserer Wohnung. Unsere Wohnung? Ist das überhaupt noch unsere oder nur seine, nachdem ich ja angehauen bin. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, aber im Moment hab ich auch größere Probleme, als das. Zum Beispiel das ich mich um eine neue Wohnung kümmern muss oder dass ich meine Sachen von Kostas holen muss und nicht mal weiß, wann ich bereit bin ihm in die Augen zu schauen ohne zu weinen.
Ich beschließe erstmal in die Stadt zu gehen und mir sowohl einen Zeichenblock und Buntstifte, als auch ein kleines Notizbuch zu besorgen, um zeichnen und schreiben zu können, und danach vielleicht in den Park, weshalb ich mich fertig mache und anziehe. Mein Handy lasse ich im Hotel Zimmer, da ich es eh nicht wirklich brauche. Auf dem Weg zur nächsten Underground Station kaufe ich mir ein Sandwich beim Bäcker, bemerke aber erst danach dass es mit Joghurt Soße und somit nicht vegan ist. Ich seufze und schenke es einem Obdachlosen, der sich lächelnd bedankt, ehe ich weiter gehe. Dann eben kein Mittagessen. Naja, Mittag ist es eh nicht mehr. Mittlerweile scheint es kurz nach vier zu sein, zumindest sagt dass die kleine Uhr, die mir auch anzeigt, dass meine U-Bahn in weniger als einer Minute da sein sollte, was zum Glück auch so ist. In der Stadt hole ich einfach nur schnell die wenigen Sachen, die ich brauche, ehe ich in den Park fahre und mich an einen etwas abgeschiedenen Platz zurück ziehe. Kostas hat mir den Platz mal gezeigt und irgendwie fühle ich mich schuldig hier her zu kommen, denn eigentlich hat er sich immer hier hin zurück gezogen, wenn er seine Ruhe brauchte. Ich bin umgeben von Bäumen und kleineren Büschen, sodass man den Platz von außen nicht einsieht. Lächelnd lege ich mich ins warme Gras, wobei meine dünne Jacke als Kissen herhalten muss. Obwohl es mittlerweile schon kurz vor fünf Uhr am Abend ist, ist die Abend Sonne noch warm und im Moment bereue ich es mein Handy nicht mitgenommen zu haben, denn gegen Musik hätte ich jetzt nichts einzuwenden, aber auch ohne ist es schön. Ich schließe die Augen und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen, während sich mal wieder Kostas in meinen Kopf schleicht. Das erste und einzige mal davor dass ich hier war, war mit ihm. Es war einer der ersten schönen Tage und wir haben ihn zusammen mit Ivy im Park verbracht. Mit Picknick und Kuscheln und Händchen halten und all dem kitschigen Zeug, den man eben als Pärchen macht. Schwach lächele ich, denn auch wenn die Erinnerung verdammt weh tut, war der Tag unglaublich romantisch und schön. Wahrscheinlich einer der schönsten hier in London. Und wir werden wahrscheinlich nie wieder so etwas zusammen machen. Leise schluchze ich und setzte mich auf, um mich gegen einen Baum zu lehnen, die Knie anzuziehen und mal wieder zu weinen. Immer wieder zieht sich meine Brust schmerzhaft zusammen und verzweifelt mache ich mich so klein wie irgend möglich, während ich einfach nur weine, bis keine Tränen mehr kommen und ich mich wieder genauso klein und zerbrechlich fühle, wie heute als ich aufgestanden bin. Zitternd wische ich die letzten Tränen weg, richte kurz meine Haare und stehe dann auf, um einfach nur noch weg von diesem Ort zu kommen, der mir nicht mehr wirklich Trost spendet, sondern mich alles nur noch schmerzlich an Kostas erinnert. Ich stecke die Stifte in die Jackentasche, drücke den Block und das kleine Heft eng an mich und bin froh mich einfach nur auf den Weg konzentrieren zu können, sodass ich die Leute um mich herum ignorieren kann, bis ich plötzlich gegen etwas bzw eher jemanden laufe. Kurz taumle ich, lache dann aber als ich erkenne wer genau mich denn da über den Haufen gerannt hat. Lächelnd gehe ich in die Knie und streichle das kleine, naja mittlerweile ziemlich große, Wollknäuel zu meinen Fußen, während Ivy sich glücklich bellend an mich drückt. Anja kommt auf mich zu, gefolgt von Schnapsi, weshalb ich aufstehe und sie kurz umarme.
"Was machst du denn hier? Kostas hat mich gebeten Ivy mit raus zu nehmen, weil du in Deutschland wärst und er krank ist." sagt sie lächelnd und mustert mich genau.
Schwer schlucke ich. Anja hat schon mal für ein Wochenende auf Ivy aufgepasst, wie wir in Deutschland waren, aber trotzdem ist mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass Kostas so krank ist, dass er nicht selbst mit Ivy raus kann. Mein kleiner Babyboii..
"Kostas ist krank?" frage ich unsicher, weshalb sie mich verwirrt ansieht.
"Ja? Er meinte, er hätte leichtes Fieber und fühlt sich absolut nicht gut. Hat er dir das nicht gesagt?"
Ich beiße mir auf die Unterlippe und schüttle den Kopf, während Ivy immer wieder um unsere Beine läuft und sich jetzt genau vor mich setzt, damit ich sie streichle.
"Nein, hat er nicht. Kostas und ich.. also.. wir.. wir haben uns etwas gestritten und ich wohne im Moment im Hotel."
"Ihr.. Oh Gott, wieso das denn?" meint sie schockiert und zieht mich in eine Umarmung, als ich ihr erkläre was passiert ist.^^
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