Kapitel 21
Die Nacht träumte ich von Macaulay. Bilder von blutenden Armen, liefen durch meinen Kopf, wie ein Abspulband. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich feststellen, dass Macaulay bereits verschwunden war. Die Wohnung war verlassen, das Zimmer von ihm wie immer verschlossen. Auf nackten Fußsohlen lief ich ins Badezimmer. Als ich das Licht anschaltete, fiel mein Blick sofort auf das Waschbecken. Ich wusste nicht was ich erwartete. Vielleicht eine rote Blutspur im Waschbecken? Oder irgendetwas was mir ein Anzeichen auf die gestrige Situation geben würde? Stattdessen war das Waschbecken sauber. So wie ich es die Tage zuvor auch aufgefunden hatte. Es war, als ob letzte Nacht überhaupt nicht passiert war. Mein Blick fiel auf den Toilettendeckel und sofort schossen mir Bilder von Macaulays dunklen Augen ins Gedächtnis. Für einen klitzekleinen Moment war es, als ob sich ein Vorhang geöffnet hätte. Ein Vorhang, der mir eine Welle von Verletzlichkeit enthüllte, die ich mir nur schwer vorstellen konnte. Ich war in einer wundervollen Familie aufgewachsen, mit einer besten Freundin als Mutter, einem Superhelden als Vater, einer verrückten Tante und einem ebenso verrückten Onkel. Und einem Bruder, den ich auch, wenn er mir sehr oft auf die Nerven ging, vom Herzen liebte. Ich erinnerte mich an Halloween vor 12 Jahren, an dem mein Dad und ich als Tinkerbell und Peter Pan auf der Halloweenparty meiner High-School aufkreuzten. Alle Mädchen hatten entweder ihre Freundinnen dabei oder einen Jungen. Am Tag der Halloweenparty hatte ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen. Zwei ganze Stunden später hatte mein Vater an mein Zimmer geklopft und mir die beiden Kostüme entgegengehalten. Meine Mom hatte ganze zwei Dosen, rotes Haarspray für die dunklen Haare meines Vaters verbraucht. Die Mädchen hatten ganz schöne Augen gemacht, als sie sahen, dass ich mit keinem geringeren als meinem Dad auf der Party erschien. West Taylor war zu dem Zeitpunkt zwar schon 41 gewesen aber er stahl jedem 12 Klässler um Längen die Show. Selbst Carson, dem Eishockeystar unserer Schule. Ich bekam mit, wie die Jungs auf die Oberarme meines Vaters starrten und wie heimlich die Blicke der Mädchen von den oberen Klassen auf das grüne Shirt starrten, dass sich über die Brust meines Dads spannte. Als dann keine Stunde später noch mein Onkel Chris auftauchte, der als Hercules verkleidet war, hatte ich das Gefühl, dass sich kein Augenpaar mehr von uns lösen konnte. Den ganzen Abend tranken wir alkoholfreie Bowle und tanzten wild auf der Tanzfläche. Onkel Chris stahl jedem Kerl auf der High-School um Längen die Show, denn er konnte tanzen wie ein weißer Usher. Am Ende des Abends hatte er eine Reihe von Mädchen der Oberstufe an seinem Rücken kleben, denen er geduldig einer nach der anderen seinen Ehering ins Gesicht streckte. Wenn ich an den Abend zurückdachte musste ich lächeln. Es war der einzige Tag in der Schule gewesen, an dem mir die Mädchen Beachtung geschenkt hatten. Danach war ich wie immer unsichtbar. Aber das machte mir nicht wirklich fiel aus, denn ich hatte eine wundervolle Familie und später auch Drew. Das war alles was ich in meinem Leben gebraucht hatte. Doch leider hatte es nicht jeder so gut wie ich und manche Familienverhältnisse waren besonders schlimm. So schlimme Familienverhältnisse, wie Macaulay erleben musste. Ich konnte mir nur sehr schwer vorstellen, wie es in ihm aussah, aber ich wusste, dass es schlimm sein musste , wenn er sich freiwillig nachts mit dem Rasierer über den Arm schnitt. Mittlerweile hatte ich heraus gefunden, dass er Nachts Alpträume hatte, denn die vorherigen Nächte hatte ich Schreie aus seinem Zimmer gehört, die nur von ihm kommen konnten. Im Laufe der letzten Nacht hatte ich mir selbst einen Reim auf das Licht gemacht. Als ich noch klein gewesen war, hatte ich einen Kindergartenfreund namens Laurent gehabt, der Angst vorm Dunkeln hatte. Eines Tages hatte er bei mir übernachtet. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, dass seine Mutter mit meiner geredet hatte und ihr eine kleine Lampe in die Hand drückte. So neugierig wie ich war, hatte ich meine Mutter natürlich ausgefragt. Sie hatte mir erzählt, dass manche Kinder Angst vorm Dunkeln hatten, dass sie sich vor Monstern fürchteten, die unter dem Bett hockten oder sich in ihrem Schrank versteckten. Damals fand ich das ganze ziemlich aufregend und ich konnte mir nicht vorstellen, wie ein fünfjähriges Kind Angst vor der Dunkelheit hatte. Doch in den letzten Tagen wurde mir klar, dass Monster es nicht nur auf kleine Kinder abgesehen hatten.
Ich spürte wie ein Stich bei den Gedanken durch meinen Körper fuhr. Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte den Vorfall von gestern nicht so sehr an mich heran zu lassen, doch als ich eine halbe Stunde später die Haustür hinter mir zuzog, schwirrte mir immer noch sein Anblick vor meinen inneren Augen. Während ich die Treppe herunter lief musste ich aufpassen, dass ich nicht über den Saum meiner rosafarbenen Schlaghose fiel. Mein Dad zog mich gerne neckend damit auf, dass mein Kleidungstil sehr extravagant war. Heute hätte ich ihm wieder alle Ehre gemacht. Ich trug eine rosafarbene Schlaghose, die ich mir selber genäht hatte. Der Stoff war mit Kreisen und anderen Mustern bestickt. Dazu trug ich eine weiß- rosa, geblümte Bluse mit Ballonärmeln. Typisch Siebziger. Ich fischte beim Heruntergehen der Treppe mein Handy aus meiner Handtasche, knipste ein Foto von mir und schickte es meinem Dad. Keine Minute später kam ein lachender Smiley zurück, dicht gefolgt von einem Bild meiner Eltern, am Wasser. Mein Dad trug meine Mom auf Huckepack, die beiden schnitten Grimassen. Ich musste unwillkürlich lächeln und ich spürte, wie sich mein Herz ein wenig anhob. Seid ihr nicht ein wenig alt dafür? Schrieb ich mit einem lachenden Smiley zurück. Mein Dad schickte mir daraufhin ein Bild, auf dem meine Mutter die Zunge rausstreckte. Ich lachte, schüttelte den Kopf und stopfte das Handy wieder in meine Tasche. Unten angekommen sah ich, dass Macaulays Wagen verschwunden war. Für einen kurzen Moment hatte ich gehofft, dass er vielleicht doch unten mit seinem Wagen stand und auf mich wartete. Doch wie es schien blieb die Hoffnung nur eine Hoffnung. Der kalte Wind fuhr durch meine lockigen Haare, die ich zum ersten Mal seit langer Zeit offen gelassen hatte, als ich über den Bürgersteig lief. Dichte, graue Wolken hingen über meinem Kopf. Ich zog meine Jacke zu, setzte meine Kapuze auf und lief in Richtung Bushaltestelle.
Als ich fast eine ganze Stunde später am Steels angekommen war, schüttete es wie aus Eimern. Nicht zum ersten Mal war ich froh, dass ich meine Kleidung wieder hatte, denn hätte ich meine Converse getragen, wäre ich vermutlich am nächsten Morgen mit einer Lungenentzündung aufgewacht. Meine Augen wanderten über die parkenden Autos vorm Steels. Ich riss meinen Blick los, als ich hier auch keinen Camaro SS entdeckte. Regentropfen prasselten auf meinen Kopf, als ich in Windeseile auf die Tür zulief und sie öffnete. Eine Wasserpfütze hatte sich direkt am Eingang gebildet, da wo die meisten Leute hereinkamen. Wie immer drang mir Rapmusik entgegen, als ich meinen Weg an der Rezeption vorbei zu dem Büro machte. Meine nassen Schuhe quietschten auf dem Flurboden, als ich um die Ecke bog und fast mit zwei muskelbepackten Körpern kollidierte. Ich wich einen Schritt zurück. „ So..Sorry." stammelte ich, als mein Blick kurz über die zwei Männer vor mir fiel. Ihre Haare waren fast so kurz wie die von Macaulay geschoren. Einer von ihnen hatte das Gesicht tätowiert. Seine kurzen Haare waren pechschwarz und ein riesiger Totenschädel prangte auf seiner Stirn. Der andere Mann neben ihm war ein Stückchen kleiner. Er war nicht ganz so muskelbepackt, aber irgendetwas in seinem Blick machte mir Angst. Ich wich einen weiteren Schritt zurück und versuchte mich an der Wand an ihnen vorbeizuschleichen. Die Kerle grinsten mich an, als sie an mir langsam vorbeiliefen. Der nicht tätowierte Kerl, dessen Blick mir Angst machte, entblößte plötzlich einen Zungenpiercing, als er mich mit seinen gelblichen Zähnen anlächelte. Ich schluckte und beschleunigte meine Schritte. Als ich das Büro betrat und die Tür hinter mir ins Schloss fiel, atmete ich erleichtert auf. Für einen kurzen Moment hatte ich vollkommen vergessen, weshalb ich hier war. Doch nach ein paar Minuten fiel mein Blick durch das Büro, um festzustellen, dass es komplett leer war. Der Stuhl stand noch genau an der Stelle, an dem ich ihn einen Tag zuvor zurückgelassen hatte. Mein Blick fiel auf einen kleinen Zettel auf dem Tisch. Neben ihm lag ein Stapel von Unterlagen. Ich machte einen Schritt nach vorne und griff nach dem Zettel von dem mir eine schnörkelige Männerhandschrift entgegensprang.
Die vier Stapel müssen bis zum Wochenende sortiert und eingetragen werden.
Keine Unterschrift. Kein Danke. Nichts. Ich ließ mich auf den Stuhl sinken und stieß einen Schwall Luft aus. Meine noch feuchte Jacke tropfte auf den Parkett, als ich meine Tasche auf den Boden sinken ließ. Auf eine verdrehte Art und Weise hatte ich geglaubt, dass sich etwas zwischen Macaulay und mir gestern Nacht geändert hätte. Dass er vielleicht ein wenig netter zu mir sein würde, nachdem ich ihm geholfen hatte ihn zu verarzten. Nachdem ich ihn in so einer Situation gesehen hatte. Doch anscheinend waren wir wieder fünf Schritte zurück gegangen. Wieder zurück zu dem Macaulay, der mich anschrie und der mir Befehle gab. Ich zog an meiner Jacke, streifte sie von meinem Körper und machte mich an die Arbeit, schließlich musste ich die vier Stapel heute und morgen zu Ende schaffen.
Nach ein paar Stunden, entschloss ich mich eine Pause zu machen. Heute Morgen hatte ich mir ein Thunfischsandwich bei Tesco gekauft, dass ich nun aus seiner Folie herausfischte. Während ich an ihm knabberte, fing plötzlich mein Telefon an zu klingeln. Ich zuckte zusammen und blickte auf den Anrufer. Ein Bild von einer rothaarigen Frau strahlte mir entgegen und augenblicklich verbesserte sich meine Laune. Ich drückte auf den grünen Hörer und hielt mir das Telefon ans Ohr. „ Elly!" hörte ich die fröhliche, laute Stimme meiner Tante Amber ins Telefon rufen. „ Wie geht es meiner Lieblingsnichte? Wie ist Schottland? Wie geht es Drew?" ein Schwall von Wörtern sprudelte mir entgegen, sowie es für Tante Amber typisch war. „ Ich wette ihr habt eine Menge Sex. Letztens hab ich in der neuen Cosmopolitan gelesen, dass neue Umgebungen das Sexleben sehr auffrischen können. Was denkst du warum dein Onkel Chris und ich so oft in den Urlaub fliegen." ich verdrehte die Augen, denn auch das war typisch für meine Tante Amber. Sie nahm kein Blatt vor den Mund. Wenn man sie so reden hörte, konnte man nicht glauben, dass sie schon 50 war. Tante Amber hatte einfach schon immer ein loses Mundwerk gehabt. „ Mir geht es gut. Wie geht es Onkel Chris ?" „ Ach dem geht es gut. Er und Shane sind gerade im Baumarkt. Die Beiden sind auf der Suche nach irgendetwas. Ich weiß aber nicht mehr genau was. Wenn es interessant gewesen wäre, dann hätte ich es bestimmt behalten." ich konnte förmlich sehen, wie sie die Augen verdrehte und ich musste mein Kichern unterdrücken. „ Wie geht es dem D- Man?" D- Man. Das war Tante Ambers Spitzname für Drew. Ich schluckte und versuchte vollkommen neutral zu klingen. „ Dem geht es gut." Für einen kurzen Moment war es still am anderen Ende der Leitung bevor sie wieder anfing zu sprechen. „ Ella, was ist los?" ich schluckte und schloss für einen kurzen Moment meine Augen. „ Nichts ist los." presste ich so nonchalant wie ich konnte, hervor. „ Ella. Ich kenne dich seit 24 Jahren und ich kenne deine Mutter seit über 40 Jahren. Ich weiß, wenn die Frauen der Taylorfamilie lügen. Also spuck es aus." ich öffnete zitternd meine Augen und biss mir auf die Unterlippe. „ Drew und ich.." stieß ich hervor, während ich meine Fäuste zusammenballte, als ich daran dachte, wie er meine Nähmaschine den Balkon heruntergeschmissen hatte. „ Drew und ich wir haben uns getrennt." für einen kurzen Moment war es komplett still am anderen Ende. Einzig allein das leise Atmen meiner Tante erklang am anderen Ende. „ Oh Elly Süße, das tut mir leid. Ich weiß wie viel er dir bedeutet hat. Ich dachte immer ihr beide werdet heiraten, sowie deine Mom und dein Dad." ein kleiner Stich fuhr bei ihren Worten durch meinen Körper. „ Ja das dachte ich auch." meine Stimme drang leise durch das Telefon. „ Bis er mich betrogen hat." ich hatte das Gefühl, als ob meine Stimme wie eine Bombe zwischen uns einschlug. „ Er hat was?!" hörte ich meine Tante so laut durchs Telefon rufen, dass ich mir den Hörer vom Telefon weghalten musste. „ Das hat er nicht wirklich gemacht! Dieses verdammte Arschloch!" kreischte sie. „ Doch, hat er." meine Stimme war so leise, dass sie sie unmöglich hören konnte, aber anscheinend tat sie dies doch. „ Wissen deine Eltern davon?" ihre Frage klang, als ob sie schon längst die Antwort wissen würde, denn hätte ich es meinen Eltern erzählt, wäre meine Mutter schon längst zu ihr gekommen. Amber wusste, dass ich es meinen Eltern nicht gebeichtet hatte, aber sie wollte es aus meinem eigenen Mund hören. „ Nein." gab ich kleinlaut von mir. „ Elly." zum ersten Mal seit 24 Jahren klang die Stimme meiner Tante ansatzweise enttäuscht. „ Du musst es Ihnen sagen. Sie haben ein Recht dazu es zu erfahren." „ Aber Amber." rief ich hilflos aus. „ Ich kann es Ihnen nicht sagen, denn dann machen sie sich nur unnötig Sorgen um mich und du weißt wie Dad ist." „ Ja, Elly ich weiß wie dein Vater ist." Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke. „ Du sagst es doch nicht Onkel Chris oder?" meine Stimme drang nun panisch aus meinem Mund. Es gab einen Menschen, der vermutlich noch schlimmer durchdrehen würde, als mein Dad. Und das war Onkel Chris. Mom hatte uns oft genug die Geschichten erzählt in denen Onkel Chris, sie wie ein Leopard durch die Schwangerschaft mit Luke geführt hatte. Er war ein Krieger, hatte sie einmal gesagt. Ein Krieger, der für die Menschen, die er liebte, kämpfte. Und Chris liebte meinen Bruder Luke und mich abgöttisch. Ich hörte einen langgezogenen Seufzer am Ende der Leitung. „ Du weißt, dass ich es nicht gerne mache Elly, denn du weißt, wie sehr ich deinen Onkel liebe und dass wir keine Geheimnisse voreinander haben." ihre Stimme klang ernst. „ Aber ich erzähle es deinem Onkel nicht. Ich geb dir eine Woche Zeit, dann hast du es deinen Eltern erzählt, okay?" Erleichterung durchflutete mich, gleichzeitig drang jedoch ein bedrückendes Gefühl in mir hoch, als ich darüber nachdachte, dass ich in einer Woche meinen Eltern gestehen musste, dass ich mit Drew nicht mehr zusammen war. Dennoch konnte ich Amber nicht im Stich lassen, vor allem wenn sie für mich log und es weder Chris noch meiner Mutter, meinem Vater oder Luke erzählen würde. „ Danke Tante Amber, du bist die Beste." sagte ich aufrichtig ins Telefon und wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich meine Arme durch das Telefon gestreckt und sie umarmt. „ Kein Problem Elly, aber red mit deinen Eltern." ich nickte, bevor mir klar wurde, dass Amber ja gar nicht sehen konnte, wie ich nickte. „ Ja mach ich." stimmte ich ihr zu, und damit war das Thema auch abgeschlossen.
Nach einer halben Stunde hatte ich mit Amber zu Ende telefoniert, nachdem sie mir alle Neuigkeiten erzählt hatte. Anscheinend wollten Tante Roxy und Onkel Shane ein Kind adoptieren. Die beiden hatten bereits drei Kinder. Einen Jungen und zwei Zwillinge, die Mädchen waren. Owen war 19 und Ava und Cloe waren 15. Tante Roxy hatte wohl Angst, dass sie in den nächsten Jahren alleine wäre, wenn ihre Kinder ausziehen würden, weshalb sie sich mit Onkel Shane dazu entschieden hatte, ein Kind aus Nigeria zu adoptieren. Die beiden warteten noch auf den ganzen rechtlichen Papierkram, bevor es nächstes Jahr wohl richtig losgehen konnte. Ich lächelte bei dem Gedanken an ein kleines süßes, braunes Baby. Das Baby wäre auf jeden Fall gut bei Tante Roxy und Onkel Shane aufgehoben.
Für die nächsten Stunden versuchte ich mich wieder auf die Ordner zu konzentrieren. Nach vier weiteren Stunden fielen meine Augen fast zu. Die Uhr an der Wand signalisierte mir, dass es bereits halb fünf war. Der Himmel draußen, begann so langsam zu dämmern. Es war November und man spürte, wie es von Tag zu Tag früher dunkel wurde. Ich streckte meine Arme über meinen Kopf und tippte die letzten Daten in den Computer ein, bevor ich die Mappe schloss. Ich hatte ganze zwei Mappen geschafft. Zwei Stück musste ich wohl oder übel morgen weitermachen. Ich stand vom Stuhl auf und war froh, dass ich ein bisschen Bewegung hatte. Ich wusste nicht, ob Macaulay wieder zurück gekommen war, denn bis jetzt hatte ich heute noch keinen Unterricht in Selbstverteidigung bekommen. Ein Klopfen ließ mich zusammenzucken. Stocksteif blieb ich stehen, mein Herz fing laut an zu klopfen. „ Herein." meine Stimme klang hoch und piepsig. Ich hielt meinen Atem an und beobachtete, wie die Tür langsam aufging. Ein schwarzer Haarschopf, lugte hinter der Tür hervor. Ein mir bekanntes Grinsen war auf mich gerichtet. „ Ihr Kong-fumeister steht zu ihrer Verfügung." Aiden verbeugte sich adrett vor mir und ich kicherte. „ Oh, die holde Maid kann lachen?" er tat erschrocken und ich musste wieder kichern. „ Na wie ist die Arbeit heute gelaufen, Cinderella?" er stupste mir mit einem Zeigefinger auf die Nase und ich spürte, wie ich rot wurde. „ Ganz gut." ich schenkte ihm ein Lächeln, während ich versuchte den Drang zu unterdrücken ihn zu fragen, wo Macaulay sich befand. „ Das hör ich doch gerne." antwortete er. „ Wie wärs jetzt zum Auspowern mit einer Verteidigungsstunde ala Prince Charming?" er zwinkerte mir zu und ich verdrehte die Augen. „ Aber nur wenn Prince Charming auch Ernst macht." Aiden packte sich gespielt auf die Brust und zog erschrocken den Mund auf. „ Aber natürlich! Prince Charming ist es immer Ernst mit Cinderella." ich verdrehte erneut die Augen, während ich an ihm vorbeilief und die Tür öffnete. Die Frage, wo Macaulay war brannte mir noch immer auf der Zunge. So scharf, dass ich das Gefühl hatte mein Mund würde jeden Moment in Flammen aufgehen. Wir liefen gemeinsam durch den Flur, Aiden ging ein kleines Stück hinter mir. „ Ich mag dein Outfit, Cinderella." hörte ich seine Stimme hinter mir ertönen. „ Du siehst total süß aus." ich spürte, wie ich bei seinen Worten rot wurde. „ Danke." murmelte ich, als wir aus dem Flur herauskamen und uns wieder in der großen Halle des Steels befanden. Der Boxring war leer. Das war schon einmal eine gute Voraussetzung. „ Ich hole nur eben meine Sportsachen, warte hier." hörte ich Aidens Stimme neben mir ertönen. Ich beobachtete, wie er zur Tür lief und das Steels verließ. Meine Augen wanderten durch den Club, während ich genau an der Stelle stehen blieb, an der Aiden mich zurückgelassen hatte. Plötzlich blieben meine Augen an dem Boxring hängen, der nun von den zwei muskelbepackten Kerlen von heute Morgen betreten wurde. Der Mann mit dem Totenschädel hatte Boxhandschuhe an, sein Blick war böse auf seinen kleineren Freund gerichtet, während er auf der Stelle trippelte. Seine Bewegungen sahen schwerfälliger aus, als die von Macaulay, dennoch wurde einem sofort klar, dass er vermutlich öfter boxte. „ Bin wieder da." ich riss meinen Blick von den beiden los, als ich Aidens Stimme in meinem Ohr hörte. „ Ich glaub das mit dem Boxen hat sich erledigt." gab ich etwas missmutig von mir. Aidens Blick folgte meinem und ich sah, wie sich sein Körper ein wenig aufrichtete. „ Dorchadas." murmelte er neben mir, seine Augen waren auf die zwei Männer im Ring fixiert, die nun abwechselnd auf sich drauf schlugen. „ Mit ihm legt man sich lieber nicht an." in Aidens Stimme lag Respekt, was diesen Mann noch bedrohlicher auf mich wirken ließ. „ Ist er so schlimm?" meine Stimme hatte eine höhere Tonlage angenommen. „ Ay." antwortete Aiden mir knapp. „ Er ist frisch aus dem Gefängnis, hat fünf Jahre wegen schwerer Körperverletzung gesessen." ich zog hörbar die Luft ein, meine Augen waren erschrocken auf den Mann keine fünf Meter vor mir gerichtet, der nun präzise einer nach dem anderen Schläge verteilte. „ Und Macaulay lässt ihn dann einfach so hier hinkommen?" meine Stimme klang panisch, während meine Kehle staubtrocken wurde. „ Ja" ich hasste diese knappen schottischen Antworten. Musste ich Aiden denn alles aus der Nase ziehen. „ Aber er war doch im Gefängnis?" fragte ich schrill. „ Ay. So wie die Meisten hier im Steels. Er ist nur einer der am Längsten gesessen hat. Die Meisten, die hier trainieren saßen höchstens ein bis zwei Jahre, wegen kleineren Delikten. Und ein bisschen weniger als die Hälfte sind Ex - Marines oder Ex Soldaten." ich schluckte, als mein Blick erneut durch das Steels fiel und ich plötzlich die Männer mit ganz anderen Augen sah. „ Aber.. aber warum tut er das?" stammelte ich. Ich sah, wie Aiden seinen Kopf schüttelte und seine Lippen nun aufeinander presste. „ Das kann ich dir nicht sagen. Das muss er dir schon selber sagen." seine Worte klangen geheimnisvoll. „ Am besten ich bringe dich zur Bushaltestelle, Cinderella. Es ist schon spät und du hast lange gearbeitet." Ich nickte kurz, mein Blick immer noch auf Dorchadas gerichtet, der den kleineren Mann vollkommen in die Ecke boxte. Ich riss meinen Blick ab und folgte Aiden, der inzwischen schon an der Tür angekommen war und sie mir aufhielt. Ich trat an ihm vorbei in den kalten Novemberabend und atmete die Luft ein, während wir unseren Weg zur Bushaltestelle machten.
Nach vierzig Minuten war ich wieder vor Macaulays Haus angekommen. Da ich so schlau gewesen war den Ersatzschlüssel von seinem Schlüsselbrett zu nehmen, musste ich diesmal auch nicht anklingeln. Ich wusste, dass er zu Hause war, denn sein Camaro stand vor der Haustür. Mein Herz pochte laut in meiner Brust, als ich die Treppe hochlief. Ich war nervös und wusste absolut nicht was mich erwartete. Als ich oben angekommen war, schloss ich mit zitternden Händen die Tür auf. Die Wohnung lag dunkel vor mir. Die Tür von Macaulays Schlafzimmer verschlossen. Die Wohnung sah genauso aus, wie ich sie zurückgelassen hatte und hätte ich nicht den Camaro unten und seine Jordans in der Eingangstür gesehen, wäre ich vermutlich davon ausgegangen, dass er nicht da war. Ich knipste das Licht an, schälte mich aus meiner Jacke und meinen Schuhen, nur um kurz innezuhalten, als mein Blick auf die Couch fiel. Auf der Seite, genau da wo immer mein Kopf beim Schlafen lag, saß nun der riesige, weiße Bär, den Macaulay mir auf dem Jahrmarkt geschenkt hatte. Ein merkwürdiges Gefühl zuckte durch meinen Magen. Er musste also doch im Steels gewesen sein. Als ich näher an die Couch herantrat sah ich, dass etwas zwischen seinen Armen befestigt war. Meine Augen wanderten über die Scheine und beim genaueren Hinsehen, sah ich das es genauso viel war, wie ich heute gearbeitet hatte. Mit einer Hand zog ich die Scheine aus seinen Armen und legte sie auf das Nachtschränkchen neben der Couch. Dann nahm ich den Bären hoch, schlang meine Arme um ihn, presste ihn an meinen Körper und vergrub meine Nase in seinem weichen Fell. Bis zu diesem Moment hatte ich noch nicht einmal gewusst, dass ich traurig war, aber als ich den Bär nun an meine Brust presste, hatte ich das Gefühl, dass dieser mir Trost spendete.
Am nächsten Morgen war Macaulay wie am Tag zuvor ebenfalls schon weg. Ich frühstückte abermals alleine und fuhr nachdem ich mich angezogen hatte, mit dem Bus zum Steels. Heute war das Wetter im Gegensatz zu gestern sonnig. Es war zwar kalt, aber die Sonne machte mir gute Laune, so dass ich einen Sprung in meinem Schritt hatte, als ich das Steels betrat. Diesen Morgen saß Aiden an der Rezeption. Sein Gesicht hellte sich sofort auf, als er mich erblickte und ich musste unvermeidlich lächeln. „ Gut geschlafen, Cinderella?" rief er mir fröhlich zu, während seine Augen an meinem Outfit herunterwanderten. Heute trug ich ein orangefarbenes Kleid übersät mit kleinen Kürbissen. An meinen Füßen befanden sich schwarze Halbschuhe mit Plateuabsatz, die ich mit orange -glitzernden Schnürsenkeln aufgepimpt hatte. Meine Haare hatte ich zu einem hohen Dutt zusammengesteckt und eine orangefarbene Bandana um sie geknotet. Ich nickte ihm freudig zu, als ich auf ihn zu geschlendert kam. „ Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du aussiehst, wie ein kleiner süßer Kürbis?" Aiden beugte sich nach vorne, auf seinem Gesicht erschienen kleine Grübchen. Ich spürte wie ich rot wurde, gleichzeitig schüttelte ich den Kopf. „ Na dann tue ich es jetzt." seine dunkelgrünen Augen waren auf mich gerichtet, bevor er mit seinem Finger über meine Nase stupste. „ Das Date morgen steht noch oder?" ich biss mir auf die Lippen und nickte. „ Gut. Ich hol dich dann um acht bei Macaulay Zuhause ab." Er lächelte mich erneut an und nicht zum ersten Mal fiel mir auf, dass seine Art zu lächeln mich an Drew erinnerte. „ Okay." presste ich hervor, während meine Gedanken sofort wieder zu Macaulay wanderten, als Aiden seinen Namen erwähnte. Ich spürte, wie Aiden mich immer noch anstarrte, als ich mich nun von der Rezeption losriss und in Richtung des Büros lief. Dieses Mal kam mir niemand im Flur entgegen und auch das Büro war genauso wie gestern, verlassen. Ich schälte mich aus meiner Jacke, zog den Schreibtischstuhl vom Tisch und machte mich an die Arbeit. Nach einer gefühlten Ewigkeit, meine Finger taten schon vom Tippen weh, hatte ich endlich die letzten zwei Mappen durchgearbeitet. Als mein Blick auf die Uhr fiel, stellte ich fest, dass ich fünf Stunden dafür gebraucht hatte. Ich streckte meine Arme über meinen Kopf und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann sackte ich wieder in mich zusammen, stieß den Stuhl vom Schreibtisch, machte den Computer aus und sprang vom Stuhl. Ich brauchte unbedingt ein wenig frische Luft nach dem ganzen Sitzen. Ich zog mir meine Jacke über, öffnete die Tür und lief durch den Flur bis zur Rezeption. Von Aiden war keine Spur mehr. Er musste seine Schicht mit dem nun braunhaarigen Mann an der Rezeption gewechselt haben. Als ich an ihm vorbeikam lächelte mich dieser an. „ Schönen Tag noch, Kleine." rief er mir im breiten Schottisch zu. Ich schenkte ihm ein nervöses Lächeln und wünschte ihm ebenfalls nuschelnd einen schönen Tag.
Als ich endlich draußen war, atmete ich die kalte, frische Novemberluft durch meine Nase ein, wie eine Verdurstende. Die Sonne schien über meinem Kopf, als ich meinen Weg durch den Park machte. Ich entschied mich, dass es ein viel zu schöner Tag war, um schon zu Macaulay nach Hause zu fahren, weshalb ich mich dazu entschloss noch ein wenig durch die Stadt zu bummeln. Es war Freitagnachmittag, weshalb es in den Gasse ziemlich voll war. Leute drängten sich an mir vorbei, unter ihnen Muttersprachler, aber auch eine große Anzahl von Touristen. Ich wusste, dass ich selber mit meinem kanadischen Akzent herausstach, weshalb ich mich hier so unter den Touristen ziemlich wohl fühlte. Nach einer halben Stunde, in der ich herumgewandert war, kam ich plötzlich an einem Geschäft vorbei, dass etwas in seinem Schaufenster ausgestellt hatte, was mich abrupt inne halten ließ. Mein Herz begann sofort laut an zu schlagen, als ich die türkise Nähmaschine in mich aufnahm. Sie stand direkt in der Mitte des Schaufensters und wenn man ein richtiger Nähmaschinenliebhaber wie ich war, konnte man sie kaum übersehen. Wie auf Autopilot trugen mich meine Füße in den Laden. Eine Glocke läutete über mir, als ich den Laden betrat. Eine etwas rundlichere, rothaarige Frau kam mir entgegen und begrüßte mich in einem breiten Schottisch. Ich lächelte sie bei ihrer Begrüßung nur scheu an. „ Was kann ich für sie tun?" „ Ähm... ich würde mir gerne die Nähmaschine im Schaufenster anschauen..." Oh Gott, was tat ich hier eigentlich? Ich wusste ganz genau, dass ich kein Geld dafür hatte. Wieso musste ich mir die Nähmaschine dann noch antun? Weil du ein Masochist bist, Ella! flüsterte mir die Stimme in meinem Gehirn zu. „ Tut mir Leid Liebling, aber die ist leider schon verkauft. Der Käufer kommt sie am Montag abholen." Ich spürte, wie mein Herz in meine Hose sackte und ich musste mich zusammenreißen, dass Lächeln auf meinem Gesicht intakt zu halten. „ Okay. Nicht schlimm, da kann man nichts machen." presste ich mit meinem gespielten Lächeln hervor. Die Verkäuferin schaute mich mit einem entschuldigenden Blick an. „ Tut mir leid Liebling. Vielleicht versuchst du es nochmal woanders. In Edinburgh weiß man nie wirklich was man alles findet." ich lächelte ihr zu, bedankte mich für ihre Auskünfte und verließ den Laden.
Kaum hatte ich den Laden verlassen, fing mein Telefon an zu klingeln. Zunächst konnte ich überhaupt nicht lokalisieren, wo das Klingeln herkam, bis ich schließlich realisierte, dass ich mein Handy in meiner Jackeninnentasche hatte. Ich zog es hervor und hielt es mir ohne drauf zu schauen wer mich angerufen hatte, ans Ohr. „ Ella?" die Stimme von meiner Mutter hallte fragend durchs Telefon. Ein Kloß bildete sich in meiner Magengrube, als ich den besorgten Unterton in ihrer Stimme vernahm. „ Ella, Schatz ich hab heute Morgen mit Drew telefoniert und er hat mir gesagt, dass ihr euch getrennt habt! Ist das wahr ?" meine Mom klang aufgebracht und ich spürte, wie mir bei ihren Worten die Tränen leicht ins Auge schossen. „ Ja." presste ich hervor, gleichzeitig schloss ich meine Augen. „ Aber Liebling, warum?" meine Mutter klang jetzt besorgt, im Hintergrund hörte ich die Stimme meines Vaters. Ich riss die Augen wieder auf, als ich realisierte, dass mein Vater am anderen Ende kurz davor war, meiner Mutter das Telefon aus der Hand zu reißen. „ Mom.." presste ich nur hervor. „ Kannst du bitte ein wenig von Dad weggehen?" meine Mutter wusste sofort was ich meinte. Ich hörte ein kurzes Rascheln am Ende des Telefons. „ ....... Eis kaufen. Zwei Kugeln. Schoko und Stracciatella." hörte ich noch die Bruchstücke, der Worte meiner Mutter, bevor sie sich wieder am anderen Ende meldete. „ So. Dein Dad ist Eis kaufen. Der Eishändler ist am anderen Ende des Strandes. Das gibt dir genug Zeit mir in Ruhe zu erklären, was zwischen dir und Drew passiert ist."
Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte ich damit meiner Mutter zu erzählen, was vorgefallen war. Wenn ich geglaubt hatte, dass meine Mutter am Boden zerstört war, dann hatte ich mich geirrt. Sie war fuchsteufelswild. „ Dieses miese kleine Arschloch!" rief sie in den Hörer und ich zuckte zusammen. Meine Mutter war dafür bekannt, dass wenn sie wütend war, sie das ein oder andere Mal mit einem Schwall von Schimpfwörtern um sich warf, aber dass sie Drew jemals so beleidigen würde, hätte ich nie für möglich gehalten. „ Mom." rief ich aus, während ich mir auf die Lippe biss. „ Bitte erzähl Dad nichts davon, okay. Erzähl ihm wir hätten uns getrennt, weil wir verschiedene Vorstellungen von der Zukunft hätten, oder irgendwie sowas. Aber erzähl ihm auf keinen Fall, dass Drew mich betrogen hat, denn da..." „ Ella Baby, natürlich erzähl ich deinem Vater nichts." unterbrach mich meine Mutter. „ Dein Vater wird durchdrehen, wenn er es erfährt und wie ich ihn kenne würde er morgen direkt, den nächsten Flieger nach Edinburgh nehmen und Drew die Nase brechen." ich sah meine Mutter förmlich vor mir, wie sie die Augen verdrehte. Erleichtert seufzte ich auf. „ Danke, Mom." flüsterte ich ins Telefon, während ich mich nun auf einer Parkbank niederließ. „ Kein Problem Baby, aber wo schläfst du denn jetzt? Ich dachte du und Drew hättet zusammen eine Wohnung, und du hast doch noch keinen Job oder?" bei ihren Worten legte sich wieder diese Schwere über meine Brust, immer wenn ich kurz davor war meine Eltern anzulügen. „ Ich schlaf bei einer Freundin momentan, bis ich das Geld für eine eigene Wohnung zusammengespart habe." während ich die Lüge aussprach betete ich, dass meine Mutter es mir glauben würde. Für eine kurze Sekunde war es komplett still auf der andere Leitung und ich hatte schon das Gefühl, dass meine Mutter es mir nicht glauben würde, doch stattdessen kaufte sie es mir komplett ab. Sie fragte mich plötzlich nach meinem Job aus und wer diese Freundin sei und wo ich sie kennengelernt hatte. Die nächsten fünfzehn Minuten quatschten wir ununterbrochen am Telefon, bis mein Vater wohl zurück gekommen schien, den ich hörte plötzlich seine Stimme am anderen Ende der Leitung. Meine Mutter verabschiedete sich von mir, wir sagten uns, dass wir uns liebten und Dad rief mir im Hintergrund zu, dass er seine Prinzessin vermisste. Als ich aufgelegt hatte, spürte ich wie mich gleichzeitig eine Welle von Erleichterung, als auch eine Welle von Trauer überkam. Ich vermisste meine Familie. Und zwar schrecklich. Für ein paar weitere Minuten blieb ich auf der Parkbank sitzen und schaute dem Treiben der Menschen zu. Als es allmählich anfing zu dämmern, stieß ich mich von der Parkbank hoch und lief zu der nächstliegenden Bushaltestelle.
Am nächsten Tag stand ich kurz vor acht vor dem Spiegel im Badezimmer. Ich begutachtete mein Spiegelbild kritisch. Es war genau zehn Jahre her gewesen, seit ich das letzte Mal auf einem ersten Date gewesen war. Ich trug meine Haare zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit offen. Die Locken kringelten sich um mein Gesicht und fielen auf mein weißes Top. Mit meinen Fingern strich ich nervös über meinen pinken Tuturock. Carrie von Sex and the City hatte mich zu diesem Outfit inspiriert und es war mit Abstand mein absolutes Lieblingsoutfit. An meinen Füßen trug ich meine weißen Converse. Eine halbe Stunde hatte ich darüber nachgedacht, ob ich Makeup tragen sollte, oder es lieber doch weglassen sollte. Im Endeffekt hatte ich mich dann wirklich dagegen entschieden, denn Aiden hatte mich den größten Teil der Zeit, sowieso immer ohne Makeup gesehen. Ein lautes Klingeln ließ mich zusammenzucken. Ich wand mich von meinem Spiegelbild ab, als ich die Tür öffnete, und fast zurückstolperte, als ich Macaulay auf dem Sofa sitzen sah. Ich hatte ihn ganze zwei Tage lang nicht gesehen, dennoch kam es mir vor, als ob ich ihn Wochen lang nicht gesehen hatte. Er hob seinen Kopf, als ich das Wohnzimmer betrat. Ich konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht deuten, aber ich spürte, wie es mir heiß und kalt den Rücken herunterlief, als sich seine dunklen Augen in meine bohrten. Ich wand meinen Blick hastig ab, blickte auf den Boden und lief so schnell ich konnte, an ihm vorbei zur Tür. Ich entschloss mich dazu, Aiden nicht nach oben zu bitten, stattdessen, öffnete ich die Tür und zog sie ohne mich noch einmal nach ihm umzublicken hinter mir zu. Mein Herz pochte laut in meiner Brust, als ich die Treppe so schnell ich konnte nach unten lief. Unten vor der Haustür wartete Aiden auf mich. Bei seinem Anblick wurde es mir ein wenig warm ums Herz. Er trug ein dunkelgrünes Hemd, dass er an den Unterarmen hochgerollt hatte. Dazu trug er eine schwarze Hose mit schwarzen, schickeren Schuhen. Ich sah, wie er mein Outfit in sich aufnahm und dann anfing zu grinsen. „ Sex and the city?" er hob eine seiner dunklen Augenbrauen fragend hoch und ich musste lachen. „ Was zum Teufel zwingt dich deine Schwester immer zu gucken?" „ Wer sagt, dass sie mich zwingt?" konterte er geschickt und ich fing erneut an zu lachen, als Aiden nach meiner Hand griff. Seine Hand fühlte sich vertraut in meiner an, so als ob wir uns schon jahrelang kennen würden. „ Wo gehen wir eigentlich hin?" fragte ich plötzlich, als mir einfiel, dass Aiden mir gar nicht verraten hatte, wo wir essen gehen würden. „ Lass dich überraschen."
Eine halbe Stunde später befanden wir uns in einem luxuriösen, italienischen Restaurant. Die Wände waren in einem warmen Braun gehalten, die Tische mit einer edlen, weißen Tischdecke bedeckt, während von den Decken champagnerfarbene Kronleuchter herunterhingen. Mein Mund klappte auf, als ich den Ort in mich aufnahm. „ Aiden, bist du dir sicher, dass wir HIER essen gehen?" ich hörte wie er lachte, als er mir seine Hand in den Rücken legte und mich ein Stück nach vorne durch das Restaurant schob. Als der Kellner uns an unseren Tisch geführt hatte, schaute ich Aiden immer noch verblüfft an. „ Aiden das ist viel zu teuer. Lass uns wieder gehen, wir können auch irgendwo einen Burger essen gehen oder so." Ich sah wie Aiden seinen Kopf schüttelte, als er sich nach vorne über den Tisch beugte und nach meiner Hand griff. „ Nein, Cinderella. Das ist vollkommen in Ordnung. Ich will, dass wir einen schönen Abend haben. Nur wir zwei." er lächelte mich an und sein Lächeln war so aufrichtig, dass ich wusste, dass ich ihm diese Geste nicht abschlagen konnte. „ Okay." murmelte ich, während wir darauf warteten, dass der Kellner uns das Menü gab.
Als wir das Menü keine zwei Minuten später in der Hand hielten, scannten meine Augen automatisch über die Preise. Ich hielt meine Karte so hoch, dass ich meine Augen weit aufreißen konnte, ohne gesehen zu werden. Ein einfacher Teller Spaghetti kostete hier fast so viel, wie ich in einem Tag bei Macaulay verdiente. Ich konnte hier unmöglich essen gehen. Ich schluckte, als mein Blick auf die Vorspeisen fiel. Vielleicht konnte ich ja einfach so tun, als sei ich eine dieser Mädchen, die nicht viel aßen? Die einfach nur eine Tomatensuppe aßen und dann satt waren. Ich schielte kurz auf meinem Körper herunter und realisierte, dass Aiden mir das sehr wahrscheinlich nicht abkaufen würde. „ Haben sie sich schon etwas überlegt was sie bestellen wollen?" zwitscherte plötzlich eine Frauenstimme neben uns. Ich blickte von meiner Karte auf und sah in das Gesicht einer adretten Kellnerin. „ Ähm.." stieß ich aus, während Aiden bereits bestellte. Ich haschte erneut einen weiteren Blick auf die Karte, bevor ich sie schloss und mich dazu entschied das Selbe wie Aiden zu nehmen. Als die Kellnerin verschwunden war, lehnte Aiden sich erneut über den Tisch und griff nach meinen Händen. Seine dunkelgrünen Augen bohrten sich in meine, als er anfing zu sprechen. „ Erzähl mir was von deiner Familie. Wie seit ihr aufgewachsen?" ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als er meine Familie erwähnte und die nächsten drei Stunden verbrachten wir damit über Gott und die Welt zu reden. Aiden erzählte mir von seinen Eltern, die in den Highlands wohnten und von seiner Schwester, die manchmal ein wenig eigensinnig zu sein schien. Ich erzählte ihm von meiner Kindheit, von meiner Mom, meinem Dad, von Luke und Tante Amber und Onkel Chris. Ich war gerade im Begriff dazu die Geschichte von meinem dreizehnten Geburtstag zu erzählen, an dem Onkel Chris mich auf ein Justin Bieber Konzert genommen hatte, da wurden wir plötzlich von lauter Rapmusik unterbrochen. Ich sah, wie die anderen Leute an den Tischen sich nach uns umdrehten, während Aiden sein Handy aus seiner Hosentasche fischte und es sich ans Ohr hielt. „ Logan?" rief er verwirrt ins Telefon. Der andere Mann am Telefon musste etwas gesagt haben, denn Aidens Gesicht fiel augenblicklich zusammen. „ Er hat was?" rief seine Stimme ungläubig aus. „ Ja, mhhm, ja... ich bin gleich da, okay." ich wusste nicht warum, aber mein Herz ging mir bis zum Anschlag, besonders nachdem Aiden einen „ Er" erwähnt hatte. Ich konnte nicht anders, als bei dem „ Er" an Macaulay zu denken. Ich beobachtete, wie Aiden auflegte und sein Handy wegpackte. „ Es tut mir leid Cinderella, aber wir müssen los." „ O..Okay." stammelte ich, als ich dabei zusah, wie Aiden einen Kellner zu sich heranwinkte und sich die Rechnung geben ließ. Wir zogen uns beide die Jacken an, Aiden lief vor, während ich ihm schnell hinterherlief. „ Wo.. wo müssen wir denn hin?" rief ich über die kalte Novemberluft, als wir das Restaurant verließen. „ Zum Steels." rief Aiden über seine Schulter hinweg, gleichzeitig spürte ich, wie sich ein riesiger Kloß in meinem Bauch festsetzte.
Fünfunddreißig Minuten später befanden wir uns vorm Steels. Wir waren erst mit der U- Bahn gefahren und dann mit dem Bus. Ich war dermaßen außer Atem, nachdem ich Aiden wie eine Irre durch den Park gefolgt war. Gleich vorm Steels wusste ich, dass etwas anders war. Der ganze Parkplatz war voll von Autos, verschiedenster Klassen. Aiden und ich schlängelten uns zwischen den Autos hindurch, bevor er die Tür öffnete und wir die Lagerhalle betraten. Erschrocken riss ich die Augen auf, als ich mich umschaute. Die Halle war bis zum letzten Zentimeter mit Leuten bepackt, der Geräuschpegel glich einer Zuschauermenge vor einem Justin Bieber Konzert. Nur dass sich hier keine kreischenden Mädchen befanden, sondern Männer, soweit das Auge reichte. Ich musste fast die einzige Frau in diesem Moment in der Halle gewesen sein. Aus einiger Entfernung konnte ich sehen, wie der braunhaarige Mann, der heute Morgen an der Rezeption saß, auf Aiden und mich zugelaufen kam. Sein Blick war vollkommen auf Aiden gerichtet und als ich meinen Blick auf diesen wand, sah ich wie sich sein Gesicht zu einer ernsten Miene verzogen hatte. „ Er hat ihn vor ein paar Stunden herausgefordert. Cinaed hat dafür gesorgt, dass es sich wie ein Lauffeuer rumspricht." „ Scheiße!" hörte ich Aiden zum aller ersten Mal seit ich ihn kannte fluchen. „ Wie lange?" „ Halbe Stunde." hörte ich die Stimme des Anderen zu mir dringen. „ Verdammt, Logan, weißt du was das bedeutet? Dorchadas ist nicht umsonst unbesiegt..." bei dem Namen zog sich mein Inneres zusammen und ich spürte, wie mir schlecht wurde. „ Dorchadas?" meine Stimme kam panisch aus meinem Mund. „ Ella. Hör mir genau zu." Aidens Blick war nun auf mich gerichtet. „ Du bleibst hier bei Logan. Hast du mich verstanden. Du weichst nicht von seiner Seite, bis ich den Kampf zu Ende gepfiffen habe." „ De...Den Kampf?" stammelte ich panisch vor mich hin, während meine Augen nun durch den Raum fuhren und plötzlich an dem beleuchteten Boxring hängen blieben. Oh Gott, würde Macaulay etwa..?! Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken herunter, als ich Aiden dabei beobachtete, wie er kurz noch etwas zu Logan sagte, bevor er durch die Menge in Richtung Boxring lief. Erst jetzt wurde mir klar, was hier eigentlich vor sich ging. Ich spürte, wie mir schlecht wurde, als meine Augen noch weiter auf den Boxring gerichtet waren. Bis jetzt war er noch leer, aber in ein paar Minuten würde Macaulay in ihm stehen und gegen den Kerl mit dem Totenschädel auf der Stirn kämpfen. Oh Gott! Ich konnte das nicht zulassen! Ich musste mit Macaulay reden! Ich spürte, wie meine Füße einen Satz nach vorne machten. Eine Hand griff nach meinem Arm und hielt mich zurück. „ Wo willst du hin, Kleine?" Logans Stimme drang an mein Ohr bevor ich ihn einen flehenden Blick zuwarf. Ich sah, wie er seufzte. „ Okay, wir gehen nach vorne. Aber nur wenn du bei mir bleibst. Da vorne ist es ziemlich voll und während des Kampfes fangen die Männer an zu quetschen." ich schluckte und nickte. Logan lief vor und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Je näher wir dem Boxring kamen, desto höher schlug mein Herz. Mit meinem Tuturock sah ich aus, wie eine Außerirdische in dieser Meute voller harter Männer, die entweder Lederjacken trugen, oder sich ihre Haare abrasiert hatten. Kurz vor dem Boxring blieben wir Beide stehen. Mein Atem setzte für einen kurzen Moment aus, als nun die Menge anfing zu grölen, während Dorchadas den Ring betrat. Heavy Metal Musik drang aus den Lautsprechern, während er in die Mitte des Rings lief, seine Arme in einer triumphierenden Geste in die Höhe hielt und die Menge ihm laut zugrölte. Aus seinem breiten, bulligen Kreuz traten die Muskeln, auf seiner Brust prangte ebenfalls ein Totenschädel. Im Vergleich zu Macaulay war er viel kleiner, aber dafür auch massiger. Nachdem der Metal Song zu Ende gespielt hatte, sah ich wie eine Welle von Unruhe durch die Menge kam. Ein paar Sekunden später ertönte Rabbit Run von Eminem aus den Lautsprechern. Ich wusste, dass es dieser Song war, weil er ihn ständig in seinem Auto hörte und ich ihn nach ein paar Mal hören gegoogelt hatte. Ich hielt die Luft an, als ich beobachte, wie Macaulay den Ring betrat. Er trug komplett schwarz, von seiner Box Hose bis zu seinen schwarzen Boxschuhen. Selbst seine Boxhandschuhe waren schwarz. Meine Augen waren wie festgeklebt und ich konnte meinen Blick nicht von seinem Körper lassen, als er mindestens einen halben Kopf über Dorchadas thronte. Sein Körper sah aus wie Granit und das war nicht übertrieben. Es befand sich kein Gramm Fett an seinem Körper zu viel, sein Körper bestand einzig und allein nur aus Muskeln. Die Tattoos an seinem Armen waren in schwungvollen Linien verschnörkelt, fast so wie bei meinem Dad. Sein Hals Tattoo bewegte sich ein paar Mal als er schluckte. Als die Musik zu Ende gespielt hatte, drehte sich Macaulay zu Aiden um, der nun an der Seite des Boxringes stand und auf ihn einredete. Mein Blick fiel auf seinen Rücken und ich zog hörbar die Luft ein. Auf seinem Rücken befanden sich eine Handvoll weißer Narben. Einige von Ihnen waren größer als andere. Eine besonders große, rote Narbe stieg mir in die Augen. Sie sah aus, wie die kleine Narbe, die ich am Daumen hatte, von dem einen Mal, als ich mich am Kochtopf verbrannt hatte. Ein Stich durchfuhr meinen Körper, als mein Blick über all die Narben an seinem Körper wanderte. Ich zuckte merklich zusammen, als plötzlich eine Glocke ertönte. Auf einmal wurde es komplett still um mich herum, die Menge um mich herum schien sich immer mehr um mich zu schließen und ich spürte, wie Logans Hand an meinen unteren Rücken wanderte. „ Sorry, aber ich will nicht, dass du verloren gehst." murmelte er mir ins Ohr. Ich nickte nur merklich, während mein Blick auf den Ring gerichtet war, in dem sich nun Macaulay und Dorchadas gegenüber standen. Das Blut rauschte in meinen Ohren, während Aiden den Kampf für eröffnet erklärte.
Der erste Schlag gehörte Dorchadas. Mit einer präzisen Genauigkeit traf er Macaulay am Kiefer, woraufhin dieser zurück taumelte. Für einen kurzen Moment blieb mir die Luft weg, ich hatte mich aber wieder gefangen, als Macaulay sich aufrappelte und auf der Stelle anfing zu trippeln. Seine Arme waren leicht nach unten gebeugt. Ich kannte mich zwar nicht mit diesem Sport aus, aber wenn es Eines war, dass Macaulay mir bei seinem Training beigebracht hatte, dann war es, dass man immer seine Deckung oben halten sollte. „ Verdammt Alter, halt deine Deckung oben!" schrie Logan im nächsten Moment, als ein weiterer Schlag von Dorchadas in der Magengrube von Macaulay landete. Ich zuckte wieder zusammen. Ganz kurz sah ich, wie Macaulay nach Luft rang, bevor er sich wieder aufrappelte und Dorchadas ins Gesicht schaute. In den nächsten fünf Minuten wollte ich alles andere als Hingucken. Mein Herz zog sich bei jedem weiteren Schlag auf Macaulay zusammen. Inzwischen war seine Lippe aufgeplatzt und blutete. Sein linkes Auge war leicht geschwollen und er hatte mehrere Schläge in die Seite und in den Magen bekommen. Bei jedem weiteren Schlag den Macaulay einsteckte, jubelte die Menge lauter und ich bekam mit, wie um mich herum Wetten geschlossen wurden. „ Verdammt was macht dieser Penner da! Er soll verdammt nochmal Ernst machen und diesen Bastard aus dem Ring kicken!" hörte ich Logan neben mir fluchen. Ich wusste nicht warum, aber Macaulay hatte seine Deckung komplett fallen gelassen, sein Kopf hing nach unten, während er wild auf sich einschlagen ließ. Ich beobachtete, wie Macaulay zur Seite taumelte, als ihn ein weiterer Schlag traf. Ich schloss die Augen, weil ich nicht mehr hinsehen konnte. Das was Macaulay da tat, war schon selbstzerstörend. „ Dorchadas, Dorchadas, Dorchadas!" hörte ich nun die Menge Dorchadas anfeuern. Ich kniff meine Augen weiterhin zusammen, meine Finger gruben sich inzwischen in Logans Arm, während ich die Luft anhielt. Ein ohrenbetäubendes Grölen erklang plötzlich durch die Lagerhalle. Erschrocken riss ich meine Augen auf, und scannte den Ring nach Macaulay ab. Doch anstelle, dass er unten lag, stand er über Dorchadas, der nun auf dem Boden lag, während Aiden herunterzählte. Macaulay hielt sich seine Rippen, aus der Platzwunde auf seiner Stirn lief das Blut, während seine dunklen Augen durch die Menge wanderten. Ich hielt die Luft an, als Aiden von drei herunterzählte und mich gleichzeitig seine dunklen Augen fanden. Ein Schauer lief über meinen Rücken, als ich seinen Blick für eine kurze Sekunde lang erwiderte. Ich riss meinen Blick genau in dem Moment los, als Aiden Macaulays Arm hochriss und ihn als Sieger erklärte.
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