Kapitel 19

Meine Füße froren in meinen Converse, als ich an der Bushaltestelle auf den Bus wartete. Die Dämmerung war inzwischen über mir hereingebrochen, nach einander sprangen die Laternen an und beleuchteten die Gassen um mich herum. Der Park lag ruhig im Dämmerlicht hinter mir, während ich in die weite Ferne schaute. Laut Busfahrplan musste der Bus jeden Moment kommen! Ich seufzte entnervt auf, gleichzeitig tippelte ich mit meinen Schuhe auf den Boden, in der Hoffnung, dass dadurch ein wenig Wärme in meine Füße drang. Es war an der Zeit, dass ich meine Sachen bei Drew abholte. Ein leichter Stich durchfuhr meinen Körper, als mir nach ganzen zwei Tagen wieder bewusst wurde, dass Drew und ich getrennt waren. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass ich mich in einer Seifenblase befand. An einem Ort, an dem das alles nur ein Traum war. Motorengeräusche rissen mich aus meinen Gedanken, ich blickte hoch und sah, dass der Bus sich näherte. Erleichtert seufzte ich auf, als der er vor mir zum Stehen kam. Die Türen öffneten sich und ich stieg ein. Ein Fahrticket zu kaufen, erwies sich allerdings als etwas kniffelig. Nicht nur der breite, schottische Akzent des Busfahrers, sondern auch die Tatsache, dass ich nicht wusste, wie die Haltestelle hieß, bereitete mir Schwierigkeiten. Ich hatte mich selten in meinem Leben so verloren gefühlt.

Nach dem ich den Busfahrer drei Mal nachgefragt hatte, ob er das Gesagte wiederholen konnte und ich ihm beschrieben hatte, wie es aussah, wo Macaulay wohnte, hatte ich endlich ein Busticket nach Dean Village.

In den nächsten vierzig Minuten schaute ich aus dem Fenster und beobachtete, wie eine Anzahl von Häusern an mir vorbeizog. Meine Gedanke waren jedoch woanders. Immer wieder ging ich die vorherige Nacht durch. Die Tatsache, dass Macaulay mit Licht schlief, ließ mir keine Ruhe. Und dann war da noch dieser merkwürdige Vorfall mit dem Wasserhahn. Natürlich konnte er auch einfach nur auf der Toilette gewesen sein, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass er irgendetwas Anderes auf der Toilette getrieben hatte. Nur was?

Vielleicht hatte Macaulay geweint. Früher hatte meine Mutter mir erzählt, dass sie öfter, als sie noch mit ihrem damaligen Verlobten zusammen gewesen war, das Wasser auf der Toilette laufen gelassen hatte, damit niemand hörte, dass sie weinte. Und auch Tante Amber hatte erzählt, dass sie das Selbe gemacht hatte, als sie sich einmal furchtbar mit Onkel Chris gestritten hatte. Die Vorstellung, dass Macaulay im Badezimmer geweint hatte, ließ einen Stich durch meinen Körper fahren und auf einmal stellte ich mir einen kleinen, dunkelblonden Jungen vor, der zusammengekauert in einer verlassenen Hütte saß und sich vermutlich in den Schlaf weinte. Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte die Gedanken nicht zu nah an mich herandringen zu lassen. Schließlich war es Macaulay auch egal, wo ich abblieb.

Eine weibliche Stimme sagte die nächste Haltestelle an und ich realisierte, dass es meine war. Ich schnappte nach meiner Tasche und hing sie mir über meine Schultern. Dann schloss ich den Reißverschluss meines Mantels und stand auf, während der Bus langsam zum Stehen kam. In einiger Entfernung konnte ich bereits das Haus von Macaulay sehen. Meine nun warmen Füße, landeten auf dem Bürgersteig, gleichzeitig spürte ich, wie die kalte Luft durch meine Converse drang. Der Bus schloss seine Türen und fuhr weiter. Ich schaute einmal kurz nach rechts und nach links, bevor ich die Straße überquerte. Der Wind pfiff durch meine Haare, während ich den Bürgersteig hinauflief in Richtung des alten Hauses. Nach ungefähr fünf Minuten war ich endlich angekommen, allerdings völlig außer Puste, denn um von der Haltestelle zu seinem Haus zu gelangen musste man einen kleinen Berg hochlaufen. Noch ein Unterschied, den ich festgestellt hatte, seit ich in Schottland lebte. Im Gegensatz zu Toronto war Edinburgh ein wenig hügeliger. Für mich als absoluter Sportmuffel war das ein Grauen. Aber was sollte man machen ? Das Leben war, wie mein Dad so häufig sagte, nicht immer ein Zuckerschlecken.

Vor seinem Haus angekommen realisierte ich, dass ich keinen Schlüssel besaß. Zum Glück stand sein schwarzer Camaro vor der Haustür, der mir mitteilte, dass er zu Hause sein musste. Der Mond war inzwischen herausgekommen und tauchte die Straße in schwaches, weiß-gelbes Licht. Ich umrundete vorsichtig seinen Camaro und kam vor der Haustür zum Stehen. Mein Atem hatte sich so langsam vom Aufstieg wieder beruhigt, als meine Augen die Klingelschilder abwanderten. Mein Blick fiel auf das Schild mit seinem Nachnamen, ich hob meine Hand und drückte drauf. Nach zwei Minuten wurde mir die Tür aufgedrückt. Als ich die Treppenstufen emporkletterte, verfluchte ich Macaulay erneut dafür, dass er eine Dachgeschosswohnung besaß. Als ich endlich nach ein paar Minuten völlig außer Atem bei ihm oben angekommen war, sah ich, wie sein Körper wachsam in der Tür thronte. Seine Augen nahmen mich für einen unbedeutsamen, kleinen Moment wachsam in sich auf, bevor er sich vom Türrahmen losriss, mir den Rücken zudrehte und in die Wohnung verschwand. Ich zog meine Schuhe vor der Tür aus, betrat die Wohnung, nur um zu bemerken, dass Macaulay wieder längst in seinem Zimmer verschwunden war. Die Uhr die im Wohnzimmer hang signalisierte mir, dass es bereits acht Uhr war. Zu spät, um die Gegend noch draußen zu erkunden, aber auch zu früh um Schlafen zu gehen. Ich zog mir meinem Mantel aus, hang ihn auf den Kleiderständer, legte meine Tasche auf das Ledersofa und lief in das Badezimmer. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, drehte ich den Schlüssel um und wanderte mit einem prüfenden Blick durch das Badezimmer. Alles sah vollkommen normal aus. An dem Handtuchständer hingen schwarze Handtücher, in der Dusche zwei Männershampoos, Macaulays Zahnbürste in einem Becher. Ich zog meine Augen zusammen und öffnete leise die Badezimmerschränke. Was ich dahinter entdeckte, schien auch vollkommen normal zu sein. Eine Bürste- auch wenn ich mich fragte, wozu Macaulay eine Bürste bei seinen Haaren brauchte...- Deo, Aftershave und der Rasierer den ich am heutigen Morgen auf dem Waschbecken angetroffen hatte. Mit einem leisen Geräusch schloss ich die Schränke wieder und ließ mich auf den Toilettendeckel fallen. Anscheinend musste ich paranoid geworden sein.... Ich stemmte mein Kinn auf meine Hände und biss mir auf die Lippen.

Nachdem ich nach ein paar Minuten immer noch nicht schlauer geworden war, entschloss ich mich duschen zu gehen. Als ich mich entkleidet hatte, wurde mir wieder einmal klar, dass ich dringend meine Kleidung brauchte. Mit zwei paar Unterwäsche zu leben, war nicht sonderlich toll. Sofort entschloss ich mich, Drew morgen einen Besuch abzustatten und nach meiner Kleidung zu fordern. Bei dem Gedanken daran, drehte sich mein Magen um. Übelkeit kroch in mir hoch. Mit einer Hand drehte ich den Wasserhahn auf, versuchte mich durch das plätschernde Geräusch des Wassers zu beruhigen. Ein paar Sekunden später drangen weiße Dampfschwaden durch die Dusche. Ich stieg vorsichtig hinein und zog die Duschtür hinter mir zu. Ein leises Seufzen durchfuhr meinen Mund, als das heiße Wasser auf meinen Rücken trommelte. Meine Muskeln schienen sich zu lockern, je mehr das heiße Wasser meinen Rücken hinunterlief. Nach einer Weile griff ich hinter mich und hielt eine große Flasche Männershampoo in meinen Händen, öffnete die Kappe und atmete den Duft einmal tief ein. Als der Duft durch meine Nase drang, hatte ich sofort Macaulays Gesicht vor meinen Augen. Ich schüttelte meinen Kopf, drückte die Flasche einmal kurz, bis ein kleiner Klecks Shampoo auf meiner Hand erschein und rieb es in meine Haare. In Windeseile wusch ich mir das Shampoo aus den Haaren, öffnete die zweite Flasche ohne daran zu riechen und verteilte das Shampoo auf meinem Körper. Auch dieses hatte ich in Windeseile wieder abgewaschen. Dann drehte ich den Wasserhahn ab, griff nach einem der schwarzen Handtücher und trocknete mich ab. So schnell ich aus der Dusche gekommen war, so schnell zog ich mich auch wieder an. Mit dem Handtuch in einer Art Turban um den Kopf gewickelt suchte ich nach einem Föhn. Als ich nach mehrmaligem Suchen jedoch keinen gefunden hatte, wurde mir klar, dass Macaulay vermutlich keinen benutzte. Wozu auch? Er hatte ja schließlich kurzes Haar. Mit nassen Haaren und nackten Füßen öffnete ich also die Tür und glitt durch sie hindurch wieder ins Wohnzimmer, von Macaulay fehlte wie immer jede Spur. Die Tür seines Schlafzimmers war jedoch wie immer verriegelt. Inzwischen war die Wohnung in komplette Dunkelheit gelegt, durch den Türspalt von Macaulay drang wieder ein schwacher Lichtstrahl. Ich seufzte innerlich auf, rubbelte mir die Haare mit den Handtuch trocken, gleichzeitig fing man Magen jedoch an zu knurren. Schützend legte ich mir eine Hand über den Bauch und stand vorsichtig auf. Das Handtuch lag noch über meinen Schultern, als ich auf nackten Sohlen meinen Weg in die Küche machte. Vorsichtig öffnete ich den Kühlschrank und rümpfte die Nase. Im Kühlschrank lagen zwei Rindersteaks, Magerquark und Gemüse. Ich schlug den Kühlschrank wieder zu und öffnete stattdessen den Schrank , den ich heute Morgen auch schon geöffnet hatte. Meine Hand griff wie selbstverständlich nach den Ralston Cookie Crisps. Ich schüttete sie mir in eine Schüssel, goss Milch drauf und setzte mich anschließend mit der Schüssel auf das Ledersofa. Meine Augen wanderten aufmerksam zu seiner Tür. Als ich jedoch nach einer gewissen Weile merkte, dass sich nichts hinter der Tür tat, schaltete ich den Fernseher an. Mit meinem Finger wanderte ich durch die Fernsehkanäle, bis ich bei einem Liebesfilm angekommen war. Seufzend ließ ich mich noch weiter in das Ledersofa sinken und fixierte meine Augen auf Ryan Gosling.

Es war drei Uhr morgens als ich von dem Sofa aufschreckte. Der Fernseher lief immer noch, inzwischen irgendein Horrorfilm. Ich kniff die Augen zusammen und schaltete den Fernseher aus. Das laute Plätschern von Wasser drang nun an mein Ohr. Meine Augen wanderte zu Macaulays Tür, die ein wenig aufstand. Das schwummrige Licht erleuchtete sein Zimmer und drang durch den Türspalt. Ich richtete mich auf, fuhr mir mit der Hand über das Gesicht und warf meine Decke zurück. Doch gerade als ich die Füße von dem Sofa schwang hörte ich wie der Wasserhahn zugedreht wurde. Erschrocken zog ich die Luft ein und horchte auf weitere Geräusche. Für eine ganze Weile kam nichts, bis sich plötzlich nach ein paar Minuten die Tür knarzend öffnete. Macaulays Kopf hing nach unten, seine Augen waren auf den Boden gerichtet. Keine Sekunde später schossen seine Augen jedoch plötzlich nach oben, so als ob er meine Anwesenheit gemerkt hätte. Er verschränkte seine Arme vor seiner Brust und blickte mir finster aus seinen Augen entgegen. „ Taylor, warum bist du noch so spät auf?" seine Stimme klang heiser und es herrschte ein etwas merkwürdiger Unterton in seiner Stimme. „ Ich.. ich bin vom Fernseher wach geworden." murmelte ich leise vor mich hin, während ich mir innerlich auf die Zunge biss. Macaulays Augen verengten sich und ich sah förmlich in seinem Gesicht, dass er darüber nachdachte, ob er mir glauben sollte oder nicht. „ Dann geh jetzt wieder schlafen." erwiderte er knapp, während ich ihn dabei beobachtete, wie er mit verschränkten Armen vor seiner Brust in sein Zimmer huschte und die Tür hinter sich zuzog. Ich stieß einen leisen Seufzer aus, bevor ich mich wieder auf das Sofa fallen ließ. Mich ließen die Gedanken nicht los, dass irgendetwas nicht mit ihm in Ordnung war. Zwei Nächte in Folge hatte er schon den Wasserhahn laufen lassen.... und dann war da noch dieses Licht, das ständig die ganze Nacht in seinem Zimmer brannte. Meine Gedanken wirbelten, wie Laubblätter im Wind in meinem Kopf herum. Je mehr ich jedoch nachdachte, desto müder schien ich zu werden. Ich spürte, wie meine Augen immer schwerer wurden und ich nach ein paar Minuten in das Land der Träume abdriftete.

Am nächsten Morgen wartete Macaulay wie am Morgen zuvor unten vor seinem Wagen auf mich. Ich stieg wortlos in das Auto, denn mir war klar, dass ich kein „ Guten Morgen" von ihm bekommen würde. Nach zwanzig Minuten hatten wir ohne etwas zu sagen das Steels erreicht. Ich stieg noch vor Macaulay aus und hatte ebenfalls vor ihm das Steels erreicht. Da ich nicht wusste, ob wir heute wieder Selbstverteidigung üben würden oder ich doch arbeiten musste, hatte ich mir meine Blümchenhose angezogen und nicht mein Kleid. Aber Blümchen waren immer noch Blümchen. „ Ich will, dass du heute die Akten zu ende sortierst und die letzten Daten in den Computer einträgst." Das beantwortete wohl meine Frage. Ich nickte, lief in Richtung seines Büros in der Hoffnung, dass er mir folgte, aber das tat er nicht. Ich blieb stehen und schaute über meine Schulter in seine Richtung. Er war verschwunden. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. So schnell konnte doch nicht jemand einfach so verschwinden.... Ich zuckte mit den Schultern und begab mich wieder in das Büro. Es war Macaulay, bei dem durfte man sich nicht mehr wundern.

Die nächsten vier Stunden verbrachte ich damit Akten zu sortieren und Daten in den Computer einzutragen. Ich war gerade bei dem letzten Namen angekommen, da klopfte es leise an der Tür. „ Herein." rief ich leise aus. Die Tür öffnete sich und zum Vorschein kam eine schwarze Baseballmütze die nach hinten gezogen waren. Unter ihr ringelten sich die schwarzen Haare von Aiden. „ Cinderella!" rief er erfreut aus, kam auf mich zu, umrundete den Tisch und hob mich in einer schnellen Bewegung vom Stuhl und schlang seine Arme um mich. Ich bekam kaum Luft, als er mich an sich drückte, aber das war mir in diesem Moment egal. Ich freute mich ihn zu sehen. Ich sog sein Aftershave ein, als er mich wieder auf den Boden stellte. „ Heute ist dein Glückstag Prinzessin, denn heute wirst du von deinem Prinzen höchstpersönlich in die Künste des großen Mohammed Ali eingeführt!" sein Ton war so überschwänglich, dass ich Lachen musste. „ Lach du nur." rief er ebenfalls grinsend aus und pikste mich mit einem Finger in die Seite. Ich verdrehte die Augen, bestätigte das Eingegebene mit einem Mausklick und fuhr den Computer anschließend runter. Ich stand von dem Stuhl auf und streckte mich einmal kurz. „ Es macht mir echt Angst, dass ich das jetzt so sage... aber ich glaube nach dem Tag wird es mir vielleicht ein bisschen gut tun, Sport zu machen." ich folgte Aiden aus dem Büro heraus in Richtung Steels. Doch kurz bevor wir an der Rezeption angekommen war, hielt er inne. „ Brauchst du ein paar Sportklamotten von mir ?" ich sah, wie seine Augen aufleuchteten. Ich nickte. „ Gut." er grinste mich an und auf seinem jugendlichen Gesicht erschien ein Grübchen. „ Ich hol sie nur einmal schnell." hörte ich ihn rufen, bevor er wieder in den Flur rannte und nach einer kurzen Weile mit einer grauen Thermojacke wieder kam. In seiner linken Hand trug er eine pinke Leggings. „ Wo hast du die denn aufgegabelt?" fragte ich ihn belustigt. Er fuhr sich nervös mit seiner Hand über den Nacken. „ Hab ich von meiner Schwester." er grinste mich verlegen an und ich spürte, wie ich rot wurde. „ Danke.. das ist nett von dir." meine Stimme klang schüchtern, als ich ihm die Sachen aus der Hand nahm und in Richtung Umkleidekabine lief.

Das Training mit Aiden war so viel anders, als das mit Macaulay. Während Macaulay mich immer wieder im Training gefordert hatte, seine Deckung kein einziges Mal fallen gelassen hatte, hatte ich das Gefühl, dass Aiden nicht ernst machte. Seine Deckung war nicht oben und jeder Schlag von mir saß. „ Aiden du lässt mich gewinnen." rief ich empört aus. „ Mach doch mal ernst." Aiden grinste mich an, nahm seine Deckung aber immer noch nicht hoch. „ Cinderella , wenn ich ernst machen würde, dann würdest du nicht mehr hier stehen. Du bist eine Frau." ich wusste, dass er es nicht böse meinte, aber irgendetwas nervte mich an seiner Ausdrucksweise. Ich schluckte, nickte dennoch und übte weiter an meinen Schlägen.

Nach ein paar Stunden war ich ziemlich nassgeschwitzt und Aiden schlug vor, dass wir das Boxen beenden sollten. Ich nickte ihm bereitwillig zu und ließ mich mitten auf den Boxring fallen. „ Ella, nimm es mir nicht böse, aber meine Schwester kommt in einer Stunde von der Uni nach Hause und ich hab ihr versprochen einkaufen zu gehen und für uns beide zu kochen. Heute ist Mittwoch, da gibt es bei uns immer Mac and Cheese." auf seinem Gesicht trat ein schuldbewusster Ausdruck und ich wusste, dass es ihm leid tat. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln und machte mit meiner Hand eine abfallende Handbewegung. „ Na geh schon." rief ich aus. Er trat auf mich zu, griff mit seinen Armen unter meine Achseln und hob mich über die Seile des Boxringes. „ Danke Cinderella." ich schenkte ihm ein kleines Lächeln und beobachtete, wie er ebenfalls aus dem Boxring stieg. Seine grünen Augen waren immer noch auf mich gerichtet. „ Sag mal, hättest du Lust mit mir Samstag essen zu gehen?" bei seinen Worten breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, bevor ich nickte. „ Ja gerne." auf seinem Gesicht erschien ebenfalls ein Lächeln. Ich beobachtete, wie er auf mich zutrat, seinen Kopf zu mir hinunterbeugte und mir einen Kuss auf die Wange drückte. Ich spürte, wie ich rot wurde. „ Bis Samstag Ella." sein Atem kitzelte an meinen Ohr und ich hatte das Gefühl, als ob meine Beine unter mir nachgeben würden. Plötzlich spürte ich wieder dieses Gefühl in meinem Inneren. Das Selbe, dass ich bei Drews Gegenwart immer in mir gespürt hatte. Diese warme, schöne Gefühl, das sich nun wie eine Decke um mich wickelte. Ich biss mir auf die Lippen und schaute Aiden hinterher, der nun das Steels verließ.

Ich blieb noch für einen kurzen Moment stehen, bevor ich mich in Richtung Umkleidekabinen begab, das Gefühl war inzwischen verschwunden.

Als ich mich umgezogen hatte, lief ich mit gesenktem Kopf an der Rezeption vorbei. Ich fühlte mich immer noch nicht wohl im Steels. Die Kerle, die dort trainierten, sahen alle aus, als ob sie entweder aus dem Gefängnis kamen oder beim Militär gewesen waren. Es schüttelte mich innerlich, als ich sah, wie die Adern aus den Muskeln eines großen bulligen Typen heraustraten. Ich lief so schnell ich konnte aus dem Steels heraus und trat in die kühle, späte, Nachmittagsluft. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich mir geschworen hatte, dass ich meine Sachen von Drew abholen würde. Das Problem war nur, dass ich nicht wusste, wie die Haltestelle an Drews und meiner alten Wohnung hieß. Mit einer schnellen Handbewegung zückte ich mein Handy aus meiner Jackentasche, das heute Morgen wieder auf dem Küchentisch gelegen hatte, und googlete nach der Haltestelle. Als mir endlich der Name ausgespuckt wurde und ich herausgefunden hatte, dass sie nur fünf Haltestellen von der Haltestelle am Park entfernt war, machte ich mich auf den Weg. Im Park spielten noch ein paar Kinder Rugby, Mütter mit kleinen Kindern im Kinderwagen kamen an mir vorbei, als die Sonne immer weiter über den Himmel wanderte. Als ich endlich nach zehn Minuten den Park durchquert hatte, lief ich geradeaus auf die Haltestelle zu. Der Fahrplan signalisierte mir allerdings, dass der Bus erst in 15 Minuten kam. Also stellte ich mich hin und wartete.

Mein Kopf war auf den Boden gerichtet, so dass ich gar nicht das schwarze Auto wahrnahm, das nun vor mir zum Stehen kam. Meine Augen waren weit aufgerissen, als ich sah, dass es das Auto von Macaulay war. Er hatte das Fenster heruntergekurbelt. „ Wo willst du hin, Taylor." rief er mir zu, seine eine Hand lag am Lenkrad. Ich kam mir vor, wie in einem Gangster Film. „ Weg." gab ich von mir. Ich musste ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich zu meinem Exfreund fuhr, um meine Kleidung wieder zu bekommen. „ Steig ein." befahl er mir plötzlich schroff. Ich schüttelte den Kopf und blickte ihn standfest an. „ Nein." „ Taylor.." knurrte er. Ich konnte froh sein, dass keine Menschenseele an der Haltestelle stand, denn sonst hätten die Leute definitiv geguckt. Ich überkreuzte meine Arme vor meiner Brust und rührte mich keinen Zentimeter vom Fleck. „ Gut. Ich habe dich gewarnt." hörte ich plötzlich seine Stimme. Er schaltete seinen Motor aus, riss die Tür auf und kam auf mich zugelaufen. Meine Augen öffneten sich und ich wich einen Schritt zurück. „ Entweder du steigst jetzt in mein Auto, Taylor oder ich trag dich. Ganz wie du willst!" ich zog die Luft erschrocken ein, als ich in seine wütenden Augen schaute. Ich schluckte. „ Willst du das ?" ich schüttelte den Kopf und sah, wie hinter Macaulays Augen etwas aufblitzte. So etwas wie ein Gefühl der Genugtuung. „ Dann steig jetzt in meinen Wagen." sagte er knapp, bevor er seinen Wagen umrundete und die Fahrertür öffnete. Ich öffnete ebenfalls die Beifahrertür mit zittrigen Händen. Mein Herz pochte laut in meiner Brust, als ich mich auf die Ledersitze fallen ließ. „ Wo willst du hin?" hörte ich ihn plötzlich von der Fahrerseite fragen. „ Zu meinem Fr....Exfreund." gab ich von mir. Für eine kurze Weile spürte ich seinen Blick auf mir. So als ob er mich verurteilen wollte. Dann ließ er jedoch die Zündung an und der Wagen schoss nach vorne. „ Wo wohnt er?" hörte ich plötzlich seine Stimme über den Motor dringen. Ich gab ihm die Adresse und biss mir auf die Lippen.

Den Rest der Fahrtzeit verbrachten wir schweigend nebeneinander. Was mir nur Recht war, da ich ziemlich nervös war. Meine Hände lagen feucht in meinem Schoß, als Macaulay den Wagen vor der Wohnung von Drew parkte. Mein Blick glitt zu dem silbernen Audi, der vor der Tür stand. Mein Herz dröhnte laut in meiner Brust, als ich mit zitternden Händen nach der Tür griff und sie öffnete. Meine Füße landeten auf dem Boden, bevor mein Blick das Haus hinaufwanderte. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete einmal tief ein und aus. Hinter mir nahm ich das Geräusch einer sich öffnenden Fahrertür wahr. Erschrocken drehte ich mich um, als ich Macaulay dabei beobachtete, wie er das Auto abschloss. „ Du ... du brauchst nicht mitzukommen." stammelte ich vor mich hin, während ich auf meine Schuhe starrte. Ich war schon nervös genug, Drew wiederzusehen, da brauchte ich nicht noch Macaulay, der Drew vermutlich mit seiner Art verärgern würde. „ Doch, Taylor." hörte ich seine kalte Stimme, die mir zu verstehen gab, dass ich ihm nicht widersprechen durfte. „ Okay... aber.. aber du bleibst vor der Tür stehen." presste ich zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Zum ersten Mal sah ich, wie Macaulay bei etwas zustimmte. Er nickte kurz, fixierte mich dennoch mit seinen dunklen Augen. „ Aber wenn es irgendeinen Grund geben sollte, da rein zu gehen Taylor, dann kann ich dir nichts versprechen..." seine Stimme klang bedrohlich. Ich schüttelte den Kopf. „ Nein, das wird nicht nötig sein." sagte ich bestimmend. „ Drew... er .. er ist nicht so einer wie..." Wie du, wollte ich sagen, biss mir allerdings noch im richtigen Moment auf die Zunge. Macaulay starrte mir für einen kurzen Moment weiterhin in die Augen, bevor er sich von mir löste, ich einmal tief ausatmete und mich auf den Weg zur Wohnung machte. Die Tür unten war offen, weshalb ich in den Flur reingehen konnte, ohne bei ihm unten klingeln zu müssen. Der Gedanke daran, dass er an seine Freisprechanlage gehen würde und mich nicht nach oben lassen würde, war mein Hauptgedanke in den letzten Minuten gewesen. Drew wohnte im zweiten Stockwerk, weshalb ich Macaulay anordnete er sollte unten vor der Tür stehen bleiben. Ich wusste nicht, ob ich es mir nur eingebildet hatte, aber ich hatte den Anschein, dass bei meinen Worten ein leichtes Knurren aus seinem Mund kam. Meine Füße zitterten, als ich die Treppen zu seiner Wohnung hinauflief. Als ich an seiner Tür angekommen war, schloss ich die Augen und drückte mit zittrigen Händen die Klingel nach unten. Ein hoher Laut drang durch die Wohnung und keine Minute später hörte ich mir vertraute Fußschritte am anderen Ende der Wohnung, bevor die Tür aufgerissen wurde und ich in die blauen, vertrauten Augen von Drew blickte. Ein kleiner Stich durchfuhr meine Magengrube. Ich sah, dass er sichtlich überrascht war, denn sein Mund klappte auf. „ Ella?" seine Stimme klang ebenfalls überrascht. „ Baby, was machst du hier?" bei dem Kosewort zuckte ich zusammen. „ Ich .. ich will meine Sachen abholen." presste ich mit zitternder Stimme hervor. Ich sah, wie Drews Gesicht ein wenig in sich zusammenfiel. „ Deine Sachen? Baby, dein Zuhause ist hier." seine blauen Augen bohrten sich in meine, seine Stimme fühlte sich so vertraut an. Ich sah Bilder von uns beiden vor meinen inneren Augen. Bilder von uns Beiden, als Teenager. An unserem Abschlussball, an unserem fünfjährigen Jahrestag. Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Bilder aus meinen Gedanken zu bekommen, als ich mich vorsichtig an ihm vorbeidrang und die Wohnung betrat. Als ich durch die Wohnung lief, entdeckte ich einen dunkelroten BH auf dem Sofa. Ein Eisklumpen bohrte sich in meinen Körper und ich versuchte den Schmerz zu unterdrücken, der sich in mir breitmachte. Ich wand meinen Blick ab und ließ ihn weiter durch das Wohnzimmer schweifen, bis er auf zwei Kartons fiel. Ich hatte sie mit einem pinken Stift beschriftet. Ich lief auf den ersten Karton zu und hob ihn hoch. In ihm befand sich meine ganze Kleidung. „ Ella.." hörte ich ihn mich unterbrechen. „ Komm zurück. Wir beide sind doch füreinander geschaffen. Weißt du nicht mehr.. wir wollten heiraten, wir wollten Kinder bekommen..?" bei seinen Worten wurde mir schlecht. „ Kinder bekommen." presste ich mit zittriger Stimme hervor „ Heiraten?!" meine Stimme überschlug sich nun. „ Drew, du hast mich betrogen!" keifte ich nun, mein Atem kam stoßweise. Ich sah, wie er zusammenzuckte. „ Ja, Ella ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe.. aber du verstehst nicht, wie es ist ein Mann zu sein und ständig dieses Bedürfnis zu haben.." ich war mir sicher, dass ich mich verhört haben musste! „ Einen Fehler?! Und was ist bitte das?!" keifte ich jetzt nun lauter, als ich mit meiner Hand auf den dunkelroten BH auf dem Sofa zeigte. Jetzt sah ich, wie Drew verlegen wurde. „ Ella... du warst die ganze Zeit nicht da. Was hätte ich denn machen sollen?!" Was hätte er, denn machen sollen?! Die Wut staute sich nun in mir hoch, doch stattdessen, dass ich ihn anschrie, versuchte ich die Ruhe zu bewahren. „ Garnichts Drew. Du wirst gar nichts mehr mit mir machen." meine Stimme klang ruhig, aber in mir tobte der Tornado. Ich lief mit dem Karton zu der Haustür und stellte ihn vor ihr ab. Dann lief ich zurück, um den nächsten Karton zu holen. Den Karton in dem sich meine Nähmaschine befand, die ich von meinem Vater zu meinem zwölften Geburtstag bekommen hatte. Sie war Pink und von Beldray und in den letzten zwölf Jahren hatte sie mir stets die Freundschaft erwiesen. Sie war mein Baby und ich würde sie für Nichts und Niemandem hergeben. „ Du haust doch jetzt nicht einfach ab, oder?" Drews Stimme wurde plötzlich lauter, er fasste sich mit seiner Hand in die braunen Haare. Mit der Hand, die so oft in meiner lag. Mit der Hand, die mich so oft berührt hatte. „ Doch tue ich." sagte ich bestimmend. „ Nein das tust du nicht." hörte ich ihn plötzlich brüllen. Ich zuckte zusammen. Noch nie in meinem Leben hatte ich Drew so schreien gehört. „ Du und ich, wir gehören zusammen Ella." ich sah wie seine Augen nun aufloderten. „ Nein, Drew gehören wir nicht, sonst hättest du mich nicht betrogen." stieß ich hervor, als ich einen Schritt nach vorne machte, um nach dem Karton zu greifen. Ich sah, wie Drews Augen zu mir wanderten und anschließend auf den Karton. Er stieß ein leichtes Schnauben aus. „ Du glaubst doch nicht, dass ich dich einfach so hier weggehen lasse. Mit deiner dummen Nähmaschine!" ich schnappte nach Luft, als er zwei große Schritte nach vorne machte und nach dem Karton griff. „ Drew." rief ich ängstlich aus. „ Gib mir den Karton wieder!" ich sah, wie er den Kopf schüttelte und in Richtung des Balkons lief. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken herunter, als ich ihm hinterherstolperte." DREEEEW!" meine Stimme kling nun lauter, verzweifelter. Inzwischen war Drew auf den Balkon getreten und hielt den Karton über die Brüstung. „ Sag, dass du bei mir bleibst." hörte ich ihn mit drohender Stimme sagen. Ich biss mir auf die Lippen und schloss die Augen. „ Drew.. du weißt selber, dass das zwischen uns nicht..." ein lautes krachendes Geräusch drang ein mein Ohr, ein Schrei durchfuhr meine Lippen, als ich meine Augen öffnete und beobachtete, wie der Karton aus Drews Hand fiel. Ich rannte zum Geländer und starrte mit erschrocken Augen auf den Boden unter mir, auf dem meine pinke Nähmaschine nun in Einzelteile zersprang. Tränen stiegen in meine Augen. „ Ella..." mein Name kam über seine Lippen, doch bevor er noch etwas Weiteres erwidern konnte, sah ich wie ein großer Schatten auf ihn zukam und keine Sekunde später, Drews Kopf nach hinten flog. Ich gab einen erschrocken Laut von mir, als Macaulays Faust auf Drews Kinn aufkam. Ein Knacksen ertönte durch die Luft und ich sah, wie Drew sich das blutende Kinn hielt. Seine Augen loderten nun vor Wut. „ Verdammt du Wichser!" rief er laut aus. „ Komm." rief mir Macaulay zu. Erschrocken starrte ich in an. „ Kennst du diesen Wichser etwa?" hörte ich Drew mich fragen, seine Augen hatten sich nun zu Schlitzen verengt. „ Hast du meine Freundin etwa angefasst!" knurrte Drew nun, er machte einen Schritt nach vorne und es sah aus, als ob er Macaulay eine verpassen wollte, nur das Macaulay viel größer und breiter war als er. „ Ich bin nicht deine Freundin Drew." murmelte ich. Macaulays Augen waren wachsam auf die von Drew gelegt. „ Taylor geh schon mal ins Auto, ich komme gleich runter." „ Taylor?" Drew lachte gespielt auf. „ Sind das eure neuen Koseworte?" ich spürte, wie mir schlecht wurde. „ Taylor, mach schon." sagte Macaulay nachdrücklich. „ Ella, wenn du jetzt mit ihm mitgehst, dann ist das endgültig vorbei, ich sag es dir nur!" rief Drew aus, seine blauen Augen hatten sich nun auf mich gerichtet. Ich schluckte. All die Jahre hatte ich geglaubt, dass Drew für mich der Richtige war, dass ich ihn heiraten würde. Doch genau in diesem Moment wurde mir klar, dass ich mich getäuscht hatte. Ich schloss kurz meine Augen, öffnete sie und fiel eine Entscheidung. Meine Hände zitterten, als ich mich mit dem Rücken zu Drew wandte und in Richtung Haustür wanderte. Es tat weh, denn es war nun endgültig. Drew und ich würden nie wieder zusammen kommen. Wir waren nicht mehr Drew und Ella. Ab jetzt war ich nur noch Ella.

Auf dem ganzen Weg nach Hause musste ich mich zusammenreißen, dass ich nicht weinte. Dabei wusste ich nicht, ob es mir mehr nach Weinen zumute war, weil es jetzt endgültig aus zwischen mir und Drew war, oder weil er meine Nähmaschine zerstört hatte. „ Warum.. warum bist du nach oben gekommen und hast Drew eine verpasst?" kurz vor Ende der Strecke traute ich mich nun endlich etwas von mir zu geben. „ Weil ich Arschlöcher nicht ausstehen kann." war seine knappe Antwort. Darauf folgten keine weiteren Gespräche.

Als wir bei seinem Haus angekommen waren liefen wir beide stumm die Treppen nach oben. Es war bereits zehn Uhr abends und ich war sehr müde. Mein Körper tat weh vom Training und meine Augen brannten. Ich wollte nur noch schlafen und mich unter meiner Bettdecke verstecken und weinen. Macaulay verschwand wie so jeden Abend sofort in seinem Zimmer. Ich war selbst zu fertig mir Essen zu machen, weshalb ich ohne etwas zu Essen schlafen ging. Allerdings brauchte ich wieder meine Zeit, bis ich einschlafen konnte, da das schwummrige Licht aus Macaulays Zimmer mich dazu zwang meine Augen aufzuhalten. Nach einer Weile schlief ich jedoch ein.

Ein leiser Schrei drang aus meinem Mund, als ich aufwachte. Mein Puls dröhnte laut in meiner Brust. Vor meinem inneren Auge sah ich immer noch, wie Drew meine Nähmaschine den Balkon herunterstürzte. Ich rieb mir einmal über die Augen und atmete tief aus. Es war nur ein Traum gewesen!

Erst jetzt bemerkte ich, dass rauschende Geräusch von Wasser, dass aus dem Badezimmer kam. Es war jetzt das dritte Mal. So schnell ich konnte warf ich meine Bettdecke von meinem Körper, schwang meine Beine vom Sofa und lief in Richtung des Badezimmers. Das Geräusch des Wassers war zum Glück so laut, dass es das Geräusch meiner nackten Füße auf dem Boden verschluckte. Vorsichtig ohne ein Geräusch zu machen, öffnete ich die Badezimmertür einen Spaltweit. Es war ziemlich dunkel im Badezimmer, einzig allein eine Lampe über dem Badezimmerspiegel brannte. Meine Augen wanderten weiter durchs Zimmer und blieben an etwas kleben. Ich hatte das Gefühl, als ob mein Herz für einen kurzen Moment stehen blieb. Macaulay stand am Waschbecken. Sein Kopf hing nach unten, von seinem Arm tropfte das Blut. Meine Augen wanderten zu dem Rasierer, der auf dem Waschbeckenrand lag, während das Wasser weiter lief. Ich musste einen erschrockenen Laut von mir gegeben haben, denn auf einmal hob sich Macaulays Kopf. Für einen kurzen Moment sah ich etwas Anderes in seinem Gesicht, als Kälte. Etwas Verletzliches. Doch so schnell es gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Seine dunklen Augen blickten kalt in meine, als ich die Tür vorsichtig einen Spalt öffnete und durch sie hindurch trat. „ Macaulay..." stieß ich leise aus. Ich war noch immer geschockt von dem, was ich gesehen hatte. Ich beobachtete, wie Macaulay mit seiner anderen Hand den Wasserhahn zu drehte. Das restliche Blut im Waschbecken wurde heruntergespült. Der Schnitt an seinem Arm blutete. „ Du.. du bist verletzt." keuchte ich, während ich ein paar Schritte nach vorne machte und nach seinem Arm griff. Im Laufe der Jahre hatte ich alles über Desinfizierungen mitbekommen und darüber wie man Wunden richtig verband. Luke und mein Vater waren Spezialisten darin sich zu verletzen. Mein Bruder, weil er viel zu oft auf Baumhäuser geklettert war, sich Schürfwunden zugezogen hatte, oder durch Dornen gelaufen war. Mein Vater dagegen baute uns Gartenhäuser, mir eine Prinzessinnenburg und ließ gelegentlich auf Dates mit meiner Mutter das Alphatier heraushängen. Meistens kamen die beiden danach streitend nach Hause. Meine Mutter war ziemlich aufgewühlt, dass mein Vater einen anderen Mann geschlagen hatte. Mein Vater hatte daraufhin nur erwidert, dass niemand seine Frau anfasste, außer er selbst. „ Wo ist dein Verbandskasten?" fragte ich ihn ruhig, während ich mich umschaute. Macaulay gab kein Wort von sich, stattdessen sah ich nur wie seine Augen sich auf meine legten. Ich versuchte es bei der ersten Stelle, die in meine Gedanken kam. Ich öffnete das Schränkchen unter seinem Waschbecken. Ich hatte Erfolg. Meine Hand griff nach einer Dose Infektionsspray. Ich nahm ein Stückchen Klopapier und sprühte ein wenig Spray hinauf. Dann griff ich nach Macaulays blutenden Arm, schob ihn vorsichtig zur Toilette und setzte ihn auf den Deckel. Dann ließ ich mich vorsichtig zwischen seine Beine sinken, griff erneut nach seinem Arm und tupfte vorsichtig über seine Wunde. Ich hörte, wie ein leises Zischen durch Macaulays Lippen drang. Ich hatte das komische Bedürfnis ihm mit der Hand über das Haar zu fahren. Er sah so zerbrechlich aus. Ich riss mich allerdings zusammen und behielt meine Finger bei mir. Als ich fertig getupft hatte, zog ich eine Rolle Verband aus seinem Verbandskasten. Zum Glück befand sich auch eine Schere darin. Vorsichtig rollte ich den weißen Verband ab und verband seine Wunde. Meine Finger wanderten über seinen Arm, während meine Augen auf sein Gesicht gerichtet waren, dass keine zehn Zentimeter von meinem entfernt war. Sein Atem drang an mein Gesicht, während ich den Verband gekonnt stramm zog und noch ein paar Mal um seinen Arm wickelte. Dann schnitt ich den Verband mit einer Schere ab und klebte ihn mit einem Pflaster zu. „ So fertig." sagte ich leise, ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Macaulay hatte während der ganzen Prozedur kein einziges Wort von sich gegeben, seine Augen waren immer noch auf mich gerichtet. Sie erinnerten mich an dunklen Rauchquarz. „ Du kannst jetzt gehen." seine tiefe Stimme ließ mich aufschrecken. „ Du hättest das nicht machen brauchen." Ich sah, wie er sich mit seinen Beinen hochstieß. Im selben Moment wich ich ein Stück nach hinten und stolperte ebenfalls nach oben. Sein Körper thronte nun wieder wütend über meinem. „ Geh ins Bett, Taylor." fuhr er mich an. Ich zuckte bei seinen Worten zusammen. Für einen kurzen Moment hatte ich gedacht, dass ... Ach was hatte ich eigentlich gedacht? Ich sah, wie Macaulay zur Tür wanderte. „ Und mach das Licht hinter dir aus." er blieb kurz stehen und für einen kurzen Moment dachte ich, dass er sich bei mir bedanken wolle. Doch stattdessen lief er nach ein paar Sekunden wieder los und ließ mich im Badezimmer alleine zurück.

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Es tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet, aber die letzte Woche war es sehr stressig bei mir, weshalb ich nicht dazu gekommen bin, das neue Kapitel hochzuladen. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem !:) 

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