𝟏𝟑.
„Love can make friends to enemies,
allys to traitors"
♠︎
Als du an diesem Morgen deine Augen aufschlägst, stellst du keine Sekunde nachdem Aufwachen fest, dass Jungkook nicht mehr neben dir liegt.
Die andere Seite des Bettes ist frei, wird von den Lichtstrahlen beleuchtet.
Noch etwas schlaftrunken fährst du dir übers Gesicht.
Du weißt, dass er draußen beim Wagen ist, er wollte noch einmal drüber schauen, das hat er dir gestern Abend erzählt.
Du steigst aus dem Bett und ziehst dich an, stellst gleich mit fest, dass Jungkook euren Rucksack offenbar schon mitgenommen hat.
Ihr werdet heute tatsächlich abreisen, habt gestern noch die letzten Sachen gepackt nachdem Jimin euch euren Proviant aus der Stadt mitgebracht hat.
Du verlässt das Zimmer hinter dir und trottest die Treppen hinab, bemerkst dabei die Stille, die das Haus erfüllt.
Als du die Küche betrittst siehst du bereits eine Tasse auf dem Küchentisch stehen, beginnst leicht zu Lächeln. Selbst jetzt ist Jimin noch so nett und hat gleich eine Tasse Kaffee für dich mitgemacht, wie die vorherigen morgen auch.
Sie in die Hand nehmend setzt du dich, blickst dann auf den Tisch, als dich beim Anblick etwas zu stören beginnt.
Dich aufrichtend siehst du dich um, deine Hände umklammern fester die lauwarme Tasse und du ziehst die Augenbrauen zusammen.
Sofort breitet sich Nervosität in deinem Körper aus und deine Hände beginnen zu zittern.
Irgendwas passt nicht ins Bild, irgendwas macht dich misstrauisch und du vertraust deinem Instinkten inzwischen zu hundert Prozent.
Durch die Flucht haben sie sich erheblich verschärft.
Und dann kommt kommt der Moment der Klarheit, wie Schuppen fällt es dir von den Augen und du hättest die Tasse beinah fallen lassen, wenn du sie nicht so fest umklammert hättest.
Die Zeitung fehlt.
Die gottverdammte Zeitung ist nicht da. Jeden Morgen hast du sie studiert, bist so sicher gegangen, dass nichts über euch drin steht.
Jeden Morgen hat Jimin sie dir aus der Stadt mitgebracht.
Doch heute fehlt sie. Sie ist nicht da. Doch die Tasse schon, dass heißt Jimin ist schon wach gewesen, aber auch nicht hier.
Im Haus ist es Still und genau das ist es, was dir jetzt die Angst durch den Körper jagt.
Sofort springst du auf, stellst die Tasse auf dem Tisch ab und rennst wie von der Tarantel gestochen aus der Küche heraus.
Das Blut rauscht in deinen Ohren oder ist es doch dein Herzschlag, der wie eine laute Trommel in deinem Ohr hallt, dich fast taub werden lässt?
Deine Gedanken sind ein einziges Chaos, du verlierst deinen Verstand in der Panik. Er versinkt darin, wie ein Schiff im Meer.
Doch als du eine Stimme dumpf und kaum hörbar vom Zimmer zwei Türen weiter hörst, bleibst du wie angewurzelt stehen.
„Ja sie sind hier. Sie wollen jetzt früh gleich aufbrechen", hörst du durch den Türspalt eine vertraute Stimme und alles in dir klappt in diesem Moment zusammen, du verlierst die Fassung, bist zu geschockt von dem was du hörst.
Ja du willst deinen Ohren nicht trauen.
Instinktiv rennst du den Gang hinunter zur Haustür. An alles was du jetzt denkst ist Jungkook.
Vor lauter Panik, bist du so unachtsam, stößt gegen eine Holzkommode und wirfst einen Bilderrahmen um.
Krachend fällt er auf den Boden, das Glas zerspringt. Alles um dich herum zerspringt gerade, die Kontrolle, die Übersicht entgleitet dir.
Panisch reißt du die Tür auf. Blickst dich nach Jungkook um. Dein Herz rast ungesund schnell in deiner Brust, du kannst nicht klar denken, dir ist schwindelig. Du fühlst dich als würden deine Beine jeden Augenblick unter dir nachgeben, obwohl das Adrenalin wie Zunder in deinem Körper brennt.
Doch dann erblickst du Jungkook. In der ersten Sekunde breitet sich Erleichterung in dir aus, doch sie zerfällt sogleich darauf, als du seinen Gesichtsausdruck siehst.
Und als du hinter ihn schaust weißt du auch was diesen Gesichtsausdruck ausgelöst hat.
Die Reifen eures Wagens sind zerstochen worden, ihr könnt mich mehr mit diesem flüchten.
Wie von selbst bewegen sich deine Beine auf ihn zu, tragen dich so schnell es geht. Du rennst gegen die Zeit an, die, die euch noch bleibt.
„Jimin e-er", stotterst du außer Atem bei ihm, die blanke Angst ziert dein Gesicht.
„Wir müssen hier weg", sagt Jungkook panisch und greift nachdem Rucksack der an der Autotür lehnt und dann nach deiner Hand.
Ihr denkt in diesem Moment nicht voraus, euer Instinkt leitet euch, will euch so schnell wie möglich weg von der Gefahr in Sicherheit bringen.
Dabei seid ihr nie in Sicherheit gewesen, denn auch diese ist doch nur ein trügerischer Schein gewesen.
Und ihr rennt so schnell euch eure Beine zu tragen scheinen, wollt dem unaufhaltsamem entfliehen, doch über euer Schicksal wird innerhalb von Sekunden entschieden.
Von einem Mensch, mit einem Schuss.
Abgefeuert und getroffen.
Vom Klang des Abschusses bis zu dem Aufschrei geschieht alles wie in Zeitlupe.
Du bleibst vor Schock stehen, dass Herz schlägt dir bis zum Hals.
Doch du bist es nicht die von der Kugel getroffen worden ist.
Es ist Jungkook, der mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegt, ein schnell größer werdender roter Fleck breitet sich auf seinem Hemd im Bauchbereich aus.
Bei diesem Anblick ist es diesmal deine Welt die in tausend Teile zerspringt, in sich zusammenfällt.
Du nimmst nichts mehr wahr, außer Jungkook, der blutend am Boden liegt, die Augen vor Schmerz zusammen gekniffen.
Irgendwo ertönt ein lauter Aufschrei. Du realisierst nicht, dass es deiner ist.
Deine zerreißende Stimme ist alles was die Totenstille nachdem Schuss durchbricht.
Kurz siehst du von Jungkook auf. Es trifft dich wie ein Schlag als du Jimin mit dem Gewehr in der Hand auf der Veranda stehen siehst.
Sein Blick ist verschlüsselt, sein Inneres wie betäubt.
Er konnte nicht zulassen, dass ihr abhaut.
Und zur Not sollte er euch erschießen, hat die Polizei ihm aufgetragen.
Wenn ihr entwischen würdet, würden sie ihren Teil des Deals nicht einhalten.
Yoongis verfrühte Freilassung auf Bewährung im Tausch gegen euch.
Er hat für seine Liebe eine andere zerstört.
Das Leben ist nicht gerecht, man gewinnt nicht wenn man fair spielt, erinnert Jimin sich an deine Worte als er dich ansieht, deinen geschockten, verzweifelten und angsterfüllten Gesichtsausdruck.
Du fällst auf die Knie zu Jungkook herab und drückst verzweifelt deine Hände auf die Wunde.
Als du das warme Blut an ihnen spürst beginnst du erstmals richtig zu realisieren was geschehen ist.
Beginnst zu realisieren, dass Jungkook tödlich verletzt am Boden liegt, weil Jimin euch verraten hat.
Tränen tropfen herab, du sprichst zu Jungkook verstehst deine eigenen Worte nicht, weißt nur dass sie verzweifelt klingen.
Aus den Augenwinkeln bemerkst du, dass Jimin sich von der Veranda bewegt.
Und als du das silberne Metall des Revolvers in der Sonne aufblitzen siehst, der in Jungkooks Hosenbund steckt, durchschießt ein Gedanke deinen Kopf, löst eine Kurzschluss Reaktion bei dir aus.
Ohne zu zögern greifst du nach diesem, legst deine blutverschmierten Hände um ihn und richtest die Waffe auf Jimin.
Und noch bevor er es vor Schock realisiert und reagieren kann, drückst du ab, kneifst deine Augen zusammen als du den lauten Schuss vernimmst.
Den Todesschuss.
Die Kugel trifft Jimin auf Brusthöhe. Ein weiterer Schrei durchzuckt die Stille. Er fällt augenblicklich nach hinten ins braune Gras, sodass du ihn nicht mehr siehst.
Zitternd lässt du den Revolver fallen, verschwendest keinen Gedanken daran, dass du gerade jemanden erschossen hast. Dass nun auch an deinen Händen Blut klebt.
„Jungkook", schreist du bitterlich, presst nun den Stoff deines weiten Shirts auf seine Wunde, willst die Blutung irgendwie stoppen.
„Du musst hier weg", hustet er. Seine Worte klingen so schwach, die Schmerzen sind unerträglich.
Sofort schüttelst du mit dem Kopf. „Ich lass dich nicht allein!", weinst du weiter. Deine Stimme trieft vor Verzweiflung, während sich das Shirt immer weiter mit Jungkooks Blut vollsaugt.
Es fließt zu schnell, zu viel. Du kannst die Blutung nicht stoppen.
„Y/N", versucht es Jungkook erneut und streckt seine Hand nach deiner Wange aus.
Seine Berührung lässt dich zusammenzucken, das Wasser deiner Tränen vermischt sich mit dem Blut an seinen Händen.
„Hör mir zu", Jungkook versucht sich etwas aufzurichten, doch der unsagbare Schmerz verhindert dies, keuchend fällt er auf seinen Rücken zurück.
„Du musst gehen", wispert er. Tränen glitzern in seinen Augen und wieder schüttelst du heftig mit dem Kopf. Du wirst nicht gehen, nicht ohne ihn.
„Nein, nein wir finden eine Lösung, wir-", stoppst du, deine Worte versiegen unter deinem Schluchzen und dem endlosen Tränenmeer. Sie tropfen auf Jungkooks blutgetränktes Hemd.
Schwach streicht er mit seinem Daumen über deine Wange, zwingt sich ein Lächeln unter den Schmerzen auf.
„Du musst gehen. Sie dürfen dich nicht schnappen."
„Ich geh nicht ohne dich!", deine verzweifelten Worte sind der einzige Klang in der tödlichen Stille. Nicht einmal der Wind weht, die Zeit steht wie still. Für alle, außer für Jungkook.
„Doch das wirst du. Du musst frei sein, bitte lauf weg. Sie dürfen dich nicht fassen", spricht er weiter. Ganz leise in der Ferne hört man Sirenen heulen. Sie klingen so fern, doch sind sie es nicht.
„Sei frei für mich."
Sein Herz schmerzt mehr als die Schusswunde, denn er sieht dich leiden, deinen Wasserfall aus bitteren Tränen.
Er sieht sie langsam zerfallen, die Hoffnung in deinen Augen. Die Hoffnung darauf, dass alles gut werden wird.
„Du hast mir versprochen mich niemals zu verlassen", weinst du, deine Hand liegt auf seiner. Er spürt das Metall des Ringes.
Des Ringes, der euer Für immer symbolisieren sollte. Die kleine Ewigkeit, die hier und heute endet.
„Und ich habe versprochen dich immer zu lieben. Und weil ich das tue musst du gehen, ich will dich in Sicherheit wissen", sagt er und verschränkt seine Hand mit deiner, drückt diese leicht.
Das Geräusch der Polizei Sirenen wird lauter, ihr habt keine Zeit mehr, das weiß Jungkook.
„Bitte", sagt er flehend.
Er will dass du frei bist, irgendwie dein Leben leben kannst, auch wenn es ohne ihn sein wird.
Er greift nach dem Revolver, löst seine Finger von deinen und drückt dir die Schusswaffe in die Hand.
Selbst jetzt ist er darauf bedacht, dass du keine Spuren hinterlässt. Nichts, was zu dir führen könnte.
„Ich liebe dich Y/N. Bitte geh", sagt er unter Tränen. Du wirst diese drei Worte heute das Letzte mal von ihm hören.
„Ich liebe dich auch Jungkook", schluchzt du gebrochen und richtest dich tatsächlich langsam auf, kommst widerwillig seinem letzten Wunsch nach.
Du schnappst dir den Rucksack, bleibst zögernd stehen, blickst zu ihm, deine Tränen laufen weiter.
Doch er nickt dir nur schwach lächelnd zu.
Es ist okay, ist alles was er dir stumm mit seinem Blick sagt.
Und ohne, dass du richtig realisiert was passiert, läufst du. Du rennst.
Rennst weg von der Polizei, welche bald eintreffen wird. Rennst weg von dem grausamen Anblick, die einzige Person, die du jemals geliebt hast sterben zusehen.
Du läufst weg. In ein Leben ohne Jungkook.
Epilog follows
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Ja was soll man nach so etwas sagen. Ich habe selbst beim Schreiben kurz geweint :,)
Wahrscheinlich wird mich der ein oder andere von euch jetzt lynchen wollen.
But that's it. Eine Tragödie. Das Ende war von Anfang an so geplant.
Mich würde es interessieren, ob ihr so ein Ende erwartet habt oder was ihr gedacht habt, wie es endet?
Viele offenen Fragen werden noch im Epilog aufgeklärt und der wird euch vielleicht auch etwas Schmerz nehmen.
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