Kapitel 70


Vor 5 Jahren

Dunkelheit, schier endlose Dunkelheit über mir. In mir.

Stille, allumfassende Stille ummantelte mich.

Ich starrte durch die Dunkelheit an die Decke über mir. Mein Körper nahm kaum den kalten Boden unter mir wahr. Ich fühlte mich taub. So als ob mein Körper nicht zu mir gehörte.Ich wusste nicht, welchen Tag wir hatten, welche Uhrzeit. Alles schien so verdammt dunkel zu sein.

Ich griff wie in Trance an meine Seite, umgriff die Flasche, ließ sie an meinen Mund und nahm einen großen Schluck von der braunen Flüssigkeit. Das Brennen, das durch meinen Körper rann, bemerkte ich nur am Rande.Ich schloss die Augen und sah sein Gesicht vor mir. Seine dunklen Augen, seine markanten Wangenknochen, seinen Hals, an dem sich die schwarzen Linien, wie an einem Gemälde entlangschlängelten.Und plötzlich hörte ich seine Stimme. Hörte den breiten, schottischen Akzent, wie er die Luft erfüllte. Ich konnte ihn so klar und deutlich hören, dass ich das Gefühl hatte er würde vor mir stehen.

„Ella?"

Ich kniff die Augen fester zusammen, wünschte mir, dass ich sie nie wieder öffnen könnte, nur um sein Gesicht weiter zu sehen. Seine Stimme weiter hören zu können.

Du verdienst die Welt Ella, aber ich kann sie dir leider nicht geben.

Die Worte des Briefes hallten in meinem Kopf, ließen mich erneut nach der Flasche greifen.

„Ella"

Seine Stimme hallte erneut durch meinen Kopf. Mit zusammengekniffenen Augen schüttelte ich den Kopf, versuchte die Illusion seiner Stimme aus meinem Kopf zu bekommen. Meine Hand griff ins Leere.Erschrocken öffnete ich die Augen. Mein Mund war trocken, meine Augen brannten, als ich plötzlich in weißes, flutendes Licht blickte.

„Gott, Ella."

Die Stimme, die sich vor ein paar Minuten noch wie die von Macaulay angehört hatte, gehörte jetzt plötzlich jemand Anderem. Blaue Augen blickten in meine. Vor mit kniete Logan und schaute besorgt auf mich herunter. In seiner einen Hand hielt er die fast leere Flasche Glenfiddich.

„Oh Gott sei Dank! Du hast sie gefunden."

Eine mir bekannte Stimme drang durch das Steels und plötzlich sah ich den schwarzen Haarschopf von Cailin neben dem Boxring erscheinen.

„Gott Ella, was machst du hier? Der Boden ist doch eiskalt."

Ich biss mir auf die Lippen, als ich einen erneuten besorgten Blick von Logan auf mir spürte. Tränen stiegen in meine Augen, als Logan die Flasche Glenfiddich abstellte, mir wie einem kleinen Kind unter die Arme griff und mich hochhob. Die Tränen liefen nun mein Gesicht herunter, als er mich in seine Arme hob und mich aus dem Boxring heraustrug.

„Wir sollten Aiden anrufen.", hörte ich Cailins Stimme alarmiert an mein Ohr dringen.

Logan schüttelte seinen Kopf.

„Nein, noch nicht.", gab er kurzangebunden von sich.

Er trug mich durchs Steels, und setzte mich schließlich auf der Theke ab. Erst jetzt sah ich, dass Logans Augen müde aussahen und auch Cailins Haar war zerzaust.

Was für einen Tag hatten wir? Und wie spät war es ?

Ich öffnete meinen Mund. Er war staubtrocken. Ich wollte nach der Uhrzeit fragen, doch es funktionierte nicht. Stattdessen blickte ich in Logan's Gesicht, der mich nun voller Emotionen anblickte. Am Rand bemerkte ich, wie Cailin ihre Hand um meine schlang. Sie fühlte sich brennend heiß in meiner an, was nur ein Zeichen dafür war, dass meine eiskalt sein musste.

Logan's Hand legte sich plötzlich um mein Gesicht. Ich blickte zu ihm hoch, seine Augen lagen ruhig auf meinen, als mit klarer Intensität in seiner Stimme die Worte:

„Er wird zurückkommen."

seinen Mund verließen.


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