41. Kapitel

Es vergeht noch einige Zeit und als ich zu meinem Zimmer gehe, steht davor eine leicht geschwungene Vase aus Glas. Es ist eine hohe, dünnere Vase, also perfekt für Rosen. Ich hebe sie auf und öffne mein Zimmer mit der Zimmerkarte. Als erstes lege ich meine Sachen einfach neben die Tür. Dann gehe ich mit der Rose und der Vase ins Badezimmer. Ich lasse Wasser einlaufen und stelle die Rose hinein. Anschließend gehe ich zu dem kleinen Tisch und stelle die zweite Blume dazu. Das Wasserglas leere ich im Waschbecken aus und spüle es kurz aus.

Schnell stelle ich mich unter die Dusche. Ich beeile mich etwas, mich fertig zu machen, aber dennoch mache ich es ordentlich. Ich grinse bei dem Gedanken daran, dass Louis wirklich gleich mit uns zu Abend ist. Ich hoffe immer noch darauf, dass er mich dann an die Bar oder so entführt, also weg von Mum und Gemma, denn ich vermisse jetzt schon seine Lippen auf meinen.

Es klingt bescheuert, das ist mir jedoch egal; absolut egal.

Ich bin soweit fertig, habe aber noch etwas Zeit. Doch da fallen mir meine Sachen von vorhin auf, die ich einfach in die Ecke geschmissen habe.

Es dauert nicht lange, bis ich sie weg geräumt habe, doch es dauert lange genug, dass ich noch etwa zehn Minuten habe, bis ich los muss.

Wie aufs Stichwort klopft es an der Tür. Es ist Mum, die bereits fertig ist, doch ich höre Gemma, wie sie aus dem Zimmer gegenüber ruft. „Sekunde, bin sofort fertig!!"

Ich lache, nehme meine Sachen und gehe kurz zu Gemma. Diese steht im Bad vor dem Spiegel und versucht etwas kompliziert den Reißverschluss ihres Kleides zu zumachen, doch dieser liegt leider am Rücken.

Ich schmunzle bei dem Anblick, gehe ein paar Schritte auf die zu und schließe ihr Kleid schnell.

„Danke." sagt sie nur, nimmt mir meine Sachen aus der Hand und packt sie in ihre Handtasche.

Louis ist nirgends auf dem Gang zu sehen, daher sage ich nichts und gehe Mum und Gemma hinterher in Richtung des Restaurants.

Wir finden schnell einen Tisch, welcher wie immer auf der Terrasse liegt. „Wann kommt Louis?" fragt Gemma und ich sehe auf die Uhr, welche an der Wand des Restaurants hängt.

„Jetzt." sage ich nur, da er ein paar Minuten zu spät ist, doch ich dies nicht unbedingt sagen will. „Dauert nicht mehr lange." füge ich daher hinzu und sie nickt, auch wenn sie mich einen Moment skeptisch angesehen hat. Ich versuche zu verbergen, dass ich doch etwas nervös bin. Ich verstehe einfach nicht, weswegen Louis zu spät ist.

Louis hat mich versprochen, dass er pünktlich kommt, da es ihm ebenso wichtig ist, dass meine Familie gut über ihn denkt. Mich macht dieser Gedanke glücklich. Man anderer würde sagen, ist mir egal, es geht um dich und mich und nicht um deine Familie, doch mir bedeutet es doch etwas, wenn meine Familie mit ihm klar kommt und ihn mag.

Außerdem denke ich, dass es für sie ein besseres Gefühl ist, wenn sie wissen, mit wem ich meine Zeit verbringe. Erklärt habe ich Louis das zwar nicht, aber er hat bereits angedeutet, dass er ebenso dafür denkt und dass ich irgendwann mal seine Familie kennenlernen werde.

Es war eher ein kleiner Nebensatz, aber ich habe es nicht überhört. Aber ich spreche noch nicht ihm darüber. Es ist mehr ein Gefühl, an dem ich festmache, dass es wahrscheinlich das bessere ist.

Der Kellner kommt und wir bestellen etwas zu trinken. Louis bestelle ich einen Wein, denn er ist immer noch nicht da. Ich merke, wie nun auch Mum und Gemma etwas skeptisch werden und beide kurz davor sind, mich zu fragen, wo er denn bleiben würde.

Doch sie tun das nicht. Gemma schmunzelt plötzlich nur und einen kleinen Augenblick später, weiß ich auch, weswegen.

Ich blicke zur Seite und sehe Louis aus dem Restaurant kommen.

Ich lächle sofort und kurz darauf steht er an unserem Tisch. Er trägt eine schwarze Hose und ein dunkles Hemd. Außerdem hat er eine Jacke über dem Arm hängen, die er nun über die Lehne des Stuhles legt.

„Tut mir leid, das ich zu spät bin. Ich hatte ursprünglich gedacht, ich hole Harry und auch Sie ab." erklärt er kurz, ehe er meine Mum und anschließend Gemma die Hand reicht.

„Kein Problem!" sage ich schnell und er wendet sich zu mir. „Hey." sagt er, setzt sich und beugt sich zu mir herüber. Er gibt mir einen kleinen Kuss, doch so ist es sehr wahrscheinlich besser.

Da kommt auch schon der Kellner wieder und stellt uns unsere Getränke hin. Wir stehen auf und gehen zum Buffet, doch wie eigentlich immer, bin ich der letzte, der wieder am Tisch ist.

„Wie als bist du?" fragt Gemma Louis direkt und wie immer, ohne Scham.

Ich sehe sie etwas warnend an, aber Mum lacht nur, was dies wieder entkräftet.

„Ich bin 22." antwortet er nur.

Gemma ist etwas überrascht und sieht ihn fragend an. „Dann studierst du? Oder machst eine Ausbildung?" will sie wissen und ich verdrehe die Augen. Muss sie ihn wirklich so ausfragen?

„Ich studiere. Ich studiere seit zwei Jahren Literatur. Irgendwann möchte ich ein Buch schreiben, aber nebenbei spiele ich noch Fußball." erzählt er und die beiden Frauen scheinen wirklich zufrieden zu sein.

„Aber erst einmal werde ich bei einem Verlag arbeiten." sagt Louis und nimmt einen Schluck seines Weines, isst etwas.

Ich habe dort einmal ein Praktikum gemacht und es für mich entdeckt. Ich lese praktisch Bücher und entscheide mit ein paar andern, ob wir sie publizieren oder nicht, ob man etwas ändern sollte, wenn ja inwiefern. Man arbeitet dort in verschiedenen Teams und dieser Verlag setzt jetzt darauf, dass in den Teams alle Altersgruppen vertreten sind. Ich bin in einem Jahr mit dem Studium fertig, also wenn es weiterhin gut läuft." erzählt er und lächelt.

„Aber eigentlich möchte ich am liebsten selbst Autor werden. Doch daran wage ich mich erst, wenn ich mir eine eigene Existenz aufgebaut habe. Jetzt ist mir das wirklich einfach noch zu riskant. Es gibt so viele Autoren, die niemand kennt."

Nun sind beute überzeugt. Louis merkt es scheinbar ebenso, wie ich, denn er legt eine Hand auf meine, welche auf dem Tisch neben meinem Teller liegt.

Ich sehe ihn etwas überrascht an. Dann sehe ich zu Gemma sie es ebenfalls gesehen hat und mir einen deutenden Blick zuwirft.

Louis hingegen scheint es ganz normal zu finden und streicht mit seinem Daumen immer wieder über meinen Handrücken. Ich erwidere diesen Druck leid und lächle, ehe ich weiter esse.

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