„Sometimes the salvation is the sinking"
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Von Jungkook zum Fremden, welcher anscheinend Jimin heißt, schaust du hin und her, weißt nicht so recht, wie du darauf reagieren sollst.
Das Jungkook im Heim aufgewachsen ist, hast du schon immer gewusst.
Er ist als kleines Kind, nachdem Tod seiner Drogensüchtigen Mutter dort reingekommen. Wer sein Vater ist, weiß niemand.
Vielleicht ist das auch ein Grund gewesen, warum dein Vater ihn gehasst hat, ihn für ungenügend gehalten hat.
Uneheliche Kinder sind eine Schande, sind seine Worte gewesen.
Du hast Jungkook auf einem Spielplatz als kleines Kind kennen gelernt und dich mit ihm angefreundet, später seid ihr dann auf dieselbe Schule gegangen, habt euch ineinander verliebt.
Ihr seid jeweils für den anderen dar gewesen, als es kein anderer gewesen ist.
Ihr wart euer einziger Halt.
Von einem Jimin hat er allerdings nie erzählt, deswegen musterst du diesen zwar nicht länger ehrfürchtig, aber neugierig.
„Und wer ist die Hübsche?", fragt Jimin grinsend in deine Richtung.
„Meine Freundin", antwortet Jungkook voller Stolz, was dich verlegen macht.
„Da hast du dir aber ein heißes Girl geangelt", pfeift Jimin regelrecht, du erkennst den scherzhaften Ton in seiner Stimme.
Als du zu Jungkook blickst, nickt dieser schmunzelnd zur Bestätigung, was dich sichtlich verwundert.
Auf seinem Gesicht ist nichts von Eifersucht zu erkennen, dabei ist er einer der eifersüchtigsten Menschen, die du kennst.
„Und was macht ihr hier. Seid ihr auf der Durchreise? Weil zum Urlaub machen ist S/N (Stadtname) nicht wirklich sehenswert", entgegnet Jimin und mit seinen Worten verfliegt auch die kurz dar gewesene Glückseligkeit.
Ihr werdet wieder daran erinnert, wieso ihr überhaupt hier seid.
Jungkooks Miene wird augenblicklich etwas dunkler und sein Kiefer spannt sich an.
Auch bei dir kommen die paranoiden Gedanken zurück und wieder überkommt dich das Gefühl, von allen beobachtet zu werden.
„Sozusagen", murmelt Jungkook und Jimin wittert langsam, dass etwas nicht stimmt.
„Ihr seht ziemlich nervös aus", er inspiziert eure Gesichter und sieht sich schließlich um.
„Wieso kommt ihr nicht mit zu mir, ist bestimmt angenehmer als hier", sagt er und scheint damit euer Rettungsboot zu sein.
Jungkook ist hin und her gerissen. Er kennt Jimin, er ist mit ihm aufgewachsen, er vertraut ihm.
Trotzdem geht immer ein Risiko mit daher.
Doch schließlich nickt Jungkook, er wüsste sowieso nicht, wie es weiter gehen soll.
Ihr wärt nur von Stadt zu Stadt unterwegs, immer darauf bedacht nicht entdeckt zu werden.
Doch irgendwann würde man auch euch finden, es ist nur eine Frage der Zeit.
„Folgt mir mit eurem Wagen. Ich wohne etwas Stadt auswärts", meint Jimin und ist dabei zu seinem Auto zu gehen.
„Danke", sagt Jungkook, was Jimin innehalten lässt und ihn dazu veranlagt sich noch einmal umzudrehen.
Jimin weiß noch nicht wofür, aber er wird es bald erfahren.
Als Antwort lächelt er Jungkook ehrlich zu und macht sich dann auf zu seinem Wagen.
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Jimin hat vielleicht etwas untertrieben als er „etwas stadtauswärts" gesagt hat.
Sein kleines Haus liegt wirklich weit stadtauswärts, zwischen Feldern und Sträuchern.
Das nächste Haus ist zwar in Sichtweite, dennoch ein gutes Stück entfernt.
Es erinnert dich an das Farmerhaus, indem das Ehepaar wohnt, welches ihr beraubt habt.
„Die Lage kommt uns sehr gelegen", murmelst du, als du aussteigst und die Tür des Wagens zuschmeißt.
„Ja stimmt. Doch verwundern tut es mich nicht. Jimin ist ein eher sozial introvertierter Mensch. Er genießt das Allein sein und hat Menschen immer eher gemieden. Das war damals im Heim auch schon so, es war schwer mit ihm in Kontakt zu treten", erzählt Jungkook dir und du nickst verstehend.
„Also Leute kommt rein", Jimin winkt euch von seiner Veranda aus zu.
„Entschuldigt die Unordnung, ich habe nur nicht mit Gästen gerechnet", sagt er mit einem leichten lachen, als ihr ihm in die Küche folgt.
Jimins Haus entspricht der typischen amerikanischen Bauweise, von außen sowie von innen.
Bilder oder großartigen Deko schnick Schnack kannst du nirgends ausfindig machen.
Anscheinend ist er eher der schlichtere Typ.
„Nehmt Platz, fühlte euch wie zuhause", sagt er und deutet auf den kleinen Küchentisch, auf dem noch ein benutzter Teller steht, den er schnell in die Spüle legt.
Matt lächelnd folgt ihr seinen Worten.
Trotzdessen, dass es sich bei Jimin um Jungkooks Freund handelt, bist du etwas nervös, denn für dich ist er ein Fremder und durch die Flucht bist du allem gegenüber einfach misstrauischer geworden.
„Gibt es etwas, was euch auf der Seele brennt, über das ihr reden wollt. Auf der Tankstelle seid ihr ja alles andere als entspannt gewesen", beginnt Jimin, der euch gegenüber sitzt.
Du und Jungkook tauschen nervöse Blicke aus.
Solltet ihr ihm davon erzählen, warum ihr auf der Flucht seid?
„Also wir..., unser Tank war fast leer und unser Geld wird auch langsam knapp. Deshalb sind wir etwas in Sorge", tischt Jungkook ihm auf und es ist keine ganze Lüge, aber eben auch nur die halbe Wahrheit.
Jimin kauft Jungkook die „Lüge" selbstverständlich nicht ab, er weiß genauso gut wie du, dass Jungkook ein grottenschlechter Lügner ist.
Mit verschränkten Armen lehnt er sich in dem hölzernen Stuhl etwas zurück, der ein leichtes Knarzen von sich gibt.
„Also hat es nichts damit zutun, dass ihr abgehauen seid?", haut er heraus.
Ertappt reist du panisch die Augen auf, Jungkook steht der Mund offen und ein mulmiges Gefühl macht sich in euren Mägen breit.
Panik bricht in euren Körpern aus.
„Was...wo-", setzt Jungkook an, da macht Jimin bereits eine wegwerfend Handbewegung.
„Ich habe letztens mit einem Freund telefoniert, der mit uns im Heim war. Er hat mir erzählt, dass du abgehauen bist und polizeilich gesucht wirst. In unserer Heimatstadt hat sich das bereits verbreitet, hier allerdings weiß niemand davon, da kann ich euch beruhigen", klärt Jimin auf und ihr wisst nicht ob ihr erleichtert oder weiter panisch sein sollt.
„Aber bei der Tankstelle hast du gar nichts gesagt oder angedeutet", beginnt Jungkook und zieht die Augenbrauen zusammen.
Du neben ihm schweigst weiterhin, in deinem Kopf herrscht das reinste Chaos.
„Sollte ich zur nächsten Polizeistelle rennen und euch verpetzen oder was?!" Jimin zieht beide Augenbrauen nach oben, schüttelt mit dem Kopf.
„Dass du sowas von mir erwartest. Ihr werdet nicht ohne Grund abgehauen sein und bevor man irgendjemanden an den Pranger stellt, sollte man ihn anhören", sagt Jimin und setzt sich wieder aufrecht in seinem Stuhl hin.
„Ich nehme es euch nicht übel, wenn ihr mir nichts erzählen wollt, aber vielleicht kann ich euch helfen, wenn ich Bescheid weiß", fährt er fort und man kann sehen, wie es hinter Jungkooks Stirn arbeitet.
Du wippst mit dem Fuß unterm Tisch auf und ab, deine Nervosität ist weiterhin hoch, aber wenigsten ist die Tendenz nicht mehr steigend.
„Vielleicht kann er uns wirklich helfen", murmelt Jungkook in deine Richtung, ignoriert, dass Jimin euch hören kann.
Du beißt dir unsicher auf die Unterlippe. Solltet ihr das Risiko wirklich eingehen und wie würde Jimin reagieren, wenn er erfährt, dass Jungkook einen Mord begangen hat?
Dein Freund greift unterm Tisch kurz nach deiner Hand, drückt diese leicht und setzt dann zum Sprechen an.
„Ich weiß nicht wie du jetzt reagieren wirst und auch wenn ich dir vertraue, habe ich dennoch Angst, was du nun tun wirst."
Ungläubig beginnt Jimin kurz zu lachen.
„Gott Jungkook ist es etwa so schlimm? Du sprichst ja so, als hättest du einen Mord begangen oder etwas dergleichen", sagt er leicht lachend, ihr allerdings verzieht keine Miene, schaut eher ertappt zu Boden.
Langsam aber sicher erstirbt Jimins Lachen, die Farbe weicht ihm wortwörtlich aus dem Gesicht und Schock breitet sich auf diesem aus.
„Das habt ihr nicht oder?" Jimins Mund steht ein Stück weit offen, für ihn ist diese Vorstellung mehr als unrealistisch.
„Doch Jimin. Es klebt Blut an meinen Händen."
to be continued
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