Kapitel 78
Macaulay
„Verdammt!"Boyd's Fluchen dringt durch sein Auto, als seine Panik ihn erneut den Wagen, an einem der steileren Straßen abwürgen lässt.
„Konzentrier dich, Kumpel."Meine Stimme klingt ruhig, obwohl mein Inneres ein mehr als abgefucktes Chaos ist.
„Ich kann mich nicht konzentrieren! Ella wurde entführt! Sie ist meine Frau, verdammte Scheiße!"Seine Panik erfüllte Stimme dringt durch den kleinen Raum des Autos, wird aber abrupt durch die Melodie meines Handys unterbrochen.
Ich stöhne auf und fluche in Gälisch. Für einen kurzen Moment lacht Boyd neben mir auf. Ein Lachen gemischt mit Verzweiflung, während er erneut die Kupplung kommen lässt.
„Die Scheiße muss echt am Dampfen sein, wenn du auf Gälisch fluchst..", sagt er heiser, gleichzeitig fische ich nach meinem Handy und nehme den Anruf an.
„Was willst du Logan?", brülle ich etwas zu hart in mein Handy, aber die Nerven, geballt mit der Wut in meinem Inneren spielen verrückt.
Ich würde diesen Motherfucker erledigen! Wenn er meiner Ella nur ein Haar gekrümmt hatte, er würde dafür bluten!
Meiner Ella?
Für einen kurzen Moment halte ich inne, schüttele stumm den Kopf.
Sie war nicht meine Ella...
„Du musst sofort ins Steels kommen! Ein Paket ist für dich angekommen, es hat keinen Absender, aber auf der Hinterseite klebt ein Bild von einer Frau..."
„Gib mir zehn Minuten!", schreie ich atemlos ins Handy, im selben Atemzug, greife ich nach dem Türgriff der Beifahrertür und stoße die Tür auf.
Ich springe aus dem langsam fahrenden Auto und lande auf dem Bürgersteig.
„Macaulay!", Boyd's lautes Rufen dringt zu mir. „Was ist passiert?!"
„Ich will, dass du die Polizei kontaktierst, Boyd. Sag ihnen deine Frau wird vermisst!", rufe ich ihm schnell über meine Schulter hinweg zu, gleichzeitig höre ich Logan's Stimme am anderen Ende des Handys.
„... hat dunkelblondes Haar. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor. Das Bild muss aber schon etwas älter sein."
Mum.
Logan konnte nicht wissen, dass es sich bei der Frau um meine Mutter handelte. Er hatte sie schließlich noch nie gesehen.
Fuck!Es ist wie ein Fausthieb in meine Magengrube. Er hatte sie in seiner Gewalt. Mein verdammtes Arschloch von Vater hatte sie in seiner Gewalt!
„Beweg dich nicht von der Stelle und schließ die Tür ab!", brülle ich ins Telefon, bevor ich auflege.
Boyd's Stimme dringt immer noch zu mir, während ich in der Dunkelheit meinen Weg durch die Straßen von Edinburgh mache. Verdammt, es war total beschissen blind zu sein!Meine Waden brennen, als ich so schnell wie mich meine Beine tragen lassen, eine der steilen Straßen heraufrenne. Ich mochte blind sein, aber meine Fitness würde mir niemand nehmen. In meinem Herzen war ich immer noch ein Boxer.
„Warte, verdammt noch mal, schalt einen Gang zurück"
Etwas greift nach meinem Arm. Boyd!Er war vollkommen außer Atem.
„Du glaubst doch nicht, dass ich dich alleine nach ihr suchen lasse! Verdammt sie ist meine Frau, Macaulay!"Seine verzweifelte Stimme, dringt völlig außer Atem an mein Ohr.
„Doch.", gebe ich knapp und bestimmend von mir.
Ich hatte keine Zeit mich mit ihm darüber auseinanderzusetzen, warum er mich nicht begleiten sollte.
„Du bist so ein egoistisches Arschloch, weißt du das?!"Er spuckt die Worte voller Verzweiflung aus seinem Mund.
Ich weiß, dass die Angst um Ella ihn diese hasserfüllten Worte gegen mich richten lässt. Verdammt ich hätte vermutlich dasselbe gemacht.
„Du willst doch nur wieder als Held dar stehen! Dabei realisierst du noch nicht einmal, dass es meine Frau ist, dessen Leben hier auf dem Spiel steht!"
Abrupt bleibe ich stehen und wirbele herum.
„Du denkst, ich weiß nicht, dass das Leben von Taylor auf dem Spiel stehen könnte?!" Wut keimt in mir hoch, als ich ihm nun die Worte entgegenschleudere. „Boyd, mein absolut wahnsinniger Erzeuger hat sie vermutlich in seiner Gewalt und du denkst, dass ich den Ernst der Lage nicht erkenne..?!"Meine Stimme bricht ab und plötzlich höre ich wie Boyd überraschend nach Luft schnappt.
„Du meinst Buzz...?", ich höre wie Panik in seiner Stimme mitschwingt.
Ich hatte nie meine komplette Geschichte mit Boyd geteilt, aber er wusste genug, um zu wissen, dass mein Vater ein komplett irres Arschloch war. Dass er ein herzloses, krankes Monster war.
„Ja.. und wenn ich mich nicht beeile... ich weiß nicht in was für einem Zustand sie sich befinden wird."
„Dann nimm mich verdammt noch mal mit! Vier Fäuste sind immer noch mehr als zwei, um deinen Vater zu erledigen!"
Ich schüttele den Kopf.
„Du weißt nicht, auf was für einer Ebene er spielt, Boyd. Und selbst wenn du mit deinen Fäusten gut bist, du weißt weder wie man eine Waffe noch ein Messer benutzt."
„Macaulay..." Verzweiflung dringt durch seinen Mund.
Ich schüttele den Kopf, richte meinen Blick nun auf ihn, in der Hoffnung, dass sich meine Augen in ihn bohren. „Ich kann dich nicht auch noch verlieren. Alter, du bist mein bester Freund."
Er wusste nicht wie viel Bedeutung in diesen Worten mitschwang. Für ihn war es wahrscheinlich nur der Verlust meiner Mutter, vielleicht auch der Verlust meines Vaters, aber für mich war es so viel mehr. Für mich war es der Verlust von dem Menschen, den ich mehr liebte als alles andere.Der Mensch, der mit meinem besten Freund verheiratet war.
Fuck.
Was tat ich eigentlich hier?
„Macaulay...". Ich höre, wie er laut aufseufzt und bin mir ziemlich sicher, dass meine Worte bei ihm angekommen sind, dass er mich gehen lassen wird. Doch stattdessen, dass die Worte, die sich in meinem Gehirn abspielen, seinen Mund verlassen, kommen ganz andere Worte über seine Lippen.
„Ich weiß, dass du diese Worte nicht hören willst, aber es kann nicht immer nur um dich gehen. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es meine Frau ist, die ich verlieren könnte?! Wir haben zwar nicht traditionell geheiratet, aber das heißt verdammt noch mal nicht, dass ich Cinderella nicht beschützen werde, dass ich nicht immer auf sie aufpassen werde... und verflucht noch mal sie wurde von deinem kranken Vater entführt!"
„Das ist es ja gerade!", fluche ich, Wut keimt nun in mir auf, geballt mit unerbittlicher Verzweiflung.
Ich versuche mich an ihm vorbei zu drängen, doch plötzlich sehe ich die Umrisse seines Körper, die sich vor mich drängen.
„Sie ist meine Frau, Macaulay! Wenn hier einer zurückbleibt, dann bist du das! Du hast kein Recht nach ihr zu suchen!"
Rasende Wut, wie ein roter Feuerball breitet sich plötzlich lodernd in mir aus.
„Und ob ich ein Recht darauf habe, nach ihr zu suchen, ich ...", bevor die Worte jedoch meinen Mund verlassen, stoppe ich mich.
FUCK! Das war knapp gewesen!Ich presse meine Lippen aufeinander, atme zweimal durch meine Nase durch, um mich zu beruhigen.
„Entweder du gehst aus dem Weg, oder..."
„Oder was?!", unterbricht mich Boyd.
Ich kann sein Gesicht nicht sehen, aber ich höre ihn kurz auflachen.
„Du haust mir eine runter?!"Direkt nachdem die Worte seinen Mund verlassen haben, trifft meine Faust sein Kinn präzise mit einem Uppercut. Trotz meiner halben Blindheit lande ich den Schlag treffsicher. Sein Kopf wird nach hinten geschleudert und Boyd flucht auf.
Er hält sich das vermutlich blutende Kinn. Verdammt! Ein Gefühl der Genugtuung dringt durch mich hindurch, das allerdings nicht lange anhält, denn keine zwei Sekunden später, trifft mich eine Faust an der Schläfe, gleich neben meinem Auge. Motherfucker! Diesen Schlag hatte ich ihm beigebracht!
„Den Schlag hast du von mir gelernt, du Fucker!", meine Stimme verlässt meinen Mund in einem Knurren.
Ich stürze mich auf ihn und verpasse ihm einen erneuten Schlag. Ein schmerzhaftes Stöhnen dringt aus seinem Mund. Genugtuung erfüllt mich für eine Sekunde, doch sie hält nicht lange an, denn in einer unaufmerksamen Sekunde hat er mich von sich gerollt. Mein Hinterkopf knallt auf dem harten Asphalt auf, als er mich auf den Boden drückt, seine Knie bohren sich nun in meine Rippen, während er mich mit seinem Körper auf dem Boden festhält. Ein schmerzhaftes Ziehen dringt durch meinen Kopf, gefüllt von einem Stöhnen, das meinen Lippen entwischt. Scheiße! Er war stärker, als ich es angenommen hatte.
Ich beiße mir auf die Lippen, das Pochen in meinem Kopf verhindert für einen kurzen Moment meine Gedanken.
„Ich schätze das kommt davon, wenn man versucht jemanden eine runter zu hauen, den man fast 14 Jahre kennt!"
„Du Drecksgesicht...", fluche ich.
„Und es sind 15...", ergänze ich, im selben Moment in dem ich mich aus meiner unterlegenen Position befreie und mit einer schnellen, präzisen Bewegung die Position wechsele. Ich spüre, wie sich sein Körper unter mir anspannt.
Er flucht, als ich ihm einen Schlag unters Kinn verpasse. Jetzt waren wir quitt!
„Alter!", stöhnt er.
Ich verstärke meinen Griff, höre wie sein Atem flacher aus seinem Mund kommt.
„Okay, okay, du hast gewonnen!", schreit Boyd plötzlich.
Ich löse meinen Griff um ihm und steige von ihm herunter.
„Du bist so ein verfluchter Wichser, Macaulay!", schreit Boyd hinter mir, während meine Beine sich schon wieder von alleine mobilisiert haben.
Ich renne die nächste steile Straße hinauf, meine Waden brennen, Ella in meinem Kopf. Doch plötzlich bleibe ich stehe. Scheiße! Ich fluche auf und drehe mich um. Aus der Distanz heraus, ist es noch schwerer ihn zu erkennen. Mein verdammtes Auge spielt verrückt, alles was ich erkennen kann ist seine Silhouette.Verdammte Scheiße, es war total abgefuckt blind zu sein! Die Worte kommen über meine Lippen, bevor ich es mir noch einmal anders überlege.
„Also schön...!", knurre ich zwischen meinen Zähnen hervor. „Aber du machst das was ich dir sage!"
***
Zehn Minuten später ballere ich mit meinen Fäusten vor die Tür meines Gyms. Mein Puls schlägt unregelmäßig, als ich immer wieder auf die Tür einschlage.
„Verdammt Logan!", brülle ich so laut, dass man meine Stimme über den ganzen Hinterhof hören kann. „Mach die Tür auf!"
Keine Sekunde später höre ich ein Klicken und die Tür springt auf.
„Wo ist es ?!", meine Stimme überschlägt sich, als ich durch die Tür renne.
Meine Augen nehmen nur die Umrisse des Raumes war, doch das ist mir in dem Moment vollkommen egal.
„Hier.", höre ich Logan's Stimme und wenige Sekunden später spüre ich wie mir etwas in die Hand gedrückt wird.
Meine Finger finden nicht sofort das Paketband, da meine Augen mir nicht eine wirkliche Hilfe sind.
„Komm ich mach das", höre ich Boyd's bestimmende Stimme.
„Nein, auf garkeinen Fall!", knurre ich, entziehe ihm das Paket und versuche es ein erneutes Mal.
Als das Paket endlich aufspringt, legen sich meine Finger um etwas Weiches.Ich muss nicht sehen, was es für eine Farbe hat, denn ich weiß augenblicklich was es ist. Ich hatte es zu oft in der Hand gehalten, um nicht sofort zu wissen, was es war.
Übelkeit steigt in mir hoch. Der Raum um mich herum beginnt sich zu drehen.
„Ist das etwa Blut auf dem..?"
Doch ich höre die Stimme der anderen nur dumpf in meinen Ohren, als ich meinen Finger um die etwas nasse Form kralle.
Um die Form meines alten Plüschhasen.
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