𝟎𝟒.
„Even if he was mad with you, he would always pursue your wishes"
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Neugierig durchstöberst du die Klamotten in einem kleinen Laden am Stadtrand einer Kleinstadt. Du brauchst unbedingt mal etwas anderes zu anziehen, läufst schon seit zwei Tagen in dem Sommerkleid herum und das bei dieser Hitze.
Jungkook hat das Okay gegeben, dass du dich umsehen darfst, denn soweit weg von eurem Heimatort, wird man von euch noch nichts gehört haben, weshalb ihr euch beruhigt in der Öffentlichkeit bewegt, trotzdem so unauffällig wie möglich natürlich.
Jungkook befindet sich ebenfalls im Laden, sieht sich auch ein bisschen um. Es ist nicht besonders viel los. Nur die Kassiererin, welche ihre goldenen Jahre schon hinter sich hat und so aussieht, als würde sie gleich auf dem weißen Klappstuhl einnicken.
Ansonsten befinden sich nur noch zwei andere Personen im Laden. Eine Frau mit ihrer kleinen Tochter, welche die ganze Zeit an dem Shirt ihrer Mutter herum zupft und sie fragt, ob sie später ein Eis essen darf.
Jungkook und du habt nicht mehr über den Vorfall gesprochen, das Thema einfach stumm abgehackt. Genauer gesagt habt ihr im Wagen fast gar nichts geredet. Er hat nicht mitbekommen, dass du geweint hast, das denkst du zumindest. Denn natürlich hat Jungkook dein Schluchzen vernommen, was du ein zweimal widerwillig von dir gegeben hast.
Sein schlechtes Gewissen plagt ihn bis jetzt und am liebsten würde er sich bei dir entschuldigen. Er hätte dich nicht so anfahren dürfen, aber es ist doch berechtigt gewesen oder nicht? Immerhin hast du ihm etwas wichtiges verschwiegen, etwas grafierendes.
Seine Augen liegen die ganze Zeit über auf dir, wie du dich umschaust und lächelnd die teilweise schrillen Outfits betrachtest. Jeder Fremde würde euch für zwei normale Teenager halten, welche ihren Tag gemeinsam verbringen. Man sieht euch eure Taten nicht an, die Verbrechen, welche ihr geschickt hinter einem Lächeln versteckt.
Du fischt ein zu großes pastellgelbes Shirt aus einem Stapel, dazu schnappst du dir eine Jeansshorts und verschwindest in einer Umkleide.
Jungkook wartet vor dieser, hat kein großes Interesse daran sich weiterhin umzusehen. Nach einiger Zeit trittst du umgezogen aus der Umkleide heraus und drehst dich einmal vor ihm, ein breites Lächeln ziert dein Gesicht.
Auf Jungkooks Lippen bildet sich ein mattes Grinsen und er kann gar nicht anders als auf deine frei gelegten Beine zu linsen.
"Es steht dir gut, wir kaufen es", sagt er und dreht sich um, kramt ein paar Scheine aus seiner Hosentasche, welche er vorher dort hinein getan hat.
Den Rucksack im Laden öffnen zu müssen, hat er nicht riskieren wollen. Immerhin befindet sich der Revolver auch in diesem.
Während du dich noch umziehst stößt Jungkook auf eine kleine Schmuckkiste, in der ein Haufen an Ketten, Ohrringen, Lederarmbändern und Ringen zusehen sind. Amüsiert betrachtet er ein paar schrille Accesiores, wie zum Beispiel auffällig bunte Ketten oder pompöse Ringe.
Er will den Blick schon wieder abwenden als er einen unauffälligen Silberring entdeckt. Das Metall glänzt nicht mehr wie neu, der Ring weißt hier und da ein paar Schrammen auf, ist nicht mit Steinchen oder anderem Schnick Schnack bestückt. Andere Leute hätten schon längst den Blick abgewendet, so auch Jungkook, wenn auf der Oberfläche nicht das Für immer Zeichen eingrafiert gewesen wäre.
Er nimmt den Ring heraus und streicht mit den Finger darüber. Für andere vielleicht nichts besonderes, Jungkook aber erkennt den Wert dahinter.
Einen Wert, der vielleicht nur für euch gilt.
"Ich bin fertig", sagst du und tauchst hinter Jungkook auf. Erschrocken dreht er sich zu dir um und legt den Ring schnell wieder zurück. "Okay dann lass uns bezahlen und gehen", murmelt er.
Ihr geht zur Kasse und gebt der desinteressierten Frau das Geld. Sie sieht euch an, wie sie jeden anderen Kunden auch ansehen würde, denn wie ihr schon gedacht habt, ist die Nachricht von zwei gesuchten jungen Straftätern noch nicht bis hier her gedrungen.
"Geh schon einmal zum Wagen, ich komme gleich nach", du siehst ihn etwas verwirrt an, stellst aber keine Fragen, sondern gehst.
Als du durch die Tür verschwindest, atmet Jungkook einmal erleichtert auf, schaut erneut ins Schmuckkästchen und nimmt den Ring wieder heraus. Ohne weiter darüber nachzudenken geht er mit diesem zur Kasse und bezahlt ihn.
Er bezahlt ihn anstatt zu klauen, weil er dir diesen Ring als normaler junger Mann und nicht als Straftäter anstecken möchte, wenigsten der Ring soll nach dem Gesetz erworben worden sein.
Gekauft mit gestohlemen Geld.
Wie sehr ihr es auch verdrängen mögt, eure Verbrechen sind geschehen, an euren Händen klebt Blut.
Jungkook steckt den Ring in seine Hosentasche, denn er will ihn dir noch nicht jetzt geben.
Du wartest bereits beim Wagen, fährst dir mit der Hand über die Stirn, denn die Sonne scheint mal wieder wie sonst was vom wolkenlosen Himmel herab.
"Was hast du da drin noch gemacht?", fragend siehst du deinen Freund an und nimmst die Klamotten von der Motohaube. "Ich habe mir nur noch etwas angesehen... ein Shirt, aber es hat mir dann doch nicht gefallen", tischt er dir auf und kratzt sich am Hinterkopf.
Du weißt, dass er lügt, denn Jungkook ist kein guter Lügner, miserabel trifft es eher. Mit hochgezogener Augenbraue siehst du ihn an. "Jungkook wieso lügst du mich an?"
"Mach ich doch gar nicht. Komm lass uns gehen, wir müssen weiter", redet er sich raus und lenkt von Thema ab. Du willst ihm am liebsten weiter ausfragen, aber tust es nicht. Er wird früher oder später sagen, was er dir jetzt nicht mitteilen will.
"Jungkook können wir für heute in einem Motel übernachten?", bittend siehst du ihn an, willst nicht schon wieder eine Nacht im nirgendwo verbringen und auf den ungemütlichen Autositzen schlafen müssen.
"Wir müssen weiter, außerdem in welches Motel denn bitteschön?"
Auf seine Frage hin deutest du mit dem Finger auf das kleine schäbige Gebäude am Ende der Straße, über dem sogar Motel drüber steht. "Nur eine Nacht. Ich will nicht schon wieder auf den ungemütlichen Sitzen schlafen", mit einem Schmollmund siehst du ihn an, hoffst, dass er nachgibt.
Auch wenn es euch Zeit und Vorsprung kosten würde, willst du diese Nacht einfach in einem normalen Bett schlafen können, endlich mal wieder duschen und nicht daran denken, dass ihr auf der Flucht seid und gesucht werdet.
Nicht daran denken, dass ihr Verbrecher seid.
"Eine Nacht! Morgen früh fahren wir gleich weiter", gibt Jungkook nach, kann nicht fassen, dass er wirklich darauf eingeht.
Auch als ihr an der Rezeption steht, den Schlüssel für das Zimmer entgegen nehmt und bezahlt kann er es nicht glauben, dass du ihn weich bekommen hast. Seine Gedanken werden ständig von den Sorgen begleitet, dass ihr entdeckt werden könntet oder euch irgendwer erkennt.
Das Auto habt ihr gut versteckt und das Zimmer welches ihr bekommen habt, gibt direkten Ausblick auf die Straße.
"Ein Bett, ein Bad und vor allem eine Dusche", kreischt du schon fast, als ihr die Tür hinter euch schließt. Dinge die jeder andere als selbstverständlich sieht machen dich unheimlich glücklich, denn für dich sind sie nicht mehr verständlich.
Nicht seitdem ihr auf der Flucht seit, nicht seit diesem einem Tag.
to be continued
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