Kapitel 36
Ich konnte nicht schlafen. Die ganze Nacht lag ich wach, während Gedanken durch meinen Kopf rasten, mein Herz so schwer wie Blei. Ich hasste das Gefühl mich so ausgeliefert zu fühlen, hasste den Schmerz, der in mir hochkroch, wenn ich an Macaulays Worte dachte. Ich hasste Macaulay dafür, dass er mich so fühlen ließ. Mein Herz zog sich innerlich für ihn zusammen. Das Licht schimmerte durch den Türspalt von Macaulay, tauchte das dunkle Zimmer in schwaches Licht. Er hatte wieder Alpträume. Das konnte ich hören.
Mein Herz blutete für ihn, mein ganzer Körper drang danach aufzustehen und zu ihm rüberzulaufen. Die Tür seines Zimmers zu öffnen und seine Hand zu halten. Ihm den Teil seines Schmerzes zu nehmen. Doch mein Verstand erinnerte mich an seine Worte. Erinnerte mich daran, dass er wollte, dass ich mich von ihm fernhielt.
Es war bereits früh am Morgen als ich endlich einschlief, meine Lider fühlten sich schwer an, als ich endlich in die Welt der Träume abdriftete. Doch der Schlaf hielt nicht lange. Wenige Stunden später ließ mich ein lautes Klingeln aus meinem Schlaf aufschrecken, dunkle Augen vor meinen Inneren. Ich rieb mir über meine Augen, mein Blick wanderte durch den Raum, vergewisserte mich, dass es nicht wirklich schneite und ich mich in Macaulays Wohnung befand. Dass ich mich nicht auf einer Feuerleiter befand, der Schnee auf uns herunterrieselte.
Das Klingeln ertönte erneut, mein Blick fiel auf seine Schlafzimmertür die verschlossen war. Es war komplett still auf der anderen Seite, ich konnte nichts hören. Ich warf die Bettdecke zurück, als das Klingeln erneut ertönte, stellte meine Füße auf den Boden und lief an Macaulays Schlafzimmertür in Richtung Haustür. Bevor ich die Tür jedoch öffnete, spähte ich am Fenster vorbei nach draußen. Überraschung überkam mich, als mein Blick auf Macaulays schwarzen Camaro fiel, der immer noch an derselben Stelle stand, wie am Tag zuvor. Also musste er Zuhause sein. Verwirrung durchdrang meinen Körper, als ich einen Schritt auf die Tür zumachte und den Türöffner betätigte, ohne jedoch die Haustür zu öffnen. Durch die geschlossene Tür hörte ich Schritte den Hausflur heraufkommen. Sie waren schwer und ein paar Sekunden später konnte ich auf einen mir bekannten dunklen Haarschopf durch den Türspion blicken. Ich schluckte, als Macaulays Worte durch meinen Kopf hallten.
„ Boyd... er ist ein Mann, der dir die Welt zu Füßen legen kann."
Ein ziemlich nahes Klopfen ließ mich zusammenzucken und als ich die Tür nun öffnete, schaute ich in zwei dunkelgrüne, offene Augen und in ein so großes Grinsen, dass es ansteckend war.
„Cinderella!", rief Aiden aus, machte einen langen Schritt nach vorn, schlang seine starken Bärenarme um mich, hob mich ein Stück hoch und presste mich an seine Brust.
Mein Lachen hallte durch die Wohnung, für einen kurzen Moment den gestrigen Abend vergessend.
„ Aiden.", rief ich aus, als er nun anfing mich in seinen Armen herumzuwirbeln, während er leise A Dream Is a Wish Your Heart Makes. vor sich hinsummte.
Ich kicherte bei seiner Performance, meine Beine wirbelten durch die Luft. Aiden lachte ebenfalls und ließ mich nach einer weiteren Runde wieder auf dem Boden aufkommen. Sein Finger stupste über meine Nase, ein jugendhaftes Grinsen auf seinem Gesicht, dass seine Grübchen zum Vorschein brachte.
„Na wie geht's der Prinzessin heute?", seine Frage löste für einen kurzen Moment ein mulmiges Gefühl in mir aus, ich warf einen flüchtigen Blick auf Macaulays Schlafzimmertür, bevor ich ein leicht gezwungenes Lächeln auf mein Gesicht ausbreitete.
„Mir geht's gut", gab ich mit der freudigsten Stimme von mir, die ich aufbringen konnte.
Aiden war mein Blick zu Macaulays Zimmer nicht entgangen. Ich sah, wie sich sein Körper ganz kurz versteifte, sein Mund zu einem besorgten Ausdruck verzogen, doch dieser war so schnell wie er gekommen war auch wieder durch ein sorgenfreies Lächeln ersetzt. Doch mir entging nicht, dass es diesmal nicht seine Augen erreichte.
„Ella, wie wärs wenn du dich schon mal anziehst und unten in meinem Wagen auf mich wartest? Ich hab mir gedacht, dass wir vielleicht schon mal Stoff für unsere Kostüm kaufen könnten.", er zwinkerte mir locker zu, doch mir entging immer noch nicht, die merkwürdige Atmosphäre, die plötzlich im Raum herrschte. Diese Anspannung, die durch seinen Körper zu vibrieren schien.
„Ich muss noch wegen Freitag was mit Macaulay klären, es wird nicht lange dauern.", er schenkte mir ein Lächeln und ich spürte, wie mir bei seinen Worten mulmig zu Mute wurde. Dennoch schluckte ich nur, nickte und machte meinen Weg zu den Kartons um ein Outfit herauszukramen.
Fünf Minuten später, lief ich an Aiden vorbei durch die Wohnung. Beim Vorbeigehen, griff er plötzlich nach meiner Hand, drückte mir seine Autoschlüssel hinein und ließ mich innehalten.
„Ich bin in einer halben Stunde wieder bei dir. Keine Minute länger", seine Stimme war sanft, seine dunkelgrünen, weichen Augen lagen auf mir, als er seinen Kopf kurz hob und seine Lippen auf meine Stirn drückte. Ich spürte, wie ich rot wurde, mir auf die Lippe biss und nickte. Dann nahm ich meine Schlüssel vom Schlüsselbrett, schnappte mir meine Jacke und zog die Tür hinter mir zu.
Der Schnee sah im Tageslicht noch viel schöner aus, als bei Nacht. Er glitzerte jetzt im strahlenden Sonnenlicht und verwandelte die Stadt in ein einziges Winterwunderland. Meine Stiefel versanken im Schnee, als ich meinen Weg zu Aidens Range Rover machte. Sobald ich die Beifahrertür geöffnet hatte, ließ ich die Zündung an, damit die Heizung startete. Automatisch ging das Radio an.
„... in zwei Wochen der Prozess von Buzz Macaulay. Im August 1994, hatte der damals 30 Jährige Familienvater seine Frau gewaltsam niedergestochen und seinen damals 5 Jährigen Sohn Finlay Macaulay in einer Hütte wochenlang festgehalten und diesen dort misshandelt. Dem damaligen Urteil zu Folge bekam Buzz Macaulay eine lebenslange Freiheitsstrafe, dessen Minimum sich auf eine 25 Jährige Freiheitsstrafe bezog. In Folge des Gerichtes sollte nach den 25 Jahren ein Gerichtsurteil entscheiden, ob der 54 Jährige frühzeitig auf Bewährung entlassen wird. Doch nun wurde die Anhörung für den 54 Jährigen Buzz Macaulay, der aktuell im HM Prison Scotts sitzt ein Jahr früher angeordnet... Gerichtsmediziner und Psychologe Cailan Agnew betitelte den 54 Jährigen ein paar Jahre zuvor als gemeingefährlich und schwer einzuschätzen. Staatsanwalt Davie Baillie beteuert jedoch, dass der Aufenthalt im Gefängnis den 54 Jährigen geändert hätte und dieser nun ... ", die Stimme des Radiomoderators schien in ein Rauschen über zu gehen, als mein Herz anfing wild zu schlagen und sich mein Magen zusammenkrampfte.
Macaulays Vater würde vielleicht noch früher entlassen werden?
Mir wurde schlecht, die Luft schnürte sich in meiner Kehle zu, meine Pupillen waren weit aufgerissen, mein ganzer Körper zitterte und plötzlich wurde mir kalt, obwohl das Auto inzwischen aufgeheizt war. Ich schloss meine Augen, versuchte mich zusammenzureißen, in dem ich die Luft gleichmäßig einsog und sie wieder ausstieß. Ganz langsam und kontrolliert. Dann öffnete ich meine Augen wieder, meine Hand wanderte zur Türklinke, davor sie zu öffnen.
Ich musste zu Macaulay.
Ich riss die Tür auf, ein kalter Lufthauch drang in den Wagen, als ich den Autoschlüssel aus der Zündung zog und in den kalten Schnee hüpfte. Mein Blick ließ das Dachfenster nicht los, als ich meinen Weg zurück zu dem Haus machte, mein Magen ein einziges Chaos.
„ Cinderella? Warum bist du nicht im Wagen?", unterbrach mich plötzlich eine Stimme, ich riss meinen Blick von dem Dachfenster los und schaute auf Aiden, der nun durch den Schnee auf mich zukam.
„ Aiden..", presste ich hervor, meine Stimme klang ein wenig zittrig.
„Ich glaub ich kann nicht mit dir gehen.. ich muss....", meine Stimme brach ab, ich fand keine weiteren Worte, mein Körper ein einziges emotionales Chaos.
„ Cinderella? Was ist los?", fragte er nun besorgt, kam einen Schritt näher auf mich zu und strich mir eine herausgefallene Locke hinter das Ohr.
Ich biss mir auf die Lippen, abwägend ob ich Aiden erzählen sollte, was ich gehört hatte. Ich schluckte.
„Ich ... ich hab nur gerade das Radio angemacht und da haben sie etwas erzählt..."
„Das Arschloch von Macaulays Dad.", unterbrach mich Aiden plötzlich, ich hatte seine Stimme noch nie so hart gehört, wie in diesem Moment.
Ich nickte, schaute auf den Boden, während ich mit meiner Stiefelspitze Kreise in den Schnee malte.
„Ella, ich weiß, dass du dir Sorgen um ihn machst, und glaub mir Logan und ich tun das auch, aber wir können immoment nichts machen, außer die Situation abzuwarten."
„Hat er dir erzählt, was damals mit ihm in dieser Hütte passiert ist?", meine Stimme drang leise zu ihm heran.
„Nein.", seine Stimme klang ein wenig traurig, ich hob meinen Kopf und sah die Sorge in seinem Blick.
„Er hat es niemandem erzählt. Nicht einmal Wallace. Immer wenn man ihn drauf angesprochen hat, hat er geschwiegen. Über die Jahre hinweg, hab ich gelernt es zu akzeptieren. Und das solltest du auch. Glaub mir, dass was ihm dort passiert ist, wird ihn ein Leben lang verfolgen."
Er klang nun traurig und ich sah in seinem Blick, dass er sich um seinen besten Freund sorgte.
„Du kanntest Wallace?", fragte ich ihn überrascht, ich sah ein wehmütiges Lächeln auf Aidens Gesicht erscheinen, er nickte.
„Ja er war mein Großvater. Macaulay und ich haben uns durch ihn kennengelernt. Er war eine Art Vaterersatz für ihn."
Ich spürte, wie sich mein Hals zusammenschnürte und ich die Tränen herunterschlucken musste.
„Das tut mir leid, mit deinem Großvater.", gab ich erstickt von mir.
Aiden schenkte mir ein kleines Lächeln.
„ Schon gut, Cinderella. Es ist jetzt über ein Jahr her. Zeit halt Wunden, wie man so schön sagt." er nahm meine Hand und führte mich zurück zu meinem Wagen.
„ Ella, ich weiß, dass Macaulay nicht oft Leute an sich heranlässt. Verdammt, ich kenne ihn schon mein halbes Leben...", er lachte kurz auf.
„ Aber wenn er jemanden in sein Leben lässt, dann muss dieser Jemand etwas Besonderes sein." seine dunkelgrünen Augen bohrten sich nun so intensiv in meine, dass ich schlucken musste.
„Und Cinderella, dass du etwas Besonderes bist, wusste ich schon ab dem Moment, in dem dich Macaulay in unseren Boxclub gebracht hat.", er zwinkerte mir nun zu und öffnete die Beifahrertür für mich.
„Ich will nur nicht, dass du verletzt wirst, Cinderella. Macaulay ... er ist kompliziert. Und manchmal hat er ziemlich schlechte Tage. Und heute ist einer davon." sagte er ernst.
„Logan und ich haben es über die letzten Jahre immer mehr mit angesehen. Wir wissen, wie man ihn an solchen Tagen behandeln muss. Am Besten man lässt ihn einfach in Ruhe."
Er schaute mir nun offen ins Gesicht, wartete auf eine Antwort. Ich nickte, woraufhin ein Lächeln sich auf seinem Gesicht ausbreitete.
„ Gut. Dann lass uns jetzt loslegen, Sandy." , er zwinkerte mir zu, umrundete den Wagen und riss die Fahrertür neben mir auf, während sich immer noch ein komisches Gefühl in meinen Magen brannte.
In den nächsten drei Stunden suchte ich Stoff für unsere Kostüme aus, sowie eine schwarze Lederjacke für Aiden und rote Highheels für mich. Wäre es nach mir gegangen hätte ich die roten Higheels gegen normale rote Stiefel ausgetauscht, doch Aiden bestand darauf, dass ich Highheels trug. Sobald er mich das erste Paar anprobieren gesehen hatte, waren seine Augen förmlich aufgeleuchtet, wie zwei dunkelgrüne Smaradge. Ich brachte es nicht übers Herz ihm zu sagen, dass ich mich gegen die Schuhe entschied, vorallem nicht, nachdem er mir anbot sie zu bezahlen.
Wir waren auf dem Rückweg, als ich einen kleinen Laden entdeckte, der preiswerte Weihnachtsdeko verkaufte. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, denn ich wusste, dass das Dekorieren mich auf andere Gedanken bringen würde.
„Sag mal macht es dir was aus, wenn ich noch hier reingehe?", ich schaute Aiden erwartungsvoll an, der mir sofort ein kleines Lächeln schenkte und den Kopf schüttelte.
„ Nein, ich muss sowieso jetzt zu meiner Schicht im Steels los."
Ich nickte nur und schenkte ihm ein Lächeln.
„ Okay. Dann sehen wir uns morgen?"
„Darauf kannst du wetten.", gab er nur von sich, ich lachte.
„Okay, Casanova. Dann bis morgen."
Ich war gerade dabei mich umzudrehen, als er plötzlich nach meiner Hand griff und mich zu sich drehte. Ich sah, wie sein Blick auf meinen Lippen hängen blieb, sah das Zögern in seinem Körper, bevor er sich nach vorne beugte und mir einen Kuss auf die Wange drückte. Seine Lippen blieben für einen kurzen Moment länger auf meiner Wange liegen, strichen über meine Haut. Ich spürte, wie ich rot wurde ein angenehmes Gefühl durchströmte meinen Körper, als er sich von mir löste und ich in seine warmen Augen blickte.
„Bis morgen, Cinderella."
Und dann war Aiden verschwunden.
Zwei Stunden später stieg ich vollbepackt aus dem Bus aus. Im Laufe des Tages hatte die Sonne den Schnee geschmolzen, die Straßen waren wieder frei, sodass nun auch wieder öffentliche Verkehrsmittel fuhren. Zuhause, wäre diese Menge von Schnee schier lächerlich gewesen.
Mit vier ganzen Tüten in der Hand, aus denen mein Stoff, Girlanden, Lametta und andere Weihnachtsdekorationen heraushingen, lief ich ich die Treppen hinauf. Oben angekommen, war ich völlig außer Puste. Ich suchte mindestens fünf Minuten nach meinem Schlüssel, bevor ich die Tür geöffnet hatte. Die Wohnung sah genauso aus, wie ich sie verlassen hatte. Es sah aus, als ob Macaulay sein Zimmer kein einziges Mal verlassen hatte. Ich stellte meine Tüten auf dem kleinen Wohnzimmertisch ab, streifte mir meine Jacke und meine Schuhe vom Körper und lief mit einem mulmigen Gefühl zu Macaulays Schlafzimmertür. Ich hob meine Hand, zögerte kurz, bevor ich leise an seine Tür klopfte.
„ Macaulay?", meine Stimme klang kratzig, als ich auf eine Antwort wartete.
Als ich wieder keine Antwort bekam, machte ich einen Schritt zurück und begab mich schweren Herzens zu meinen Tüten zurück.
Als ich alles ausgepackt hatte, griff ich nach meinem Handy und startete meine Weihnachtsplaylist. Mariah Carey drang durch die Lautsprecher, während ich anfing die Wohnung zu dekorieren.
Zwei Stunden später, saß ich auf dem Sofa, einen rot -weißen Weihnachtsstrumpf in meiner einen Hand, in der anderen einen weißen Faden und eine Sticknadel. Mein Gesicht war konzentriert zusammengezogen, als ich den letzten Buchstaben, das „Y" zu Ende stickte. Neben mir lag bereits der andere Strumpf auf dem ich meinen Namen verewigt hatte. Da Macaulay keinen Kaminsims befand, hatte ich die Tannengirlande an den Türrahmen der Küche gehangen. Ich summte die Weihnachtsmusik mit, war völlig in meine Gedanken versunken, als mich plötzlich eine Stimme zusammenzucken ließ.
„Was machst du da ?"
Obwohl die Stimme eiskalt war, ließ sie ein Prickeln über meinen Körper fahren. Ich hob meinen Kopf und drehte mich zu ihm um. Sein mindestens 1,95 Meter großer Körper thronte in seinem Türrahmen, er trug eine dunkle Jogginghose und ein schwarze Shirt, seine Augen waren von dunklen Augenringen umrandet.
„Ich.. ich dachte ich dekorier die Wohnung. Die Weihnachtszeit hat begonnen."
Ich lächelte ihn unsicher an.
„Einen Scheiß tust du !", hörte ich ihn plötzlich knurren, als er zum Türrahmen der Küche lief und die Girlande mit einem Ruck herunterriss.
„Und mach diese verdammte Musik aus!"
Es war als ob er mich ins Gesicht geschlagen hatte. Tränen füllten meine Augen. Er stürmte durch die Wohnung und riss die Schnur an der ich verschiedene Weihnachtskugeln angebracht hatte herunter, so dass diese zu Boden schepperten. Tränen liefen nun mein Gesicht herunter, als er sich umdrehte und zu seinem Zimmer herüberlief. Kurz vor seiner Tür blieb er stehen, drehte sich zu mir um und schaute mich mit emotionslosen Augen an. Als er meine Tränen sah, sah ich wie etwas über sein Gesicht huschte. Es war, wie ein Funken der unter der Oberfläche zum Vorschein kam, aber nicht genug Kraft hatte hervorzudringen.
„Weihnachten ist was für Kinder, Taylor." , und mit diesem letzten Worten, rammte er die Tür ins Schloss.
Ich saß einfach nur, schaute auf die Tür, die noch ein bisschen nach vibrierte, während die Tränen mein Gesicht herunterliefen, mein Atem zitterte. Macaulays Verhalten machte mir Angst, noch nie hatte ich einen Menschen so wütend gesehen, wie ihn in diesem Moment. Er schien, wie vollkommen ausgewechselt. Ich wusste, dass ich spätestens jetzt meine Sachen hätte packen sollen, um die Wohnung zu verlassen. Cailin würde mich sicherlich bei sich aufnehmen. Dennoch drang ein kleines Gefühl in mir hoch. Ein kleines verkorkstes Gefühl, das Macaulay auf eine gewisse Weise verstand. Das Verstand, dass es der Schmerz war, der aus Macaulays Taten sprach und nicht er selbst.
Fünf Minuten später hatte ich mich ein wenig gesammelt, griff nach meiner Jacke und entschied mich dazu einen Spaziergang durch den Schnee zu machen. Ich wusste, dass würde mich beruhigen.
Die kalte Winterluft, klärte meinen Kopf, beruhigte mich so weit, dass mein Körper nicht mehr zitterte. Luke hatte mir vor einer halben Stunde ein Foto geschickt von den Weihnachtsstrümpfen, die an unserem Kaminsims in Toronto hingen. Obwohl Luke schon alleine wohnte, hingen meine Eltern seinen Strumpf immer noch traditionell an den Kaminsims. Ich glaubte sie vermissten ihn. Eine Träne war mein Gesicht heruntergeglitten, als ich den Strumpf mit meinem Namen neben dem von Luke entdeckt hatte. Doch als ich meinen Blick weiter über das Foto gleiten ließ musste ich lachen. Neben unseren Strümpfen hingen die Zwei von meinen Eltern. Der Strumpf meiner Mutter war das Handwerk meines Vaters, und schon länger als 25 Jahre alt. Babe, prangte in weißen, verschnörkelten Lettern auf ihm, während daneben der Strumpf meines Vaters hing mit den Worten Idiot darauf.
Der Strumpf war wohl der Grund dafür, dass eines der ersten Worte die ich beherrschte als ich lesen konnte „ Idiot" war. Dad fand es lustig, Mom hingegen hatte den Strumpf, als wir kleiner waren durch einen anderen ersetzt, der den Namen meines Dads enthielt. Als wir alt genug waren, hatte sie den Strumpf wieder ausgetauscht und den mit dem Wort „ Idiot" angebracht. Anscheinend war es ein Witz meiner Eltern, als sie sich kennengelernt hatten, und manchmal wenn sie glaubten, dass Ihnen niemand zuhörte, hörte ich meine Mutter wie sie hinter ihm her schimpfte und ihn als „ Idioten" betitelte.
Als ich an dem Haus von Macaulay angekommen war, war mein Kopf wieder frei. Ich hatte mir vorgenommen, für die nächsten Tage keine Weihnachtsmusik zu spielen und die Dekoration abzunehmen. Es tat mir im Herzen weh, aber wenn es Macaulay nicht wollte, musste ich diese wohl oder übel abnehmen. Schließlich war es seine Wohnung.
Meine Hand zitterte, als ich den Schlüssel ins Schlüsselloch steckte und die Tür öffnete. Mein Atem blieb vor Überraschung in meiner Kehle stecken, meine Augen weit aufgerissen, als ich die Weihnachtsdeko erblickte die mir nun entgegenkam. Die Kugeln, die Macaulay auf den Boden geschmissen hatte, lagen nicht mehr auf dem Boden, stattdessen hingen die Paar die ich noch übrig hatte wieder an der Leine. Eine Lichterkette spannte sich über der kleinen Kommode im Wohnzimmer, tauchte das dunkle Zimmer in schwaches, warmes Licht. Die Girlande hing über dem Türrahmen der Küche. Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, als ich die Weihnachtsstrümpfe sah, die nun nebeneinander an der Girlande hingen. Macaulay seiner war ein bisschen größer als meiner, hing über meinem kleineren. Es sah fast aus, als ob sein Strumpf meinen beschützen wollte.
Ich schüttelte meinen Kopf, bei den lächerlichen Gedanken, die durch mein Gehirn sausten. Ich zog die Tür vorsichtig hinter mir zu, streifte mir die Jacke vom Körper, zog meine Schuhe aus und lief ins Wohnzimmer. Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich plötzlich eine große Gestalt vom Sofa erhob. Macaulays Gesicht war noch immer von Augenringen durchzogen, sein Blick lag nun auf meinem. Ich schluckte.
„ Es...", sein Mund öffnete sich, seine Stimme klang heiser, in seinen Augen lag ein unsicherer Ausdruck. Ich sah, dass die Worte ihm schwer fielen. Dass es ihm schwer fiel seine Gefühle auszusprechen.
„ Es..", begann er erneut, brach aber wieder ab.
„Ist schon okay, Macaulay.", erwiderte ich sanft, doch ich sah nur wie er seinen Kopf schüttelte, seine Augen fest auf mich gerichtet.
„ Es tut mir leid, Ella."
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Der Song, der mich zu diesem Kapitel inspiriert hat, bedeutet mir einfach so viel! Denn immer wenn ich ihn höre, sehe ich Ella und Macaulay vor mir. Ich weiß nicht warum, aber ich finde er passt einfach perfekt und Musik hat einfach so einen Effekt auf mich. Sie ist essentiell fürs Schreiben, denn sie bringt mich einfach immer in die richtige Stimmung und ach ich liebe Musik einfach <3 !
Ich hoffe ihr versteht warum Macaulay so aggressiv handelt und ich hab die Aggressivität von ihm sensibel rübergebracht.
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