Bonusszene
„Daddy weißt du überhaupt wo wir hinlaufen müssen?", fragt Bedelia kichernd, ihre kleinen Finger fahren dabei durch die längeren Haare meines Ehemanns, während ihre Beine um seine Schultern baumeln, ihre roten Gummistiefel mit Schlamm bedeckt.
Ich liebte sein längeres Haar. Wenn ich es ansah, pochte mein Herz in meiner Brust und es juckte in meinen Fingern, durch es hindurchzufahren. Mein weißer Krieger.
„Natürlich weiß ich, wohin ich gehen muss, Liebes. Die Feen sagen es mir", flüstert er ihr mit verschwörerischer, tiefer Stimme zu, während er nach einem von Bedelias Füßen greift, was die Fünfjährige zum Kichern bringt.
„Daddy, hör auf! Das kitzelt!", kichert sie, gleichzeitig versucht sie ihren Fuß aus seinem Griff zu ziehen, wobei ihr kleiner rotkarierter Kilt leicht im Wind flattert.
Fast synchron zu ihren blonden, kleinen Locken. Sowohl sie als auch ihre Schwester waren mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Bis auf ihre Augen. Sie hatten die Augen von Finlay und jedes Mal, wenn ich in sie blickte, hatte ich das Gefühl nach Hause zu kommen.
„Mögen Feen Küsse, Daddy?", dringt eine weitere Stimme durch die kalte Luft um uns herum. „Das tun sie doch Mummy, nicht wahr?", Fia zieht leicht an meinem Haarschopf, um meine Aufmerksamkeit damit zu erregen.
Ich lehne meinen Kopf in den Nacken und blicke direkt in das süße Gesicht meiner drei Minuten jüngeren Tochter, die auf meinen Schultern sitzt.
„Möglicherweise", entgegne ich mit einem sanften Lächeln, bevor ich meinen Blick wieder auf den steinigen Weg vor uns richte. „Warum?"
Meine Hände halten Fias kleine Beine, die aus einem grünkarierten Kilt hervorlugen, an meinen Schultern fest, während ich versuche, mit meinem Mann Schritt zu halten. Meine Füße bewegen sich über leicht feuchte Steine, während in der Ferne Berge schweben. Ich hasste immer noch jede Art von körperlicher Betätigung. Aber mein Mann leider nicht. Das ist auch der Grund warum wir unseren Urlaub auf der Isle of Skye verbringen und zu den Fairy Pools wanderten.
„Weil ich einer Fee einen Kuss geben möchte, wenn ich sie finde. Oh schau mal, Beds!", schreit Fia ihrer Schwester schließlich zu und zeigt mit ihrem kleinen Zeigefinger auf das erste Becken in der Ferne, das von Felsen umgeben ist.
Das Rauschen eines Wasserfalls dringt an mein Ohr und als wir den ersten Pool erreichen, blicke ich in fast türkisfarbenes Wasser, das in einer kleinen Felsbucht liegt. Die Witterungsbedingungen trüben die Farbe ein wenig, aber selbst im Herbst sieht es aus wie etwas aus einer anderen Welt. Als ob magische Wesen darin leben könnten.
„Oh ich möchte wirklich eine küssen! Feen sind bestimmt total süß!", quietscht Fia erneut, während sie nun aufgeregt in die Hände klatscht.
Ein leises, tiefes Lachen dringt zu mir herüber. Es macht mein Herz glücklich. Ich würde nie genug von seinem Lachen bekommen. Dafür war er einfach viel zu lange traurig gewesen.
„Sie mögen keine Küsse, Fi. Erinnerst du dich noch an die Geschichte von Thomas dem Reimeschmied, die Daddy uns erzählt hat?", meldet sich eine dritte Stimme zu Wort.
Ich drehe langsam den Kopf, ein Lächeln auf den Lippen, als ich unseren Adoptivsohn Cailean ansehe, der mich mit seinen dreizehn Jahren bereits einen halben Kopf überragte. Sein braunes Haar hatte den gleichen Haarschnitt wie Finlay. Wie der Vater, so der Sohn. Seine braunen Augen blicken ernst zu Fia, als er nun fortfährt.
„Du weißt, wenn du eine Fee küsst, kann diese dich alles tun lassen, was sie will. Zum Beispiel kann sie dich und Bedelia mit ins Feenland nehmen und dann seht ihr Mummy und Daddy vielleicht jahrelang nicht. Die Zeit im Feenland vergeht nämlich schneller als im Menschenland", sagt Cailean wissend.
. „Willst du das?", fragt er Fia erneut und zieht dabei eine seiner braunen Augenbrauen hoch.
Cailean, mein frecher kleiner Welpe.
„Uh-Uh", bringt Fia schließlich kopfschüttelnd hervor, ihre blonden Ringellöckchen schwingen ihr dabei ums Gesicht.
„Daddy, magst du Küsse?", mischt sich plötzlich Bedelias Stimme ein und bringt mein Herz dabei zum Schmelzen.
„Aye, das weißt du doch", antwortet Finlay mit einer leicht heiseren Stimme, kurz bevor ich Bedelia beobachte, die augenblicklich ihren Kopf senkt und mit ihren kleinen Händen die Wangen ihres Vaters umfasst.
Schmetterlinge fliegen in meinem Bauch, als ich beobachte, wie Bedelia schließlich einen lauten Schmatzer auf Finlays Stirn drückt. Das Geräusch erfüllt die Luft um uns herum und bringt mich zum Kichern. Finlay dreht seinen Kopf in Richtung meiner Stimme und hebt eine Augenbraue.
„Weißt du was kleine M?", fragt Finlay Bedelia schließlich.
„Hey! Ich dachte, ich wäre die kleine M?", ruft Fia über mir empört aus.
„Ihr seid beide meine kleinen M's. Meine M&M's", entgegnet Finlay sanft und greift dabei nach Bedelias Hand und drückt ihr einen Kuss auf die kleinen Fingerknöchel.
„Wofür steht die kleine M?", ertönt plötzlich Caileans Stimme fragend.
„Kleine Monster", scherzt Finlay.
„Neeeeein, tut es nicht!" jammert Fia sofort. „Es bedeutet kleine Macaulay wie unser Nachname. Wie Daddys und Mummys Nachname",
„Und der von Cailean", ergänzt Finlay sanft.
„Ja, aber er ist doch schon der große M, Daddy!", sagen Fia und Bedelia gleichzeitig und fangen an zu kichern, gleich nachdem sie beide „verhext" schreien.
Finlay setzt schließlich eine kichernde Bedelia auf den Boden ab, während ich Fia ebenfalls absetze.
„Cailean, wie wäre es, wenn du deine Schwestern mitnimmst und ihnen das Feenbecken etwas näher zeigst. Aber nicht zu nah", warnt er mit dunkler Stimme.
Cailean nickt nur, bevor er die Hände seiner Schwestern nimmt und mit ihnen in Richtung des Feenbeckens läuft.
Sobald sie weg sind, finden Finlays Augen mich sofort. Obwohl er mich immer noch nicht richtig sehen kann. Es war wie eine zweite Natur. Wir spürten uns gegenseitig.
Die Luft zwischen mir und meinem Ehemann lädt sich auf und ich habe das unmittelbare Bedürfnis, in ihn hineinzukriechen und mich in sein Herz zu wickeln. Obwohl das meiste von mir sowieso schon um es gewickelt war.
Meine Augen gleiten über ihn. Über seine kantigen Züge, über seine vollen Lippen und die schwarzen geschnörkelten Linien an seinem Hals. Bis mein Blick seine Augen findet und sich im Grün derer verlieren.
Unsere Blicke halten einander fest, während er zielstrebig vorwärts schreitet. Auf mich zu, wie er es schon tausendmal in den letzten fünf Jahren getan hatte. Und sogar davor. Denn so war es mit der Liebe. Sie schlich sich an dich heran und bevor du dich versahst, griff sie an und hatte dich in ihren Klauen.
Schließlich bleibt Finlay vor mir stehen, seine Hand fährt unter mein Kinn und neigt meinen Kopf leicht, damit ich ihm in die Augen blicken kann.
„Ich liebe dich, das weißt du doch, oder?" fragt er mich heiser, während er mich mit purer Hingabe im Gesicht anschaut.
„Ja", hauche ich aus, während meine Hände sein Gesicht umschließen. „Ich liebe dich auch, Finlay", entgegne ich sanft.
Ein Lächeln formt sich auf seinen Lippen, bevor er den Kopf senkt, den Abstand zwischen uns schließt und seine Lippen schließlich sanft auf meine presst. Die Funken sprühen wie jedes Mal, wenn er mich küsst. Mein Herz seufzt, als ich mich an ihn lehne und in seine warme Umarmung sinke. Umgeben von seinen tätowierten Armen, an seine warme Brust gelehnt, die durch das unregelmäßige Pochen seines Herzschlags gekennzeichnet ist, lasse ich seine Lippen den Kuss intensivieren. Gänsehaut macht sich auf meiner Haut breit, wie jedes Mal, wenn ich meinen Mann küsste. Selbst nach all der Zeit fühle ich mich immer noch unheimlich zu Finlay hingezogen. Er war immer noch die Person, für die ich die ganze Welt niederbrennen würde, um ihn zu erreichen.
„Danke, dass du mich zu einem Vater gemacht hast", haucht Finlay emotional gegen meine Lippen, bevor er mich weiter küsst.
Seine Zunge gleitet zwischen meine Lippen und mein Herz beginnt höher zu schlagen. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und lasse mich von ihm verzehren.
Von meinem weißen Krieger.
Von meinem Mann.
Und von der Liebe meinesLebens.
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Ich weiß, es ist wahrscheinlich eine Überraschung für euch, dass ich für dieses Buch eine Bonusszene geschrieben habe. Und ich hab mir eigentlich auch geschworen, dieses Buch nie wieder anzurühren, weil ich Angst hatte, ich würde es ruinieren. Aber nachdem ich die letzten eineinhalb Wochen in Schottland im Urlaub verbracht habe, hab ich Inspiration bekommen. An einem Tag bin ich mit meiner Freundin zu den Fairy Pools auf der Isle of Skye gewandert und auf einmal hab ich Bedelia's Stimme in meinem Kopf gehört und die Szene so lebhaft vor mir gesehen, ich konnte nicht anders als sie niederzuschreiben.
Ich habe beim Schreiben mehrmals geweint, weil mir Macaulay bis heute so sehr am Herzen liegt und ich ihn einfach nur beschützen möchte. Ich wusste bis dahin nicht einmal , wie sehr ich die beiden vermisst habe . Manchmal bin ich in sehr seltenen Momenten erstaunt, was ich kreiert habe.
Ich hoffe, es gefällt euch.
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