Renuntiarent *aktualisiert

18.

„Erinnere dich!", Kirans Lider flimmerten. Flügel flatterten. Er schlug die Augen auf. Finsternis umgab ihn. Er richtete sich auf und starrte geradewegs in zwei obsidianschwarze Augen. Der Rabe sah ihn mit seinen intelligenten Augen an, legte den Kopf schief. Es war ein schönes Tier mit schwarzen Federn, die metallisch grün glänzten je nach Winkel des fallenden Lichtes. Wieder ertönte diese Stimme. 

„Erinnere dich!", Kiran zwang sich die Augen von dem Raben zu lösen. Federn raschelten. Er stieg aus seinem Bett. Seine nackten Füße berührten kalten Mamorboden und über ihm spannte sich ein rundes Kuppeldach durch das silbriges Modlicht fiel. Er stand in der Tempelanlage. In einer Zeit, in der die Mauern und Bögen erhalten waren und die Statuen befreit von Efeu auf ihn herunter starrten. Rabenkrächzen erfüllte die Luft. Kiran drehte sich um. Dort wo Minuten vorher noch sein Bett gestanden haate, stand nun der Pavillon. Kirans Herz zog sich zusammen und er taumelte einige Schritte zurück. Ein zweiter Rabe hatte sich zu dem ersten gesellt und sah den Jungen mit den gleichen intelligenten Augen an:" Erinnere dich!", eine dunkle, männliche Szimme tönte durch dei Tempelanlage. Kiran drehte sich suchend nach dem Verursacherr um, konnte jedoch nichts außer die Raben erkennne.

 „ Deine Erinnerungen sind der Schlüssel!", im Kreis drehend sah er sich um, versuchte durch den aufkommenden Nebel zu blicken. Die Raben krächzten. Tauschten Blicke, als verständigten sie sich. Der Nebel waberte mit weißen Wolkenfingern über den Boden und gaben einen Baum frei. Silbern schimmerte der mamorierte Stamm. Hypnotesiert starrte er auf die verzweigten Äste, die sich in undurchdringlichr Höhen erhoben. Mondlicht fiel schimmernd durch die Zweige des Baumes, reflektierten die Farbe der Rinde und tauschten die Szenerie in ein tiefes Silber. Kiran kämpfte sich duch durch die Nebelschwaden. Der Geruch von feuchter Erde und vermodernen Blättern erfüllte die Luft. Federn rascjelten, als die Raben ihm folgten, ihn beobachteten. Kiran hatte gehofft, noch einmal die Stimme zu hören, die ihm geweckt hatte, stattdessen wartete Allison am Stamm des Baumes auf ihn. Ihre graue Augen sahen ihm freundlich entgegen. 

„Allison?", seine Stimme war rau und ein dicker glos verstopfte seine Kehle und drückte auf seine Stimmbänder. Er räusperte sich. Machte einige vorsichtige Schritte sie zu, als befürchte er, dass sie verschwinden würde, sobald er sich zu hastig bewegte. Allison lächelte ihn an. Ihr Gesicht sah frisch wie eine blühende Frühlingswiese aus. Sie rappelte ich auf und überbrückte die letzten Meter zwischen ihnen, die Kiran geplagt vor Scham und Schuldgefühle nicht überwunden hatte. Ihre zierliche Hand griff nach der seinen, strich über die rauen, schwieligen Stellen und sah ihn Mit ihrem verständnisvollen Blick an. Erst jetzt wagte Kiran sie an zusehen. „Es tut mir so unendlich leid!". Sie drückte seine Hände leicht:  "Es musste so kommen, Kiran. So war es vorherbestimmt!".

„Warum?", seine Stimme ähnelte dem Krächzen der Raben, die sich auf einige der unteren Äste nieder gelassen hatten und ihn nicht aus den Augen ließen. 

„Denk nicht über das Warum nach, Kiran", sagte sie:" dieser Gedanke wird dir niemals Frieden geben!"

„Frieden?", Kiran runzelte die Stirn:" Wie sollte ich jemals wieder Frieden finden?", sie lächelte:" eines Tages sehen wir uns wieder und dann wirst du Frieden gefunden haben. Aber jetzt musst du dich konzentrieren!"

„Auf deien Mörder?", Allison lächelte geheimnisvoll. Kiran kannte den Blick. Er hatte ihn schon oft im Zusammenspiel mit diesem Lächeln bei Allison gesehen. Sie wusste mehr, als sie zugeben oder sagen würde.

 „Du musst dich erinnern, Kiran!"

„Woran?", er spürte ihren Atem auf seinem Gesicht. „An die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft!", wisperte sie. Kiran runzelte die Stirn, eine dicke Falte grub sich zwischen seinen Augen ein. „Was redest du da, Alli?"

„Ich kann weder in die Zukunft sehen noch verstehe ich, was du meinst, ich solle mich an meine Vergangenheit erinnern?", Allison lachte schallend. „In dir steckt mehr, als du glaubst, Kiran!". Ihre Gestalt wurde heller bis einige ihrer Glieder durchsichtig zu werden schienen. „Nein!", jaulte Kiran, er griff nach ihr, fasste aber nur durch nebel. „ Was passiert mit dir?"

„Meine Zeit ist fast um."

„Ich kann dich nicht noch einmal verlieren!" Er griff nach ihr, als wolle er sie festhalten. Doch Allison war nicht greifbar. „ich werde deine Mörder finden. ich werde dich rächen!", versprach er verzweifelt. Allsion lächelte:" Halte dich an das Mädchen mit den Bluthaaren..", ihre gesicht löste sich auf. „Alainn?"

„Schwarze Augen und rotes Haar, ein Mädchen und ein Junge gar...", zitierte sie eine ihm unbekannte Zeile. Ihre Stimme löste sich wie ihre Gestalt auf. Nur um sich dann wieder zu materialisieren. Kiran wollte gerade Allison erleichtert zu lächeln, als sei herz aussetze. Das warme Braun ihrer Haare wandelte sich in ein tiefes Rot. Als seine Augen das Gesicht betrachteten, glaubte er, im ersten Moment, Alainn zu sehen. Doch die Gesichtszüge dieses rothaarigen Mädchens waren schärfer als Alainns und in ihren Augen schimmerte eine dunkle Grausamkeit. Kiran fuhr hoch. Die Rothaarige legte den Kopf schief und musterte ihn lüstern. Ihre grünen Augen fuhren über die Kanten in seinem Gesicht und weiter über seine Lenden und Beine.

 „Du hast etwas merkwürdiges an dir!", die Stimme des Mädchens schnarrte und sie leckte sich immer wieder über ihre Lippen, die ohne Makel rosig leuchteten. „ Wo ist Alli?", fragte er und stolperte zurück. Sie folgte ihm, die Augen mit einem dunklem Interesse beseelt, die Kirans Alarmglocken zum schrillen brachte. „ Die Banshee ist weg!", sie machte eine wegwerfende Handbewegung:" wieder n ihrem Totenreich. Nervige Eigenschaft, dass sie in manchen Nächten die Grenzen überqueren kann, nicht?"

„Die Grenzen?". Sie leckte sich erneut über ihre makellosen Lippen. Da waren keine blutigen, abstehenden Hautfetzen wie bei Alainn. Trotz ihrer vollkommenen Makellosigkeit stieß sie ihn ab, wie es noch keine Frau zuvor getan hatte. „Du bist nicht gerade gut aussehend", sagte das Mädchen, dennoch beäugte sie ihn gierig:" Aber...", sie leckte sich über die Lippen, bis diese rosig glänzten:" Aber du hast etwas wildes an dir, etwas ungezähmtes und ...", sie tippte nachdenklich mit ihrem Finger an ihr Kinn:" heldenhaftes an dir, was dich durchaus interessant macht!", sie machte einige Schritte auf ihn zu. So schnell, dass er es erst begriff, als er ihre Wärme spürte, den Geruch von Orchideen riechen konnte, der das Mädchen in einer solchen Intensität umgab, dass Kiran ein Würgen unterdrückte.

 „Was ist los, Kiran?", fragte das Mädchen. Sie verzog ihren Mund zu einem Grinsen, dass ihr Gesicht hässlich entstellte:" Hast du deine Zunge verschluckt?". Ihre Finger tanzten auf seiner Brust herum. 

„Erinnere ich dich etwa an jemanden?", gurrte sie und legte nun beide Hände auf seine Brust. Kiran wollte weglaufen. Aber war wie gelähmt. „Komm schon Kiran"; feuerte sie ihn an:" streng dich an. Ich weiß, dass du sie gesehen hast- lange bevor sie in Wolfsbach auftauchte"

„Ich weiß nicht, was du meinst!", presste Kiran mühevoll heraus.

 „Ich meine...", sie kann ihn noch ein Stückchen näher, so nah, das ihre Körper sich leicht berührten:" Ich meine, dass du von der kleinen Alainn geträumt hast. Ebenso wie du von dem geträumt hast, was passieren wird!" Er schüttelte den Kopf. Sie lachte. Es war ein grausames Lachen, das Kirans Nackenhaare zu Berge stehen ließ:" konzentrier dich, Kiran! Du weißt, was geschehen wird. Du musst dich nur der Wahrheit stellen.Nur den Erinnerungen! Lass los...", ihr heißer Atem berührte seine Wange:" Lass die Angst los. Reiß die Mauern ein!" Ihre Gestalt begann zu flimmern. Er sah rote Haare, die durch die Luft flogen. Schwarze, verschlungene Muster auf porzellanfarbener Haut. Bäche von Blut vor seinem Inneren Augen. Ein Dolch, der sich in eine fellbedeckte Kreatur bohrte, Schmerzensschreie. 

„Sie ist ein Monster!", hörte er die Stimme des Mädches durch das Rauschen der Bilder:" Sie ist nicht so gut, wie alle glauben!", Zorn und Neid mischte sie in ihre Stimme:" Töte sie!". Alainns Gesicht blitze vor seinem Innerem Auge auf:" Töte sie und zusammen erobern wir die Welt", entfernt spürte er wie Hände über seine Haut strichen. 

„Entscheide dich für mich!". Waren das Lippen auf seiner Wange? Die Bilder zogen immer heftiger vor seinem Inneren Augen vorbei. Grüne Augen wurden zu sanften, grauen Augen, die ihn flehend ansahen. Lippen, die sich tonlos bewegten und auf ihn einredeten ohne Ton. Er drängte die Bilder zurück. Wollte sie nicht sehen. Er ertrug sie nicht. Verzweifelt versuchte er sie weg zuschließen und von sich zu schieben an einen Ort in seinem Inneren, wo er sie niemals wieder sehen musste. 

„Töte dieses unbedeutende Mädchen und ich gebe dir Macht"

„Nein!", presst Kiran hervor. Seine Lippen fühlten sich schwer und pelzig an. Sein Mund war trocken. Er schrie auf, als sich Fingernägel in seine Haut bohrten. Noch immer sah er nichts, außer die Bilder vor seinem Inneren Auge.

 „Kannst du den Rauch riechen ? Den Rauch der Feuer, die alles verschlucken werden?", Er konnte. Er sah die roten Flammen, die um sich griffen. Hörte die Schreie. Roch das verbrannte Fleisch. 

„Riechst du das Blut? Dieser metallische Geruch- so intensiv- so aromatisch. Siehst du, wie es von den spiegeblanken Schneiden der Klingen tropft? Hörst du das schmatzende Geräusch, wenn das Metall sein Ziel trifft?", Kiran versuchte sich zu wehren. Doch die scharfen Nägel bohrten sich noch tiefer in seine Handgelenke. Und die Bilderströme hörten nicht auf. Kiran schrie. Versuchte sich gegen alle unsichtbaren Fesseln zu wehren, aber er sah es. Er sah Männer auf den Boden taumeln, die Hände auf den Magen gedrückt, um die Eingeweide im Magen zu halten. Er sah die furchtverzerrten Mienen, die Klingen in ihren Körpern, aufgeschlitzte Kehlen, Peitschen, die ganze Hautschichten abzogen und nur rotes, blutendes Fleisch zurückließen. 

„Hörst du sie klagen? Hörst du sie trauern? Hörst du sie weinen?", All das Blut, all die Furcht und Schmerzen waren nichts im Vergleich zu den Klagerufen. Dem Weinen und Schluchzen. Den verzweifelten Ringen von Händen, den Gebeten und das betteln. Kiran riss sich los. 

„Stell dich der Wahrheit!", hörte er die Stimme. Schreiend wachte Kiran auf. Er stand in seiner Werkstatt. Vor ihm ein Regalbrett. Blut schimmerte auf die frisch hineingeschnitzte Szenerie. Kalte Betonwände und in der Mitte ein Mädchen. Ein Mädchen mit wehenden Haaren, das gegen einen Werwolf kämpfte. Kiran taumelte zurück. Sein Handgelenke bluteten. Auf jeder Seite befanden sich fünf halbmondförmige Wunden, aus denen ununterbrochen Blut tropfte. Kiran fuhr sich über das Gesicht. Versuchte sein schlagendes Herz zu beruhigen, um sich sein Geschnitzte noch einmal genauer anzusehen. Es gab keine Zweifel. Das Mädchen war Alainn. Er hatte ihr Gesicht gut getroffen auch, wenn ihr Gesicht mit einem fiebrigen Glanz überzogen war und der Werwolf vor ihr Angst zu haben schien. Neben dem Holz lag ein Blatt. Allisons Gesicht starrte ihn aus der Bleistiftzeichnung heraus an. Rette sie!, hatte er darunter gekritzelt. Wieder stürzten Bilder auf ihn ein. Kiran rannte. Erst als die Nachtluft in seine Haut stach, konnte er die Bilder zurückdrängen. Bilder, die ihm seit Jahren in seinen Träumen verfolgten. Bilder von einem Auto und die Stimme seiner Mutter. 

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