Kapitel 51

Ich spürte, wie ich mich augenblicklich vor Nervosität verkrampfte. Logan ließ mich los, drehte sich zu Aiden und positionierte sich so, dass er mich vor Aiden verdeckte. Ich war ihm dankbar, denn hinter seinem Rücken hatte ich Zeit meine Tränen ein wenig zu trocknen. Ich fuhr mir hektisch mit der Hand durchs Gesicht. 

„Ella hat es herausgefunden. Sie ist ein bisschen durch den Wind", Logans Stimme klang leise durch den Raum. 

Mein Atem stockte in meiner Brust, als ich seine Worte in mich aufnahm. Ich hatte nicht angenommen, dass er so ehrlich mit Aiden sein würde.

Angespannt wartete ich darauf, wie Aiden auf die Neuigkeiten und vor allem auf die Tatsache, dass ich völlig aufgelöst in Logans Armen lag, reagierte. Ich sah Aidens Gesichtsausdruck nicht, hörte dafür aber seine Worte. Sie waren sanft. 

„Irgendwann hätte sie es erfahren müssen" 

Für einen kurzen Moment herrschte vollkommene Stille im Raum. Ich hatte das Gefühl, als ob Logan und Aiden sich stumm unterhielten. Nach einem Zeitraum, der sich wie endlose, quälende Minuten anfühlte, sah ich dabei zu, wie Logan einen Schritt zur Seite machte und meinen Blick auf Aiden freigab. Sofort trafen mich seine dunkelgrünen, besorgten Augen. Seine Haare standen wie fast immer nach oben. 

„Ella, ich weiß du machst dir Sorgen, so wie du dir immer um alles Sorgen machst. Glaub mir das tun wir auch, aber es war seine Entscheidung zur Luftwaffe zu gehen. Er hat es vor Jahren für sich selbst entschieden. Und ich denke wir sollten seine Entscheidung respektieren."

Ich wusste, dass die Worte mich hätten besänftigen sollen. Aber das taten sie nicht. Es war unfair. So verdammt unfair. Es war nicht nur die Tatsache, dass Macaulay bei der Luftwaffe war, sondern auch das was mir Logan erzählt hatte. Wenn es wirklich stimmte, dann war Macaulay krank und brauchte eine Therapie. Ich hatte nicht viel Ahnung von diesem Krankheitsbild, aber ich war mir sicher, dass Macaulay geholfen werden musste. Mein Herz schmerzte für ihn.

Aiden kam nun auf mich zu und ergriff meine Hand. Die Berührung, die mich sonst immer so zu trösten schien, verfehlte nun ihre Wirkung. Alles was ich fühlte, war dieses schwere Gefühl in meiner Magengrube, das mich immer schwerer atmen ließ. Gedanken schienen auf mich ein zu rasen, wie ein fahrender Zug. 

„Ella, du brauchst dir wirklich keine Sorgen um ihn zu machen", Aidens Worte klangen dumpf zu mir, wühlten mich in meinem Inneren auf.

Ich wusste, dass Aiden keine Ahnung hatte, dass Logan mir auch andere Dinge von Macaulay erzählt hatte, aber in diesem Moment fragte ich mich, wie er mir einfach so ins Gesicht sagen konnte, dass ich mir keine Sorgen machen brauchte. Er war sein bester Freund! Machte er sich denn auch keine Sorgen? Ich schluckte, mein Blick huschte zu Logan, der mich nun intensiv mit seinen Augen anschaute. Seine Augen schienen Bände zu sprechen. Verwirrung und Hilflosigkeit, war das Einzige was sich nun in meinem Körper ausbreitete.

„Am besten du fährst nach Hause Cinderella. Ich übernehme deine Schicht. Ich weiß es ist viel zu verarbeiten. Für Logan und mich war es auch anfangs ein Schock." 

Ich realisierte kaum, dass Aiden zu mir sprach, seine Worte drangen zu mir, so als ob ich mich in einer Seifenblase befinden würde. 

„Kannst du Ella nach Hause fahren? Ich denke sie muss sich ein wenig ausruhen"

 Aiden wand sich nun an Logan. Ich hörte die Worte nicht, die Logan ihm entgegnete, zu sehr wanderte das Wort „ Zuhause" in meinem Kopf herum. Zuhause. Dem Wort, bei dem ich nicht mehr an Toronto dachte, sondern an Macaulay. Macaulay, der vermutlich nun in der Wohnung war. Bei dem Gedanken auf ihn zu treffen, drehte sich mir der Magen um.

Plötzlich merkte ich, wie jemand nach meiner Hand griff. Abrupt wurde ich aus meinen Gedanken gezerrt, Logan schaute auf mich herunter, seine Hand, lag wie die eines großen Bruders in meiner. Auf eine gewisse Weise, fühlte ich mich, als ob Luke mich an die Hand genommen hätte. Ich vermisste meine Familie. Zu gerne hätte ich meinen Dad um Rat gefragt. Doch er war leider nicht hier. 

„Komm Ella", hörte ich die sanfte Stimme von Logan zu mir dringen, stoppte die Tränen in meinen Augen davor, herunter zu kullern.

Logan öffnete die Tür der Umkleidekabine, zog mich hinter sich heraus durch den schwach illuminierten Flur. Aiden saß schon an der Rezeption, als wir an ihm vorbeikamen. Wir blieben kurz stehen, ich sah wie Aiden aufstand, um die Rezeption herumkam und kurz vor mir stehen blieb. Seine grünen Augen legten sich sanft auf mich. 

„Weißt du das mag ich so an dir. Du kümmerst dich um die Menschen, an denen dir etwas liegt. Ich bin froh, dass Macaulay jetzt auch in dir eine Freundin gefunden hat. Er kann das gut gebrauchen."

Aiden beugte sich zu mir herunter und drückte mir seine Lippen auf die Stirn.

„Aber versprich mir, dass du dir nicht allzu große Sorgen machts, okay?"

Ich biss mir auf die Lippen und obwohl ihm dies zu versprechen eine Nummer zu groß war, nickte ich trotzdem. Ich spürte, wie Logan meine Hand kurz aufmunternd drückte, bevor er mich aus dem Steels herausführte. 

Der Himmel hatte sich über uns dunkel zusammengezogen. Es war so als ob das Wetter, ebenfalls für Macaulay schmerzte. Ich nahm kaum wahr, wie ich in Logans Wagen stieg, ebenso den Weg zu Macaulays Wohnung nahm ich nur am Rande wahr. Ich realisierte erst wieder, wo ich mich befand, als ich vor unserer Haustür stand. Ich wusste noch nicht einmal, wie ich mich von Logan verabschiedet hatte, so verwirrt war ich . Meine Hände zitterten, als ich den Schlüssel in das Türschloss schob. Mit einem Klick öffnete sich die Tür. Mein Herz pochte wild in meiner Brust, als ich die Wohnung betrat. Die Wohnung war fast still, dennoch spürte ich einen kalten Luftschwall der mir entgegendrang, meine Haare aufwirbelte. Als ich ein paar weitere Schritte in die Wohnung machte, sah ich das Fenster, das offen stand. Mein Atem stockte.

Sein Rücken war zu mir gedreht, er saß auf der ersten Stufe der Feuerleiter. Sein Kopf war ein Stück nach oben geneigt, er schien den Himmel zu studieren. Auf einmal, schien alles so viel mehr Sinn zu machen. Ich fragte mich, ob er flog, weil er sich dort oben sicherer fühlte, so als ob er der Welt irgendwie entfliehen konnte. So als ob er seinen Gedanken entfliehen konnte. Dort oben fern von all seinen Alpträumen, schien er der Welt entkommen zu kommen. Er drehte sich nicht zu mir um, als ich durch das offene Fenster kletterte, meine Schuhe schabten über die Metallgitterstäbe unter meinen Füßen. Kurz hinter ihm, blieb ich stehen. Sein Rücken war mir noch immer zugewandt. Meine Kehle war zugeschnürt, all die Worte, die ich sagen wollte, drangen nicht aus meinem Mund.

„Du weißt es"

Ich wusste nicht, wie oft ich diese Worte in den letzten zwei Stunden gehört hatte, aber in diesem Moment, schienen sie mir fast das Herz herauszureißen. Mein Atem stockte. 

„Du hast die Schranktür aufgelassen, Taylor", sagte er knapp. 

Langsam drehte er sich zu mir um, seine Augen waren fast so dunkel, wie der Himmel über uns, als er mit seiner Hand vorsichtig neben sich klopfte, drauf wartend, dass ich mich neben ihn setzte. Ich wusste, dass es Zeit war für ein Gespräch. Dass er mir nun erzählen würde, dass er bei der Luftwaffe war. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich bereit war, all das aus seinem Mund zu hören. 

Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, trugen meine Füße mich wie von allein zu ihm. Ich ließ mich neben ihn fallen, meine Schulter streifte seine Seite. Für ein paar Minuten blieben wir vollkommen still nebeneinander sitzen. Der Kloß in meinem Magen schien sich immer mehr auszubreiten. Meine Augen brannten, ich versuchte mit aller Willenskraft die aufsteigenden Tränen herunterzuschlucken. 

„Ich hab das nicht gewollt, Taylor", hörte ich plötzlich seine Stimme sanft an mein Ohr dringen. 

„Nicht, dass du es so herausfindest", ich spürte die Wärme seines Körpers an meinem, sog den frischen Geruch nach Kiefernadeln, vermischt mit der kalten Dezemberluft in mich auf.

Ich schluckte, mein Körper zitterte. Ich wusste nicht, ob es von der Kälte war oder einfach von der Tatsache, dass er es nun endgültig bestätigte. 

„St..Stimmt es das du am ersten Januar wieder zurück musst?", meine Stimme kam in einem kaum hörbaren Flüstern aus meinem Mund, ich biss mir auf die Lippen, betete im Insgeheimen, dass es nicht stimmte was Logan mir erzählt hatte. Dass er irgendwie falsch informiert war. 

Macaulay griff plötzlich nach meiner Hand und drückte sie leicht. 

„Aye" 

Ich spürte, wie die Tränen nun mein Gesicht herunterliefen, bei seiner Bestätigung. Macaulay streckte einen seiner Finger aus und wischte mir nun mit der Fingerspitze unter den Augen die Tränen weg. 

„Taylor, das ist mein Beruf. Ich hab mich verpflichtet unserem Land zu dienen", brachte er erstickt hervor. 

„Ich kann das nicht alles aufgeben. Nicht wenn ich...", seine Worte brachen ab und ich musste den Rest des Satzes nicht weiterhören um zu wissen, was er sagen wollte. 

Nicht wenn ich krank bin und nicht der Richtige für dich bin. 

Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, seine Hand lag noch immer in meiner. Obwohl wir nicht sprachen, spürte ich doch all die unausgesprochenen Worte in der Luft hängen. Mein Kopf fiel wie von automatisch auf seine Schulter. Und genau in diesem Moment wurde es mir klar. Es kam wie eine Welle auf mich eingedroschen, bis der Gedanke all das war, was mein Gehirn erfüllte.

Es war hart zuzugeben, dass man sich in jemanden verliebt hatte, mit dem man niemals zusammen sein konnte.

Aber das tat ich .

Und das wurde mir in diesem Moment klar.

Ich liebte ihn.

So wie die Sonne den Mond liebte.

Und selbst der Mond hatte manchmal seine dunklen Seiten.

Genauso wie Macaulay.

Ich liebte ihn.

Finlay.

Meinen blonden Krieger. 


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Es ist halb zwei morgens und ich lade Kapitel hoch.... #ichbinkrank

Gut, dass ich morgen keine Uni habe und nur lernen muss... haha. 

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!:) Ich hab sehr viel Gefühl hineingesteckt <3 


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