8. Kapitel
Ich sehe auf das Meer und einen kleinen Augenblick denke ich, ich habe diese Farbe schon einmal gesehen, doch ich schüttle nur den Kopf. Ich war hier noch nie und da ich finde, dass das Meer überall anders aussieht, kann es nicht sein.
Die Farbe des Meeres kann man schlecht beschreiben, wie ich finde. Ich kann jetzt sagen, dass es blau ist, vielleicht einen Touch von Indigo hat und eine ziemlich große, aber beruhigende Tiefe, doch das würde es nicht mal im Annähernden treffen.
Es ist einfach wunderschön. Einmal war ich auf Ibiza und da war es schon fast Azur, doch irgendwie eben auch nicht. Ich kann nicht sagen, welche der beiden Farben mir besser gefallen hat, da sie ebenso wenig vergleichbar sind. Sie sind beide auf ihre eigene Art wundervoll und ändern sich praktisch jede Sekunde, doch sie bleiben die gleichen.
Für manche mag das jetzt irrsinnig sein oder schwer zu verstehen, doch für mich ergibt es Sinn. Ich denke alle, die bereits mehr als einmal am Meer waren, wissen was ich meine. Doch da muss ich wohl doch mal meine Sachen holen. Gemma und Mum haben ihre Koffer schon und auch meiner steht bei ihnen.
Ich blicke wieder auf den Ozean und laufe den beiden anschließend zum Schiff hinterher. Wenn man direkt davor steht, sieht es riesig aus. Da sehe ich, dass Mum bereits mit jemandem spricht und wie es scheint, scheint die etwas ältere, aber freundlich dreinblickende Dame die Gäste zu empfangen. Wir bekommen jeder einen Plan vom Schiff. Es dauert nicht lange, bis wir in diesem sind und die Rezeption gefunden haben.
Wir beschließen, doch nicht mehr durch Gibraltar zu laufen, denn wir sind alle ziemlich fertig nach dem Flug und dem Transfer.
Ich lasse mich auf mein Bett fallen und sehe die hellblaue Decke der Kajüte an. Sie ist nicht groß, aber groß genug für mich. Außerdem habe ich ein schönes, großes Fenster. Unsere Zimmer liegen auf dem siebten Deck, das heißt, ich kann schön weit über den Ozean sehen, aber doch die Wellen erkennen. Ich öffne das runde Fenster direkt und atme erneut die frische Seeluft.
Doch ich muss anfangen, meine Sachen auszupacken und einzuräumen. Ich habe eine halbe Stunde, bis Mum, Gemma und ich uns wieder treffen und über das Schiff gehen wollen.
Mum's und Gemma's Zimmer ist gegenüber von meinem. Ich bin sehr zufrieden damit, da ich es irgendwie doch blöd befunden hätte, wenn es am anderen Ende des Ganges gewesen wäre.
Ich seufze und raffe mich auf. Meinen Koffer lege ich geöffnet aufs Bett. Bevor ich jedoch anfange meine Sachen in den Kleiderschrank zu räumen, mache ich mir meine Haare in einem Dutt zusammen und ziehe mir eine Kurze Hose an.
Zu meinem Erstaunen bin ich doch relativ schnell fertig. Ich nehme mein Handy und verbinde es mit dem WLAN, dessen Passwort ich vorhin an der Rezitation bekommen habe. Ich habe ein paar Nachrichten von Niall, die alle besagen, dass er mich hasst, dass ich weg bin, da es in London wohl schon das erste mal geregnet hat. Meine Antwort darauf ist ein Foto aus dem Fenster, dass den weiten, blauen Ozean und die hell leuchtende Sonne zeigt. Ich weiß, dass es Niall's Laune vermutlich nicht besser machen wird, aber wozu sind beste Freunde schließlich da? Doch dazu schreibe ich, dass ich hoffe, ihm wird nun etwas wärmer.
Wie zu erwarten, sagt er wieder, dass er mich hasst, aber kurz darauf kommt die Nachricht, dass es aufgehört hat zu regnen.
Ehe ich antworten kann kommt jemand in mein Zimmer. Es kann nur Gemma sein, da jeder normale Mensch vorher geklopft hätte.
„Wir wollen los, bist du fertig?" fragt sie und ich nicke. Ich schließe mein Handy in den Safe, da ich es gerade wirklich nicht brauche, nehme meine Schlüsselkarte und verlasse das Zimmer.
Auch Mum und Gemma haben sich in der Zwischenzeit etwas anderes angezogen.
Wir gehen los und schnell finden wir uns auf dem oberen Deck wieder. Hier ist der Pool, eine Bar und auch eines der Restaurants. Außerdem kann man hier direkt über das ganze Meer sehen. Theoretisch jedenfalls, denn wir stehen gerade an der Reling zur anderen Seite, also sehen wir gerade auf den Hafen.
Doch mir schwirrt immer noch die Frage im Kopf herum, wo ich diese Farbe, die das Meer hier hat, schon einmal gesehen habe. Ich weiß selber, dass es nicht sein kann, aber dennoch bin ich mich wirklich sicher.
„Alles okay?" will Gemma plötzlich wissen und erst da bemerke ich, dass ich scheinbar schon etwas länger auf die Menschen schaue, die unten im am Hafen herum laufen.
„Mhm? Ja, alles gut." erwidere ich nur schnell und versuche irgendwie wieder auf andere Gedanken zu kommen.
„Komm!" sagt sie nur und ehe ich mich versehe, zieht sie mich zur Bar.
„Was wird das Gemma?" frage ich etwas genervt, muss aber doch lachen.
„Nichts, ich habe nur Durst." erklärt sie lediglich schulterzuckend und bestellt sich einen Drink.
Ich sehe sie nur verwirrt und etwas überrascht an. „Gemma wir haben gerade mal kurz nach fünf!" sage ich, aber sie lacht nur. „Harry... die Drinks sind gratis. Sie sind hier all-inklusive und außerdem sind wir im Urlaub, also kannst du bitte dein „Großer-Bruder-Gehabe" bei Seite schieben? Nur für vier Wochen?" bittet sie mich und ich verdrehe die Augen. „Und wer soll dann auf dich aufpassen?" will ich wissen, muss aber selber lachen. Doch Gemma weiß genau, dass es nicht ganz nur zum Spaß war. Sie ist meine Schwester und auch wenn sie älter als ich ist, passe ich auf sie auf. Natürlich nicht immer, aber ich möchte einfach nicht, dass ihr irgendwann einmal irgendein Typ das Herz bricht.
Ich drehe mich um und schaue über das Deck. Und einen Moment habe ich das Gefühl, die Farbe des Meeres wieder gesehen zu haben, aber keinesfalls, weil ich den Ozean angesehen habe, nein.
Ich habe gerade direkt in ein paar unglaublich blauer Augen gesehen.
(Wer ist es wohl)
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