Kapitel 100


Tränen laufen mein Gesicht herunter, als ich den Camaro auf die Straße lenke. Ich habe es kaum geschafft meinen Koffer ins Auto zu hieven, meine ganzer Körper zittert, als ich den Schaltknüppel in den nächsten Gang schiebe. Ein Schluchzer dringt aus meinem Mund, meine Sicht ist leicht verschwommen. Ich versuche mich zusammen zu reißen, mich zu beruhigen. Doch es tut so verdammt weh. Das Auto macht einen Schlenker. Ein erschrockener Laut dringt aus meinem Mund, meine Hände krallen sich um das Lenkrad. Mit pochendem Herzen wische ich mir hastig die Tränen trocken und versuche mich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Versuche meine Gefühle, den Schmerz in meinem Herzen mit all meiner Kraft runterzudrücken.

Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, als ich endlich am Flughafen angekommen bin. Mein Körper läuft in einem tranceartigen Zustand durch die Eingangshalle, bis ich am Schalter meiner Airline angekommen bin. Ich fühle mich, als ob ich eine außerkörperliche Erfahrung hätte, als ich der Frau am Schalter mein Flugticket vorzeige. Es ist, als ob ich mich von oben aus betrachten würde. Ich sehe, wie sie den Koffer aufs Kofferband hievt und ich mich schließlich vom Schalter wegbewege.

Ich erinnere mich kaum an den Flug, die nächsten Stunden wie ein schwarzes Loch in meinem Gedächtnis.

Ich komme erst wieder zu meiner Besinnung, als ich vor der Haustür meiner Eltern stehe. Es ist bereits zehn Uhr abends. Ich hab meinen Eltern nicht gesagt, dass ich komme. Plötzlich kommen die ganzen Emotionen der letzten Stunden wieder hochgeschossen. Tränen steigen in meine Augen und alles was ich auf einmal nur noch will, ist eine Umarmung von meinem Dad. Ich laufe unsere Auffahrt hoch, der Wrangler meines Dad's steht vor der Garage. Normalerweise machte mich der Anblick immer glücklich, doch dieses Mal nicht. Mit zittrigen Fingern, drücke ich auf die Klingel. Das Läuten, das durch das Haus dringt, klingt schrill in meinen Ohren. Ich höre Fußschritte, die näher kommen und plötzlich wird die Tür geöffnet.

„Ella Prinzessin?", die Stimme meines Vaters klingt geschockt und besorgt zu gleich. „Was machst du hier?"

Der Anblick meines Daddy's lässt mich endgültig zusammenbrechen. Ein qualvoller Schluchzer dringt aus meinem Mund, ich lasse den Koffer aus meiner Hand fallen und renne auf meinen Dad zu. Mein Kopf kommt auf seiner Brust auf, während die Tränen nun unkontrolliert mein Gesicht herunterfallen.

„Schhh, Baby girl, alles wird gut", die sanfte Stimme meines Vaters dringt an mein Ohr, seine Hand streicht in beruhigenden Bewegungen über meinen Rücken, während der Geruch von Sandelholz in meine Nase dringt.

„N...N...N....Nein, Daddy. Es wird nichts mehr gut.", ein weiterer schmerzvoller Schluchzer dringt aus meinem Mund und ich spüre, wie meine Beine unter mir nachgeben.

Doch bevor ich auf den Boden lande, hebt mein Dad mich hoch und ich liege in seinen Armen. So als ob ich noch ein kleines Mädchen wäre. Nur dass ich inzwischen 29 bin. Mein Kopf ist an seine Brust gepresst, während ich all meine Emotionen aus mir herauslasse. Ein wimmernder Laut dringt über meine Lippen, schallt durch die Nachtluft. Ich hatte meine dreijährige Ehe mit Aiden beendet. Ich hatte ihm sein Herz gebrochen und hatte unser Kind verloren. Finola. Meine süße, kleine Finola.

Mein Herz liegt schmerzend in meiner Brust. Wegen Finola, wegen Aiden, aber am Meisten, weil ich meinen besten Freund von mir gestoßen hatte. Meinen Liebhaber, meinen Seelenverwandten. Meinen weißen Krieger.

Ich kralle meine Finger ins Shirt meines Dad's und versuche nach Luft zu schnappen. „Atmen Ella, vergiss nicht zu atmen", dringt die Stimme meines Dad's wie in Trance zu mir.

Ich spüre seine Hand, die über meine Haare fährt. Es ist eine tröstliche Geste.

„Oh mein Gott West, was ich passiert?! Was macht sie hier?", dringt die besorgte Stimmer meiner Mum an mein Ohr.

„Babe...", ich höre meinen Dad irgendwas murmeln und dann ertönt plötzliche Stille.

„Ella Schatz", nach einer Weile ertönt die Stimme meiner Mutter, ihre Hand landet auf meinem Rücken. „Wie wärs wenn dein Vater dich runterlässt und ich dir einen Kakao mach?. Und wenn du willst, kannst du uns erzählen was passiert ist", ihre Stimme klingt sanft.

Ich hebe schließlich meinen Kopf und blicke in das besorgte Gesicht meiner Mum. Ihre langen blonden, lockigen Haare kringeln sich um ihr Gesicht, verleihen ihr fast schon einen jugendlichen Touch, obwohl sie bereits über 50 ist. Sie streckt ihre Hand nach mir aus, umfasst mein Gesicht und schaut mir für ein paar Sekunden einfach nur in meine Augen. Ich sehe die Liebe in ihrem Gesicht, was dazu führt, dass weitere Tränen in meine Augen steigen und ich nur bloß stumm nicke. Meine Mutter schenkt mir ein kleines Lächeln und macht sich auf den Weg in Richtung Küche.

Kaum ist meine Mum verschwunden, läuft mein Dad mit mir in Richtung Wohnzimmer.

Gotta hold on easy as I let you go, going to tell you how much I love you, though you think you already know...", die sanfte Stimme meines Dad's dringt an mein Ohr, als er anfängt Tim McGraw zu singen.

Ich schließe meine Augen und höre meinem Dad einfach zu, seine sanfte, tiefe Stimme umhüllt mich und beruhigt mich, so wie jedes Mal, wenn er diesen Song für mich singt. Schließlich setzt er mich auf der Couch ab und greift nach einer Decke und deckt mich damit zu, während er weitersingt. Dann lässt er sich neben mich fallen, legt seinen starken Arm um mich und zieht meinen Kopf auf seine Schulter.

Er drückt mir einen Kuss auf mein Haar und singt weiter.

„Someday some boy will come and ask me for your hand...". , abrupt bricht er den Song ab und fängt einen anderen Song an. Von dem er aber nur den Refrain singt.

„Yeah I, will love you, baby

Always and I'll be there

Forever and a day, always

I'll be there, till the stars don't shine

'Til the heavens burst and the words don't rhyme..."

Mein Herz schwillt vor Liebe zu meinem Daddy an.

„Ella Prinzessin, egal was passiert, ich werde immer für dich da sein und ich werde dich immer lieben. Vergiss das nie.", sagt er schließlich.

Ich wische mir mit meinem Ärmel übers Gesicht, hebe meinen Kopf und blicke meinen Dad an. Seine dunkelblauen Augen blicken mich voller Wärme an. „ Ich hab dich lieb Daddy. Ich...", ich schlucke . „Ich hoffe ich werde irgendwann einen Mann finden, der mich so gut behandelt, wie du."

Seine Lippen ziehe sich zu einem Lächeln nach oben, er beugt sich nach unten und streicht mir die Strähnen meines kurzen Haares, die mir über die Stirn fallen aus dem Gesicht. Dann gibt er mir einen Kuss auf die Stirn. „ Ella Prinzessin das hast du doch", sagt er schließlich.

Tränen schießen in meine Augen, ich beiße auf meine Unterlippe und schüttele meinen Kopf. „Nein Daddy...", gebe ich erstickt von mir. „Ich... ich... Aiden und ich sind nicht mehr zusammen. Ich ...ich hab mich von ihm getrennt.", die letzten Worte kommen in einem Schluchzer von meinen Lippen.

„Ella Schatz, dein Dad hat nicht von Aiden geredet", ertönt plötzlich die Stimme meiner Mutter.

Ich hebe meinen Kopf und sehe, dass sie in der Tür des Zimmer steht. Sie hat eine Tasse in der Hand auf der ein großer Kopf abgebildet ist. Ich muss nicht näher kommen um zu wissen, dass es vermutlich meine Justin Bieber Tasse ist. Ein erneuter Schluchzer dringt aus meinem Mund, meine Mutter macht ein paar Schritte auf mich zu und lässt sich schließlich auf der anderen Seite neben mich auf dem Sofa fallen. So dass ich direkt in der Mitte von meinen Eltern sitze.

„Du magst es zwar nicht glauben, aber damals gab es auch eine Zeit, da hab ich deinen Vater von mir gestoßen. Ich hab geglaubt, dass ich besser dran wäre ohne ihn. Aber Ella, weißt du man kann niemanden von sich stoßen, für den man die ganze Welt niederbrennen würde, um mit ihm zusammen zu sein."

Schmerz dringt sich durch mich hindurch bei ihren Worte. „Mum...", beginne ich schluchzend. „Ich... ich... ich will einfach nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr..."

„Ella, deine Mutter hat Recht", ertönt plötzlich die Stimme meines Vaters rechts von mir. „Das was mit Angus und Finola passiert ist, hat nichts mit Finlay zutun. Schlimme Dinge passieren. Sie werden immer passieren. So ist das Leben nun mal. Aber das gibt dir nicht die Erlaubnis alles Gute von dir zu stoßen", die Stimme meines Dad's klingt sanft, verursacht, dass die Tränen nun mein Gesicht herunterströmen.

„Dad, er... er ist nicht gut für mich", ich schüttele meinen Kopf, ein stechender Schmerz bohrt sich in mein Inneres bei meinen Worten. „Er wird mich irgendwann mit sich in die Dunkelheit reißen... guck, was er die letzten fünf Jahre mit mir gemacht hat!", meine Stimme klingt auf einmal aufgebracht. „Guck, was mit Angus passiert ist!", ein lauter Schluchzer dringt aus meinem Mund.

„Aber was hat Angus mit Finlay zu tun?", fragt meine Mutter plötzlich.

„Weil Angus nicht Aiden's Kind war Babe. Er war Finlay's", antwortet mein Dad auf einmal.

Mein Sichtfeld ist komplett mit Tränen verschleiert, meine Brust hebt und senkt sich unruhig. Mein Dad greift nach meiner Hand und drückt sie einmal kräftig. Ein stilles Versprechen, dass er da sein würde und mich niemals loslassen würde.

„Ella ist das wahr?", fragt meine Mum ungläubig.

Ich kann nicht anders, als nur zu nicken.

„West woher... woher wusstest du...?", stammelt meine Mum nun.

„Ich wusste es nicht", fängt er schließlich an. „Aber ich hab es immer vermutet.. Das Ganze hat sie extremer mitgenommen, als es sie hätte mitnehmen können, wäre Aiden der Vater gewesen. Wenn Angus von Aiden gewesen wäre und sie Aiden so wie Finlay geliebt hätte... dann hätte sie nachdem Angus bei der Geburt gestorben ist, wenigstens noch eine Person gehabt die ihr Halt gibt. Jemanden, den sie liebt. Doch stattdessen hat sie nicht nur eine Person verloren, die sie liebt sondern zwei."

Ich schließe meine Augen bei den Worten meines Dad's, versuche die Bilder aus meinem Kopf zu bekommen. Wie ich im Krankenhausbett liege, der Arzt vor mir mit einem dieser Gesichter, die ich schon so oft im Fernsehen gesehen hatte. Seine Stimme so monoton, als ob er die Nachrichten vorlesen würde, als er mir erzählt, dass Angus tot sei, dass er es nicht geschafft hatte. Dass sein Herz es nicht geschafft hatte.

„Ella Schatz...", unterbricht meine Mutter nach einer gefühlten Ewigkeit schließlich meine Gedanken. „Liebe ist nicht immer perfekt und dein Partner ist auch nicht immer perfekt. Niemand ist das. Als ich deinen Dad kennengelernt habe, da hab ich gedacht, er ist ein notorischer, flirtender Playboy... was er auch irgendwie war", sie lacht kurz auf. „Wenn ich in meine Zukunft blickte, hab ich mich nie mit jemanden wie deinem Dad gesehen. Aber das Leben ist nun mal nicht planbar, Ella. Und schon gar nicht die Liebe. Wir können uns nicht aussuchen, wem wir unser Herz schenken und wen wir lieben. Aber glaub mir eins, wenn wir jemanden treffen für den wir die Welt niederbrennen würden, dann müssen wir an dieser Person festhalten.", sie blickt für eine kurze Weile meinem Dad in die Augen und die Liebe in ihrem Blick, zerreißt mir fast das Herz. „Es wird immer Phasen geben, in der sich der eine mehr in der Dunkelheit befindet als der Andere. In denen Einer von Beiden der ist welcher dem Anderen Licht spendet. Und ja in manchen Beziehungen wird einer immer heller strahlen als der Andere. Und ja er wird dich vielleicht mit sich in die Dunkelheit ziehen, aber Ella wenigstens seid ihr dann nicht alleine in der Dunkelheit, sondern zusammen. Und sein Leben mit jemanden zu verbringen, der dein Herz jedes Mal zum Stolpern bringt, wenn du ihn ansiehst, auch noch nach fast 30 Jahren, ist das größte Geschenk, was du jemals bekommen wirst."

Ich kann nicht anders, als ein bisschen zu lächeln. Es war so typisch meine Mum, dass sie während sie mir eine Ansprache hielt, noch gleichzeitig ihre Liebe für meinen Vater erklärte."

„Natürlich neben Kindern.", sagt meine Mutter plötzlich sanft und drückt mir einen Kuss auf die Haare.

Meine Lippe fängt an zu zittern. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals wieder bereit sein werde, welche zu haben...", flüstere ich.

Mein Dad streckt seinen Arm aus und zieht mich wieder an sein Aerosmith Shirt.

„Gibt dem ganzen Zeit. Wie man so schön sagt: Zeit wird alle Wunden heilen. Und wenn du danach immer noch nicht bereit bist, ist das auch in Ordnung Ella Prinzessin. Deine Mum und ich werden dich immer lieben, vergiss das nie." 



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Hier das 100 Kapitel. 

100. Das ist schon eine ganz schöne Nummer. Ich kann nicht glauben, dass ich einfach 100 Kapitel geschrieben hab :o. 

Danke an alle, die solange schon dabei sind <3 

PS: 

Was glaubt ihr, wie das Buch ausgeht ? 

Ein schönen Sonntag euch allen <3 

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